Pleasure Drivers - Showdown in L.A.
- Regie:
- Andrzej Sekula
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
04.06.2007 | 15:01Arthaus-Thriller: Showdown im verlorenen Motel
Ex-Junkie Daphne kümmert sich um die Belange von Tom, der durch ein schweres Trauma ein instabiles Gedächtnis hat. Verzweifelt versucht sie Geld aufzutreiben, um ihr und sein Leben zu finanzieren. Als sie erfährt, dass Toms Vater, der Sekten-Guru Marvin, 100.000 US-Dollar Kindergeld kassiert hat, wendet sie sich an ihn. Von Marvin kalt abgefertigt, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hände und kidnappt Toms Schwester Casey, um den Sektenführer zu erpressen.
Ihre Flucht vor der Killerin, die Marvin engagiert hat, führt sie in ein Provinz-Motel, in dem auch ein neurotischer Psychologieprofessor und seine junge Studentin Faruza Zuflucht suchen. Plötzlich sind die Schicksale aller Beteiligten miteinander verknüpft. Der Showdown beginnt ...
Filminfos
O-Titel: Pleasure Drivers (USA 2005)
Dt. Vertrieb: Koch Media (13.04.2007)
FSK: ab 16
Länge: ca. 99 Min.
Regisseur: Andrzej Sekula
Drehbuch: Adam Haynes
Musik: Steven Gutheinz
Darsteller: Lauren Holly, Billy Zane, Angus Macfadyen, Meat Loaf Aday, Lacey Chabert u.a.
Handlung
Im "Tempel der göttlichen Erleuchtung" verkündet der Radioprediger Marvin (Billy Zane) wieder mal die göttliche Wahrheit, doch die Realität scheint ihm nicht Recht zu geben. Ex-Junkie Daphne (Lauren Holly) hat die Faxen dicke und dreht durch. Seit sechs Monaten pflegt sie schon Tom Ethot, doch weil seine Familie kein Geld mehr zahlt, sind seine Medikamente alle. Sie begibt sich wütend zum Reverend des Tempels (Zane), um 300.000 Dollar zu fordern. Dass sie Reverend Marvin beleidigt, hilft ihrer Sache wenig. Wütend beschließt sie, es auf anderem Wege zu versuchen und kidnappt kurzerhand Toms Schwester Casey. Diese ist so etwas wie eine junge Seherin im "Tempel der göttlichen Erleuchtung".
Sie fährt zu ihrem Cousin Dale (Meat Loaf) in eine Trailersiedlung, die mitten in der Wüste liegt. Doch als der hepatitisgeschwächte Dale endlich kapiert, dass Daphne eine Geisel in ihrem Kofferraum hat, will er von der Sache lieber nichts wissen. Aber gegen eine kleine Beteiligung verrät er ihr, wo sie Casey verstecken kann: im Big Cock Motel an der Landstraße. Zimmer Nummer zwo, denn zu dem hat er den Schlüssel.
Denkste: Der Schlüssel passt nicht, und Daphne zieht in Nr. 5. Doch das weiß die Killerin natürlich nicht, die Reverend Marvin engagiert, nachdem Dale von ihm 100.000 Dollar Lösegeld gefordert hat. Die obercoole Lesbe wird mit Dale lässig fertig. Doch inzwischen haben sich in Nummer 2 ein neurotischer Psychologieprofessor (Angus MacFadyen) und seine obergeile Studentin Faruza (Lacey Chabert) einquartiert, um ein paar nette Stunden miteinander zu verbringen. Die schnuckelige Faruza versucht sich erstmals als Professionelle, doch gleich ihr erster Kunde, Professor Plummer, entpuppt sich als Niete. Nicht so jedoch die Killerin ...
Von nun an gehen so ziemlich alle Pläne schief, die irgendjemand gehabt haben sollte. Doch am Ende findet ein unwahrscheinliches Pärchen zueinander, um einen Neuanfang zu wagen. Ganz weit weg.
Mein Eindruck
Der Arthaus-Thriller von Andrzej Sekula versucht, sich von allen Genremustern fernzuhalten, um eine eigenständige, unbelastete Aussage zu machen. Die Aussage nämlich, dass Radioprediger, die von göttlicher Gnade, Rache, Erleuchtung und so weiter faseln, täglich vom Leben widerlegt werden, welches lediglich die völlige Abwesenheit Gottes unter Beweis stellt. Doch statt es nun beim deus asconditus zu belassen - nicht umsonst wird Schopenhauer bemüht -, führt das Ende einen Neuanfang herbei, mit zwei jungen Leuten, die wissen, dass sie sich ändern wollen und müssen. Was einen jedoch nachdenklich stimmen sollte, ist der Umstand, dass sie sich beide für "gesegnet" halten. "God's own country" reloaded?
~ Sekula ~
Der Kameramann von "Pulp Fiction" und "Reservoir Dogs", der schon bei "Cube 2" Regie führte, hat sich ein relativ gehaltvolles Drehbuch vorgenommen, es mit erlesenen Aufnahmen bebildert und die drei Erzählstränge um Daphne, die Killerin und Plummer so verknüpft, dass nicht "Short Cuts" herauskam, sondern eine Story, die zu einem gemeinsamen Ende führt. Der Shootout, den Daphne und die Killerin veranstalten, ist ihm allerdings viel zu lang und zu grotesk geraten - da kommt der Tarantino-Touch durch - um glaubwürdig zu wirken. Vielmehr ist diese Einstellung völlig grotesk - aber vielleicht nur so grotesk wie der tägliche Überlebenskampf auf den Straßen von Amerika.
~ Humor ~
Ein launiger Humor ist dem Streifen nicht abzusprechen, und auch das sind wir von Tarantinos Clique gewohnt. Ein gewisser Hang zum Drastischen, Unverblümten bricht ständig herein, so etwa, wenn sich Faruza in Plummers Gegenwart erst einen runterholt und ihm dann ihr Höschen aushändigt - bevor sie ihm auf die Polster pinkelt. Das Leben ist eben hart. Nimm es, wie's kommt.
Plummer würde das jetzt noch philosophisch vertiefen, aber auch ihm als professioneller Quasselstrippe gehen am Ende die Worte aus und er greift zur Knarre. Blaue Bohnen sprechen eben eine deutlichere Sprache als Freud und Schopenhauer. Gleichzeitig ist es die endgültige Niederlage des Intellekts. Irgendwie kann sich der Film nicht entscheiden, was er bevorzugt: intellektuelle Tiefe, göttliche Vorsehung oder brachiale Gewalt. Am Ende ziehen jedenfalls alle Loser den Kürzeren, und dazu gehört auch der Professor.
~ Darsteller ~
Ich habe mich gefragt, was Billy Zane eigentlich in diesem Film zu suchen hat, denn er ist eigentlich auf das Image der Schurken festgelegt, siehe zum Beispiel "Titanic". Hier trägt er eine Glatze, sieht aus wie Terence Stamper, der "Transporter", und ist eigentlich nur eklig und blasiert. Aber für einen halben Tag Arbeit musste er wenigstens nicht viel tun. Am besten gefielen mir die zwei Jüngsten in der Riege, Lacey Chabert und der Darsteller von Tom Ethot. Sie hängen sich richtig rein, um ihre Rollen optimal und glaubwürdig zu spielen. Chabert hat zwei Jahre auf der Bühne in "Les Misérables" mitgespielt, die Erfahrung hat sich ausgezahlt.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2,35:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS und DD 5.1, Englisch in DD 5.1 und DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Trailer
- Bildergalerie
- Bio-/Filmografien
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Der DTS-Sound klingt zwar okay, wird aber nicht ausgenutzt und klingt wie DD 5.1. Die Bildqualität ist ausgezeichnet, und selbst in dunklen Partien sind die Figuren noch gut zu erkennen, etwa in der Barszene.
Die Ausstattung des Arthaus-Thrillers ist nicht ganz optimal, aber wenigstens werden eine Bildergalerei und vier Bio- / Filmografien geboten, nämlich zu Lacey Chabert, Billy Zane, Angus McFadyen und Lauren Holly. Ansonsten gibt's nur Werbung in Form von Trailern.
Unterm Strich
Um es mit einem Kaliber wie Tarantino aufzunehmen, fehlt dem Streifen noch einiges, denn er ist zu ruhig erzählt, zu bemüht um Realismus. Für die Aussage (siehe oben) ist diese Erzählweise jedoch angemessen, denn dafür sind runde Charaktere erforderlich, und die erhält man nur durch viele Fassetten, mit denen sie gezeigt werden. Dennoch muntern drastische Effekte wie zerschossene Porträtfotos oder Masturbation auf dem Beifahrersitz den Zuschauer wieder auf. Auffällig, wie oft hier weibliche und männliche Homosexualität dargestellt wird, nämlich so, als wäre das der letzte moralische Kick, den ein Drehbuchautor noch hervorzaubern könnte. Am Schluss entkommen jedoch nur Adam und Eva, und Gottes Segen sei mit ihnen.
Der Film ist keine verplemperte Zeit, lohnt aber leider nicht das erneute Ansehen. Einmal reicht völlig. Die DVD ist durchschnittlich ausgestattet, bietet aber in Ton und Bild hohe Qualität. Besonders gut gefiel mir der Menüsong, der auch zugleich den Abspann begleitet: "Highway Man" ist eine Rockabilly-Ballade von der Einsamkeit in einem Motel, und dann klingelt das Telefon ...
- Redakteur:
- Michael Matzer