Parineeta - Das Mädchen aus Nachbars Garten
- Regie:
- Pradeep Sarkar
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- Indien
1 Review(s)
13.06.2007 | 16:35Story
Bereits in frühester Kindheit wird Lolita zur Vollwaisin. Der reiche Nabin Rai nimmt das Mädchen in sein Haus auf und kümmert sich fortan um sie, was auch seinem Sohn Shekar mehr und mehr behagt. Zwischen den beiden entsteht schnell eine freundschaftliche Beziehung, die Shekar nicht nur als Inspiration für sein musikalisches Dchaffen dient, sondern auch Gefühle in ihm weckt, die er sich vorerst nicht eingestehen will. Erst als der erfolgreiche Unternehmer Girish nach einem längeren Aufenthalt in London zurückkehrt und um Lolita wirbt, erkennt Shekar, dass er sich in das vertraute Mädchen verliebt hat. Doch die Liebe steht unter dem Schatten der Habgier seines Vaters, die in einem unschönen Familienzwist endet und auch Shekar in einen Strudel aus Lügen und Verleumdungen hineinführt. Die Beziehung zu Lolita scheint endgültig zerstört, als Girish sie mit nach London nimmt, um dort ein neues Leben zu beginnen. Für Shekar beginnt ein verzweifelter Kampf um Gerechtigkeit, Wahrheit und die Liebe seines Lebens.
Meine Meinung
"Parineeta" ist in gewissem Sinne die indische Antwort auf "Romeo & Julia". Ähnlich wie das große Vorbild aus der Feder Shakespeares' basiert auch der von Pradeep Sakar produzierte Streifen auf einer erfolgreichen Literaturvorlage und handelt von einer Liebe, die nicht akzeptiert und daraufhin zerstört wird. Ähnlich wie bei dem britischen Original sind auch hier gesellschaftliche Differenzen und die schwierige Familiensituation Urheber für das Drama um die beiden Liebenden, denen eine gemeinsame Zukunft nicht vergönnt scheint. Und wo wir schon einmal bei den Parallelen sind: Auch Sarkar bzw. Buchautor Sarat Chandra Chattopadhyay sparen während ihrer Inszenierung kaum an Pathos und wechselseitigen Emotionen, die jedoch - und das ist nunmal das besondere Plus von "Parineeta" - weder besonders kitschig, noch mit einem zu starken Hang zu standesgemäßen Klischees verarbeitet werden.
Dabei ist natürlich von Anfang an sehr gut durchschaubar, welche Entwicklung die Story nehmen wird. Dass Shekar und Lolita für einander bestimmt sind, erfährt der Zuseher nicht nur aus der jederzeit vertuschten, gegenseitigen Zuneigung, sondern vor allem auch aus den schönen Liedbeiträgen, die in diesem Fall wirklich sehr schön in die Liebesgeschichte eingeflochten werden. Wenn die beiden bei Musik zusammen sitzen und die Welt um sich herum vergessen, knistert es ganz gewaltig, wobei es dem Regisseur fabelhaft gelungen ist, um diese prickelnde Stimmung herum einen eleganten Spannungsbogen zu stricken. Es ist nämlich keinesfalls so, dass man es als selbstverständlich erachtet, dass die beiden eines Tages zueinander finden werden, denn dafür sind sowohl die interfamiliären Barrieren als auch die zurückhaltenden Charaktere selber viel zu umständlich.
Es handelt sich offensichtlich um einen Liebesfilm, aber auch wenn man (wie bereits oben angedeutet) grobe Züge des Fortschritts erahnen kann, hält "Parineeta" genügend Überraschungen bereit, mit Hilfe derer Sarkar die Dramaturgie des Streifens kontinuierlich steigert. Dies wäre dann auch eine elementare Eigenschaft, die den Film deutlich aus der Masse der Schwemme an Bollywood-Schnulzen heraushebt und die Geschichte auch für den eher unromantisch veranlagten Zuschauer sehenswert macht.
Während die intelligent und spannend aufgebaute Story bereits die halbe Miete zum Gelingen eines formidablen Melodrams ist, füllen die super aufgelegten schauspieler die restlichen Prozente mit einer rundum überzeugenden Vorstellung. Nicht nur der nach "Indian Love Story" von Szene-Insidern unsterblich gekürte Saif Ali Khan gibt in der Rolle des gebeutelten Shekars eine gute Figur ab; auch und ganz besonders die hübsche Vidya Balan spielt ihre Rolle als hin und her gerissene Lolita mit Hingabe und Leidenschaft und hat sich mit diesem Part durchaus für größere Aufgaben empfohlen. Sie ist ständiger Blickfang und bezogen auf ihre Ausstrahlung einfach bezaubernd.
Die DVD-Aufarbeitung des Streifens lässt zudem keine Wünsche offen: Scharfe kräftige Farben zieren das Bild und füllen es mit wohligen Kontrasten. Die deutsche Synchronisation ist ebenfalls (überraschend) sehr gut geworden, was ja für einen Streifen aus diesem Genre nicht zwingend selbstverständlich ist. Für den interessierten Fan gibt es weiterhin ein umfangreiches Making-Of als Bonus, sowie einen Trailer und das Original-Poster zum Film.
Fazit
Auch wenn es in manchen Kreisen verpönt scheint, sich derart positiv über Schnulzen aus dem indischen Raum zu äußern, stehe ich hier meinen Mann und oute mich als großer Anhänger dieser sehr schön inszenierten Love-Story. "Parineeta" ist zweifelsohne einer der besten aktuellen Melodramen aus diesem Bereich und ein würdiger asiatischer Ableger der berühmten Shakespeare-Geschichte.
- Redakteur:
- Björn Backes