Clan der seine Feinde lebendig einmauert, Der
- Regie:
- Damiano Damiani
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Confessione di un commissario di polizia al procuratore della repubblica
1 Review(s)
31.10.2005 | 06:12Damiano Damiani gehört zu den wichtigsten italienischen Regisseuren der Periode des Mafiafilmes. Diesen Ruf hat er sich alleine schon durch die grandiose Inszenierung der mehrteiligen Reihe "Allein gegen die Mafia" verdient. Wo andere nämlich mehr auf reißerische Action Wert gelegt haben, waren Daminai schon immer die präzisen Charakterzeichnungen der mitwirkenden Akteure wichtig. In "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" ist ihm das mitunter am besten gelungen, weswegen dieser 1971 in Italien erschienene Kassenschlager wahrscheinlich auch als sein bestes Werk bezeichnet werden kann.
Story:
Hoher Besuch in einem Irrenhaus für wenig begüterte Menschen: Kommissar Bonavia taucht an diesem merkwürdigen Ort auf und verlangt die Freilassung eines Patienten, der gleichermaßen als Schwerverbrecher einzuordnen ist. Und der gerade erst Befreite macht seinem Ruf auch alle Ehre und richtet in seiner ersten Aktion nach der Freilassung ein Blutbad an. Vier Leute, darunter der Attentäter, sterben am Tatort, und als Bonavia schließlich am Ort des Geschehens eintrifft, tut er so, als könne er sich die Sache nicht erklären.
Staatsanwalt Treni riecht jedoch den Braten. Der ehrgeizige junge Staatsdiener glaubt sofort, dass am Handeln seines Kollegen etwas faul ist und beginnt die Ermittlungen gegen ihn. Die Vermutung, dass es sich hier um einen Akt der reinen Selbstjustiz handelt, wehrt Bonavia allerdings kühl ab. Ausgerechnet als er von einem der Drahtzieher des Verbrechens ein lukratives Angebot für eine Luxuswohnung bekommt, kommt ihm Treni langsam aber sicher auf die Schliche. Doch der Kommissar ist ihm einen Schritt voraus und macht ein tödliches Geständnis ...
Fast noch besser als in der weitaus später abgedrehten Serie "Allein gegen die Mafia" zeichnet Damiano Damiani in "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" ein sehr detailliertes Bild des korrupten Staates Italien und des Einflusses der Mafia selbst in den kleinsten Kreisen. Dabei bedient sich der Regisseur aber nicht irgendwelcher Symbolik wie Männer in schwarzen Anzügen, Killer mit Sonnenbrillen oder dergleichen. Stattdessen nimmt er einige ganz normale, in persona des Kommissars sogar arg frustierte Leute, die hier zur rechten Hand des Bösen gehören. Besonders die Charakterisierung von Bonavia ist Damiani hierbei sehr gut gelungen: Ein Mann, der sein Geld stets ehrlich verdient hat, aber trotzdem immer auf der Stelle getreten ist, während die Verbrecher sich auf ganz einfache Weise Tag für Tag bereichern konnten. Der hierdurch entstandene Frust schlägt schließlich in Hass um, und einzig und allein um sich vor der eigenen Selbstachtung zu rechtfertigen, inszeniert er ganz unauffällig ein Blutbad.
Auf der Gegenseite steht der sehr stark aufspielende Franco Nero als Staatsanwalt Treni, der weiterhin an die Gerechtigkeit glaubt, vielleicht auch weil er in seiner kurzen Karriere noch keine Misserfolge hat erleiden müssen. In seiner Rolle als Rechtsfanatiker geht Treni schließlich auch voll auf und bewahrt selbst in den heikelsten Szenen einen kühlen Kopf. Lediglich in den Dialogen mit Bonavia verliert er des Öfteren die Fassung, was aber nur noch mehr für seinen Gerechtigkeitssinn spricht. Nero, eigentlich der typische Action-Held, darf sich hier ebenfalls als Charakterschauspieler beweisen und kann sich gerade als Gegenspieler des zynischen Kommissars immer wieder behaupten. Die hitzigen Gespräche zwischen den beiden Hauptfiguren gehören daher auch zweifelsohne zu den Höhepunkten des Films.
Man muss aber mal die Intention von Damiani sehen, der in "Der Clan, der seien Feinde lebendig einmauert" eine zu dieser Zeit sehr gewagte Kritik am eigenen Staat äußerte und in der Handlung auch sehr viele ziemlich direkte Aussagen machte. Der Regisseur nimmt kein Blatt vor den Mund und prangert die Polizei und den ganzen Rechtsstaat als ein Gebilde von Lügen, Intrigen und Machtbegierde an, das von der Mafia beherrscht und regiert wird. Im Gegensatz zu so vielen anderen Streifen dieser Machart geht Damiani aber sehr geschickt vor und verfällt trotz des flotten Erzähltempos nicht in plumpe Klischees. Dafür spricht allein auch schon der Fakt, dass es eigentlich nur wenige Schlüsselszenen im gesamten Streifen gibt und der Regisseur eben nicht auf Effekthascherei usw. setzt.
Das Ergebnis ist völlig zu Recht auch ein in der Heimat gefeierter Erfolg geworden, schließlich ist der Film nicht nur wegen der ganzen Intrigen und Verzwickungen interessant, sondern daüber hinaus auch noch sehr, sehr spannend. Gesegnet mit wirklich toll agierenden Schauspielern darf man "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" getrost als Klassiker der italienischen Filmgeschichte bezeichnen, der diesem Ruf in jeder Sequenz gerecht wird. Komischerweise teilte man diesen Ruf damals in Deutschland noch nicht, weshalb es diese Produktion in der neuen DVD-Version von Koch Media zum ersten Mal ungekürzt zu sehen gibt. Wie gehabt, sind die neu hinzugefügten Szenen aber nur im italienischen Original mit deutschen Untertiteln verfügbar. Und wiederum kann man nur den Kopf darüber schütteln, mit welcher Engstirnigkeit die Zensurbehörde vor 34 Jahren an solche Filme herangegangen ist.
Die Aufarbeitung der DVD ist hingegen nicht ganz so spektakulär. Das Bildmaterial ist teilweise recht verrauscht; wahrscheinlich auch, weil aus dem Original nicht viel mehr herauszuholen war. Der Ton gibt da schon eine bessere Figur ab und gibt bis auf die üblichen Altersschwächen keinen Anlass zur Kritik.
In Sachen Extras ist "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" ganz akzeptabel bestückt. Ein sehr informatives 4-Seiten-Booklet bildet die Basis, die durch ein kurzes Interview mit Hauptdarsteller Franco Nero und den Originaltrailer aufgewertet wird. Nicht gerade viel Bonus, aber immerhin.
Ich schrieb es bereits: In meinen Augen ist dieser Streifen ein wichtiges Zeitdokument der cineastischen Mafiazeit und damit einhergehend auch ein Klassiker des Genres. Damiano Damiani hat zusammen mit seinen sehr guten Schauspieler-Kollegen ein eindrucksvolles Werk geschaffen, das von der tollen Charakterzeichnungen des Regisseurs lebt und hier auch deutliche Akzente setzen konnte. "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" ist aus diesen Gründen auch ohne jegliche Einschränkung zu empfehlen!
- Redakteur:
- Björn Backes