Re-Cycle
- Regie:
- Oxide Pang Chun, Danny Pang
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- Hong Kong
- Originaltitel:
- Gwai wik
1 Review(s)
04.07.2007 | 11:22Hintergrund
Die Pang Brothers, Zwillinge Jahrgang 65 und geboren in Hongkong, sind Drehbuchautoren und Regisseure. Ocide Pang, der ältere der beiden, begann seine Karriere in Thailand. 1997 drehte er seinen ersten Film "Who Is Running?", der sogar als thailändischer Beitrag ins Rennen um die Oscars an den Start ging. Sein Bruder Danny hingegen ist ein begnadeter Cutter. Er schnitt u.a. den Hongkong Megahit "Infernal Affairs" und dessen Nachfolger. "Bangkok Dangerous" sollte im Jahr 99 ihr erster gemeinsamer Film werden. Bei ihren gemeinsamen Filmen drehen sie jedoch nie zusammen. An einem Tag dreht der eine, am nächsten der andere. Diese erstaunliche Arbeitsteilung gelingt wohl nur bei Zwillingen ... Sowohl "Bangkok Dangerous" (unter dem Titel "Time To kill"), als auch der größte Pang Bros. hit "The Eye" (unter dem Titel "The Eye 10") bekommen ihr Hollywood Remake.
Handlung
Tsui (Angelica Lee, "The Eye") ist eine erfolgreiche Autorin. Ihre romantischen Romane avancieren zum absoluten Bestseller. Als sie sich entschließt, einen Roman über Geister zu schreiben, fängt es plötzlich an in ihrem Haus zu spuken. Erschrocken und ratlos löscht sie ihr bis dato fertiges erstes Kapitel. Kurz drauf gerät die junge Frau in eine rätselhafte Geisterwelt, die aus ihrem zukünftigen Roman zu sein scheint. Illusionen? Visionen? Die Realität? Die Schrecken der Geisterwelt rollen ihre eigene Vergangenheit auf und bringen Schreckliches ans Tageslicht ...
Kritik
"Re-Cycle", die Horror-Fantasy-Fabel.
Die Pang Brothers haben eine ausgefeilte Affinität für Gruselstreifen. "Re-Cycle" beginnt dementsprechend. Nach einer kurzen Charaktervorstellung beginnt der Horror sogleich. Geisterhafte Erscheinungen im Bad, das eigenartige Gefühl, beobachtet zu werden, und unheimliche Vorfälle dominieren die ersten 30 Filmminuten. Dabei inszenieren die Pangs einen sehr schönen und vor allem atmosphärischen Psycho-Horror, der die Zuschauer einigen heftigen Schockmomenten aussetzt. Die Optik ist hier sehr realitätsnah, was zusammen mit der perfekten Akustik für einen zusätzlichen Schauder sorgt. Als Zuschauer weiß man nie so recht, was als nächstes kommt. Es baut sich eine immense Spannung auf, die zarten Gemütern ziemlich zusetzten dürfte.
Leider folgt nur allzu schnell der Bruch. Urplötzlich befindet sich die Protagonistin in einer Geisterwelt. Zwar regiert auch hier der Horror, im Gegensatz zum realistischen Anfang offenbart sich hier jedoch eine arg fantastische Welt. Man muss sich als Zuschauer erst mit der neuen Situation abfinden, den Fokus auf die neue Welt richten. Nach einer wilden Hatz durch abstruse Gassen, legt der Film eine kurze Verschnaufpause ein. Zwei freundliche Geister werden vorgestellt, die die Protagonistin fortan auf ihrem Weg zurück in die Realität begleiten und sie unterstützen. Hier folgt dann auch eine Erläuterung der Geisterwelt. Alles Vergessene und Weggeworfene befindet sich in dieser Welt, die von alten (und gruseligen) Vergnügungsparks, bis zu Zombies (vergessenen Toten) reicht.
In dieser Welt ist alles fantastisch, abgehoben und eine Spur wirr. Schöne Weitwinkelaufnahmen, gefällige Totalen und ein mitunter wilder Farbfiltereinsatz bestimmen das Bild. Man fragt sich wie die Protagonistin in diese Welt geraten ist und fiebert in den spannungsgeladenen Momenten mit ihr mit.
Das Fabelhafte kommt mit einer deftigen Szene gen Ende, in der die Autorin durch eine rot erleuchtete Höhle marschiert. In ihr befinden sich reihenweise abgetriebene Babys, die laut schreien und sogar nach Tsuis Leben trachten. Spätestens hier werden die Botschaft und die Moral des Films deutlich. Der Finale Twist passt auch sehr gut ins Bild, das überaus verwirrende Ende hinterlässt aber einen leicht bitteren Nachgeschmack.
"Re-Cycle" ist einer dieser Filme, der nichts falsch macht und dennoch nicht überragend ist. Der Film macht zwar großen Spaß und ist durchaus stimmig, hat aber mit seinen sehr ungleichen Teilen zu kämpfen. Der Bruch vom Psycho-Horror zum Fantasy-Horror mit Fabeleinschlag ist einfach zu groß, wenngleich die Inszenierung und die Story dabei zu gefallen wissen. Man wird dermaßen aus dem Setting gerissen, dass man für eine Weile nichts mehr mit dem Film anfangen kann. Gleichzeitig bietet die Geschichte aber genug Anreize, um weiter mit der Protagonistin mitzufiebern. Überhaupt ist die Geschichte sehr schön ausgefallen. Ein wenig Grusel, ein bisschen Fantastisches und eine schöne (wenn auch offensichtliche) Moral haben nicht viele Horrorfilme zu bieten.
Die wenigen Darsteller machen ihre Sache sehr gut, was zu Teilen aber dem Drehbuch zu verdanken ist. Wirklich herausragend ist die audio-visuelle Inszenierung des Ganzen. Die Bilder sind großes Kino und bekommen durch die vielen Stilmittel einen fast schon künstlerischen Rahmen. Die Akustik steht dem in nichts nach und reißt den Zuschauer regelrecht in die Geisterwelt der Vergessenen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass "Re-Cycle" 104 Minuten spannungsgeladene und fantastische Unterhaltung bietet, die sich aus vollkommen unterschiedlichen Teilen zusammensetzt. Psycho-Horror und Fantasy werden in einem bunten Mix prächtig inszeniert. Die Mischung dürfte aber nicht jedem gefallen!
Die DVD
Das Bild (2,35:1) ist in allen Belangen sehr gut. Während die Schärfe im Psycho-Horror Teil auf höchstem Niveau ist, dominieren Weichzeichner und Farbfilter den restlichen Film. Rauschen oder Bilddefekte sucht man vergebens. Leider ist das Bild sehr stark aufgehellt worden, was man sehr leicht im Vergleich mit den Balken der 2,35:1 Bildes erkennen kann. Der Schwarzwert ist dadurch alles andere als optimal. Ohne diesen Malus wäre das Bild in Referenzgefilden gewesen.
Beim Ton (Deutsch, Kantonesisch je DD5.1) gibt es nichts zu meckern. Direktionale Effekte, perfekte Dialogverständlichkeit und ein sehr wuchtiger Bass prägen das Klangbild. Die hinteren Kanäle werden durchweg mit Geräuschen versorg - seien es Hintergrundgeräusche oder der fabelhafte Score. Höchstnote!
Die Special Edition ist, ähnlich der Hongkong DVD, in einer auf 5000 Stück limitierten Sonderverpackung erschienen. Dabei handelt es sich um ein aufwendiges Digipack mit Magnetverschluss, welches neben den beiden DVDs auch zwei Booklets mit Artworks beinhaltet. Diese Fassung war jedoch bereits vor der offiziellen VÖ bei vielen Händlern ausverkauft und erzielt bei Ebay horrende Summen.
Die Neuauflage kommt lediglich im Amaray Case daher.
Die Extras an sich sind recht dürftig ausgefallen. Hier mangelt es nicht an Quantität, sondern an Qualität. Stellvertretend hierfür steht das Making Of, das lediglich aus einigen Featurettes besteht. Die Interviews mit den Pang-Brüdern sind recht sehenswert, die Behind The Scenes hingegen weniger. Generell kann man sich mit den Extras einen Überblick über die Optik verschaffen - mehr nicht.
Fazit
"Re-Cycle" dürfte bei vielen Zuschauern für zwiespältige Gefühle sorgen. Einer sehr guten ersten halben Stunde folgt ein radikaler Bruch, den der Film nicht schadlos übersteht. Man wird zu arg aus dem Geschehen gerissen, um fortan einer Horror-Fantasy-Fabel zu folgen. Die Geschichte ist dabei jedoch recht gut und weiß mit einer schönen Moral zu gefallen. Die audio-visuelle Präsentation ist hervorragend, weshalb der Film in erster Linie Fans des opulenten Kinos zu empfehlen ist. Wer optische Kracher à la "Silent Hill" mochte (auch auf die Story bezogen), sollte hier unbedingt einen Blick riskieren. Außerdem sollte man nach der auf 5000 limitierten Erstauflage schauen, die in einer opulenten Verpackung daherkommt und ein wahres Sammlerstück ist.
- Redakteur:
- Martin Przegendza