Marcelino - 1.Staffel
- Regie:
- Santiago Moro, Xavier Picard
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Spanien / Frankreich / Japan
- Originaltitel:
- Marcelino pan y vino
1 Review(s)
04.07.2007 | 11:15Story
Der kleine Marcelino hat seine Mutter verloren. Die Hoffnung, sie eines Tages doch noch wiederzufinden, hat er aber noch lange nicht aufgegeben. Wohl behütet wächst er bei einigen frommen Mönchen im Kloster auf. Doch die Franziskaner, so liebevoll sie den Jungen auch erziehen, sind kein echter Mutter-Ersatz und können Marcelino nur bedingt das geben, was er benötigt. Dennoch lässt der kleine Junge nicht den Kopf hängen und schlägt sich wacker durch seine Kindheit und währenddessen von einem Abenteuer ins nächste. Dabei kann er sich auf die Hilfe der Tiere verlassen, zu denen Marcelino einen ganz speziellen Draht hat. Er ist nämlich in der Lage, mit ihnen zu kommunizieren, und kann sich ihrer Hilfe in jedweder Situation sicher sein. Und es kommt nicht selten vor, dass der Junge die Unterstützung seiner neuen Freunde benötigt...
Inhalt
DVD 1:
01 Wieder zu Hause
02 Die Fliege aus Afrika
03 Ein Junge namens Brot und Wein
04 Der König des Waldes
05 Das Huhn, das goldene Eier legt
06 Das edle Fräulein
07 Ein wahrer Edelmann
DVD 2:
08 Auf großer Jagd
09 Die Rebellion der Tiere
10 Táta in Not
11 Der Zirkusakrobat
12 Der Zauberer
13 Zurück in die Kindheit
14 Die magische Uhr
DVD 3:
15 Die Befreiung der Waldkinder
16 Abenteuer mit Doktor Mateo
17 Die Falle im Wald
18 Das gigantische Huhn
19 Das Experiment des Doktor Mateo
20 Der Heißluftballon
DVD 4:
21 Abenteuer in der Unterwelt
22 Mein Freund, der Geist
23 Auf hoher See
24 Die Insel der Indianer
25 Der Junge der tausend Monde
26 Ein ganz besonderer Tag
Meine Meinung
Die japanische Revolution tobt seit Jahren auf dem Zeichentrickmarkt und bevölkert mittlerweile gänzlich ohne Unterbrechung auch das Programm der deutschen Privatsenderlandschaft. Action-Helden, skurile Figuren und aufgesetzt komische Sendungen sind auf den einschläigigen Stationen Gang und Gäbe, und statt der üblichen Werte werden mittlerweile nur noch platte Phrasen, altkluge Weisheiten und nicht immer jugendfreie Dialoge auf den jüngeren Zuschauer losgelassen, was man auch außerhalb der Rolle des Moralapostels kritisch betrachten muss.
In dieser Hinsicht ist "Marcelino" eine angenehme Ausnahme, ganz im Stile legendärer Serien wie "Heidi", "Marco" oder "Biene Maja". Nicht ganz unberechtigt ist vor allem der Vergleich zur lieben Biene, denn "Marcelino" wurde von den selben Leuten produziert wie einst die Zeichentrickserie um die beliebten Bienen Maja und Willi sowie ihren Freund, den Heuhüpfer.
Allerdings haben die Abenteuer, die dieser Junge bestehen muss, einen etwas ernsteren Hintergrund. Marcelino ist auf der Suche nach seiner Mutter, und obwohl sie schon seit Jahren verschollen ist, glaubt er nach wie vor daran, dass er sie irgendwann finden wird. Tapfer schlägt er sich durchs Leben, das ihm zwar bei den Franziskaner-Mönchen so angenehm wie nur eben möglich gemacht wird, ihm aber nicht die Illusionen seiner tatsächlichen Befindlichkeit als zeitweiligem Vollwaisen nimmt. Allerdings lässt sich Marcelino die innerliche Traurigkeit nicht anmerken. Voller Lebensmut und -freude stürzt er sich von einem Abenteuer ins nächste, lernt dabei Schritt für Schritt die Gepflogenheiten des italienischen Alltags kennen und sucht bzw. findet Geborgenheit in der Tierwelt, mit der er sich aus unerfindlichen Gründen verbal verständigen kann.
In den einzelnen Episoden, 26 sind es in der ersten von insgesamt zwei Staffeln, begleitet der Zuschauer den Titelhelden durch seine frühe Kindheit und sein Leben bei den Mönchen, die jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Handlung der unterschiedlichen Folgen beschäftigt sich indes vorrangig mit Marcelinos spezieller Beziehung zu seinen vielen Freunden, den Tieren der Umgebung, mit denen er Probleme anpackt, Ungerechtigkeiten ausräumt und das Leben in der Natur genießt.
Es sind keine besonders komplexen Inhalte, sondern weitestgehend simpler, kindgerechter, aber auch spannender Stoff mit Schwerpunkt auf die Übermittlung elementarer Werte und Messages, die weit über den plumpen Zweckidealismus der heutigen Trickfilm-Szenerie hinausgehen. Dies birgt offenkundig auch in sich, dass die Zielgruppe im Grunde genommen ohne Altersbeschränkung zusammengefasst werden kann, "Marcelino" also eine prima Familienserie mit schönen Geschichten und netten Charakteren ist - oder anders gesagt: Genau das, was die Japaner einst als Familienunterhaltung mit Serien wie "Heidi" etablierten, später aber immer mehr durch austauschbare Action-Reihen ersetzten. Womöglich haben die Einflüsse der spanisch-französischen Gemeinschaftsarbeit ja diesen positiven Einschnitt herbeigeführt und das japanische Studio wieder einmal auf die ursprüngliche Inhalte der Serien für jedermann sensibilisiert.
Doch über das Wie oder Warum braucht man im Nachhinein eigentlich gar nicht diskutieren. Festzuhalten ist lediglich, dass diese Serie wirklich toll ist, in ihrer digitalen Aufarbeitung absolut zeitgemäß erscheint und für die angesprochene Zielgruppe (die sich aus den Fans der oben angeführten Produktionen zusammensetzt) mehr als nur eine Empfehlung wert ist. Wäre schön, wenn derartige Serien noch einmal einen zweiten Frühling erleben würden. Sachen wie "Marcelino" kann man seinen Kleinen nämlich bedenkenlos anbieten!
- Redakteur:
- Björn Backes