Im Schatten des Mörders
- Regie:
- ess Franco
- Jahr:
- 1974
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- La Noche de los Asesinos
1 Review(s)
17.08.2007 | 15:34Hintergrund
Jesús Franco Manera, kurz Jess Franco, ist einer der Kultregisseure Spaniens. Er verdiente sich als Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Produzent. Sein Schaffen umfasst alle Genres, vom Horrorfilm über Splatter bis hin zu Hardcore Pornografie. Berühmt wurde er mit diversen Horrorfilmen (vor allem Ende der 50-er bis in die 60-er) sowie Frauenknast-Filme (siehe "Sasori-Scorpion"). In den 70-ern folgten Krimis und Thriller, die eine steigende Anzahl an Erotikszenen umfassten. Ende der 70-er folgten schließlich Porno- und Splatterfilme, für die 80-er haben wir Francos Actionfilme und Harcore Pornos zu verdanken.
"Im Schatten des Mörders" zeigt die Krimi- und Thrillerseite Francos. Bei diesem 74-er Werk adaptierte er Edgar Allan Poes "The Cat and the Canary".
Handlung
Der idyllische Landsitz ‚Park Manor’ zeichnete sich in der Vergangenheit vor allem durch eins aus: Ruhe. Doch damit ist es in letzter Zeit schlecht bestellt. Mysteriöse Schatten streifen nachts durch die Gänge. Die unheimliche Stimmung findet im Tod des Landlords ihren Höhepunkt - er wurde bei lebendigem Leibe begraben! Fortan beginnt der Streit um sein Erbe. Doch der Mörder treibt weiter sein Unwesen. Ein potentieller Erbe nach dem anderen fällt ihm zum Opfer. Was will er? Auf wen hat er es abgesehen? Und viel bedeutender: Wer ist er? Es liegt nun an Scottland Yard, dies zu klären.
Kritik
Poe meets Wallace!
Jess Francos Ausflug ins Mystery-Thriller-Genre gestaltet sich überraschend geradlinig. Anders als man es erwarten würde, folgt der Film den Konventionen des Genres und gefällt mit einer klassischen wer-war-es-Geschichte im Edgar-Wallace-Stil.
Die Besonderheit von "Im Schatten des Mörders" liegt in der zu Grunde liegenden Geschichte aus der Feder Edgar Allan Poes. Gerade zu Beginn wird dies auch deutlich. Ein einsamer Mann, der nur vereinzelt durch die draußen zuckenden Blitze erleuchtet wird, führt einen Monolog über die Apokalypse ... Leider bleibt es dabei. Im Verlauf distanziert sich der Film mehr und mehr von Poe und wendet sich dem klassischen Edgar Wallace zu. Es entwickelt sich eine typische, aber spannende Kriminalgeschichte, deren Setting im alten Landsitz gut gewählt ist.
Die Geschichte will in England spielen, was aber nicht wirklich gut transportiert wird. Dies dürfte vor allem an den Darstellern liegen, die keine besonders gute Leistung liefern. Unglaubwürdig und stellenweise unfreiwillig komisch dürften die wohl treffendsten Adjektive für ihr Spiel sein. Weiterhin stört die durchweg fehlende Beleuchtung. Dunkelheit ist sicherlich atmosphärisch und gerade bei einem Spannungsfilm passend, nonstop eingesetzt aber mehr als ermüdend. Die Poe’sche Anfangssequenz weiß optisch noch zu gefallen - die Beibehaltung dieses Stils will sich aber nicht so recht in den weiteren Filmverlauf fügen.
Die eigentliche Geschichte hat ihre Reize und dürfte jedem Krimifan gefallen. Insgesamt merkt man "Im Schatten des Mörders" aber sein Alter mehr als an. Dies lässt sich gerade an Hand der damals wohl noch schockierenden Erotikszenen aufzeigen, die heute in keinem Mittagsprogramm mehr für Aufsehen sorgen würden. Was bleibt ist ein solider, aber in die Jahre gekommener Grusel-Krimi mit deutlichen Detailschwächen.
Die DVD
Das Bild (1,75:1) fällt dem Alter der Produktion entsprechend aus. Von Bildschärfe darf hier in keiner Einstellung gesprochen werden. Besonders die Halbtotalen sind matschig und verwaschen. In Nahaufnahmen ist die Schärfe gerade noch annehmbar. Die Farben wirken auch alles andere als frisch und strahlend. Hinzu kommen Bilddefekte und Verschmutzungen. Über VHS-Qualität kommt das Bild leider nicht hinaus.
Auch vom Ton (Deutsch DD1.0, Spanisch DD2.0) darf man nichts erwarten. Die Dialoge sind in beiden Spuren gut verständlich, wenn auch von einem leichten Rauschen begleitet. Der deutsche Ton ist nicht immer sauber und wirkt zu Teilen verzerrt. Das spanische Original klingt im direkten Vergleich tiefer. Leider ist die Synchro nicht besonders gut gelungen. Die Sprecher klingen gelangweilt, förmlich müde. Epix hat aber darauf verzichtet, der DVD Untertitel zu spendieren. So bleibt der Originalton Spanisch sprechenden Menschen vorbehalten.
Die Extras reihen sich in das technische Bild der DVD ein. Bildergalerien und Texttafeln sind neben der obligatorischen Trailershow die einzigen auswählbaren Extras. Auch das angeführte Interview mit Jess Franco liegt lediglich in Textform vor.
Fazit
"Im Schatten des Mörders" ist ein klassischer Krimi im Edgar-Wallace-Stil. Recht solide inszeniert darf der Zuschauer rund 80 Minuten mitraten, wer der Mörder ist. Detailschwächen und die dürftige Darstellerleistung ziehen diesen Film in der Endwertung jedoch massiv runter. Wallace-Fans dürfen einen Blick riskieren. Alle anderen dürften wenig Freude mit diesem in die Jahre gekommenen Film haben.
- Redakteur:
- Martin Przegendza