Another Public Enemy
- Regie:
- Kang Woo-Suk
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Gonggongui Jeok 2
1 Review(s)
01.11.2005 | 07:22Story:
Kang Chul-Jung und Han Sang-Woo gingen als Kinder in die gleiche Klasse, waren aber damals schon total gegensätzliche Typen. Während Kang Chul-Jung ein schüchterner Außenseiter mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn war, der immer unschuldig in Schlägereien mit hineingezogen wurde, brach Han Sang-Woo alle Regeln der strengen Schule, immer im sicheren Gefühl, dass sein reicher Vater ihn aus allen Schwierigkeiten herausholen wird.
Jetztzeit: Durch einen Zufall kreuzen sich die Wege von Kang Chul-Jung, der mittlerweile Staatsanwalt ist, und Han Sang-Woo erneut. Letzterer geht immer noch als arroganter Emporkömmling durchs Leben; darüber hinaus bricht er aber auch das Gesetz, wo es ihm finanzielle Vorteile bringt. Ziemlich schnell kommt es zur Konfrontation zwischen den beiden.
Kritik:
Da mir der Vorgänger "Public Enemy" aus dem Jahr 2002 nicht bekannt ist, kann ich weder inhaltliche noch qualitative Vergleiche zwischen dem vorliegenden Film und seinem großen Bruder anstellen. Das macht aber gar nichts, weil die Geschichte von "Another Public Enemy" absolut für sich stehen kann.
Dabei ist der südkoreanische Film ein klassischer Krimi, wie man ihn – abgesehen von Sydney Pollacks "The Interpreter" vor kurzer Zeit – heute im Westen (leider) nur noch in miefigen TV-Produktionen antrifft. Neben den ganzen fast völlig ohne Selbstironie inszenierten, patriotischen Baller-Orgien von überbezahlten Regie-Nulpen wie Michael Bay, kommt ein Streifen wie "Another Public Enemy" jedoch einer Oase in der trockensten Wüste gleich. Deswegen ist es umso bedauerlicher, dass Regisseur Kang Woo-Suk es nicht durchgängig schafft, sich auf jene Stärken zu besinnen, aus denen exzellente Vertreter dieses Genres ihren Reiz beziehen – nämlich ausgefeilte Charaktere in einer durchdachten, spannenden Story.
Zum einen ist speziell der den Han Sang-Woo verkörpernde Jeong Jun-Ho nicht restlos überzeugend, da dieser zwar glaubhaft in der Rolle des Designer-Anzug tragenden, verwöhnten Sohns aus gutem Hause ist, aber er das Skrupellose seiner Figur etwas zu klischeehaft anlegt. Zum anderen wird die Geschichte um Korruption und die Ohnmacht der Justiz auch mit zu hoch erhobenem Zeigefinger erzählt. Anstatt einfach die Rolle eines Beobachters einzunehmen, holt man – vor allem in Gestalt des Kang Chul-Jung – öfter mal den Moral-Holzhammer heraus und führt dem Zuschauer vor Augen, wie schlimm es doch ist, in einer Gesellschaft ein Arm/reich-Gefälle zu haben, und dass es der Justiz nicht gelingt, die sich mit unlauteren Mitteln und auf Kosten der unteren Schichten bereichernden Bessersituierten zu belangen. Etwas dezenter verpackt, wäre die Botschaft durchaus auch angekommen. Und das leidige Thema, dass Staatsdiener nicht ihrem Job entsprechend entlohnt werden, während sie gleichzeitig mit ansehen müssen, wie Kriminelle sich die Taschen voll machen, löste bei mir eigentlich nur ein leichtes Gähnen aus. Bei der Geschichte Südkoreas kann ich es durchaus verstehen, wenn man sich nach einer gerechten Gesellschaft sehnt, aber ich für meinen Teil fand das dann doch ein bisschen zu viel des Guten.
Davon abgesehen, ist der Film teilweise durchaus interessant; wobei speziell Sol Kyung-Gu einige Szenen hat, die die Handlungsweise seiner Figur Kang Chul-Jung glaubwürdig erscheinen lassen – leider bleibt insgesamt jedoch die allgemeine Grundspannung der Story etwas auf der Strecke, da der Film mit 142 Minuten deutlich zu lang geraten ist und über diese Distanz kleinere Längen aufweist.
Letztlich ist "Another Public Enemy" sicher kein Pflichtprogramm, aber ein Streifen, den man sich anschauen kann, ohne andauernd auf die Uhr schauen zu müssen. Warum der Film in Südkorea ein ziemlicher Renner war, ist mir allerdings trotz des guten Rufs von Regisseur Kang Woo-Suk nicht ganz klar.
- Redakteur:
- Oliver Schneider