Allein gegen die Mafia / 1. Staffel
- Regie:
- Damiano Damiani
- Jahr:
- 1984
- Genre:
- Action
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- La Piovra 1
2 Review(s)
07.11.2004 | 12:05Zwanzig Jahre ist es nun her, dass die erste Staffel dieser beliebten und mittlerweile zum Kult avancierten Serie auf Sendung ging, und über all die Jahre hat "Allein gegen die Mafia" absolut nichts von seinem Reiz verloren. Was mir persönlich an der ersten Staffel so gut gefällt, sind die versteckten und doch eigentlich offensichtlichen Emotionen der verschiedenen Schauspieler. In erster Linie ist hiermit natürlich der Protagonist Corrado Cattani gemeint, der in den insgesamt sechs Folgen dieser 3-DVD-Box wirklich sämtliche menschlichen und unmenschlichen Stimmungen auslebt und doch immer den Charakter des 'Guten' beibehält - egal, ob er nun äußerst launisch dargestellt wird, Gefühle zeigt, gegen die verbotene Liebe mit der heroinsüchtigen Titti ankämpft oder doch versucht, seine Familie trotz aller Beziehungskrisen zusammenzuhalten.
Cattani ist die Schlüsselfigur, die von einem sehr talentierten Schauspieler (Michele Placido) in Szene gesetzt wird, und dem es perfekt gelingt, die innere Zerissenheit des Hauptkommissars nach außen zu tragen. Dass er dabei ab und zu auch einige schizophrene Züge hat, bringt die Rolle einfach mit sich, doch überhaupt scheinen solche gespaltenen Persönlichkeiten ein Hauptmerkmal dieser Serie zu sein.
Angefangen bei Else, der Frau des Kommissars, deren Rolle jedoch ausnahmsweise sehr amateurhaft gespielt wird, über über den Vorzeigeschurken Cirannà bis hin zu den Spitzen der Mafia bilden sich in beinahe allen Darstellern zwei völlig konträre Persönlichkeiten heraus, die jedoch auch dafür sorgen, dass jede einzelne Folge so unberechenbar geworden ist. Vielleicht ist es aber auch gerade das, was die ersten sechs Folgen deiser Serie ausmacht. Man kann nur sehr vage erahnen, was als nächstes passieren könnte, doch aufgrund der zahlreichen unerwarteten Wendungen ist es kaum möglich, Einzelnes vorauszusagen. Hinzu kommt, dass manche Szenen derart abrupt enden, dass der Zuschauer erst einmal mit verdutzten Fragezeichen im Gesicht zurückbleibt, infolge dessen aber den inneren Drang verspürt, immer weiter und tiefer in die Welt von Cattani einzudringen und so endlich zu erfahren, wie es wohl weitergeht.
Nicht zuletzt deswegen ist "Alleine gegen die Mafia" nicht nur eine der besten Serien, die das Genre je herausgebracht hat und wird daher auch völlig zurecht in einem Atemzug mit der Legende Trilogie "Der Pate" verglichen.
Wenn es überhaupt etwas an den einzelnen Filmen auszusetzen gibt, dann wären das die manchmal völlig überflüssigen und kaum situationsbezogenen Dialoge zwischen Cattani und seiner Frau. Es ist zwar sehr interessant, wie die einzelnen Beziehungen ineinander verschachtelt sind, doch bekommt das Ganze immer genau dann die vermeidbaren Längen, wenn die Konfrontation dieses Ehepaars eingeblendet wird. Ansonsten ist die Story um die mysteriösen Morde für alle Anhänger des (brutalen) Kriminalfilms sehr, sehr sehenswert, gerade weil hier eben kein Blatt vor den Mund genommen und die schonungslose Realität des Lebens mit der italienischen Mafia gezeigt wird.
Die drei DVD'S können diesem hohen Standard leider nur sehr geringfügig gerecht werden, da es ihnen einerseits an jeglichem Bonusmaterial mangelt und andererseits, weil der Ton und vor allem das sehr wacklige, verrauschte Bild kaum (wenn überhaupt) nachgearbeitet worden sind. Da sich die erste Staffel über immerhin 390 Minuten erstreckt, kann man diesen Nebeneffekt schon als reichlich nervig und spaßhemmend einstufen, selbst wenn man sich nach einer Weile an das alles andere als fließende Bild gewöhnt hat.
Da sich die Serie aus mehreren Staffeln zusammensetzt, besteht ja noch die Hoffnung, dass sich hier bei eventuell anstehenden Fortsetzungen etwas tun wird. Bis dahin bleibe ich aber konsequent bei meinem Schlussfazit: Film hui, Ausstattung pfui!
- Redakteur:
- Björn Backes
Mitte der 80er Jahre waren es nicht nur "Derrick" und "Tatort", die die Strassen in Deutschland pünktlich zur Sendezeit leerfegten und für das beschauliche Bild einer mitfiebernden Familie vor einer flimmernden, kleinen Kiste sorgten. Auch "Allein gegen die Mafia" (La Piovra) hatte den Anspruch, fesselnde Unterhaltung zu bieten, gegen die so mancher Kinofilm der damaligen Zeit nicht den Hauch einer Chance hatte. Erstmals im Jahre 1984 ausgestrahlt und mit traumhaften Einschaltquoten gesegnet, kamen insgesamt zehn Staffeln zustande, wovon die letzte, produziert im Jahr 1999, noch nicht in deutscher Sprache erschienen, geschweige denn in Deutschland ausgestrahlt wurde. Koch Media bringen nun im Rahmen ihrer "Classic TV-Series Collection" die erste Staffel der beliebten Mafia-Serie heraus.
Story:
Sizilien. Marineo, der Polizeichef des dortigen Sonderkommandos, wird ermordet in seinem Auto am Strassenrand aufgefunden. Offensichtlich ein Akt der Mafia, denen die Ermittlungen Marineos nicht ins Konzept passten. Sein Nachfolger wird Corrado Cattani (Michele Placido), ein Kommissar mittleren Alters aus Mailand. Zusammen mit seiner Frau Else und der gemeinsamen Tochter Paola zieht er von Norditalien ins schöne, aber mindestens ebenso gefährliche Sizilien. Den Kampf gegen die Mafia nimmt er freilich nicht, wie der nach Selbstjustiz duftende Titel der Serie, alleine auf. An seiner Seite stehen der erfahrene Altero und sein junger Kollege Leo. Während der Trauerzeremonie für die Marchesa Pecci-Scialoja, die kürzlich Selbstmord begangen hat, weist Leo den frisch angekommenen Kommissar in die gesellschaftliche Struktur der kleinen Stadt ein. Hochangesehene Bankiers, Anwälte und viele Adlige prägen hier das Bild.
Cattani beginnt mit seinen Ermittlungen. Bei der Arbeit, den Mord an seinem Vorgänger Marineo aufzuklären, stösst er auf Intrigen, Korruption und höchst dubiose Machenschaften, die sich bis in die höchsten Gesellschaftsschichten durchziehen. Von Hilfe dabei, Licht ins Dunkel zu bringen, ist ihm Titti, die heroinabhängige Tochter der verstorbenen Marchesa, für die Cattani bald eine besondere Zuneigung entwickelt.
Im Privatleben sieht es beim Kommissar sowieso recht mau aus. Seit seine Frau ihn vor Jahren betrogen hat, haben sich die beiden immer weiter auseinandergelebt. Alles läuft auf eine Trennung hinaus, worunter besonders Tochter Paola leidet. Dem meist rechts aussichtslos erscheinenden Kampf Cattanis gegen die mafiosen Verstrickungen, die offenbar die halbe Stadt betreffen, folgt stets der ernüchternde Alltag mit seiner Frau, die sich zudem noch zu dem aalglatten Fernsehjournalisten Santa Maria hingezogen fühlt.
Beurteilung:
Die sechs Stunden der ersten Staffel bieten insgesamt ein gemischtes Bild. Die Geschichte des Kommissares, der Mafiastrukturen aufdeckt, gegen angesehene Persönlichkeiten ermittelt und sich dabei verliebt, während seine Ehe in die Brüche geht ist prinzipiell eine gute Vorlage für einen zweistündigen Film. Die Frage ist also: was macht man mit den verbliebenen vier Stunden? Zum einen etwas äußerst positives: Regisseur Damiano Damiani hatte die Gelegenheit, viele Details in die Geschichte einzubauen und jedem auftretenden Charakter genügend Platz zur Entfaltung bereitzustellen. Der Zuschauer fühlt sich somit schon sehr bald in der kleinen sizilianischen Stadt wie zu Hause und findet liebenswerte und weniger liebenswerte Charakterzüge... Die typische Struktur einer Serie also, aber bemerkenswert gut umgesetzt.
Die Kehrseite der Münze zeigt insbesondere in den ersten beiden Staffeln nicht enden wollende Aneinanderreihungen von nicht handlungsrelevanten Szenen und Diskussionen ohne jeglichen Gehalt. Hierbei sind vor allem die Szenen zu nennen, in denen Cattani mit seiner Frau (äußerst mittelmäßig gespielt von Nicole Jamet) redet und redet und redet und redet... Belanglosigkeiten, deren offensichtliches Ziel der Entwicklung eines Nebenstranges in der Geschichte nur im Ansatz gelingt. Zelluloidverschwendung par excellence.
Nichtsdestotrotz gelingt es Damiani, ab der dritten Folge eine gleichbleibend hohe Qualität zu sichern, die im Nachhinein über die doch sehr holprigen Anfänge hinwegtröstet. Sicherlich erfindet "Allein gegen die Mafia" das Genre nicht neu, weiss aber mit vielen Überraschungen und vor allem der großen Detailverliebtheit zu überzeugen. Somit kommt von meiner Seite eine Empfehlung dieser erster Staffel, nicht nur für Fans, die dieser Veröffentlichung ohnehin entgegengefiebert haben, sondern auch an alle, die ein Faible für etwas ältere Actionserien haben und über die besagten anfänglichen Schwierigkeiten hinwegsehen können.
Die Austattung der drei DVDs im Pappschuber fällt dagegen eher bescheiden aus. Der Käufer hat lediglich die Wahl zwischen dem deutschen und italienischen Ton (in Mono 2.0, versteht sich). Extras gibt es keine, was angesichts der Bekannt- und Beliebtheit der Serie schon etwas bedauerlich ist. Bleibt zu hoffen, dass Koch Media auch die folgenden Staffeln 2 bis 9 veröffentlichen werden und zumindest Filmographien der Darsteller oder ähnliches Standardmaterial beilegen können.
- Redakteur:
- Christian Debes