Joe The King - König der Außenseiter
- Regie:
- Frank Whaley
- Jahr:
- 1989
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Joe The King
1 Review(s)
19.08.2007 | 14:33Hintergrund
Frank Whaley dürfte Cineasten am ehesten als THE DOORS-Gitarrist Robby Krieger im gleichnamigen Film von Oliver Stone bekannt sein. Daneben war er auch in "Operation: Broken Arrow" und "I.Q.- Liebe ist relativ" zu sehen. In seinem Regiedebüt "Joe The King - König der Außenseiter" erzählt Whaley zu Teilen die Geschichte seines Bruders, weshalb er selbst den Film als „semi-autobiografisch“ bezeichnet.
Handlung
Der junge Joe (Noah Fleiss, "Brick") wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater ist Alkohol krank, hoch verschuldet und arbeitet lediglich als Hausmeister in Joes Schule. Joes Mutter ist die einzige, die ein anständiges Gehalt nach Hause bringt, um die vierköpfige Familie durchzubringen.
Durch seinen familiären Hintergrund, gerät Joe auch in der Schule ins Abseits. Schnell wandelt sich der Junge vom extrovertierten Schüler zum Außenseiter. Durch die heimischen Nöte bedingt, verdient er sich nachts als Tellerwäscher in einem schäbigen Restaurant ein paar Dollar hinzu. Doch das Geld reicht lange nicht, um ein halbwegs normales Leben zu führen. Eins kommt zum anderen und so beginnt Joe mit kleineren Diebstählen die Haushalskasse aufzubessern. Was nach selbstsüchtigem Handeln aussieht, ist in Wirklichkeit jedoch familiärerer Notdienst.
Durch seine Außenseiterrolle bedingt, hat Joes Umfeld keine große Achtung vor ihm. Nach einigen Missverständnissen wird letztlich die Polizei auf ihn aufmerksam. Er wird für seine Verbrechen belangt und mit einer sechsmonatigen Haft bestraft. Der Richter gewährt ihm jedoch einen Tag, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen.
Kritik
Coming of age, nicht Thriller!
Zu aller erst muss angemerkt werden, dass "Joe The King - König der Außenseiter" in keinster Weise ein Thriller ist. Frank Whaleys ("Operation: Broken Arrow") Regiedebüt erzählt vielmehr eine 'coming of age'-Geschichte unter erschwerten Bedingungen.
Im Mittelpunkt steht der 14-jährige Joe Henry, der in einer herunter gekommenen Siedlung im New York der 70-er Jahre aufwächst. Sein Vater ist Alkoholiker und arbeitet als Hausmeister in Joes Schule (der wohl demütigendste Job aus Kindersicht) und seine Mutter hat vor lauter Arbeit keine Zeit, ihm und seinem ein Jahr älteren Bruder ein wenig Sympathie und Aufmerksamkeit zu schenken. So überrascht es wenig, dass der Liebesentzug in diesen prägenden Kindheitstagen einen Einzelgänger aus Joe gemacht hat.
In Zuge dessen wächst Joe viel zu früh aus seinen Kinderschuhen heraus und übernimmt im Verlauf der Handlung (insgeheim) die Versorgerrolle, die sein eigener Vater nicht erfüllen kann. Dass dabei sein eigenes Leben zu kurz kommt, überrascht wenig. Die kleineren Gaunereien und Raubüberfälle stellen den Höhepunkt dieser Entwicklung dar. Wie ein Teil seines Jobs, zieht Joe seine Raubtouren ohne jegliche Skrupel durch. Ihm stellt sich die Frage der Wahl gar nicht erst. Viel mehr fungieren die Raubzüge als Mittel zum Zweck - der in Joes Fall nicht der Eigennutz ist.
Dem Zuschauer wird schnell klar, dass "Joe The King - König der Außenseiter" in keinen ausgefeilten Plot integriert ist. Hier wird viel eher das problematische Aufwachsen eines 14-jährigen Jungen erzählt, der sich durch sein schwieriges Umfeld an prägenden negativen Ereignissen zur Adoleszenz durchkämpft. Die einzelnen Szenen schildern hier seinen Kampf, ohne eine tiefe moralische Geschichte zu erzählen.
Mehr als in vergleichbaren Jugenddramen stehen in diesem Film die Charaktere im Mittelpunkt. Diese sind zum Glück mit reichlich guten Darstellern besetzt. Die Darstellerriege reicht von Noah Fleiss ("Brick", Joe) und Val Kilmer ("Batman Forever", Joes Vater) über Ethan Hawke ("Gattaca", Joes Vertrauenslehrer) zu Karen Young ("The Sopranos", Joes Mutter). Diese hochkarätige Riege zeigt in dieser Independent Produktion dann auch ihr ganzes Können, wodurch der Film automatisch deutlich aufgewertet wird!
Generell ist das Geschehen sehr langsam und ruhig inszeniert, technische Spielereien sind nicht im Geringsten vorhanden. Die Kamera dreht sich nahezu ausschließlich um Joe, der in jeder Szene vertreten ist. Dadurch entsteht ein gewisses Vakuum den anderen Charakteren gegenüber, die (durch den Film suggeriert) scheinbar kein eigenes, erzählenswertes Leben haben. Alles wird aus Joes Sicht erzählt, alle anderen Perspektiven bleiben dem Zuschauer verborgen. An diesem Punkt wäre ein wenig mehr Tiefe sehr lobenswert gewesen.
Von der audio-visuellen Seite darf man nicht zu viel erwarten. Bei Filmen dieser Art wird grundsätzlich kein Wert auf eine ausgefallene Kameraarbeit oder verrückte Perspektiven gelegt. Das, was ins Bild gehört, wird gezeigt, alles andere bleibt außen vor. Außen vor ist auch das Stichwort für einen weiteren Kritikpunkt: den Bildausschnitt. "Joe The King - König der Außenseiter" liegt lediglich in 4:3 vor, was dem Film im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig Breite nimmt. Ein Ausschnitt von 1,78:1 sollte aus heutiger Sicht das Mindestmaß sein.
Zusammengenommen ist "Joe The King - König der Außenseiter" ein bieder inszeniertes, ruhiges und Charakter orientiertes Jugenddrama, das in erster Linie durch seinen grandiosen Cast zu gefallen weiß. Die semi-autobiografische Geschichte des Regieneulings Frank Whaley kommt ohne viel Story aus, transportiert aber genau das, was sie soll: die gute Absicht eines introvertierten, guten Jungen.
Die DVD
Das Bild (1,33:1) ist bis auf den Bildausschnitt in Ordnung. Details sind in Nahaufnahmen zu erkennen, sacken in Totalen aber stark ab. Der Kontrast ist Durchschnitt, der Schwarzwert mittelprächtig, die Farben sind ok. Das Bild ist leider mit einem recht heftigen Hintergrundrauschen unterlegt, was sich negativ bemerkbar macht. Insgesamt recht solide.
Der Ton reißt auch keine Bäume aus. DD5.1 in der deutschen Fassung, lediglich DD2.0 im englischen Original. Das Geschehen spielt sich genretypisch hauptsächlich auf der Front ab. In diesem Zusammenhang fällt es auch nicht weiter störend auf, dass der Originalton nur in 2.0 vorliegt. Die Dialogverständlichkeit (als wichtigstes Kriterium) ist zu jeder Zeit gegeben - mehr erwartet man hier auch nicht.
Die Extras sind leider so rar gesät, dass man sie nicht ernten kann. Sprich: es sind keine vorhanden. Bis auf die hauseigene Trailershow schaut der interessierte Zuschauer in die Röhre.
Fazit
"Joe The King - König der Außenseiter" ist eine ansehnliche 'coming of age'-Geschichte, die in erster Linie durch ihren starken Cast hervorsticht. Solide inszeniert, werden hier 96 Minuten lang das Leben und die Probleme des 14-jährigen Joe Henry erzählt. Der Film ist dabei anti-klimatisch, was bei einem Charakter orientierten Werk aber keinen negativen Umstand widerspiegelt. Für Fans von ruhigen Teeniedramen durchaus zu empfehlen!
- Redakteur:
- Martin Przegendza