Geliebte Corinna
- Regie:
- Borsody, Eduard von
- Jahr:
- 1956
- Genre:
- Drama
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
12.02.2007 | 22:34In der Reihe "Filmpalast - Kinohits von Gestern" mit der Tagline "Unvergessene Stars und ihre Filme" verhilft e-m-s ein paar wiederentdeckten Vertretern des deutschen Kintopps zu neuen Leben im Player. Die DVDs mit den Klassikern erscheinen in chronologisch ungeordneten Schüben und kosten je nach Anbieter zwischen 10 und 15 Euro. Im Release-Schwung vom Dezember 2006 befand sich unter anderem auch "Geliebte Corinna" aus dem Jahr 1956.
Zur Story
Corinna ist ein pfiffiges Mädel. Muss sie auch sein. Immerhin hat die gelernte Krankenschwester einen guten Job als Laborantin im Hamburger Tropeninstitut und würde sich heutzutage sicher MTA schimpfen. Damals war dieser Beruf aber noch nicht mal erfunden. Was es allerdings schon gab, war der Frust, - wiewohl leidlich grün hinter den hübschen Öhrchen - immer noch unbemannt durchs Leben zu laborieren. Nicht dass sie keine Verehrer hätte. Nein. Nur der Richtige scheint bislang nicht dabei. Schon gar nicht der psychotische Schauspieler Klaus Brockmann. Der outet sich als allzu penetranter Bewerber um ihre Hand, als er ihr bei einem Date am Strand gewaltsam an die Wäsche will. Zeit für den Auftritt des galanten Retters namens Peter Mannsfeld.
Der hat mit der Aktion, dem Lüstling spontan die Visage zu polieren, sogleich mehrere Steine im Brett bei unserer Corinna. Obwohl er locker 20 Lenze mehr zählt, baggert der wohl situierte Plantagenbesitzer aus Indonesien wie ein junger Gockel - und dem Frollein gefällt's so sehr, dass sich die beiden am Ende eines gemeinsam verbrachten Tages auf der Reeperbahn sogleich ihre innige Liebe gestehen. So weit, so unglaubwürdig. Es kommt aber noch doller: Unser Peter muss wech. Und das ziemlich dringend. Eine Verkettung unglücklicher Umstände verhindert sowohl eine Erklärung, als auch einen ordnungsgemäßen Abschied. Mannsfeld entschwindet nach Asien. Und datt arme Conny?
Die wartet ein halbes Jahr auf irgendein Lebenszeichen ihres Lustgreises. Sie schreibt sich die Finger in Briefen wund. Nichts. Trotzdem hofft sie entgegen jeglicher Logik und bar menschlichen Verstandes auf ein Happy End. Daran glaubt ihr aufdringlicher Verehrer Klaus schon lange nicht mehr und jagt sich nach einer theatralischen Szene verschmähter Liebe frustriert eine Kugel in die Birne. Dies ist der Auslöser für Corinna in Hamburg die Brocken zu schmeißen und sich auf einen Job in Kuala Lumpur zu bewerben. Der Dschungel-Doc Suter braucht eine Krankenschwester und, wenn es nach seiner nervigen Mutter geht, auch ein Eheweib. Allerdings ist in der Gegend auch der Wirkungskreis der vermeintlichen Treulos-Tomate Peter, dem Corinna - natürlich! - dort über den Weg läuft. Na Mahlzeit!
Eindrücke
Der Film ist ein recht typischer Vertreter der Fünfzigerjahre-Schmachtfetzen. Kunststück, denn er basiert, so teilt uns das Booklet gelehrig mit, schließlich auf einem Schnulzenroman aus der "Constanze"-Reihe. Was auch immer das heißen mag - seien wir froh, dass sich die Zeiten und somit auch der Massengeschmack (hoffentlich) geändert haben und zumindest diese Romanserie offensichtlich wieder in der Versenkung verschwand, sodass davon keine Gesundheitsgefährdung mehr ausgehen kann. Besser ist das. Wiewohl es auch heute noch genug neuen, hirnerweichenden Seifenopern-Ramsch gibt. Doch kehren wir zurück in die Vergangenheit ...
Farbfilme konnten sich damals nur die ganz großen Produktionen leisten. Also drehte Eduard von Borsody seine Interpretation des Stoffes eben schwarz-weiß - was ja nicht zwingend schlecht sein muss. Nur dann, wenn Handlung und Figuren in einem ebensolchen Schema angelegt sind. Das sind sie dummerweise. Selbst für damalige Verhältnisse und Gesellschaftsstrukturen sind die Figuren sehr klischeehaft ausgefallen. Auch wenn das alles seinerzeit so dem Publikumsgeschmack entsprach - glaubhaft ist anders. Die Dialoge sind nicht nur nach heutigen Maßstäben betrachtet übertrieben schmalzig und wirken übertrieben pathetisch, sie waren es auch damals schon. Alles wirkt so aufgesetzt, platt und uncharmant.
Das aufstrebende Nachkriegsdeutschland zeigt Interesse an weitgehend unbekannten Schauplätzen, aber bitte mit hollywoodesker Handlung in gewohnten, moralisch einwandfreien Bahnen mit deutschen Tugenden. Keusche und fleißige Mädel, aufrechte Ehrenmänner, geheimnisvolle (und konfuziusgerecht Sprüche klopfende) Fremde und nicht zuletzt Kinski als Psychopath. Oder so. Apropos Kinski. Der dürfte der einzige Darsteller des Films sein, der fast jedem noch geläufig ist. Zumindest jüngere Generationen können mit Söhnker, Müller & Co. bzw. deren filmischem Schaffen nicht mehr viel - wenn überhaupt etwas - anfangen. Ein Blick in ihre Bios bringt heute weitgehend unbekannte Titel zu Tage. Vielleicht ist das auch besser so. Es gibt wesentlich sehenswertere Werke aus dieser Ära.
DVD und Features
Die DVD an sich bietet wenig Anlass, sich besonders positiv oder besonders negativ auszulassen. Die Bildqualität ist für einen so alten Schinken brauchbar. Natürlich schwarz-weiß und in 4:3 Format. Der Ton ist mit seinem auf Pseudo-Stereo aufgebohrtem Mono-Signal auch OK. An DVD-Extras ist nicht viel anzutreffen. Leidlich interessant ist die Musikbox mit (Film)Musik-Clips aus anderen Filmen. Das 18 Seiten starke Booklet ist nett gemacht, zeigt u.a. das Original-Filmplakat, verrät etwas über die Story und die Hauptfiguren und enthält kurze Bios der Darsteller.
Fazit
Ein bisschen Herzschmerz hier, eine Prise Dreiecksgeschichte dort und einen kleinen Schuss Exotik. Fertig ist der hanebüchene Plot und seine nicht minder unglaubwürdigen Figuren, die so nur im Kino von Anno Tuppdich funktionieren. "Geliebte Corinna" gehört somit längst nicht in die Riege der Must-See-Klassiker, vielmehr ist es seichte Unterhaltung für Anspruchslose oder eben eingefleischte Genre-Fans. Es gibt wesentlich bessere - auch deutsche - Filme aus dieser Zeit. Dabei ist die DVD nebst Booklet durchaus sauber produziert, muss man aber nicht unbedingt in seiner privaten Videothek haben.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Geliebte Corinna"
aus der "Filmpalast - Kinohits von gestern"-Reihe
Deutschland 1956
Genre: Lovestory, Drama
e-m-s 12/2006
Single-Disk, FSK 12
Lauflänge: ca. 94 Min
Bonus: Mehrseitiges Booklet, Musikvideos
Bildformat: 4:3 Vollbild S/W
Sound: DD 2.0 / Deutsch
Regie: Eduard von Borsody
Drehbuch: Curt J. Braun und Ernst von Salomon
nach einem Constanze-Roman von Robert Pilchowski
Produzent: Hajo Wieland
Musik: Peter Sandloff
Darsteller u.a.: Hans Söhnker (Peter Mannsfeld), Elisabeth Müller (Corinna), Hannelore Schroth (Dagmar Mannsfeld), Alexander Kerst (Dr. Suter), Inkijinoff (Tan Tjinn), Klaus Kinski (Klaus Brockmann), Annie Rosar (Frau Suter)
- Redakteur:
- Jürgen Pern