Mohammed - Der Gesandte Gottes
- Regie:
- Moustapha Akkad
- Jahr:
- 1976
- Genre:
- Historienfilm
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
06.07.2007 | 15:14Story
Das siebte Jahrhundert nach Christus: In Mekka toben erbitterte Machtkämpfe, ausgelöst durch das Verharren am Glauben an den einen Gott, dem immer mehr Menschen widersagen. Ein neuer Anführer verkündet indes den Frieden und verdammt Missstände wie Sklaverei und religiöse Verfolgung. Sein Name: Mohammed, ein 40-jähriger Prophet, dessen verheerendes Urteil über den uralten Götzenglauben die gesamte Stadt in Atem hält. Mit aller Macht, jedoch ohne Gewalt widersetzt er sich den Herrschenden und zieht jeden Tag mehr Menschen um sich. Doch sein Kampf stößt auf vehemente Gegenwehr der Obersten Mekkas, die Mohammed und seine neuen Glaubensanhänger aus der Stadt vertreiben. Der Glaube der Moslems ist jedoch ungebrochen. Auf Geheiß ihrer neuen Gallionsfigur ziehen sie nach Medina und feiern dort die endgültige Geburt des Islams.
Persönlicher Eindruck
Mehr als 30 Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit das wohl nach wie vor legendärste Histroienepos über den Islam seinerzeit seine Erstausstrahlung feierte, doch bis heute gilt "Mohammed - Der Gesandte Gottes" als der beste Streifen seiner Machart und schildert in eindrucksvollen Bildern, bewegenden Geschichten und fesselnden Eindrücken die Entstehung der heutzutage gefürchtetesten Weltreligion.
Allerdings war die Entstehung der cineastisch adaptierten Geburtsstunde des Islams damals eine brisante Angelegenheit, denn Regisseur Moustapha Akkad hatte die schwierige Aufgabe vor sich, einen Streifen zu drehen, in dem der Hauptdarsteller nicht abgebildet werden durfte. Folgerichtig agiert Mohammed lediglich aus dem Blickwinkel der Kamera oder aber aus dem unersichtlichen Hintergrund heraus, nicht jedoch in vorderster Front, was die Wirkung seiner Handlungen natürlich in gewisser Weise beeinträchtigt. Dem Streifen fehlt der Blickfang und somit auch die offensichtliche Heldenfigur, die zwar im Laufe der knapp dreistündigen Geschichte immer wieder das Geschehen dominiert, aber eben nicht greifbar präsent ist. Die Gründe hierfür liegen im Verbot jeglicher Darstellung des ehrwürdigen Propheten; der Koran und seine Religion tolerieren keine muslimischen Götzenbildern, weshalb Akkad nur unter bestimmten Auflagen drehen konnte. Zieht man dies jedoch mal in Betracht, ist es dem Regisseur trotz allem sehr gut gelungen, ein adäquates Bild abzuliefern und die historische Abhandlung sehr detailgetreu wiederzugeben.
Entsprechend der urspünglichen Geschichte handelt es sich bei "Mohammed - Der Gesandte Gottes" aber natürlich ganz deutlich um eine verfilmte Heldendarstellung, in der die großen, völlig revolutionären Taten des Propheten wieder zum Leben erweckt werden. Sein tapferer Kampf gegen die Obrigkeiten und für seinen Glauben werden in gewisser Weise glorifiziert, dabei aber auch betont, dass die radikalen Werte, die seine heutige Glaubensgemeinschaft nach außen hin präsentiert, nicht auf seinen Gedanken fußen. Sein Gesinnen ist durchweg friedlich, seine Aktionen einerseits sicher heroisch, vor den gegebenen Hintergründen andererseits aber auch logisch und sein Wirken definitiv nicht fanatisch. Es geht also nicht darum, dem Islam irgendeinen Spiegel vorzuhalten oder gar politische Inhalte in die Story einzuflechten - was im Hinblick auf die Entstehungszeit von "Mohammed - Der Gesandte Gottes" aber auch noch nicht so fatal gewesen wäre.
Stattdessen handelt es sich bei diesem Historienepos um einen typischen Sandalenfilm, allerdings mit hintergründiger religiöser Moral als Aufhänger. Immerhin sieben Jahre hat man einst benötigt, um die Geschichte vor den tollen Kulissen und mit all ihren bunten Darstellern festzuhalten, und das merkt man dem Endprodukt zu jeder Sekunde an. Die Dialoge zum Beispiel sind intelligent und tiefgründig, die Schauspieler mit einem sehr guten Gespür für die Kultur jener Zeit ausgestattet und die Bedingungen, die dem Film aufgelegt wurden, geschickt umgangen bzw. die daraus resultierende Problematik elegant gelöst. Es mutet zwar bis zum Schluss sehr komisch an, Mohammed nicht als reale Bildschirmfigur zu erleben, aber es stellt sich nach einiger Zeit auch nicht mehr als störend heraus, dass die Hauptfigur lediglich eine Art nicht existenter Schatten ist. Der sensible Umgang mit den religiösen Feinheiten ist schließlich auch makellos vonstatten gegangen und unterstreicht zu guter Letzt auch, um welch feinfühliges, detailverliebtes Melodram es sich bei diesem Monumentalepos handelt.
Die Freude darüber, dass dieser Kultstreifen nun auch in digitaler Form erhältlich ist, wird auch durch die Aufarbeitung nicht getrübt. Dem Bild merkt man zwar das Alter von immerhin 31 Jahren an, Schwierigkeiten durch stärkere Verschmutzungen ergeben sich aber dennoch nicht. Die Beurteilung der Audiospur wird indes ein wenig vom fehlenden Volumen beeinträchtigt. Aber auch hier gilt: Störungen gibt es keine, dafür jedoch einen sehr guten Soundtrack, der seinerzeit sogar eine Oscar-Nominierung erzielte. Mit einem dreiviertelstündigen, exklusiven Making Of wird schließlich noch der letzte verbliebene Speicher gefüllt, und das mit einer sehenswerten Dokumentation.
Fazit
Wer sich der derzeit anhaltenden Verurteilung des Islams nicht blind anschließen möchte und stattdessen den Glauben intensiver kennen lernen und besser verstehen möchte, ist mit diesem Geschichtsdrama sehr gut beraten. "Mohammed - Der Gesandte Gottes" hält, was er mit 'die wahre Geschichte des Islams' verspricht und avanciert dank fabelhafter Schauspieler wie Anthony Quinn zu einem farbenfrohen Spektakel sondergleichen. Moustapha Akkads Produktion kann locker neben prämierten Sandalenepen wie "Cleopatra" oder "Ben Hur" bestehen, denn auch wenn die Thematik hier deutlich abweicht, so ist der Inhalt doch gleichermaßen überzeugend.
- Redakteur:
- Björn Backes