Geheimnis von Schloss Monte Christo, Das
- Regie:
- José Luis Merino
- Jahr:
- 1970
- Genre:
- Horror
- Land:
- Italien / Spanien
- Originaltitel:
- Ivanna
1 Review(s)
10.08.2007 | 13:27Story
Als in der Umgebung des Schlosses von Graf Janos Dalmar einige junge Damen auf mysteriöse Weise ums Leben kommen, wird der Graf selber verdächtigt, mit den offensichtlichen Morden in Verbindung zu stehen. Besonders die Tatsache, dass die Damen erst nach dem Tod seines Bruders verschieden sind, macht ihn zum Hauptverdächtigen für die Ermittler, die den Fall aber bereits nach kurzer Zeit wieder fallenlassen. Ungeachtet dessen verfolgt Dalmar in seinen Gemächern seine anrüchigen Pläne. Er bestellt einen Chemiker zu sich, um den verbrannten Leichnam seines Bruders wiederzubeleben und ihn aus dem Reich der Toten zurückzurufen.
Als dann jedoch die junge Ivanna Rakowsky vor der Tür steht, ist Dalmar überrascht, lässt sie jedoch unbeeindruckt in seinem Geheimlabor an seinem Projekt arbeiten. Die junge Wissenschaftlerin jedoch verarbeitet die ersten Eindrücke im Schlosse des Grafen nur schwerlich. Während im Hintergrund weitere Mädchen ihr Leben lassen, hat sie Visionen von einer Folterbank mit ihr als Opfer. Und je öfter ihr diese Alpträume ins Bewusstsein schießen, desto realistischer erscheinen sie für Ivanna. Nach und nach kommt sie dahinter, dass die Reanimation des Bruders nicht die einzige Machenschaft Dalmars ist. Doch was beabsichtigt ihr neuer Hausherr tatsächlich?
Persönlicher Eindruck
José Luis Merino startete 1970 den Versuch, mit seiner Produktion "Das Geheimnis von Schloss Monte Christo" an die Erfolge der Gruselstreifen aus den britischen Hammer-Studios anzuknüpfen. Hinsichtlich der Atmosphäre ist dies dem spanischen Regisseur auch sehr ansprechend gelungen, denn die Aufmachung des viktorianischen Schlosses sowie die allgemeinen Requisiten und der Schnitt forcieren in vielerlei Hinsicht die Reminiszenz an die Originale aus den Sechzigern. Rein inhaltlich bleibt man dem bewährt starken Niveau jedoch weitestgehend fern, was zum einen daran liegt, dass die Geschichte um den rätselhaften Grafen Dalmar jeglicher Spannung entbehrt, andererseits aber auch daran festzumachen ist, dass sowohl Schauspieler als auch Dialoge gerade mal den Ansprüchen des B-Movies entsprechen – trashige Auswüchse wie die Tendenzen zum Softporno-Bereich (aufgrund der späteren Karriere von Hauptdarstellerin Erna Schürer sicherlich auch nicht unbegründet) sowie eine mehr als peinliche Synchronisation nicht ausgeschlossen. Gerade aufgrund Letztgenannter sei Interessenten vorab empfohlen, lieber auf das untertitelte Original in italienischer Sprache zurückzugreifen, wobei man letztendlich an manchen Stellen sowieso nicht um dieses herumkommt, weil die deutsche Synchro nur die geschnittene Fassung umfasst, während die ursprüngliche Vorlage satte zehn Minuten länger dauert.
Interessant ist "Das Geheimnis von Schloss Monte Christo" indes sicherlich nur für Anhänger des älteren Gruselkinos. Der Streifen hält gleich einige Stellen bereit, in denen die finstere Stimmung an den Siedepunkt gerät und die diesbezügliche Spannung absolut greifbar erscheint, so dass speziell das Publikum älterer "Dracula"-Publikationen hier auf seine Kosten kommt. Problematisch wird es hingegen, wenn derartige Szenarien von der lüsternen Fleischeskost untergraben werden. Erna Schürer zeigt sich gleich mehrfach in blanker Pose, sei es nun in einsamer Stellung in ihrem Gemach oder eben auf der Streckbank der Folterkammer, was nicht selten dazu führt, dass die unterdrückten Triebe hier deutlicher angesprochen werden als das Horror-Gen. Spätestens in den Szenen, in denen ihre schaurigen Visionen mehr von nackter Haut als von der gruseligen Atmosphäre bestimmt werden, verliert der Film den letzten Halt und verwandelt sich vom akzeptablen Horror-Movie zum biederen Mix aus billigster 70er-Erotik und anstößigem Masochismus.
Dass es indes hätte ganz anders laufen können, bleibt auch abseits der pornografischen Darstellungen der zweiten Hälfte unwahrscheinlich. Zu wenig Zeit wird darauf verwendet, die Mysterien des Schlosses aufzudecken, und selbst die wenigen Chancen, die sich zum Beispiel durch die Ermittlungen der Polizei ergeben, werden kurzfristig wieder zerstört, um das anspruchslose Wechselspiel zwischen Dalmar und Ivanna noch deutlicher in den Vordergrund zu stellen. Merino lässt sich daher auch gar nicht darauf ein, eine allzu spannende Handlung zu konstruieren, sondern verlässt sich stattdessen lieber auf die Kraft seiner Bilder. Dies hätte sicherlich auch funktioniert, hätte er sich dabei von den tollen Kulissen sowie den vorteilhaften Requisiten leiten lassen, doch eine deutlichere Betonung der eigentlichen Handlung und eine zielgerichtete Forcierung der grundlegenden Handlung wäre in dieser Hinsicht definitiv nötiger gewesen.
So bleibt "Das Geheimnis von Schloss Monte Christo" letztendlich nicht mehr als eine zweitklassige Hammer-Epigone ohne nennenswerte Hintergründe und Inhalte. Lediglich derjenige, der insgeheim eine Affinität zu pseudo-erotischen Illustrationen in diesem Genre hat, sollte sich mal näher mit diesem Streifen aus dem Jahre 1970 beschäftigen; doch eigentlich gibt es ganz besonders von der Insel weitaus hochwertigeren Stoff als diesen dürftigen Abklatsch.
Die Aufarbeitung der DVD-Fassung ist ebenfalls nicht gerade vorbildlich. Das Bild weist zwar angenehme, stimmige Kontraste auf, ist aber speziell in den dunkleren Aufnahmen etwas schwammig und unscharf. Der Ton indes geht prinzipiell in Ordnung, wobei an dieser Stelle noch einmal der Verweis auf die schwache Synchronisation getätigt sei. Bonusmaterial bietet der digitale Silberling auch, allerdings kommt die Scheibe nicht über einen kurzen Werbefilm, den Trailer und eine kleine Galerie hinaus. Nichts also, was von wirklichem Interesse wäre.
Fazit
In den vergangenen Monaten und Jahren haben verschiedene kleine Labels den Horrorfilm der 60er und 70er wieder für sich entdeckt und via DVD für die Nachwelt festgehalten. Dass es dabei sowohl sehr gute als auch eher schwache Vertreter gibt, liegt in der Natur der Sache und lässt sich auch für die Re-Releases mancher Filme nicht vermeiden. "Das Geheimnis von Schloss Monte Christo" gehört leider zur letztgenannten Kategorie und wird verwöhnten Hammer-Zuschauern sicherlich etwas bitter aufstoßen. Aus diesem Grund sei die italienisch-spanische Co-Produktion auch nur für Hardliner mit Vorliebe zum Trash-Sektor empfohlen. Gegen die bärenstarke Konkurrenz aus Großbritannien hat dieser Streifen nämlich nicht sonderlich viel zu melden.
- Redakteur:
- Björn Backes