Tribe, The
- Regie:
- Danny Mulheron, Simon Murray
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- Neuseeland
1 Review(s)
20.06.2007 | 10:49Story
Ein kompromissloses Virus hat auf der gesamten Welt verheerende Schäden angerichtet und sämtliche Erwachsenen in kürzester Zeit ausgerottet. Lediglich die jüngere Generation hat das Unglück überlebt und schlägt sich nun mehr oder minder hilflos durch die Straßen, teils unfähig, für das eigene Überleben zu sorgen, weil die gesamte Versorgung infolge der großen Schädigung zusammengebrochen ist.
Auf den Straßen der Städte haben sich derweil jugendliche Gangs in Tribes zusammengerauft und behaupten, falls nötig, mit Gewalt ihr Territorium. Der Kampf um Vorräte beginnt, und wer sich außerhalb der Tribes aufhält, hat schlechte Chancen auf eine sichere Zukunft. In einer Einkaufszone kommen diese Leute dann jedoch zusammen; Jugendliche und Kinder, die alles verloren haben, sich nun aber im Schlaraffenland wähnen. Zwischen Süßigkeiten und Spielzeug scheint ihr Schicksal vergessen, doch als die alltäglichen Probleme über sie hereinbrechen und mit der Extremsituation kulminieren, droht auch ihnen, von der Lage überrumpelt zu werden.
Meine Meinung
"The Tribe" ist eine neuseeländische Kinder- und Jugendserie, die in der neuseeländischen Heimat große Erfolge feiern und in der aktiven Spielzeit zwischen 1999-2004 immerhin fünf Seasons mit jeweils 52 Sendungen etablieren konnte. Nach längerer Wartezeit erscheint die Serie nun hierzulande auf DVD, leider jedoch im mittlerweile sehr beliebten, aufgesplitterten Schema. Konkret bedeutet dies, dass die erste Staffel noch einmal geteilt wurde in die Seasons 1.1 und 1.2, was zwar weniger schlimm erscheint, wenn man bedenkt, dass der hier besprochene Auftakt zu einem Preis von ungefähr 20 € (4 DVDs) bei einschlägigen Online-Anbietern noch recht günstig liegt, aber irgendwie doch darauf hinausläuft, dass der Geldbeutel auf lange Sicht erheblicher geschröpft wird. Und gerade im Hinblick auf das Zielpublikum ist diese Unsitte eine echte Frechheit, der man wohl nur beikommen kann, wenn man derartige Veröffentlichungen boykottiert - aber dann würde man diese tolle Serie ja auch nicht zu sehen bekommen. Ungerecht, aber leider Realität.
Abgesehen von den Rahmenbedingungen gibt es jedoch auch weitere Kritikpunkte, die während der Laufzeit aufgefallen sind. So zum Beispiel entgeht einem nicht, dass diese ersten Folgen vermutlich noch unter dem Banner Low Budget firmierten, was speziell bei der eigenartigen Kameraführung ins Gewicht fällt. Dies mag zwar generell eine Eigenart sein, das auf den Science-Fiction-Bereich zutrifft, aber bei "The Tribe" merkt man schon, dass die Regisseure und Produzenten nicht aus dem Vollen schöpfen konnten. Zumindest bis hierhin.
Und wo wir gerade dabei sind, die negativen Aspekte herauszufischen, so sei auch ein skeptischer Schwenk auf den Inhalt bzw. die eigentliche Vorgeschichte erlaubt, die vor dem Hintergrund des Virus, welches nur Erwachsene infiziert, doch ein wenig unglaubwürdig ist. Klar, ein derartiger Aufhänger war sicher erforderlich, um die grundsätzliche, durchgängige Dramaturgie aufzuzeichnen und das, was "The Tribe" ausmacht, erst zu ermöglichen, aber wer ein bisschen näher hinter die Materie blickt, wird sich hiermit mitunter nicht zufrieden geben. Aber die Science-Fiction hat ihre eigenen Gesetze, belassen wir es also dabei.
Nach diesen schwereren Geschützen kommen wir dann aber lieber zum angenehmen Teil, den einzelnen Episoden bzw. der chronologisch erzählten Geschichte derjenigen, die im Kaufhaus bzw. in den Tribes ums Überleben kämpfen. Und hier entpuppt sich die Serie dann schließlich auch als überwältigendes Mega-Epos mit bedrückenden Inhalten, teils beklemmender Stimmung und einem dauerhaften Pessimismus, zumindest für den Betrachter. Zu sehen, wie sich die eher hilflosen Kids mit der neuen Situation befassen, wie sie versuchen, sich vor der drohenden Verwahrlosung zu retten, und es mit Würde tragen, dass ihre Angehörigen das Zeitliche gesegnet haben, ist von den beiden Regisseuren Danny Mulheron und Simon Murray wahrhaftig fantastisch aufgezeichnet worden. Vor allem hat man sich bemüht, den Aufbau der Story nach den leichten Ungereimtheiten des historischen Ursprungs sehr logisch zu gestalten. So fallen den Kindern in ihrer prekären Lage nicht sofort alle Fähigkeiten in die Hände. Schritt für Schritt ebnen sie sich stattdessen ihren Weg durch ein knallhartes, allzu realistisches Survival-Training, welches immer wieder von erschütternden Vorfällen und beängstigenden Ereignissen geprägt wird, ihren Mut jedoch kaum trübt und ihre Verzweiflung selbst in den aussichtslosesten Situationen nicht bricht.
Dennoch ist das Gesehene für den Zuschauer oftmals kaum verständlich. Harte Erfahrungen werden teilweise mit einer emotionalen Gefühlskälte überspielt, die für den Außenstehenden fast schon menschenunwürdig scheint. Doch der Plot orientiert sich eben an der Realität des Extremfalls, behält sich eine gewisse, beabsichtigte Naivität vor und beschreibt den viel zitierten jugendlichen Leichtsinn in Facetten, die einem bislang noch nie unter die Augen gekommen sind. Dass zum Beispiel eine bunte Kostümierung dazu dienen kann, die Welt in Schutt und Asche für einen kurzen Moment zu vergessen, mag zynisch klingen, ist aber einer der vielen Aspekte, die das verworrene Szenario so dringend sehenswert machen und sowohl die technischen als auch die inhaltlichen Mankos mit Leichtigkeit zu überspielen vermögen.
Überraschend ist, dass die Serie trotz des brisanten Backgrounds äußerst jugendfreundlich, im Prinzip sogar einzig und allein auf das jüngere Publikum zugeschnitten ist. Man wird relativ schnell Sympathien für die kindlichen Charaktere entwickeln und sich mit ihnen identifizieren, erweisen sie sich doch in ihrer Situation als tapfere Helden, die mit nonkonformen Mitteln lediglich für ihr letztes verbliebenes Gut kämpfen: das Leben.
Aus den genannten Gründen überwiegen letztendlich auch die positiven Eindrücke und machen diese erste Box zu einer durchaus empfehlenswerten Angelegenheit. Voraussetzung ist lediglich totale Offenheit gegenüber den unkonventionellen Themen, die teilweise verarbeitet werden, mit ein bisschen Weitsicht aber auch leicht auf den ganz normalen Alltag übertragen werden können. Dazu gehört zum Beispiel auch das Überwinden der Hemmschwelle gegen die nicht ganz so hochwertig eingefangenen Bilder, die in der Low-Budget-Thematik bereits angesprochen wurden. Dafür wird man schließlich aber mit einem interessanten Making-of und einem Stapel nicht verwendeter Szene belohnt.
Fazit
"The Tribe" ist eine ungewöhnliche, aber aufgrund ihrer liebevollen Machart sehenswerte Serie mit sehr vielen interessanten Ideen und überaus sympathischen, jugendlichen Laiendarstellern. Reinschauen lohnt sich auf alle Fälle.
- Redakteur:
- Björn Backes