Razorback
- Regie:
- Russell Mulcahy
- Jahr:
- 1984
- Genre:
- Horror
- Land:
- Australien
1 Review(s)
29.10.2005 | 08:54Mit Tier-Horror ist das so ´ne Sache. Denn Spannung muss man größtenteils mit der Lupe suchen, wenn mutierte, auf Hochhausgröße angewachsene Reptilien, Insekten und anderes Gekreuch Jagd auf wahlweise amerikanische Kleinstädte oder ein kleines Grüppchen von Menschen auf irgendeiner in keiner Karte verzeichneten Insel machen. Auf der anderen Seite kann zumindest ich mich dem trashigen Charme solcher Filme nur schwer entziehen.
Ganz so haarsträubend geht es in "Razorback", dem Debütfilm des australischen Regisseurs Russell Mulcahy (remember "Highlander") aus dem Jahr 1984, dann aber doch nicht zu. Denn hier bekommen es die Einwohner des Drei-Häuser-Dorfs Gamulla lediglich – der Filmtitel deutet bereits darauf hin – mit einem äußerst stattlichen Wildschwein zu tun.
Und so entwickelt sich mit einigen kleinen Ausnahmen – man versucht z. B. eine Nebenhandlung um zwei zwielichtige Einheimische einzuflechten – die typische Story, in der die Menschen die Gejagten sind, und an dessen Ende die finale Konfrontation mit der "Bestie" steht.
Als Pluspunkte des Streifens erweisen sich einerseits die schön gefilmte Naturkulisse des australischen Outbacks (da sind Russell Mulcahy wirklich ein paar feine Einstellungen gelungen) und andererseits die an einigen Stellen aufkommende Spannung. Weiterhin verzichtet der Australier löblicherweise – wahrscheinlich auch aufgrund des limitierten Budgets des Films – auf allzu exzessive Großaufnahmen des "Razorbacks", so dass die ganze Sache nicht übermäßig ins Lächerliche abgleitet. Von dem Keiler übrigens – und da bin ich mir ziemlich sicher – existierte nur ein in ungefähr drei Stufen mechanisch beweglicher Kopf, der allerdings ganz gut gelungen ist.
Schauspielerische Glanzleistungen und eine ausgefeilte Charakterzeichnung darf man im Kontext eines solchen Films natürlich nicht erwarten, und da macht dieser Streifen mit seinen stereotypen Figuren keine Ausnahme. Der Zuschauer sieht sich mit klischeehaften Charakteren wie dem mürrischen Jake Cullen, dessen Enkel vor einigen Jahren von dem Riesenkeiler getötet wurde, und der seitdem besessen Jagd auf das Tier macht, oder dem amerikanischen Städter Carl Winters, der sich auf der Suche nach seiner verschwundenen Frau, die zu Reportagezwecken nach Australien gereist war, mit den Widrigkeiten der Natur auseinandersetzen muss, konfrontiert.
Unterm Strich bleibt "Razorback" letztlich ein recht unterhaltsamer und leidlich spannender Horrorfilm, der natürlich absolut keine Überraschungen bereithält – und dies auch schon im Entstehungsjahr nicht tat, aber doch mit dem gewissen Herzblut und Charme inszeniert wurde.
Am Schluss sei noch die Frage erlaubt, warum der Film einerseits überhaupt neu aufgelegt wurde, denn so groß kann die Nachfrage eigentlich nicht gewesen sein, und andererseits e-m-s dann so eine lieblose Version herausbringt. Der Film ist für eine FSK-16-Freigabe geschnitten worden, Extras gibt es gar nicht, und, na ja, der fürchterliche Untertitel "Kampfkoloss der Hölle" ist völlig daneben …
- Redakteur:
- Oliver Schneider