Big Empty, The - Special Edition
- Regie:
- Steve Anderson
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
14.03.2007 | 12:15Hintergrund
- Regiedebüt von Steve Anderson
- Low Budget Independent Film
- Top Besetzung, u.a. Daryl Hannah, Sean Bean und Rachael Leigh Cook
- Um Bonus-DVD erweiterte Neuauflage
Handlung
John Person (Jon Favreau, "Trennung mit Hindernissen", "Friends") hatte einen Traum. Er zog mit Sack und Pack nach LA, um Schauspieler zu werden. Eine abgesetzte Sitcom und zwei Werbespots später sitzt er in seinem leeren Appartement, mit 27.000 Dollar Schulden. Ein lukrativer Botenjob könnte ihn aber aus seiner misslichen Lage befreien. Er soll für einen mysteriösen Nachbarn einen ebenso mysteriösen Koffer in ein Motel in der Wüste bringen und dort einen ominösen Cowboy (Sean Bean, "Silent Hill", "Der Herr der Ringe: Die Gefährten") treffen. Als Belohnung winken 27.000 Dollar!
Doch wie der Zufall es so will, erweist sich der einfache Botendienst schwieriger als erwartet. Eigenwillige Einwohner, verrückte Trucker und Motelbesitzer und eine anstehende Alieninvasion machen John das Leben schwer. Was hat es mit dem Koffer auf sich? Was befindet sich in ihm und wer ist der Cowboy?
Kritik
David Lynch ("Mulholland Drive") trifft die Coen Brüder ("The Big Lebowski")! Dieser schräge Vergleich trifft den Nagel punktgenau auf den Kopf. Steve Andersons Regiedebüt strotzt nur so vor Referenzen zu den Werken oben genannter Regisseure. Einerseits ist "The Big Empty" ein feiner SciFi-Mystery-Thirller, anderseits eine schöne schwarze Komödie, voller wirrer Charaktere. Der große Verdienst Andersons ist dabei, beide Elemente gekonnt und stimmig zu verbinden.
Betrachtet man die Handlung isoliert, findet man viele typische Elemente des Spannungsfilms. Anfangs steht ein „MacGuffin“ („ein von Alfred Hitchcock geprägte Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film nur dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne selbst von besonderem Interesse zu sein.“ Quelle: Wikipedia) im Mittelpunkt, der nur leise erahnen lässt, in welche Richtung sich das Geschehen entwickeln wird. Doch schon vor dem Aufbruch in die Wüste lernt man die andere Seite des Films kennen. Schräge, zwielichtige Nachbarn, die dem Protagonisten den Botenjob anbieten, witzige und stellenweise skurrile Dialoge und sehr eigen gezeichnete Charaktere dominieren das Geschehen. Richtig rund läuft es aber erst ab der Ankunft in der Wüste!
Dort zeigt der Film vollends und konsequent sein wahres Gesicht. Je mehr Charaktere hinzukommen, desto abgefahrener wird "The Big Empty". Während man also durch die Dialoge Einiges zu lachen bekommt, stellt sich mit der Person des Cowboys Spannung ein. Wer ist er? Was will er? Wozu der Koffer? Wirklich geklärt werden diese Fragen während der knapp 90-minütigen Handlung allerdings nicht ...
Womit wir wieder beim Lynch Vergleich wären. Immer wieder werden Aliens ins Spiel gebracht, ohne dabei eindeutige Belege für oder gegen ihre Existenz zu geben. Konsequenterweise wird das Ende auch offen gehalten, um dem Zuschauer die letztendliche Entscheidung selbst zu überlassen.
Neben dem gelungenen Drehbuch weiß auch die allgemeine Kinematographie zu gefallen. Außergewöhnliche Kameraperspektiven, ein guter Schnitt und vor allem der grandiose Soundtrack, der mit viel Blues aufwartet, heben den Film aus dem Mittelmaß des Independentkinos.
Auf Schauspielerseite darf man dann große Augen machen. Lauter bekannte Gesichter tummeln sich vor dem Schirm, die allesamt eine ausgezeichnete Leistung abliefern. Angefangen beim Hauptdarsteller Jon Favreau, den einige vielleicht als Monicas milliardenschweren Freund aus der TV Serie "Friends" kennen, über Kelsey Grammer (Beast aus "X-Men 3"), zu Daryl Hannah ("Kill Bill"), Rachael Leigh Cook ("Eine wie keine") und Sean Bean ("Herr der Ringe: Die Gefährten") bekommt man hier Einiges an Prominenz geboten! Glücklicherweise stecken hier hinter den großen Namen auch große schauspielerische Leistungen, die "The Big Empty" die besondere Note verleihen.
Die DVD
Das Bild (1.85:1) ist im Ganzen ok und bietet eine ordentliche Schärfe, die bei der Detailzeichnung ihre Schwächen hat. Die Farben sind sehr kräftig und gerade im Rot- und Blaubereich stark angehoben bzw. verfremdet. Der Kontrast ist künstlich angehoben, was zu überstrahlten Flächen und einem sehr dürftigen Schwarzwert führt. Weiterhin ist über die gesamte Spieldauer ein mehr oder weniger starkes Hintergrundrauschen zu vernehmen. Dropouts oder Ähnliches treten nicht auf.
Der Ton (Deutsch, Englisch je DD5.1 & DD2.0 ) fällt erwartungsgemäß aus. Da es sich bei "The Big Empty" um einen sehr dialoglastigen Film handelt, darf man kein Split-Surround-Feuerwerk erwarten. Hier spielt sich das Geschehen größtenteils auf der Front ab. Vereinzelte Umgebungsgeräusche und der tolle Score sind das Einzige, was sich auf die hinteren Kanäle verirrt. Überraschenderweise kommt die deutsche Synchronisation kräftiger und dynamischer als die Originalfassung daher. Sie ist sowohl lauter, als auch besser aufgelöst. An der Abmischung änder das aber nichts.
Die Extras heben diese Veröffentlichung von der bisher veröffentlichten Single-Disc ab. DVD 1 ist identisch mit der alten Auflage und bietet neben dem Originaltrailer noch einen Audiokommentar des Regisseurs (wahlweise mit deutschen und englischen Untertiteln!). DVD 2 beinhaltet dann das knapp 45-minütige Bonusmaterial. Neben einem interessanten Making Of gibt es Deleted Scenes, Alternative Szenen, eine Bildergalerie und Biografien der Darsteller (alles deutsch untertitelt - sehr löblich!). Zusammengenommen ein sehr dickes und interessantes Paket, das eine etwaige Neuanschaffung der DVD durchaus rechtfertigt!
Fazit
"The Big Empty" ist eine ambitionierte, einfallsreiche und kultige Independentproduktion, die sich sowohl bei David Lynch, als auch bei den Coen-Brüdern bedient. Skurrile Charaktere, witzige Dialoge, Mystery und ein wenig Suspense machen den Film sehenswert und überaus unterhaltsam. Technisch sehr solide umgesetzt, überzeugt "The Big Empty" nicht zuletzt durch sein starkes, prominent besetztes Schauspielensemble. Ein Geheimtipp für Liebhaber des besonderen Films!
- Redakteur:
- Martin Przegendza