Shinobi - Heart Under Blade (Limited Special Edition)
- Regie:
- Ten Shimoyama
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Action
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Shinobi
1 Review(s)
15.08.2007 | 13:16Hintergrund
Futaro Yamadas Werke standen vielen japanischen Filmen und Serien Pate. Der 1922 geborene Schriftsteller († 2001) schrieb größtenteils Mystery- und Ninja-Geschichten. Seine "Ninpōchō"-Geschichten wurde mehrfach adaptiert und verfilmt. Die bekannteste Hommage dürfte die Animeserie "Ninja Scroll" von Yoshiaki Kawajiri sein. Yamadas "The Kouga Ninja Scrolls“ wurde zudem im Manga/Anime "Basilisk" adaptiert. Eben auf jenem Roman basiert auch Ten Shimoyamas Film "Shinobi - Heart Under Blade".
Handlung
Japan, im 17. Jahrhundert: Die Tokugawa-Dynastie eint das Jahrhunderte lang zerstrittene Reich Japans. Durch den neu gewonnenen Frieden werden die unter dem Namen Shinobi bekannten Elitekrieger von einem Tag auf den anderen arbeitslos. Die mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestatteten Krieger waren lange Zeit die Lebensversicherung der einzelnen Landesfürsten. Durch den Frieden werden sie für den Shogun jedoch überflüssig, er fürchtet sich gar vor ihnen.
Um das Problem elegant zu lösen, beschließt der Ninja-Führer und enge Vertraute des Shoguns, Hattori Hanzo, die beiden Shinobi-Clans der Iga und Koga gegeneinander antreten zu lassen. Jede Seite stellt ein fünf Mann starkes Team, dem Sieger winkt das Erbe des Shoguns.
Die verfeindeten Krieger der beiden Shinobi-Clans sehen in diesem Aufeinandertreffen die letzte Chance ihrer Bestimmung, dem Kampf, zu folgen. Doch im Verborgenen schwillt ein weiterer Konflikt: Die Anführer der Shinobi-Clans vereint eine verbotene Liebe. So steht nicht nur die Zukunft der Clans auf dem Spiel, sondern auch das Glück ihrer Anführer ...
Kritik
"Shinobi - Heart Under Blade" packt Action und fernöstliche Philosophie in einen losen "Romeo und Julia"-Storyrahmen und garniert das Ganze mit den wohl besten Special Effects, die Japan derzeit zu bieten hat.
Die Geschichte ist dabei sehr simpel und fungiert lediglich als Rahmen für die stellenweise ausartende Action. Die Grundmotive und die Ausgangslage kennt man dabei bereits aus Shakespeares "Romeo und Julia", hier in leicht geänderter Form: Zwei Clans stehen sich im Wettstreit gegenüber, ihre Anführer vereint eine verbotene und geheime Liebe. Die Interessen Dritter machen dieses Glück letztlich unmöglich.
Viel mehr darf man vom Plot nicht erwarten. "Shinobi - Heart Under Blade" will jedoch auch nicht mehr erzählen. Die Ninja-Mythologie und die Action stehen klar im Vordergrund. Den Zuschauer erwarten ein wenig fernöstliche Philosophie (die sich in ihrer Bedeutung nicht jedem erschließen dürfte) und viel Action. Die Shinobi ähneln in ihren Fähigkeiten und ihrem Dasein frappierend den Marvel-Helden der "X-Men". Auch die Motivation des Shoguns, die Shinobi auszulöschen, ähnelt der Grundthematik der Marvelreihe. Anders als dort gibt es in "Shinobi - Heart Under Blade" jedoch keine festen Guten und Bösen.
Der vom Shogun initiierte Kampf dient dem reinen Selbstzweck. Die Shinobi sind Schwerter der Mächtigen, die in friedlichen Zeiten nicht mehr gebraucht werden. Das Aufeinandertreffen der Iga und Koga soll den endgültigen Schlussstrich unter ihre Existenz ziehen. Idealistische Weltbilder wie in "X-Men" (gute X-Men - für eine Koexistenz von Menschen und Mutanten, gegen die böse Brotherhood of Mutants, welche die Herrschaft der Mutanten gegenüber den Menschen fordert) liegen "Shinobi - Heart Under Blade" nicht zu Grunde.
Und genau darin liegt das große Manko! Die Geschichte ist viel zu simpel und verschenkt unnötig Potential. Sicherlich wäre eine bloße Kopie der "X-Men"-Motive suboptimal gewesen, etwas mehr Handlung als die öde und schlecht beleuchtete "Romeo und Julia"-Geschichte wäre aber durchaus wünschenswert gewesen. Der Konflikt der beiden Liebenden auf verfeindeten Seiten wirkt arg konstruiert und ist im Verlauf sehr durchschaubar. Zudem werden die Hintergründe der Protagonisten Oboro (Yukie Nakama - auf Seiten der Iga) und Gennosuke (Jô Odagiri - auf Seiten der Koga) zu dürftig beleuchtet. Ihre geheime Liebe wird als Fakt vorausgesetzt und durch die Handlung nicht weiter vorangetrieben.
Ein weiteres Manko stellen die anderen acht „Shinobi-X-Men“ dar. Diese teils sehr interessanten Charaktere werden ohne jegliche Erklärung in den Ring geworfen - ohne ein Wort über ihren Background zu erzählen. Eine nähere Charakterisierung hätte dem Film deutlich mehr Tiefe verliehen. Zudem werden einige der Krieger viel zu früh verheizt. Gerade der von Martial-Arts -Ass Tak Sakaguchi ("Versus", "Death Trance") gespielte Yashamaru erfährt ein viel zu frühes Ende. Über die vielen Logiklücken und kleineren storytechnischen Ungereimtheiten sollte man ferner kein Wort verlieren ...
Klingt soweit nach keinem besonders sehenswerten Film. Doch das ist "Shinobi - Heart Under Blade" trotz alledem! Als Manga-Realfilm stehen ganz klar die Action und die Visualisierung im Vordergrund. Und genau da kann der Film punkten. Die Actionsequenzen sind sehr unterhaltsam und begeistern durch die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Shinobi. Dabei geht es ordentlich zur Sache - rollende Köpfe und abgetrennte Gliedmaße inklusive! Jeder, der an den "X-Men" Gefallen gefunden hat, wird mit dieser fernöstlichen Variante große Freude haben.
Weiterhin ist es Regisseur Ten Shimoyama gelungen, stellenweise atemberaubende Aufnahmen auf den Schirm zu zaubern. Die Landschaftsaufnahmen und Kulissen gehören definitiv ins Spitzenfeld der Fantasy-Filme! In schönen Totalen und mit langsamen Kamerafahrten überträgt er das Flair des mittelalterlichen Japans perfekt ins heimische Wohnzimmer. Die tollen Kostüme sorgen zusätzlich für eine stimmige Atmosphäre.
Außerdem beinhaltet "Shinobi - Heart Under Blade" die besten SFX der japanischen Kinogeschichte. Selten sahen Effekte aus Fernost so gut aus wie hier. Zuviel sollte man auf Grund dieses Ausspruchs jedoch nicht erwarten - mit Hollywoodgrößen wie "Spiderman" kann es dieser Film bei Leibe nicht aufnehmen. Dennoch bieten die computergenerierten Bilder genug Fantastisches fürs Auge, um den Zuschauer adäquat zu unterhalten.
Alles in allem ist "Shinobi - Heart Under Blade" ein unterhaltsamer Fantasy-Actionfilm, den man nicht wegen seiner Story gucken sollte.
Die DVD
Das Bild (2,35:1) ist absolut gelungen. Die Farben sind knackig, der Schwarzwert satt und der Kontrast sehr gut. Bildrauschen oder sonstige Fehler sind nicht auszumachen. Leider ist die Schärfe nicht immer optimal. Gerade in der Tiefenzeichnung gibt es einige Defizite. So wirkt das Bild insgesamt einen Tick zu weich.
Der Ton ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Gleich drei Tonspuren befinden sich auf der DVD: Deutsch DTS sowie je eine DD5.1 Spur in deutscher und japanischer Sprache. Hier zeigen sich überraschend große Unterschiede! Während die deutsche DD5.1 Spur zu lasch daherkommt, wartet der DTS Track mit einem reichhaltigen Klangspektrum auf. Toller Bassdruck und eine dynamische Klangkulisse samt vieler direktionaler Effekte, sorgen hier für gute Laune. Die Originaltonspur im DD5.1 Format kann da sogar noch einen drauflegen. Der Ton wirkt noch eine Spur dynamischer, der Bass noch einen Tick druckvoller. Die Dialogverständlichkeit ist in allen drei Spuren zu jeder Zeit gegeben. Die Synchro kann als gelungen bezeichnet werden.
Die Extras sind recht brauchbar. Zehn Minuten Special-Effects-Kunde(japanisch kommentiert und deutsch untertitelt), 41 Minuten unkommentierter Storyboard-Filmvergleich, knapp zehn Minuten zu den Waffen, weitere zehn Minuten zum Setbau, sowie fünf Minuten zur Kampfchoreographie und vier Minuten an internationalen Trailern warten auf den Zuschauer. Diese Features sind recht interessant, schneiden die einzelnen Themen jedoch nur an. Dennoch sehenswert! Die Limited Edition von "Shinobi - Heart Under Blade" wird zudem im schicken „Star Metalpak“ verkauft.
Fazit
"Shinobi - Heart Under Blade" ist ein Fleisch gewordener Manga. Viel Action, tolle Bilder und eine flache, aber funktionelle Story halten den Zuschauer 98 Minuten bei Laune. Wer die "X-Men" mochte und etwas mit japanischen Historien/Ninjafilmen anfangen kann, darf hier bedenkenlos zugreifen. Große Ansprüche an Story und Botschaft dürfen aber nicht gemacht werden. Hier dominieren die gut eingefangene Action und die teils grandiosen Bilder.
- Redakteur:
- Martin Przegendza