Kabale & Liebe
- Regie:
- Martin Hellberg
- Jahr:
- 1959
- Genre:
- Drama
- Land:
- DDR
1 Review(s)
06.12.2005 | 07:12Story:
Am Hofe eines deutschen Herzogs im 18. Jahrhundert: Der absolutistische Herrscher verkauft Landeskinder als Söldner nach Amerika und macht damit ein belebendes Geschäft, das ihm nicht nur seine Existenz, sondern auch den Luxus am Hofe sichert. Damit auch sein Image als Hofherr gewahrt wird, soll seine Mätresse, Lady Milford, verheiratet werden. Aus diesem Grund schließt der Herzog einen Pakt mit Präsident von Walther und macht mit ihm aus, dass sein Sohn Ferdinand die Lady zur Frau nehmen soll. Doch Ferdinand ist mit diesem Entschluss gar nicht einverstanden. Er hat nur Augen für die hübsche, aber eben auch bürgerliche Luise, die aufgrund ihres Standes eine weitaus schlechtere Partie als Lady Milford ist. Aber Ferdinand liebt Luise aus ganzem Herzen und will nur sie heiraten.
Um die geplante Hochzeit zwischen dem Präsidentensohn und Lady Milford dennoch in die Wege zu leiten, spinnen Sekretär Wurm und der Herzog eine böse Intrige und erpressen Luise, indem sie von ihr fordern, dass sie ihre Liebe zu Ferdinand als Betrug anprangert.
"Kabale & Liebe" entstand nach der Vorlage des berühmten Dramas von Friedrich Schiller, das sicherlich der ein oder andere schon einmal zu Schulzeiten durchgenommen hat. Das Stück ist nach wie vor eines der wertvollsten Werke des deutschen Dichters und wird aus diesem Grunde auch heute noch oft mit in den Deutsch-Unterricht eingebracht. Unlängst habe ich so zum Beispiel von einem Bekannten erfahren, dass sein Sohn sich gerade an "Kabale & Liebe" die Zähne ausbeißt. Vielleicht sollte er sich auch mal die DVD zu "Kabale & Liebe" anschauen, denn der Film ist weitaus einfacher aufgebaut als das literarische Drama.
Der Begleitfilm aus dem Jahre 1959 ist eines der ersten Werke der DEFA und warf, sinnbildlich für die Entstehungszeit, in erster Linie einen Blick auf die politischen Intrigen, die im Mittelpunkt des Stückes stehen. Die Ränke, die der unverfrorene Herzog schmiedet, kommen so viel stärker zum Vorschein als die verschiedenen Beziehungen der Akteure zueinander, was dazu führt, dass die eigentliche Aussage von "Kabale & Liebe" nicht ganz so gut herauskommt - jedenfalls bis zur Mitte, denn nach und nach rückt das Thema Liebe weiter in den Vordergrund, und das sowohl innerhalb der familien Bindungen als auch zwischen Luise und Ferdinand.
Regisseur Martin Hellberg, der übrigens auch als Schauspieler auftritt, hat sich ein wenig von der Original-Vorlage gelöst. Somit umgeht er auch die komplexen Passagen des ursprünglichen Dramas, mit dem Zweck, einen reibungslosen Ablauf des Spielfilms zu garantieren. In dieser Hinsicht hat der Regisseur und Drehbuchautor dann auch ganze Arbeit geleistet; "Kabale & Liebe" ist ein sehr gelungenes Werk mit starken Schauspielern und tollen Dialogen, die sich wiederum sehr nahe an der Vorgabe orientieren. Immer wieder wird Schiller wörtlich zitiert, und besonders die weiblichen Figuren bringen den dramatischen Unterton diesbezüglich originalgetreu herüber. Die maskulinen Akteure wissen aber ebenfalls zu überzeugen und spielen ihre Passagen sehr lebhaft, allen voran Otto Melies und Willi Schwabe.
Für die damalige Zeit wirkt der Streifen darüber hinaus auch sehr professionell, und auch das ist den starken Leistungen der Schauspieler zu verdanken. In Sachen Requisite ist "Kabale & Liebe" ebenfalls ein Hingucker, speziell im Hinblick auf die Vielzahl der Kostüme, die trotz S/w-Bild sehr gut zur Geltung kommen. Was bleibt da zuletzt also, als diesen Film hier anzupreisen, vorausgesetzt natürlich, die klassische Materie sagt einem zu. Hellberg hat es zwar nicht ganz hinbekommen, die grundlegende Aussage des Stückes deutlich zu machen, aber als Regisseur eines gut inszenierten, spannenden Spielfilms darf sich der Mann getrost auf die Schulter klopfen. Mir wäre es jedenfalls lieb gewesen, wenn ich das digitale Medium vor einigen Jahren, als ich mich selber in der elften Klasse mit unserem strunzdummen Deutsch-Lehrer durch "Kabale & Liebe" kämpfte, bereits zur Hand gehabt hätte ...
Die Aufarbeitung der DVD ist weitestgehend ordentlich. Nach fast einam halben Jahrhundert ist das Bild nach wie vor sehr gut erhalten und enthält fast überhaupt keine Verschmutzungen. Dafür muss man beim Ton allerdings Abstriche machen. Während die Dialoge noch sehr deutlich und auch ohne störende Begleiterscheinungen daherkommen, fällt der Gesamtsound durch ein ständiges Rauschen negativ auf, und zwischendurch entdeckt man auch immer mal wieder ein dezentes Knistern. Aber wie gesagt, für das Alter des Films ist dessen Beschaffenheit schon fast überdurchschnittlich gut.
Auch die Extras können sich sehen lassen. So findet man in der Bonus-Abteilung noch einige Auschnitte aus der DDR-Serie "Der Augenzeuge" mit Berichten über die beteiligtebn Schauspieler Wolf Kaiser (u. a. bekannt als Macky Messer aus der "Dreigroschenoper"!) und Marianne Wünscher, die irgendwann zwischen 1957 und 1964 aufgezeichnet wurden. Desweiteren gibt es aus der gleichen Sendung noch Berichte über den Regisseur sowie eine Story mit dem Titel "Das große und das kleine Glück", die sich mit dem Thema Liebe in den DEFA-Filmen befasst. Hierbei handelt es sich um tolle Extraeindrücke, die vor allem das Leben in der DDR zur damaligen Zeit beleuchten und alles in allem auch sehr sehenswert sind.
Fazit:
"Kabale & Liebe" ist ein richtig guter Film, dessen Glanz vor allem von den durchweg tollen Schauspielern herrührt, und der trotz einzelner Abweichungen von der Originalvorlage Friedrich Schillers' sehr gut als Ersatz zur Lektüre taugt. Deutsch-Lehrer, warum nicht mal eine DVD zwischendurch einschieben, um den starren Frontalunterricht aufzulockern? Die Version, die nun von Icestorm aufgelegt wurde, eignet sich hierzu wirklich sehr gut!
- Redakteur:
- Björn Backes