Ghost In The Shell - Stand Alone Complex 2nd Gig, Vol. 4
- Regie:
- Kamiyama, Kenji
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
10.03.2007 | 11:37Story
Die Suche nach neuen Mitgliedern verläuft für die Sektion 9 alles andere als wünschenswert. Zum einen genügt keiner der sechs getesteten Rekruten den Ansprüchen der Spezialeinheit, und zum anderen dringt dabei auch noch ein Hacker in das Cyberbrain des Majors ein. Motoko wird an einen merkwürdigen Ort geleitet, an dem sie auf eine ältere, geheimnisvolle Dame trifft, die in ihrem Laden die Erinnerungen vergessener Menschen sammelt. Als sie am nächsten Tag an diesen Ort zurückkehrt, erfährt sie vom Schicksal zweier Kinder, welches Major Kusanagi nur allzu gut bekannt ist.
Kurze Zeit später entdeckt Sektion 9 ein Virus im System, bei dem es sich anscheinend um das ’Unabhängigen-Elf-Virus’ handelt. Ein Versuch, das Virus auf Authentizität zu prüfen, endet beinahe tödlich. Gerade in dem Moment, als sich der Kreis zu schließen scheint und die Einheit den aktuellen Aufenthaltsort der Terrorgruppe ausfindig gemacht hat, geschieht etwas Merkwürdiges: Die Unabhängigen Elf begehen öffentlich einen Massenselbstmord. Lediglich der Mann, der bereits das Attentat auf die Premierministerin verübt hat, entkommt dem Ritual. Bei der weiteren Spurensuche stößt die Sektion auf den Mann, der die einmaligen Gesichtsprothesen kreiert hat; jedoch ist er bereits tot. Doch sein Mörder hat einen Doppelgänger, was es für den Major und ihre Truppe noch schwieriger macht, die Hintergründe all dessen aufzudecken.
Meine Meinung
Die vierte DVD des zweiten Gigs des “Stand Alone Complex“ bietet in den enthaltenen drei Episoden atemberaubende Action und mal wieder eine kaum steigerbare Spannung. Jedoch beginnt die Story mit einer philosophischen, sehr bewegenden Geschichte: In der ersten Folge “Im Dickicht“ erfährt der Major von zwei Kindern, die als Einzige den Absturz eines Flugzeugs überlebt haben. Während der Junge bis auf seinen linken Arm vollständig gelähmt blieb, ist das Mädchen lange Zeit in ein Koma gefallen, bis es dann später zu einer Notoperation beordert wurde und aus dem Leben des Jungen verschwand. Ihm wurde berichtet, dass sie weit, weit weg gegangen sei, was der Junge mit dem Tod gleichsetzte. Doch sie kehrt eines Tages lebendig und lebhaft wieder zu ihm zurück, um ihn aus seiner Lethargie zu befreien. Dabei erzählt sie ihm allerdings nicht, wer sie ist, allerdings gelingt es ihr dennoch, seinen Lebensmut zu wecken und ihn davon zu überzeugen, eine Ganzkörperprothese anzulegen, damit sein Leben wieder normal verlaufen kann.
Der Major, dem diese ergreifende Geschichte erzählt wird, versteht die Anspielungen innerhalb dieser Erzählung und zieht daraus einige Schlüsse, die auch für die weitere Handlung von immenser Bedeutung sind, wenn auch zunächst unscheinbar. Die moralischen Aspekte sind indes entscheidend für die aktuellen Ereignisse, sodass sich die Truppe letztendlich dazu entschließt, den laienhaften Rekruten eine zweite Chance zu geben, denn ohne Verstärkung kann Sektion 9 sicherlich nicht gegen die mächtigen Unabhängigen Elf bestehen.
Während der Major ihre Vergangenheit aufarbeitet, wird Goudas Ensemble auch wieder aktiv. Die Unabhängigen Elf versammeln sich erneut und tauschen ihre Erfahrungen aus. Mitten unter ihnen ist auch Kuze, der einst die Premierministerin umbringen wollte, dabei allerdings gescheitert war. Als Einziger nimmt er wahr, dass die Atmosphäre unter den Männern gestört ist und irgendetwas nicht stimmt. Schließlich durchschaut er, dass das bevorstehende Ritual nur Teil eines Machtspiels ist und entzieht sich als einziger Überlebender dem Blutakt des Massenselbstmords.
Sektion 9 war den Unabhängigen Elf dabei dicht auf der Spur, jedoch unfähig, frühzeitig die Motive der Truppe zu durchleuchten. Das tödliche Virus, der Schlüssel zu alldem, kann erst später entschlüsselt werden und wächst zu einer riesigen Bedrohung heran. Jeder Infizierte neigt unabwendbar dazu, Suizid zu begehen, und da nicht nur die Unabhängigen Elf davon betroffen waren, kann die Verbreitung grausame Ausmaße nehmen.
Major Motoko und ihre Männer machen sich auf die Suche nach dem entflohenen Kuze, um von ihm mehr zu erfahren. Gleichermaßen suchen sie Spuren Goudas, der seit einiger Zeit verschollen ist und offensichtlich das Schicksal der Unabhängigen Elf von Beginn an in seine Pläne aufgenommen hat. Doch was bewirkt der entstellte Gegner von Sektion im Hintergrund? Will er die Flüchtlinge nun befreien oder sie gänzlich auslöschen? Und warum hat er überhaupt so großes Interesse am Flüchtlingsproblem? Welche Rolle spielt Kuze von nun an? Auf welcher Seite steht er?
Die vierte DVD wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Sektion 9 wird gleich vor mehrere Rätsel gestellt und stößt auf Dinge, die vorerst jeglicher Logik entbehren. Für den Spannungsaufbau ist dies einmal mehr ein probates Mittel, zumal die verhängnisvollen, illustrativ perfekt dargestellten Ereignisse auf der Gegenseite mit einer ungeheuren Faszination verbunden sind. Der Effekt des Massensuizids scheint revolutionär, ganz unabhängig von der Handlung, und ist innerhalb der Serie ein weiterer Meilenstein.
Ebenso positive Worte darf man auch über den weiteren Verlauf der Geschichte verlieren. Die drei Episoden sind überraschend emotional, genügen zwischenzeitlich den Ansprüchen eines komplexen Science-Fiction-Thrillers und bieten an den entscheidenden Stellen anspruchsvolle, wohl durchdachte Action auf allerhöchstem Anime-Niveau.
Sehr gelungen ist auch das Bonusmaterial, das dieses Mal aus einem Interview mit Regisseur Kenji Kamiyama besteht. Dieser berichtet in einer knappen Viertelstunde von seinen Ideen, der wahren Hintergrundgeschichte und den Motiven seiner Charaktere. Dabei gibt er auch schon einmal einen Ausblick auf Künftiges, ohne jedoch zuviel zu verraten. Definitiv ein sehenswertes Interview.
Sehenswert ist das Stichwort, und “Ghost In The Shell S.A.C. 2nd Gig, Volume 4“ ist noch mehr als das. Der vierte Silberling bestätigt nämlich einmal mehr die Sonderstellung dieser Serie und ist meines Erachtens der vorläufige Höhepunkt des zweiten Abschnitts dieser Reihe.
- Redakteur:
- Björn Backes