schwarze Loch, Das
- Regie:
- Nelson, Gary
- Jahr:
- 1978
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Black Hole
1 Review(s)
06.07.2007 | 15:24Manche Filme begleiten einen von Kindesbeinen an und man fragt sich zurecht, warum sie erst sehr spät neu aufgelegt und (wieder-)veröffentlicht werden. Der Klassiker "Das Schwarze Loch" ist so ein Fall. Als Disney den Film 2002 nach ziemlich genau 25 Jahren endlich remastered auf einer Einzel-DVD veröffentlichte, wurde es Zeit zu überprüfen, wieviel des damaligen Zaubers noch wirkt und was bereits alles durchs Erwachsenwerden erodiert war.
Zur Story
Wir befinden uns im 22. Jahrhundert. Das Forschungsschiff "Palomino" ist von seiner 18 monatigen Mission, bewohnbare Planeten zu erforschen, auf dem Rückweg zur Erde, als sie in das Wirkungsfeld eines schwarzen Loches gerät. Für die 6 köpfige Besatzung und dem Bordroboter VINCENT ist dieses Naturphänomen zunächst ein ziemliches Ärgernis, weil es sie aufgrund seines starken Gravitationsfeldes zu außerplanmäßigen Kurskorrekturen zwingt. VINCENT entdeckt jedoch nahe des schwarzen Lochs noch etwas viel Bemerkenswerteres: ein riesiges, regungsloses und unbeleuchtetes Geisterschiff, welches den starken Schwerkrafteinflüssen zu trotzen scheint und sich – allen physikalischen Gesetzen spottend - keinen Millimeter bewegt. Eine Überprüfung der Identität ergibt, dass es sich um das seit 20 Jahren verschollene Forschungsschiff "Cygnus" handelt.
Man beschließt trotz der gewaltigen Gravitationskräfte einen kurzen und nahen Vorbeiflug zu riskieren, um eventuell einen Blick erhaschen zu können, warum die "Cygnus" unter dem Kommando des verschrobenen Genies Dr. Hans Reinhard damals nicht wie befohlen heimkehrte. Überdies diente der Vater der Bord-Wissenschaftlerin Dr. McCrae auf ihr. In der unmittelbaren Nähe der "Cygnus" findet sich die "Palomino" plötzlich in einer neutralen Schwerkraftblase wieder. Die Crew nutzt diese Gelegenheit der Entspannung, um mit ihren Sensoren das Schiff abzutasten und sogar pro Forma zu versuchen Funkkontakt herzustellen. Nichts. Obwohl der Pott rein äußerlich erstaunlich intakt aussieht. Kurz danach verlässt die "Palomino" die schwerkraftlose Zone wieder und gerät in den mächtigen Sog des schwarzen Lochs.
Das erzeugt ernsthafte Schäden, die vor ihrer Rückkehr zur Erde repariert werden müssen. mit Ach und Krach schleppt sich das kleine Schiff wieder zurück in den Schutz der geheimisvollen Zero-Gravity-Zone, welche die "Cygnus" umgibt. Unvermittelt erwacht der Leviathan nun zu gleißendem Leben. Lichter gehen an, Landefahrstühle recken sich der "Palomino" einladend entgegen und trotzdem beschleicht die Crew das unbehagliche Gefühl, nicht willkommen zu sein. Oder wie es der 1. Offizier Pizer bissig auf den Punkt bringt: "Den roten Teppich hätten sie auch schon vorher ausrollen können!" Dennoch, notgedrungen nimmt man die stumme Einladung an, auf einer der Dock-Plattformen zu landen und das große Schiff mit der Bitte um Hilfe und Ersatzteile zu betreten. Die Menschenleere an Bord ist gespenstisch. Irgendwas ist hier ganz und gar nicht in Ordnung und die Besatzung der "Palomino" wird auch sehr bald herausfinden was.
Eindrücke
Der (un-)heimliche Hauptdarsteller des Films ist ein kleiner, knubbeliger Roboter: V.I.N.C.E.N.T. Die Bedeutung des Kürzels ist im Laufe des Erwachsenwerdens leider verlustig gegangen. Er ist (begrenzt) zur Telepathie fähig und lässt ständig neunmalkluge Sprüche ab. Nebenher darf er noch den Löwenanteil an Dialogen und Heldentaten absolvieren, so läuft - pardon fliegt - das schwatzende und um sich schiessende Bierfässchen seinen menschlichen Darstellerkollegen eindeutig den Rang ab. Unterstützt wird er im Laufe der Geschichte dabei von einem seiner verbeulten Vorgänger-Modelle (Old-)B.O.B. Heutzutage würden Myriaden von Vincent-Action-Figürchen, sabbelnde Plüsch-Vincents und Vincent-Seine-Besten-Weisheiten-Bücher auf dem Markt geworfen – gottlob beschränkte sich die Merchandising vor gut 30 Jahren hierzulande noch auf das Panini-Sammelalbum. Dieses jedoch war Pflicht bei den Jungs auf dem Schulhof.
Deren noch kindlichem Gemüt entging auch die flache und zum Teil schmerzende Klischeehaftigkeit der Handlung und insbesondere der Figuren. Die menschlichen Darsteller wirken allesamt etwas farblos und unglaubwürdig, speziell Ivette Mimieux charakterisiert ein überkommendes Frauenbild, welches heutzutage nur lächerlich wirkt und auch in Anbetracht der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse wenig plausibel erscheint. Sympathiepunkte sammelt Joseph Bottoms, der einen humorvollen Kontrast zum verkniffen spielenden Robert Forster darstellt. Anthony Perkins ("Psycho") und Ernest Borgnine ("Airwolf") haben sicher schon besseres abgeliefert, sind aber neben Schell hier die routiniertesten Schauspielhasen. Schell, die klassische Figur zwischen Genie und Wahnsinn, sei von jeglicher Schelte übrigens ausdrücklich ausgenommen, seine Performance ist vielleicht arg theatralisch, aber nichtsdestoweniger überzeugend.
Damit mehr Schwung in die Bude kommt, muss der klingenbewährte Monster-Roboter Maximilian ran, die Spannungskurve etwas zu heben. Er ist zu diesem Zwecke nahezu unzerstörbar ausgelegt - zumindest ist er immun gegen Laser. Maximilian markiert den Obermotz von Dr. Reinhards tölpeliger S.T.A.R.-Wachroboter-Armee. Diese wanken quasi überall im Schiff per Pedes herum und das so ungelenk-langsam, dass man sich fragt, wer (und vor allem warum?!) so dämlich-ineffiziente Kampfmaschinen bauen sollte, zumal es nach mentaler Versklavung der Besatzung doch überhaupt rein gar nichts zu bewachen gibt. Das erklärt eventuell, wozu Roboter (!) auf einem Schiessstand Just-For-Fun trainieren (!) und ihre Eitelkeit (!) zur Schau stellen. Die Blechköppe (für deren Aussehen ein gewisser Darth Vader offensichtlich Pate gestanden hat) ballern dennoch überall in der Gegend rum, nur nicht dahin, wo sie treffen würden. Nicht gerade angsteinflößend. Okay, wir befinden uns in einem Disney-Film, das erklärt schon einiges.
"Das schwarze Loch" ist ein für damalige Verhältnisse durchaus aufwendig produzierter und teurer Streifen gewesen, heute schmunzelt man über die wackeligen Bauten, die Blue-Screen-Technologie, die erst gezeichneten und dann eingefügten Lichteffekte, sowie die logischen und die physikalischen Fehlern in der Story. Dennoch ist der Film in Anbetracht seines Alters ganz nett gemacht und für eine Produktion aus den Siebzigerjahren doch immerhin gelungen. Das schräge Ende geriet leider arg psychedelisch. Es ist durchaus vorstellbar, dass dieser Cliffhanger ursprünglich vielleicht sogar dazu gedacht war, eine Fortsetzung nachzuschieben. Dass man darauf augenscheinlich bis zum heutigen Tag verzichtet hat, wird wohl eine Frage des Geldes gewesen sein oder niemand hat sich zugetraut, das skurrile Garn weiter zu spinnen. So bleibt jedenfalls ein leicht verstörender und ziemlich unbefriedigender Abschluss des buchstäblich abgespaceten Abenteuers.
DVD und Bonusmaterial
Das Bild ist so gut aufgepeppt, dass man zum Teil die Drähte, die für die Tricks benutzt worden sind, deutlichst sehen kann. Das Remastern auf Kinoformat 16:9 ist lobenswert, endlich liegt der Film auf voller Leinwandbreite vor und nicht mehr in der bildlich abgespeckten 4:3 VHS-Version. Ein Anschauen im Originalton entlarvt die deutsche Fassung als eine schlampige Synchronisationsarbeit, wo Sätze sinngemäß nämlich genau ins Gegenteil verkehrt werden. Apropos: Maximilian Schell synchronisiert sich selbst, was überaus lobenswert und durchaus nicht selbstverständlich ist.
Der Sound wurde anständig restauriert, besonders die knackigen Lasersalven perlen gut ortbar aus den Lautsprechern. Auf DTS muss man allerdings verzichten, der olle Schinken ist "nur" auf DD 5.1 aufgebohrt worden. Bonusmaterial ist keines vorhanden, selbst die sonst üblichen Trailer glänzen durch Absenz.
Fazit
Trash? Na klar. Aber schon fast an der Schwelle zum Kult. Tricktechnisch damals sicher ein Leckerbissen, heute kann er damit ganz bestimmt nicht mehr punkten. Die Story hat auch ihre ganz klaren logischen und physikalischen Fehler. Das macht manche Szene ziemlich lächerlich, obschon sie eigentlich besonders dramatisch sein sollte. Sieht man "Das schwarze Loch" jedoch als Produkt einer längst überholten Filmindustrie und Gesellschaftslehre in seinem historischen Kontext - zu einer Zeit, als auch das naturwissenschaftliche Wissen noch große Lücken aufwies -, dann hat der Streifen durchaus Charme. Leider gibt es keinerlei Bonusmaterial auf der DVD, das würde die Waagschale sicher mehr in Richtung Empfehlung drücken.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Black Hole"
Nach einer Story von Jeb Rosebrook, Bob Barrash & Richard Landau
USA 1978
Genre: SciFi, Abenteuer
Disney Home Entertainment 2002, Single-Disk, FSK 12
Laufzeit: ca. 91 Minuten
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1)
Soundformat: DD 5.1 (Deutsch, Englisch, Italienisch)
Regie: Gary Nelson
Produzent: Ron Miller
Musik: John Barry
Drehbuch: Jeb Rosebrook & Gerry Day
Darsteller u.a.: Maximilian Schell (Dr. Hans Reinhard), Anthony Perkins (Dr. Alex Durant), Robert Forster (Cpt. Dan Holland), Joseph Bottoms (Lt. Charles Pizer), Ernest Borgnine (Harry Booth), Yvette Mimieux (Dr. Kate McCrae), sowie V.I.N.C.E.N.T., (Old-) B.O.B., Maximilian & seine unfähigen Blechkameraden
- Redakteur:
- Jürgen Pern