Tears Of Kali
- Regie:
- Andreas Marschall
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
14.12.2004 | 08:21Eigentlich reicht es schon aus, das Backcover von "Tears Of Kali" durchzulesen, um zu verstehen, worum es in dem Film geht. "Grotesk, brutal, einfach genial", heißt es da, und viel mehr bleibt über die Eindrücke dieser deutschen Independent-Produktion auch schon fast nicht mehr zu sagen, außer dass die Reise bis ins Innere der menschlichen Seele einen so schnell nicht mehr loslässt.
Story:
Die Taylor-Erikssongruppe ist eine berühmt-berüchtigte Sekte, die in den Achtzigern in Indien extreme Experimente an Körper und Geist ausübt. Doch immer mehr Mitglieder dieser Sekte verschwinden auf mysteriöse Weise, so dass die Gruppe in Verdacht gerät, bei ihren Versuchen lebensgefährliche Meditationspraktiken durchzuführen.
20 Jahre später versuche die junge Reporterin Tansu den Mord am Therapeuten Samarfan, ihrem Bruder, zu klären. Sie stößt dabei auf die psychisch erkrankte Elisabeth, die anscheinend mehr weiß, als sie preisgeben möchte. Doch andererseits verfügt Elisabeth auch über Kräfte, die Tamsu das Leben in nur wenigen Sekunden zur blutigen Hölle machen können ...
An anderer Stelle muss sich der junge Skinhead Robin bei Dr. Steiner in Therapie begeben, um einer angedrohten Gefängnisstrafe zu entgehen. Doch auch er scheint auf eines der verschollenen Sektenmitglieder getroffen zu sein, welches anscheinend in der Lage ist, seine Therapie auch über den Tod hinaus wirken zu lassen.
Szene 3: Bei einer Gruppensitzung möchte sich eine junge Frau vom Wunderheiler Cornelsen von einem Fluch befreien lassen. Tatsächlich scheint der Heilpraktiker damit Erfolg zu haben, doch erkennt dieser dabei nicht, welch teuflishce Brut er dabei freigesetzt hat und welche Folgen dies für die Menschen in seiner direkten Umgebung hat ...
Zunächst scheinen diese drei Geschichten keinen direkten Zusammenhang zu haben, sie könnten auch jede für sich (aber ohne abgeschlossenes Ende) stehen, doch ergeben sie erst durch die Kombination Sinn. Alle drei blutigen Vorfälle werden als Folgeerscheinung der mysteriösen Meditationspraktiken aufgedeckt, jedoch bleibt es nur dem aufmerksamen Zuseher überlassen, die genauen Zusammenhänge zu ergründen.
Bewertung:
"Tears Of Kali" fängt recht dröge an; das Gespräch zwischen Elisabeth und Tansu in der ersten Episode zeichnet sich zwar durch eine unterkühlte Atmosphäre aus, doch so richtig spannend wird das Ganze nicht. Erst als Elisabeth die Kontrolle über ihre Seele verliert und infolge dessen über den Körper von Tansu Besitz ergreift, sprich: in dem Moment, wo das Blut zu fließen beginnt, wird es richtig gut. Der zweite Teil, welcher unter dem Titel 'Devi' anläuft, kommt da schon direkter auf den Punkt; die Schmerzen, die der verurteilte Skinhead erfährt, scheinen zum Greifen nahe, die visuelle Umsetzung ist ebenfalls großartig und die Schockwirkung der einzelnen Szenen ist exzellent. Das Finale bildet jedoch der dritte Teil, 'Kali'. Hier deckt sich nicht nur die ganze Geschichte auf, hier werden auch die letzten bisher verschollenen Extreme ausgelotet, da folgt ein gruseliger Shocker einer brutalen Splatterszene und an anderer Stelle gibt es tiefsinnige Gespräche über die Beschaffenheit der menschlichen Seele.
Es mag zwar verrückt klingen, aber "Tears Of Kali" ist in dem Sinne für das Genre wichtig, als dass der Film durch die Kombination einer intelligenten Handlung mit erschütternden blutigen Szenen wirklich zu beeindrucken weiß. Ein intelligenter Splatter-Film? Geht das? Ja, es geht, denn hier steht nicht die Effekthascherei im Vordergrund, sondern vielmehr der komplexe Handlungsstrang, der nur sehr schwer durchschaubar ist und fast schon dazu auffordert, den Film direkt ein zweites Mal anzusehen, damit man auch den gesamten Inhalt verstanden hat. Die grobe Rahmenhandlung, die sich in drei Episoden gliedert, wird zwar deutlich, die Feinheiten muss man sich aber erst durch aufmerksames Zusehen verdienen.
Was "Tears Of Kali" aber im Endeffekt so effektiv macht, ist die visuelle Umsetzung; über die Spielereien mit den seltsamsten Farbkombinationen wird somit eine fast schon sterile Atmosphäre kreiert, die der Laie sicherlich als absurd empfinden wird. Doch genau hiermit erzeilt Regisseur Andreas Marshall schließlich die größte Wirkung und kann durch die intelligente Storyline somit ganz einfach von den übermäßig perversen Gewaltszenen ablenken.
"Tears Of Kali" hat schon mehrere Preise abräumen können und das völlig zu Recht. Das sollte der dazugehörigen DVD eigentlich auch gelingen, denn hier stimmt sowohl das farbenfrohe und superscharfe Bild als auch der mächtige und druckvolle Sound, der zudem überaus differenziert aus der Surround-Anlage schallt und selbst die kleinsten Feinheiten ausdrucksstark nach außen trägt.
Schlussendlich eine Zielgruppe auszumachen, liegt mir fern, denn dieser Film ist weder billiger Splatter noch zweitklassiger Horror oder pseudointelligentes Zukunftskino - nein, "Tears Of Kali" ist ganz große Kunst!
- Redakteur:
- Björn Backes