Hook
- Regie:
- Steven Spielberg
- Jahr:
- 1991
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Hook
1 Review(s)
31.03.2004 | 15:00
Was, wenn Peter Pan erwachsen würde?
Unvorstellbar für die Weltgeneration an Kindern, die Mitte des letzten Jahrhunderts miterlebten, wie Peter Pan nicht nur in ihrer Fantasie durch die Gegend flog, sich mit Captain Hook kloppte und Wendy bezirzte, sondern auch die Leinwand unsicher machte. Disneys Darstellung des Romans von James M. Berrie war wohl einer der ersten Blockbuster seiner Zeit, und nach "Schneewittchen und die sieben Zwerge" und "Cinderella" erst der dritte Kinofilm der Amerikaner, der es auch in die Kinos im noch ziemlich ramponierten Europa schaffte.
Der Erfolg des Zeichentrickstreifens war natürlich vorprogrammiert. Wer damals aufwuchs, hatte sich mit komischen Sachen wie Kubarevolution, Koreakrieg, zerbombtem Europa und Antikommunistenpropaganda herumzuschlagen, mit denen sich die Erwachsenen die Zeit vertrieben. Peter Pan als Symbol der ewigen Kindheit, als Verweigerer der Erwachsenenwelt und Bekämpfer des ewigen Übels hatte was für sich. Davon abgesehen, dass selbst (oder gerade) Disney nicht vor politischer Einflussnahme gefeit war (erinnern Hook und seine Leute nur mich an russische Korsaren?), waren es genau die Peter Pan Fans, die in den 60ern Häuser besetzten und gegen den Vietnamkrieg demonstrierten.
Fast 30 Jahre später wartet der Erfolgsregisseur Steven Spielberg mit einer neuen Version des Klassikers auf. Nein, kein Remake. Eine Fortsetzung.
Peter Banning ist ein absoluter Karrieremensch. Den Kopf voll mit Firmenangelegenheiten und Terminen, vergisst der Mensch auch mal gerne, dass er eine Familie hat. In der Theatervorstellung seiner Tocher klingelt sein Handy, er (Robin Williams) nimmt dreisterweise an. Die Baseballvorstellung seines Sohnes verpasst er komplett. Nur ein Machtwort seiner Frau ändert ein wenig an den Prioritäten des Peter Banning, was sich jedoch als zu spät herausstellt.
Das Zimmer seiner Kinder findet Peter leer vor, nur ein Zettel mit einer Botschaft eines Menschen namens Hook (Dustin Hoffman), der ihn auffordert sich sofort zu einem Ort zu begeben, der Nimmerland heisst, weist darauf hin, dass sie entführt wurden.
"Nimmerland? Nie gehört." denkt sich Banning und weiß erstmal gar nicht, wie weiter zu handeln ist.
Nur seine Schwiegermutter Wendy (Maggie Smith) weiß Rat, und erzählt Peter von seiner Vergangenheit im Nimmerland, und dass er damals Peter Pan gewesen sei. Banning glaubt das natürlich nicht, bis er irgendwann Besuch von einem kleinen glitzernden Gnom bekommt, der sich Tinkerbell (Julia Roberts) nennt, kein Gnom sondern eine Fee ist und ihn prompt per Luftpost ins Nimmerland befördert.
Dort angekommen muss sich Peter erst einmal den Geistern seiner verdrängten Vergangenheit stellen: verlorene Jungs, Hook, Krokodil, Piraten... alles Dinge die er einem Märchen zuschrieb. So müssen sich Tinkerbell und die verlorenen Jungs (jetzt angeführt vom biestigen Rufio) darum kümmern, den gealterten Helden, der eigentlich nie erwachsen werden wollte, wieder in den Peter Pan von damals zu verwandeln, nur mit ein paar Haaren weniger und mehr Falten.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten erinnert Peter sich immer mehr an sein früheres Ich und letztendlich auch wieder daran, wie man fliegt. Nach diesem Crashkurs muss Peter jedoch erkennen, dass es nicht nur daran ist seine Kinder von Hook zurückzuholen, sondern auch ihre Herzen wieder für sich zu gewinnen.
Steven Spielberg führte mit "Hook" zum ersten Mal in einem reinen Fantasyfilm Regie und das Ergebnis kann sich sehen lassen. "Hook" gerät mit seinen unglaublichen Kostümen, der Kulisse und nicht zuletzt der beeindruckenden Leistung der Schauspieler zur absoluten Referenz in Sachen kinotauglicher Fantasyfilm. Robin Williams brilliert in seiner Rolle als Peter Danning, der aus seiner schön gegliederten Realität geworfen wird, die englische Theaterikone Smith spielt die perfekte Großmutter Wendy, die selbst die Zeiten in Nimmerland vermisst, Julia Roberts gefällt sich als Fee Tinkerbell selbst, und Dustin Hoffman spielt den vernarrten und gerissenen Captain Hook so verdammt gut, dass einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt. Nicht vor Schreck, sondern vor Staunen.
So etwas kommt dabei raus, wenn man den Schauspielern den Spaß am Dreh noch im Film ansieht. Spielberg fabrizierte hier ein visuell beeindruckendes, storytechnisch dichtes und schlüssiges Abenteuermärchen, das wohl zu den besten Kinderfilmen überhaupt gehört. Spiel, Spaß und Spannung halt.
Die DVD trumpft hier auch mit einem Beiwerk auf, dass sich sehen lassen kann: viele, viele Fotos, Skizzen, Infos, Making Of und ein Rendergrafikspiel setzen auf die zwei Stunden Film noch mal die gleiche Zeit zum Stöbern drauf.
Zu den technischen Daten: Der Film ist in Dolby Surround gehalten, das Format ist 16:9 Breitbild. Zu den drei Audiosprachen Deutsch, Englisch und Französisch kommen noch eine Unzahl an Untertiteln. Wer sich die französische Sprache also in Hindi übersetzen lassen will ist mit dieser DVD richtig bedient.
- Redakteur:
- Michael Kulueke