Zatoichi Meets Yojimbo
- Regie:
- Kihachi Okamoto
- Jahr:
- 1970
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Zatôichi To Yôjinbô
1 Review(s)
22.06.2007 | 16:38Hintergrund
"Zatoichi Meets Yojimbo" vereint die beiden populärsten Samurai-Figuren der japanischen Kultur.
"Zatoichi" war in 26 Filmen zwischen 1962 und 1989 die Hauptfigur. Die fortlaufende Geschichte lässt sich gut mit "James Bond" vergleichen, wobei sich "Zatoichi" in einem Punkt deutlich von der westlichen Filmserie unterscheidet: Die Hauptfigur wurde nur von einem einzigen Darsteller verkörpert, Shintaro Katsu (sieht man vom 2003-er "Zatoichi" von und mit Takeshi Kitano ab). Katsu war es auch, der in der vier Staffel langen "Zatoichi"-TV-Serie in die Rolle des blinden Schwertmeisters schlüpfte.
Ihm gegenüber steht "Yojimbo", der herrenlose Samurai. Im gleichnamigen Film von Akira Kurosawa ("Ran") schlüpft Toshirō Mifune in die Rolle des namenlosen Samurais (er nennt sich schlicht Sanjuro, was soviel heißt wie 30-Jähriger), der vorlaut und clever einzelne Gangbosse gegeneinander ausspielt. "Yojimbo" ist Mifunes bekannteste Rolle.
Handlung
Zatoichi, der blinde Masseur und unübertroffene Schwertmeister, sucht nach Jahren des Kampfes die Ruhe und Abgeschiedenheit eines entlegenen Dorfes. Dort ist er vor Jahren schon untergekommen. Müde und kraftlos nach unzähligen Kämpfen gegen Kopfgeldjäger, hofft er auf Entspannung.
Doch das schöne und abgelegene Dorf der vergangenen Jahre existiert nicht mehr. Wo einst Idylle herrschte, tobt nun ein Machtkampf zwischen Vater und Sohn. Beide scharren eine Gang um sich, das Tischtuch ist zerschnitten. Beide streiten sich um einen immensen Goldschatz, den der Vater vor dem Sohn versteckt.
Die Trumpfkarte des Sohns hört auf den Namen Sassa (Toshirô Mifune). Der herrenlose Samurai verdient sich sein Geld als Leibwächter, um eines Tages die Schulden seiner Geliebten begleichen zu können und sie zur Frau zu nehmen. Da kommt es ihm nicht ungelegen, dass Zatoichi das Dorf aufsucht. Das Kopfgeld beträgt immerhin 200 Ryo - damit wären alle Schulden beglichen. Für ihn stellt sich die Frage, ob er das Duell gegen den blinden Schwertmeister wagt oder sich gar mit ihm verbündet, um die Fehde im Dorf zu beenden ...
Kritik
Und es kommt doch auf die Länge an! "Zatoichi Meets Yojimbo" ist ein technisch einwandfreier Film, der für seine Zeit (1970) eine brillante Optik besitzt. Die Kulissen sind toll, die Kameraarbeit zeigt sich aufwändig und der Score weiß mit atmosphärischen und immer passenden Klängen zu begeistern. Zudem sind die Rollen des Pro- und des Antagonisten mit Shintarô Katsu (Zatoichi) und Toshirō Mifune (Sassa, der Yojimbo) außerordentlich gut besetzt. Ihr Spiel begeistert von der ersten Minute an. Beide spielen mit Hingabe und hauchen ihren jeweiligen Charakteren viel Leben ein. Es ist keinesfalls übertrieben, hier von schauspielerischer Perfektion zu reden!
Die Story um die Familienfehde ist auch stimmig. Wo liegt also das Problem?
In erster Linie muss man dem Film sein schlechtes Pacing und ein völlig missratenes drittes Filmviertel vorwerfen. Die erste Stunde stellt die Charaktere und die Ausgangslage schön vor, die Probleme und Spannungen innerhalb des Dorfes werden dem Zuschauer gut näher gebracht. Das Tempo ist dabei jedoch recht langsam, man nimmt sich für jede Szene viel Zeit. Was dann aber nach einer Stunde folgt, ist die pure Langeweile. Das Geschehen wirkt wie eingefroren, nichts Handlungsrelevantes passiert. Zu allem Überfluss wird auch noch ein weiterer, augenscheinlicher Hauptcharakter eingeführt, der letzten Endes jedoch keinen wirklichen Einfluss auf die Handlung hat. Hier offenbart sich der große Storyschwachpunkt: Anstatt das interessante Verhältnis zwischen Zatoichi und Yojimbo zu beleuchten (sie fungieren wie das Ying und Yang der Geschichte), schweift die Handlung ab und verliert sich für eine Weile.
Die Schwertkämpfe sind solide bis gut, jedoch nicht herausragend. Während man bei der Handlung ruhig 30 Minuten streichen könnte, wären hier einige Extraminuten (und schönere Choreographien) wünschenswert gewesen. Immerhin bietet der Film einen schönen Humor, der zu einigen witzigen und skurrilen Szenen führt (der blinde Zatoichi in Todesangst auf einer Treppe ist zwar alles andere als politisch korrekt, dafür aber urwitzig).
"Zatoichi Meets Yojimbo" ist der längste Film der Zatoichi-Serie und genau daran scheitert er (überspitzt ausgedrückt). Die Darsteller sind herausragend, die Kinematographie stimmt. Die Story an sich weiß auch zu gefallen, setzt dann aber leider für die genannten 30 Minuten aus. Statt einem sehr guten, liegt hier so nur ein solider Film vor.
Die DVD
Das Bild (2,35:1) ist für einen 37 Jahre alten Film sehr gut. Die Schärfe ist grundsätzlich gut (insbesondere die Detailschärfe), fällt bei schnellen Bewegungen aber sichtlich ab. Verunreinigungen oder ähnliches sind glücklicherweise nicht auszumachen. Der Kontrast ist durchschnittlich, was aber zu verschmerzen ist. Die Farben kommen sehr erdig rüber, was sehr gut zur Filmatmosphäre passt. Ob das vom Regisseur vor 37 Jahren so gewollt war oder auf Grund des Transfers vom Band auf DVD passiert ist, lässt sich ohne Sichtung des Originalmaterials nicht sagen.
Der Ton offenbart das Alter des Films schon eher. Hier liegt lediglich eine DD2.0 Monospur in japanischer Sprache vor (mit optionalen deutschen Untertiteln). Die Höhen klirren leicht und ein Hintergrundrauschen ist ebenfalls auszumachen. Die Dialoge sind aber bestens verständlich.
Als Extra liegt dem Digipack samt Schuber nur der Originaltrailer bei.
Fazit
"Zatoichi Meets Yojimbo" vereint zwei Kultfiguren des japanischen Kinos und strickt eine interessante Geschichte um sie. Tolle Darsteller bewegen sich in einem schön eingefangenen und atmosphärischen Film, der leider wesentlich zu lang geraten ist. 20-30 Minuten weniger hätte dem Film nicht nur die nötige Straffung gebracht, es hätte auch den Fokus stärker auf die beiden Hauptfiguren gerichtet und zudem dem Spannungsbogen gut getan. So verliert sich der Film nach einer guten ersten Stunde in vielen Belanglosigkeiten, die der Handlung alles andere als gut tun. Ohne diesen Aussetzer würde es sich bei "Zatoichi Meets Yojimbo" um einen ausgezeichneten Jidaigeki [japanischer Schwertkampffilm] handeln. Immerhin reißen die Darsteller und die Visualisierung noch einiges raus, wodurch der Film Liebhabern des alten japanischen Kinos noch empfohlen werden kann.
- Redakteur:
- Martin Przegendza