Don - Das Spiel beginnt
- Regie:
- Farhan Akhtar
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Action
- Land:
- Indien
- Originaltitel:
- Don
1 Review(s)
20.08.2007 | 13:10Hintergrund
1978 war "Don" der Hindi-Megahit Bollywoods. Amitabh Bachchan, der Superstar der damaligen Zeit, spielte als erster die Doppelrolle Don/Vijay. In den folgenden Jahren sollten ihm viele Schauspieler folgen. Nur ein Jahr später erschien "Yugandhar", die Telugu-Fassung ( die zweit meistgesprochene Sprache Indiens) von "Don". 1980 lief die tamilische Fassung "Billa" an, 1986 mit "Sobharaj" die malayalamische. Damit ist "Don - Das Spiel beginnt" aus dem Jahr 2006 die nunmehr fünfte Fassung des Hits von 78, folgerichtig mit Shah Rukh Khan in der Doppel-Hauptrolle. Doch der Remake-Reigen hat damit noch kein Ende gefunden. Noch in diesem Jahr soll das tamilische Remake von "Don - Das Spiel beginnt" unter seinem 1980-er Titel "Billa" anlaufen.
Handlung
Gangsterboss Don (Shah Rukh Khan) lebt ein ausschweifendes Leben. Er erledigt zwar die Drecksarbeit für die Drogenmafia, gönnt sich im Gegenzug aber auch jeden erdenklichen Luxus. Nichts und niemand kann ihn stoppen - weder die Feinde seines Syndikats, noch die Polizei.
Doch auch sein Gangsterleben währt nicht ewig. Nach einer wüsten Verfolgungsjagd gelingt es dem Polizeikommissar De Silva (Boman Irani) Don zu fassen. Um das ganze Syndikat zu zerschlagen, braucht er jedoch Dons Hilfe. So kommt es, dass der unbescholtene Vijay (ebenfalls Shah Rukh Khan), der Don zum Verwechseln ähnlich sieht, in dessen Fußstapfen treten soll. Während der echte Don also in Haft sitzt, schlüpft Vijay in die Rolle des Gangsters.
Aber auch dieser erfährt die Härte des Gangsterlebens am eigenen Leib. Nach dem Tod seines Kontaktmanns bei der Polizei (der als einziger Vijays echte Identität kannte), ist er förmlich auf sich selbst gestellt. Von den Gangstern und der Polizei gejagt, muss er zeigen, wie gut er die Rolle von Don spielen kann ...
Kritik
Schuster bleib bei deinen Leisten!
"Don - Das Spiel beginnt" ist ein Bollywood Actionfilm, der gerne in einem Atemzug mit den großen Hollywoodproduktionen genannt werden will. Und so verrückt es auch klingen mag: Die Grundvoraussetzungen dazu hat er!
Aber immer der Reihe nach. Farhan Akhtars (Lakshya) dritter Film ist wie oben beschrieben das fünfte Remake des gleichnamigen Bollywoodklassikers von 1978. Mit Shah Rukh Khan ist die Doppel-Hauptrolle hochkarätig besetzt und auch das Budget des Films stimmt. Betrachtet man die Optik alleine, könnte man fast von einem westlichen Actionstreifen reden. Vom Setdesign über die Schauplätze bis hin zu den Actionszenen wird hier einiges aufgefahren. Auch Gewalt ist reichlich vorhanden. Zwar ist sie nicht grafisch, reichlich geschossen und sich geprügelt wird aber trotzdem. Kameraarbeit und Schnitt sind auch auf höchstem Niveau - was will man mehr?
Nun ja. Sagen wir, das Bollywoodkino hat seine Dogmen - ein jeder wird sie mittlerweile kennen -, die in einem gewissen Kontext durchaus funktionieren. Man rufe sich hierbei die kitschigen, aber zu Teilen auch schönen Romanzen des Genres in Erinnerung ("Veer und Zaara"). Der Protagonist stolpert von einem Unglück ins nächste, singt und tanzt nach dem Unglück im typischen Bollywoodstil mit 50 oder mehr Menschen in aufwendig gestalteten und hübsch anzusehenden Kleidern und landet schlussendlich in den Armen seiner Geliebten (um womöglich mit ihr - man ahnt es - zu singen und zu tanzen). Bei diesen Romanzen ergibt sich zwar des öfteren ein kleinerer Bruch durch diese Einlagen, der sich aber nicht allzu sehr auf die Stimmung auswirkt. In einem spannungsbetonten Actionfilm sieht die Sache jedoch anders aus. Wenn der hippe Gangster Don in der einen Szene in bester Bondmanier vier Angreifer ausschaltet, um am Ende eine Frau zu becircen und dann anschließend mit ihr singt und tanzt, ist das mehr als lächerlich und, auf die Spannung bezogen, kontraproduktiv. Dieses Ärgernis zieht sich leider durch den gesamten Film. Die sich daraus ergebenden Brüche tun der Spannung mehr als nur Abbruch, die Stimmung geht in den Keller. Zudem verlieren die Charaktere an Glaubwürdigkeit: In Szene A schießen sie wild um sich und lassen den coolen Gangster raushängen, um dann in Szene B den weichen Latin-Lover zu geben, der von seinem nach Liebe lechzenden Herzen singt - mehr als nur ein Widerspruch!
Doch damit nicht genug. Ein weiteres Bollywood-Dogma besagt, dass die Filme mindestens 150 Minuten laufen müssen. "Don - Das Spiel beginnt" weist eine Spielzeit von 170 Minuten auf, was entschieden zu viel ist! Zieht man die Gesangs- und Tanzeinlagen ab, bleiben immer noch gut 25 Minuten an Füllmaterial übrig. Hätte man hier konsequent zur Schere gegriffen und den Film gestrafft, würde hier ein wesentlich überzeugender Beitrag zum Actiongenre vorliegen. Über die Unzulänglichkeiten bei den oberflächlichen Charakteren und recht spannungslose Handlung sollte man an dieser Stelle kein Wort verlieren. Die deplazierten Dogmen wiegen schwerer.
Was bleibt ist ein an sich netter Film mit einem ordentlichen Hauptdarsteller, einer guten Story und einer ansprechenden Visualisierung, dessen Bollywoodessenz das Endprodukt mehr oder minder zerstört. Bollywood und Action funktioniert nur ohne Singen und Tanzen!
Die DVD
Das Bild (2,35:1) gibt kaum Anlass zur Kritik. Die Schärfe ist durchweg gut, der Kontrast und die Farben sind knackig. Nur vereinzelt neigen helle Flächen zum Überstrahlen. Der Schwarzwert ist zudem satt, Bilddefekte sind keine auszumachen. Top!
Der Ton (Deutsch, Hindi je DD5.1) steht dem in nichts nach. Während der Actioneinlagen (und auch der Tänze) zeigt sich ein schönes Klangspektrum, dass alle fünf Lautsprecher mit einbezieht. Der Mix ist kräftig und druckvoll, die Dialoge sind zu jeder Zeit verständlich.
Wie üblich erscheint die Doppel-DVD im Digipack samt Schuber und Poster. Die Extras bieten dabei eine gute Qualität. Das knapp einstündige 'Making Of' liefert erstaunlich viele Hintergrundinformationen und hält sich beim gewohnten Eigenlob erfreulich zurück. Die 10 Minuten an 'Deleted Scenes' und 'Outtakes' sind ebenfalls sehenswert. Völlig unnütz erscheint der 'Clap Track'. Hier werden 16 Minuten lang hunderte von Szenenklappen gezeigt - der Sinn erschließt sich dabei nicht so ganz. TV Clips und der Kinotrailer runden zusammen mit der üblichen Trailershow das gute Paket an Extras ab.
Fazit
Die einen lieben Bollywood, die anderen hassen es. Zweifelsohne polarisieren die aufwendigen und langen Filme aus Indien. Hoffnungslose Romantiker erfreuen sich an den schnulzigen, mitunter aber auch kunstvollen und ansehnlichen Streifen, die anderen machen sich über Tanz- und Gesangseinlagen aus dem Nichts lustig. Was bei Romanzen noch halbwegs funktioniert, macht "Don - Das Spiel beginnt" kaputt. Das Gesinge und Getanze wirkt wie ein Fremdkörper in dem an sich gelungenen Actionfilm. Jegliche Spannung und vor allem Stimmung wird durch diese aufgesetzten Einlagen zerstört. Immerhin wissen die Story, die Darsteller und die Visualisierung zu gefallen. Im Angesicht der genannten Einlagen ist das alles jedoch nichtig.
- Redakteur:
- Martin Przegendza