Krieg der Dämonen
- Regie:
- Takashi Miike
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- The Great Yokai War
2 Review(s)
17.05.2007 | 13:08Künstlerischer Overkill
Der kleine Tadashi wird bei einer rituellen Zeremonie in seinem Dorf auserwählt, sein Land vor dem Bösen zu beschützen. Seine erste Aufgabe ist es, das im Wald verborgene sagenumwobene Schwert von Tengu zu finden. Auf dem gefährlichen Weg dorthin freundet er sich mit einer Gruppe seltsamer Wesen an, die ihm fortan zur Seite stehen. Schon bald findet sich Tadashi in einer epischen Schlacht zwischen guten und bösen Dämonen wieder.
Filminfos
O-Titel: The Great Yokai War (Japan 2005)
Dt. Vertrieb: e-m-s (12.04.2007)
FSK: ab 16
Länge: ca. 119 Min.
Regisseur: Takashi Miike ("The Call", "Ichi the Killer")
Drehbuch: Takashi Miike, Mitsuhiko Sawamura
Musik: Koji Endo
Darsteller: Kamiki Ryonosuke, Chiaki Kuriyama ("Kill Bill", "Battle Royale"), Hiroyuki Miyasako u. a.
Handlung
Bei einer Dorfzeremonie in seinem Fischerdorf ändert sich das Leben des etwa neun Jahre alten Tadashi grundlegend. Ganz unerwartet wird er bei einer rituellen Dorfzeremonie zum Ritter des Kirin auserwählt, der dem Guten zum Sieg verhelfen soll. Zunächst gibt er nichts darauf, aber dann erzählt ihm sein Großvater, dass der Ritter des Kirin die Aufgabe hat, das Schwert des Tengu vom Gipfel des nahen Berges zu holen, um damit die Mächte des Bösen zu bekämpfen.
Neugierig geworden, begibt sich Tadashi zunächst auf den Weg zu Tengu, doch dort ist es so unheimlich, dass er wieder Reißaus nimmt. Doch fortan kann er Geister sehen, und einer davon ist ein süßes kleines Wesen, das er aus offensichtlichen Gründen 'Beinreiber' nennt. Als sein Großvater im Wald des Tengu verschwindet und ihn um Hilfe ruft, muss ihm Tadashi folgen. Im Bergwald lernt er eine seltsame Gruppe von netten Geistern kennen: einen Schildkrötenmann, einen Feuergeist und eine Strohpuppe namens Kawahime, die spitze Elfenohren trägt.
Seine Gefährten machen dem ängstlichen Jungen klar, dass er eine Aufgabe zu erledigen hat, denn schließlich sei er ja der Ritter des Kirin. Sie führen ihn in eine Höhle, wo ihm tatsächlich der Tengu das Schwert des Guten überreicht. Allerdings wird die Übergabe gestört, als ein riesiger Bohrer in die Decke eindringt und furchtbare Maschinenwesen freisetzt, die Tadashi angreifen. Sie sind aber nichts im Vergleich zum weißen weiblichen Dämon Yomototsumo (Chiaki Kuriyama). Sie ist zu Tadashis Entsetzen in der Lage, mit ihrer Peitsche das Schwert des Tengu zu zerbrechen. Mit Tengu verschwindet sie wieder.
Nach einer Weile der fruchtlosen Beratung unter den Geistern meldet sich Tadashi zur Stelle, um gegen das Böse zu kämpfen, doch womit? Zuerst muss das zerbrochene Schwert vom Schwertschmied der Götter wiederhergestellt werden. Die Geister machen sich auf den Weg zu ihm ...
Unterdessen bereitet sich der böse Geist Kato Yasunori, der sich Yomototsumo dienstbar gemacht hat, darauf vor, mit einem riesigen Monster über die "Hauptstadt des Hasses" herzufallen: Tokio. Der Krieg der Geister kann beginnen ...
Mein Eindruck
Was dem deutschen Zuschauer mit einer abschreckenden FSK16-Drohung präsentiert wird, ist ein astreiner Kinderfilm, der in der Pinocchio-Liga spielt - und genauso harmlos ist. Jeder zwölfjährige Gamer würde sich über diesen FSK16-Aufkleber totlachen, bekommt er doch auf seinem PC oder seiner Spielekonsole wesentlich härteren Stoff schon ab 12 Jahren verabreicht.
Die Story des überlangen Films ist ebenso wie seine simple Logik von kindhafter Schlichtheit: Böse ist schlecht, und die Diener des Guten müssen und können es besiegen. Q.e.d. Ins Spiel kommt der Ritter des Kirin. Der ist aber als Konzept auch nicht so ernst zu nehmen, gibt uns der Regisseur augenzwinkernd zu verstehen. Es gibt ja auch das gute Kirin-Bier, und dieses taucht in Form von Blechdosen auf. Auch ein Loblied auf Bohnen ist zu vernehmen, peppig dargeboten wie ein antiquierter Radiowerbespot.
Seine konservative Haltung verrät der Film, als die alten Geister als gut hingestellt werden, wohingegen der Herr der Dämonen, dieser wie ein Manager gekleidete Kato Yosunari, sich als Meister der Maschinen aufführt. Seine Schergen bestehen aus zusammengestoppelten Schrottteilen und erinnern in ihrer ruckartigen Bewegungsweise an Ray Harryhausens animierte Skelette in "Jason und die Argonauten". Tradition gegen Moderne, Güte gegen Hass - das haben wir alles schon mal witziger und unterhaltsamer dargeboten gesehen. Zumal dem gewöhnlichen, PISA-geschädigten Westeuropäer die Mehrzahl der hier auftretenden Geister des alten Japans reichlich fremd vorkommen dürfte.
Ich hätte einiges von Chiaki Kuriyama erwartet, die in "Kill Bill" im "Haus der blauen Blätter" eine verstörende Mischung aus Schulmädchen und Killerin darbietet. In "Krieg der Dämonen" spielt sie erneut eine Dienerin des Bösen, eine weiße Fee (weiß ist die Farbe des Todes), allerdings ohne eigenen Willen - und wird am Ende prompt von ihrem Herrn betrogen.
Aus dem verängstigten kleinen Jungen, der seinen geschiedenen Vater schon lang nicht mehr gesehen hat, wird über Nacht ein zu kurz geratener Samurai, der mit Hilfe seines magischen Schwertes Luftsprünge wie ein Jediritter vollführen kann. Alles in allem machen diese Jedi-Kämpfe in Verbindung mit den alten Märchen- und Geistergestalten den Streifen zu einer Fantasyvariante von "Krieg der Sterne". Allerdings wesentlich langweiliger als jedes von George Lucas erdachte Produkt.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,78:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS und DD 5.1, Japanisch in DD 5.1
Sprachen: D, Japanisch
Untertitel: D
Extras:
- Trailer
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Bild- und Tonqualität sind auf dem neuesten technischen Stand (außer natürlich HD). Der DTS-Sound bewährt sich besonders bei und vor so mancher bedrohlichen Szene durch eine sehr basslastige Wiedergabe. Da kommen die Zimmerwände schön ins Wackeln und man kann die Nachbarn ärgern.
An Extras liefert die DVD lediglich Werbung für das Programm von e-m-s und den Trailer.
Unterm Strich
Laut Klappentext handelt es sich bei "Krieg der Dämonen" um "eine der teuersten und aufwendigsten Filmproduktionen Japans". Wenn das so ist, dann kann diese Produktion jedenfalls noch nicht mit irgendeinem Harry-Potter-Film mithalten. Hier wird noch viel mit Make-up und Kostümen gearbeitet. Es gibt zwar ein paar CGI-Effekte wie etwa die Maschinenmonster, aber das hält sich sehr in Grenzen.
Im Grunde ist der Streifen ein Kinderfilm, dessen Aussage von größter Einfachheit ist: Bitte keinen Krieg, wenn's geht! Denn Krieg erzeugt Hass, und Hass ist böse. Und wir wollen doch nicht böse sein, oder? Na, bitte. Da ist ja die Aussage von "Pinocchio" schon komplexer, und der ist schon über hundert Jahre alt.
- Redakteur:
- Michael Matzer
Hintergrund
Takashi Miike dürfte jedem Asia-Filmfreund ein Begriff sein. Der 1960 geborene japanische Filmemacher ist sowohl für seine ausschweifenden Gewaltorgien als auch für seinen schrägen Humor bekannt. Sein wohl bekanntester Film dieser Richtung (und mit zweifelhaftem Ruhm ausgestattet) ist der in Deutschland indizierte "Ichi The Killer". Dieser Film zelebriert mehr als alle anderen Miikes Hang zu den Extremen, schockiert und fasziniert zu gleich.
In den gut zehn Jahren seines Schaffens hat er an die 100 Filme gedreht - Drehzeiten von nicht einmal 30 Tagen sind bei Miike keine Seltenheit!
Reichte seine bisherige Schaffensvielfalt von Gewaltfilmen über Horrorfilme zu Dramen, liefert Miike mit "Krieg der Dämonen" einen echten Fantasy-Kinderfilm ab!
Handlung
Tadashi (Ryunosuke Kamiki) ist ein gebranntes Kind. Nach der Scheidung seiner Eltern zog er aus Tokio ins ländliche Japan, um dort mit seiner Mutter und ihrem Vater zu leben. Die Kinder in der Schule ziehen ihn auf, sein seniler Großvater verwechselt ihn ständig mit dem toten Bruder seiner Mutter und jene hat aufgrund der Arbeit kaum Zeit für den Jungen.
Dennoch schlägt sich Tadashi tapfer durchs Leben. Am Tag eines traditionellen Volksfestes wird er zum "Kirin-Ritter" ernannt - er soll die Menschheit vor dem Bösen beschützen! Diese Wahl findet jedes Jahr im Dorf statt und ist rein symbolischer Natur. Doch bald muss Tadashi tatsächlich die Menschheit vor dem Bösen retten. Eine Gruppe guter Geister unterrichtet ihn, dass er ein sagenumwobenes Schwert aus einer gefährlichen Höhle holen muss, um die Invasion der Dämonen zu verhindern.
Zwischen den guten Geistern und den Dämonen entbrennt eine Schlacht apokalyptischen Ausmaßes und Tadashi ist mittendrin ...
Kritik
"Krieg der Dämonen" ist ein echter Kinderfilm, der sich nur durch die Besetzung des Regiestuhls querstellt. Während die Geschichte, die Charaktere und die Moral klar einem Kinderfilm zuzuordnen sind, zeigen sich durch die dämonischen Monster ganz klar die Miike'schen Tugenden.
Betrachtet man den Film davon losgelöst, zeigt sich ein sehr durchwachsendes Bild. Man fühlt sich schnell an "Die unendliche Geschichte" erinnert. Der einsame kleine Junge geht auf eine fabelhafte Abenteuerreise und rettet eine ganze Welt vor dem Bösen. Unterstützung findet er in drei schrägen Geistern, die durch ihre skurrile Natur von einem Unglück ins nächste stolpern. Weiterhin begleitet ein niedliches, plüschtiergroßes Etwas das ungleiche Quartett, um eine Spur Niedlichkeit einzustreuen.
Das Abenteuer gestaltet sich reichlich gewaltarm und versucht, über seine Charaktere Pluspunkte zu sammeln. Viele japanische Mythengestalten tummeln sich hier, vom dämonischen Regenschirm bis zur Leben rettenden Nixe wird nichts ausgelassen.
Die dunkle Seite macht hier den Unterschied aus. Wer Hayao Miyasaki und seine wunderbaren Studio-Ghibli-Animes kennt, wird sich vorstellen können, mit wem es Tadashi und seine Freunde zu tun bekommen. Vom Dämonenboss im schwarzen Anzug angeführt, stellt sich eine komplette Roboterarmee dem Heldentrupp entgegen. Dort sind allerlei obskure Wesen anzutreffen, von der todbringenden Mikrowelle bis zu einer mit Kettensäge bewaffneten Sechs (kein Scherz!) bekommt man einiges zu sehen.
Diese mechanischen Ungetüme sind dabei sehr recht düster und furchterregend ausgefallen, was kleine Kinder (unter zehn) durchaus verstören könnte. Alle anderen werden ein wenig Moral, den üblichen Kampf Gut gegen Böse und die vom oben angeführten Hayao Miyasaki bekannte Kritik am menschlichen Technikwahn vorfinden.
Kinematographisch werden sich die Geister sprichwörtlich an diesem Werk scheiden. Während sich die Musik keine Blöße gibt (herrlich atmosphärische Klänge wechseln sich mit verspielten Tönen regelmäßig ab) und die Kamera teilweise wirklich schöne Blickwinkel offenbart, sind die Spezialeffekte, sagen wir: eigen. Maske und Kostüm sind annehmbar, die Computergrafiken hingegen nicht. Die mechanischen Monster sehen unglaublich mies aus und hinken ihrer Zeit locker zehn Jahre hinterher. Gleiches gilt für die Kulissen, die aber wenigstens B-Movie-Charme ausstrahlen. Der Mix wirkt äußerst gewöhnungsbedürftig und ist unter Garantie ein Grund für viele abzuschalten. Zudem beinhalten die 119 Minuten des Films einige Längen - hier wären 20 Minuten weniger mehr gewesen.
Was bleibt, ist ein brauchbarer Kinderfilm mit einem überaus bösen Einschlag. Kleinere Kinder sollten von dem Grusel und der leichten Gewalt verschont bleiben, Kinder ab zehn sollten aber gut unterhalten werden. Die FSK-16-Freigabe bezieht sich im Übrigen auf die DVD. Der Film selbst wurde ab 12 freigegeben!
Die DVD
Das Bild (1.78:1) ist recht ordentlich ausgefallen. Die Farben strahlen intensiv, der Kontrast ist gut. Leider stören einige Nachzieheffekte den Gesamteindruck, ebenso wie das phasenweise recht auffällige Hintergrundrauschen. Ferner hätte auch der Schwarzwert satter ausfallen dürfen. Insgesamt bleibt das Ergebnis aber noch im grünen Bereich.
Beim Ton spielt sich eine Tonspur ganz klar in den Vordergrund: der deutsche DTS-Track! Satt, voluminös und mit reichlichen Surroundeffekten ausgestattet hat, diese Spur alles, was das Heimkino begehrt. Split-Surround, tiefer, bebender Bass, permanente Hintergrundgeräusche und während alledem eine hervorragende Sprachverständlichkeit. So hat eine Tonspur zu klingen. Die weiteren Spuren (Deutsch, Japanisch DD 5.1) können da nicht ganz mithalten. Ihnen fehlen sowohl die Dynamik als auch das differenzierte Klangspektrum.
Außer dem Originaltrailer gibt es leider keine Extras zu verzeichnen.
Fazit
"Krieg der Dämonen" ist ein überraschend kindgerechter Miike, der mit einer netten und moralreichen Geschichte aufwarten kann. Ein wenig schwarzer Humor und typische Fantasyelemente sorgen dafür, dass es sich hier um einen ordentlichen Genrebeitrag handelt. Leider sind die Effekte eine mittlere Katastrophe, was die Endwertung sehr weit runterzieht. Die 16er Freigabe auf der Hülle kommt durch die auf der DVD enthaltenen Trailer zu stande (der Film ist ab 12!), weshalb hier auch wesentlich jüngere Kinder mitschauen und staunen dürfen (sie dürften die SFX am wenigsten stören). Ein sehr zwiespältiges Filmerlebnis!
- Redakteur:
- Martin Przegendza