Herrschaft des Feuers, Die
- Regie:
- Rob Bowman
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- USA / GB / Irland
- Originaltitel:
- Reign of Fire
1 Review(s)
23.12.2004 | 07:24Im Jahr 2020 wird die Welt von ziemlich fiesen, feuerspeienden Drachen beherrscht - eigentlich Drachinnen, denn männlich ist nur einer: der Oberdrache. Während sich die Engländer in Burgen und Stollen verkriechen, greift eine eingeflogene Truppe Amerikaner die Drachen mit unorthodoxen Methoden an: in der Luft. Das verstehen die Amis wohl unter dem Begriff "Kontrolle des Luftraums".
Filminfos
Originalitel: Reign of Fire (USA 2002), DVD: 14.08.2003
Dt. Kinostart: 16. Januar 2003
FSK: ab 16
Länge: 98 Min.
Regisseur: Rob Bowman
Darsteller: Christian Bale, Izabella Scorupco, Matthew McConaughey u.a.
Handlung
Der zwölfjährige Quinn besucht seine Mutter, eine Tiefbau-Ingenieurin, bei der Arbeit an der neuen Erweiterung des Londoner U-Bahnnetzes. Als ein Hohlraum in einem neuen Stollen entdeckt wird, darf er einen Blick hineinwerfen. Flüssiges Feuer fällt von der Decke, ein riesiges Wesen regt sich und spuckt ihm Schleim in die Augen. Entsetzt rennt Quinn nach draußen. In letzter Sekunde kann ihn seiner Mutter in Sicherheit bringen: Er hat einen echten Drachen aus seinem Schlaf geweckt. Im Drachenatem verbrennt auch die geliebte Mutter.
Im Jahr 2020 haben sich die Drachen die Welt untertan gemacht. Selbst der Einsatz von Atomwaffen konnte ihnen nicht Einhalt gebieten. Die letzten Überlebenden haben sich in kahle, wüste Hochländer zurückgezogen. Quinn (Christian Bale) ist jetzt quasi der Chef in einer Fluchtburg, wo an die hundert Männer, Frauen und Kinder ein Dasein fristen, das knapp am Hungertod vorbeischrammt. Flucht ist unmöglich, wie eine Episode zeigt: Die Drachen vereiteln jeden Fluchtversuch.
Da tauchen eines Tages Panzer vor und Helikopter über der Burg auf. "Wenn es etwas gibt, das schlimmer ist als Drachen, dann sind es ... Amerikaner." Recht hat er. Angeführt von dem glatzköpfigen Denton Van Zan (McConaughey) wünscht eine Truppe von amerikanischen Soldaten und Fallschirmspringern Unterstützung im Kampf gegen den Oberdrachen, der, so hat man herausgefunden, in London haust.
Quinn läst sich nicht in Angelegenheiten der Amerikaner hineinziehen. Doch der nächste Drachenangriff stellt die Schlagkraft der amerikanischen Waffen unter Beweis. In einem fulminant (im Computer) inszenierten Luftkampf gelingt es dem Helikopter, den Fallschirmspringern und vor allem Van Zan, den Drachen zum Absturz zu bringen.
Auch Quinn konnte sein Scherflein dazu beitragen. Das bringt ihm aber keineswegs die Achtung der Amis ein, sondern Van Zan fordert vielmehr Freiwillige für seinen Zug gen London. Dieser Drachentöter ist ein wahrer Kreuzritter. Leider hat er nicht damit gerechnet, dass der Oberdrache sein getötetes Weibchen vermissen und sich fürchterlich rächen könnte ...
Die DVD
Technische Infos:
Bildformate: 2,35:1, 16:9
Tonformate: DD 5.1, DTS in Deutsch
Sprachen: Dt., Engl., Frz., Ital., Span., Hebr., Griech.
Untertitel: Dt., Engl., Frz., Ital., Span., Hebr., Griech.
Extras:
- Making-of (8,5 Minuten, davon 2,5 Minuten Trailer): Die digitale Geburt einer Kreatur des Schreckens
- Featurette über den Einsatz von Feuer am Drehort (ca. 15 Minuten): Das feurige Inferno gewinnt Gestalt - pyrotechnische SFX erläutert von Dave Gauthier
- Interview mit Rob Bowman (ca. 10 Minuten)
- Originaltrailer
- Preview zum Videospiel "Reign of Fire"
Mein Eindruck: der Film
Der Film lässt eine Menge Fragen unbeantwortet, wie etwa: Woher kamen die Drachen? Und woher hatten die Amis das Benzin für Panzer, Autos und Helikopter? Von was konnten die Briten überleben? Aber diese unbedeutenden Kleinigkeiten dürfen den wahren Enthusiasten nicht jucken. Wie bei so vielen Fantasyfilme - dieser ist ausnahmsweise in einer Post-Holocaust-Zukunft angesiedelt - stört ein wenig Hinterfragen nur.
Immerhin macht Akte-X-Profi Bowman das Beste aus dem, womit man ihn beauftragt hat: B-Movie-Trash in ein A-Budget-Movie zu übertragen, quasi Blei in Gold zu verwandeln. Und wie die Leih- und Verkaufs-Charts der Videotheken und Medienhäuser belegen, hat das Rezept funktioniert. Der Streifen lief unter den ersten sechs der meistausgeliehenen Filme.
Bowman hat eine Formel gefunden, die sich immer wieder bewährt, seit Indiana Jones die Peitsche schwingt: Je unwahrscheinlicher das Fantasy-Element, desto realistischer müssen die Akteure und ihre Welt gezeichnet sein. Und was ist fantastischer als Drachen? Mythen, Legenden, Sagen - Siegfried der Drachentöter ging uns Deutschen noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts (in Bayreuth noch wesentlich länger) nach, als Emblem des reckenhaften, idealtypischen Bekämpfers alles Bösen. Und die meisten westlichen Drachen werden nunmal als böse charakterisiert - bis hin zu Tolkiens Smaug und Glaurung. Das ist das Erbe der nordischen Sagen, die Tolkien wieder aufgriff und die dem Verfasser des "Nibelungenliedes" im 12. Jahrhundert noch bekannt gewesen sein dürften.
Doch wie die Story zeigt, gibt es zwei Möglichkeiten, der Gefahr und der Unterdrückung durch die Drachen des 21. Jahrhunderts zu begegnen: sich passiv verstecken und auf Warnungen achten wie die Engländer unter Quinn - oder selbst aktiv werden wie die Amis. Natürlich müssen sich die beiden Anführer erst einmal kloppen, bevor eine Entscheidung gefällt wird - leider die falsche. Wie der Schluss zeigt, nützt eine Mischung von beidem dem Überleben der Menschheit am meisten: Quinn, der König Artus der letzten Tage, und Alex, die Pilotin, gehen Hand in Hand (wenn auch nicht in den Sonnenuntergang). Wahrscheinlich denken sie gerade an die neue Dynastie, die sie gründen werden ...
Die DVD
Man kommt sich schon ein wenig veräppelt vor, wenn das, was hier als "Making-of" verkauft wird, zu einem Drittel aus dem offiziellen Trailer besteht. Wenigstens der kümmerliche Rest kann sich noch sehen lassen, denn die Schauspieler und der Regisseur geben ein paar Statements - ein Blick hinter die Kulissen und auf die Entstehung der digital erschaffenen Drachen komplettiert das Feature.
Wesentlich informativer ist da doch das Feature "If you can't stand the heat", in dem uns der oberste Gebieter des Feuers erläutert, welche Mittel bei den Dreharbeiten eingesetzt wurden, um möglichst realistische Feuereffekte zustande zu bringen. Mehrfach wird die komplizierte chemische Erklärung durch englische Untertitel im Original verdeutlicht - leider liegen dann die deutschen Untertitel über den englischen und verdecken sie.
Das Interview mit Rob Bowman bringt eine Reihe von Infos, die einem Regiekommentar gut zu Gesicht gestanden hätten. Er ist ja lange Jahre der Regisseur zahllreicher Folgen von "Akte X" gewesen und führte auch beim ersten Kinofilm Regie. Und nun sollte er plötzlich ein "Monstermovie" machen? Immerhin ist es ein "B-Movie" mit einem "A-Budget" geworden. Als Entschuldigung verweist er ausdrücklich auf Spielbergs "Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes", welches ja im Grunde Comic-Strip-Storys der frühen 30er Jahre (sozusagen "Pulp fiction") aufgreift und teuer verpackt.
Abgerundet wird das Bonusmaterial vom unvermeidlichen Trailer und der Preview mit entsprechendem Videogame "Reign of fire". Dessen Grafik ist schon recht ansprechend und hoffentlich auf dem neuesten Stand.
Der Sound in Dolby Digital 5.1 steuert die sechs Kanäle sehr gut an, so dass ein räumlicher Eindruck entsteht. Damit die Musik und dabei besonders die tiefen Bässe voll zur Geltung kommen, muss die Heimkinoanlage dezibelmäßig entsprechend ausgelegt sein und aufgedreht werden. Noch besser ist natürlich DTS-Sound, der für die deutsche Version auswählbar ist: Hier kommen grummelnde Soundeffekte von Panzer, Helikopter und Drachen voll zur Geltung.
Das Bild ist meist ebenso einwandfrei gelungen, obwohl man in den CGI-lastigen Wolkenszenen nicht unbedingt von klarer Sicht und scharfem Bild sprechen kann. Filmkenner sollten auf die Farbkodierung achten, die Bowman konsequent durchhält: Unter der Erde, d. h. in der Burg ist alles in warme Gold- und Brauntöne getaucht, an der Oberfläche dominieren kalte Blau- und Grautöne. Dreimal darf man raten, welcher Sphäre unsere Sympathie gilt.
Unterm Strich
"Herrschaft des Feuers" ist also mit Action und starken Sprüchen vollgepackter Edel-Trash. Hätte Bowman die Figuren noch mit einzelnen Szenen besser charakterisiert, wäre der Streifen vielleicht qualitätsvoller, aber wesentlich langsamer, ergo langweiliger geworden. Die Story gibt nicht viel mehr her.
Dennoch hat auch der Humor seinen Platz: Quinn und sein bester Freund Creedy führen als Gutenachtgeschichte den Zweikampf von Luke Skywalker mit Darth Vader auf (Star Wars Episode V). Das ist nicht nur eine Hommage, sondern als Verweis auch eine Entschuldigung für den ganzen Film. So wie Star Wars eine ganze Generation unterhielt (und in Episode V schockte), so unterhält nun "Herrschaft des Feuers" eine spätere Generation - im Grunde mit einer ähnliche Story: der Aufstand der Rebellen gegen die Herrschaft der Bösen, hier also der Drachen. Der Oberdrache ist eine andere Verkörperung des Imperators.
Wer übrigens die Originalfassung anschaut, wird mit besserem Sound, realistischeren Stimmen und einem Wortspiel belohnt: "reign of fire" klingt im Englischen genauso wie "rain of fire": Feuerregen. Und das ist doch recht passend.
- Redakteur:
- Michael Matzer