Koi Mil Gaya - Sternenkind
- Regie:
- Rakesh Roshan
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- Indien
- Originaltitel:
- Koi...Mil Gaya
1 Review(s)
07.05.2006 | 10:49Bollywood und Science-Fiction? Ja, man kann es sich kaum vorstellen, und dennoch versucht Regisseur Rakesh Roshan, den indischen Film mit Elementen des übersinnlichen Genres zu verbinden. Und das gelingt ihm in "Koi Mil Gaya" prinzipiell auch ganz gut. Voraussetzung zum Genießen des Films ist allerdings, dass man sich von den vielen offensichtlichen Zitaten aus dem amerikanischen Kino nicht aus der Ruhe bringen lässt. Denn dass Roshan hier seine eigene Version von "E.T." abgedreht hat, wird der Regisseur wohl kaum abstreiten können...
Story
Senjay Mehra ist vom Gedanken besessen, in den Tiefen des Weltraums außerirdisches Leben zu entdecken. Eines Tages hat der Wissenschaftler dann auch endlich Erfolg und vernimmt Signale von außerhalb der Erde. Doch der daraufhin entstehende Kontakt mit dem fremden Leben wird für Senjay zur Tragödie. Er ist gerade mit seiner Familie unterwegs, als ein Ufo direkt über ihm auftaucht und den Wagen ins Schleudern bringt. Senjay überlebt den Unfall nicht und auch seine hochschwangere Frau kommt nur schwer verletzt mit dem Leben davon. Ihre davongetragenen Schäden beeinflussen die Entwicklung des gemeinsamen Sohnes Rohit erheblich. Als Mensch mit geistiger Behinderung bleibt er im Erwachsenenalter auf dem Level eines Zehnjährigen zurück und erlebt aus diesem Grund auch keine einfache Kindheit. Rohit ist für seine Mitschüler ein Dummkopf und Taugenichts, der immer dann herhalten muss, wenn jemand seine schlechte Laune abreagieren will. Nichtsdestotrotz möchte der junge Mann in die Fußstapfen seines Vaters treten. Als er die alten Gerätschaften des verstorbenen Wissenschaftlers entdeckt, macht er sich zusammen mit seiner neuen Freundin Nisha an die Reperatur. Und tatsächlich: Auch ihnen gelingt es, Kontakte zu einer fremden Rasse im Weltall herzustellen und sie zur Erde zu beordern. Nur bleibt nach der erneuten Ankunft der Außerirdischen einer der ihren einsam zurück...
Meine Meinung
Man könnte die Vorgehensweise des Regisseurs an manchen Stellen schon fast als peinlich bezeichnen, so schlecht sind einige Ideen für diesen Film aus dem Original adaptiert worden. Lässt man mal einige Einzelheiten wie die spätere Liebe zwischen Nisha und Rohit oder die Behinderung des jungen Mannes außer Acht, sind die Inhalte komplett die gleichen. Hinzu kommt die manchmal störende, kindliche Darstellung des Hauptakteurs, die ich besonders in den Anfangssequenzen, in denen der bereits ausgewachsene Rohit erstmals zu sehen ist, etwas unsensibel finde.
Die Geschichte ist allerdings dennoch sehr unterhaltsam, zumal die Entwicklung sich im weiteren Verlauf nicht mehr ständig an das amerikanische Original hält. Es werden weiterhin an Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit appeliert, und hierzu arbeitet Rakesh Roshan mit zwei krassen Gegensätzen, in denen er konträr zur reinen Seele des zurückgebliebenen Rohit auch den bösartigen Raj, einen hinterhältigen Anführer einer Motorrad-Gang, in die Handlung einführt, der sich symbolisch gegen all die von Rohit verkörperten Werte widersetzt. Dass hier Klischees nie zu kurz kommen, versteht sich von selbst.
Was genau den Film jetzt aber dennoch so sehenswert macht, kann ich auch nicht so recht in Worte fassen. Es macht eben eine Menge Spaß, den manchmal hilflosen Rohit mitsamt seinem niemals verloren gehenden Selbstvertrauen auf seinem Weg zu begleiten und zu sehen, wie er den ihm entgegengebrachten Widrigkeiten mit einer sehr positiven (wenn auch naiven) Einstellung entgegentritt. Dass "Koi Mil Gaya" aufgrund dessen aber ausschließlich ein Kinderfilm ist, stimmt auch nicht, auch wenn die Handlung ganz klar auf jüngere Semester zugeschnitten ist. Aufgrund der vielen nachdenklichen Momente, der bittersüßen Love Story (Willkommen in Bollywood!!!), der stark ausgeprägten moralischen Komponente und der farbenprächtigen, zum Genuss bestimmten Kulisse hält der Streifen nämlich für sämtliche Altersklassen etwas bereit, lässt einen schließlich die ihm entgegengebrachten Vorurteile vergessen und sorgt nebenbei auch noch für den einen oder anderen Schenkelklopfer. Ganz zu schweigen von der überaus sympathischen Darstellung des fremden Wesens, welches das Leben von Rohit entscheidend verändert... Definitiv eine feine Sache, dieser Film!
DVD-Aufarbeitung
Mängel hinsichtlich der Aufarbeitung sind bei der DVD-Variante von "Koi Mil Gaya - Sternenkind" nicht zu erkennen. Bis auf kurze Flimmerffekte ist das durch und durch scharfe Bild sehr gut eingefangen worden und besticht zudem durch saubere Kontraste. Soundtechnisch ist ebenfalls alles in bester Ordnung. Die Story wird zwar weitestgehend über die Frontbox wiedergegeben, dies jedoch astrein. Bei den Musikeinsätzen kann sich der Ton dann auch über die Surround-Anlage entfalten und bietet einen ordentlichen Raumklang. Und wem dies besonders zusagt, der kann sich die Lieder auch noch mal separat in der Bonus-Abteilung anschauen.
Fazit
"Koi Mil Gaya - Sternenkind" ist ein netter Familienfilm, dessen deutliche "E.T."-Tendenzen einen zwar anfangs aus der Ruhe bringen, der aber wegen der tollen Schauspieler und der gefühlvollen Inszenierung im zweiten Abschnitt des Films dennoch zu überzeugen weiß. Weil auch die romantischen Passagen nicht zu kurz kommen, dürfen eingeschworene Bollywood-Zuschauer den erfolgreichsten Genre-Streifen im Jahre 2003 gerne ihre Aufmerksamkeit schenken.
- Redakteur:
- Björn Backes