Immortal
- Regie:
- Enki Bilal
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- Frankreich / Italien / UK
1 Review(s)
25.10.2005 | 07:43Im Jahre 2095 schwebt urplötzlich ein Raumschiff in Pyramidenform über dem futuristischen New York, aus dem der alte Gott Horus (Thomas M. Pollard) auf die Erde niedersteigt, um dort seine Unsterblichkeit zu erlangen. Er muss dazu innerhalb der nächsten sieben Tage die Halbmutantin Jill (Linda Hardy) finden und sie schwängern, sonst wird er sterben. Um dieses Unterfangen positiv abzuschließen, bemächtigt er sich des menschlichen Wirts Alexander Nikopols, der dreißig Jahre lang eingefroren war. Doch der Weg in die Unsterblichkeit ist gepflastert mit Problemen und philosophischen Auseinandersetzungen über das eigene Sein und die irdische Daseinsfrist.
Regisseur und Drehbuchautor Enki Bilal ist ein klangvoller Name in der französischen Comic-Szene. Dementsprechend geizt "Immortal" nicht mit visuellem Bombast, der einem wahrlich die Sprache verschlägt. Die Optik des Films ist dabei zum Großteil dem Rechner entsprungen und so geht der Film eigentlich als fast ausschließliches Kunstprodukt der Bits und Bites durch, wenn man mal von den "lebendigen" Schauspielern absieht. Was jetzt vielleicht ein wenig fad klingt, raubt einem dennoch fast die Sinne ob seiner technischen Perfektion. Visuell hab ich noch keinen besseren und effektiveren Film gesehen, auch nicht der "Herr der Ringe".
Doch genau bei diesem Vergleich greift mein einziger Minuspunkt, nämlich die Umsetzung beweglicher Charaktere aus dem PC, die bei Frodo und Co. wirklich weit mehr als nur perfekt war. In "Immortal" wirken die künstlichen Wesen plastisch, klinisch und seltsam unecht. Keine Ahnung, vielleicht war dieser Effekt ja auch gewollt.
Zum Inhalt kann man eigentlich nur sagen, dass der Film einen erstaunlich einfallsreichen Mix aus ägyptischer Mythologie, Cyber-Thriller und purer Fantasy bietet, angelehnt an Filme wie "Blade Runner", "Final Fantasy", "A.I." und "Minority Report". Zwar erreicht "Immortal" nicht ansatzweise deren Actionfaktor, beschäftigt sich aber mit den selben sinnstiftenden Fragestellungen. Warum sind wir hier? Warum müssen wir wieder gehen? Gibt das alles einen Sinn?
Im Prinzip ist "Immortal" ein Märchen für futuristisch begeisterte Träumer, die sich gerne in eine völlig abgedrehte Welt entführen lassen, ohne sich dabei an einem Actionfeuerwerk der Marke "Star Wars" aufgeilen zu müssen.
Das Bild ist, abgesehen von einem leichten Rauschen, der absolute Hammer. Kontrastreich und scharf, glänzt die meist mausgraue Welt New Yorks wie ein Playgirl auf dem neuesten Häschenblatt. Den fetten und satten Ton gibt es wahlweise in dts und Dolby Digital 5.1. Und hinsichtlich des Klangvolumens und der Transparenz gibt es mal absolut rein gar nichts auszusetzen. Auch der Mix ist ausgewogen und füllt mit räumlicher Dominanz.
Das Bonusmaterial setzt sich aus zwei Making-ofs, einigen Interviews, einem Einblick in das Atelier von Enki Bilal, einer ganzen Reihe unveröffentlichter Musikstücke, einer Diskussionsrunde zum Film, Bildern von verschiedenen Premieren sowie Teaser und Trailer zusammen. Somit liegt auch auf dem Bonusfeld einiges Gewicht für einen gehobenen Daumen.
"Immortal" ist ein Cyber-Märchen der besonderen Art. Wer ein futuristisches Actionwerk erwartet, sollte lieber seine Griffel von der Scheibe lassen. Für Liebhaber von Enki Bilals Comics ist "Immortal" die real gewordene Erfüllung ihrer Träume. Aber auch für Nichtkenner des kleinen Genies bietet der Film eine ansprechende Anzahl visueller Sinnesreizungen.
- Redakteur:
- Alex Straka