2001 Maniacs
- Regie:
- Sullivan, Tim
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- 2001 Maniacs
3 Review(s)
17.06.2006 | 11:31Hintergrund
Herschell Gordon Lewis inszenierte 1964 mit "Two Thousand Maniacs" einen Horror-Slasher, der, im Bezug auf die Gewaltdarstellung, seiner Zeit weit voraus war. Gore, Südstaatenklischees und kein Deut Ernsthaftigkeit zogen sich durch diesen Film.
2005 wagte sich Tim Sullivan an diesen Kult-Klassiker, den er, mit Robert "Freddy Krueger" Englund in der Hauptrolle, in einem zeitgemäßen Gewand neu aufleben ließ.
Handlung
Die drei College-Studenten Anderson (Jay Gillespie), Nelson (Dylan Edrington) und Cory (Matthew Carey) machen sich nach dem Semester auf in den wohlverdienten Spring Break. Daytona Beach ist das Ziel ihrer langen, beschwerlichen Reise aus dem Norden.
Eine Umleitung führt sie von der Hauptstraße ab und direkt ins Örtchen Pleasant Valley. Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, da dort alles wie zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs scheint. Kleidung, Häuser und Menschen sehen aus und verhalten sich wie vor 150 Jahren.
Nach der freundlichen Begrüßung des Bürgermeisters der Stadt, Mayor Buckman (Robert Englund), und der Einladung zum Stadtfest "Guts and Glory Jubilee" kommen gar zwei weitere Fahrzeuge mit umgeleiteten Menschen im Örtchen an. Darunter ein Farbiger und seine asiatisch-stämmige Freundin - sicherlich nicht die willkommensten Gäste in diesem erz-konservativen Ort.
Dennoch bleiben alle, durch Alkohol und spärlich bekleidete Damen animiert, bis zum großen Fest. Nicht ahnend, dass sie, die Gäste, ganz oben auf der Speisekarte stehen - einer nach dem anderen fällt den verrückten Südstaatlern zum Opfer ...
Kritik
"2001 Maniacs" steht ganz in der Tradition seiner 1964er Vorlage "Two Thousand Maniacs". Regisseur Tim Sullivan greift vieles aus dem Quasi-Vorgänger auf, was sogar auf die Morde zutrifft. Er orientiert sich recht stark am '64er Original, packt dabei aber alles in ein moderneres Gewand. Dies kommt gerade den Gore-Effekten zu Gute, die sich wirklich sehen lassen können. Grausam, brutal und stellenweise ekelhaft umgesetzt, wirkt die Gewalt aber immer augenzwinkernd und niemals ernst. Man bekommt Menschen, die angebunden und von Pferden zerrissen werden, ebenso zu sehen wie Opfer, die unwissend Säure trinken und sich so ein Loch in den Bauch fressen lassen - wem alleine beim Gedanken an so was schlecht wird, der sollte einen Bogen um diesen Film machen; ebenso Leute, die Filme mit Anspruch sehen wollen. "2001 Maniacs" ist einer dieser Spaß-an-Blut-Gore-und-Sex-Filme, der zu keinem Zeitpunkt großartige Aussagen über unsere Gesellschaft machen will. Der Unterhaltungswert steht alleine im Mittelpunkt und den bedient dieser Film auch recht gut.
Neben der drastischen, jedoch überzogenen Gewaltdarstellung liefert der Film auch Klischees en masse, die im Süden Amerikas sicherlich kaum für Lacher sorgen dürften. Hinterwäldler, die Schafen zur Lustbefriedigung hinterherjagen, oder Cousinen, die Spaß aneinander gefunden haben, sind immer wieder zu sehen und sorgen für den einen oder anderen Schmunzler. Spätestens hier merkt man, dass Ernsthaftigkeit keine Tugend dieses Films ist.
Durch diese Umstände baut sich eine eigenartige Stimmung auf, die wunderbar mit der gezeigten Gewalt, dem Sex und dem Humor konform geht und keine Spannung braucht, um zu unterhalten.
Man wandert förmlich von einem Opfer zum anderen und wartet auf dessen obskuren Tod. Dabei gehen einem die Charaktere kein bisschen nahe, eine wirkliche Charakterzeichnung wird hier nicht gezeigt - ist aber auch nicht beabsichtigt. Die Hintergründe der Charaktere oder deren Intentionen stehen nicht im Mittelpunkt, vielmehr fungieren sie als Opfer. Leicht kritische Untertöne, die gerade im Bezug auf den farbigen und selbstbewussten Malcom (Mushond Lee) und seine Freundin Leah (Bianca Smith) aufkommen, sind eine nette Nuance, die immerhin ein wenig Anspruch und Botschaft suggeriert, aber keinesfalls als Leitmotiv zu verstehen ist.
Als überaus witzig stellen sich die im Stile von "Verrückt nach Mary" immer wieder auftretenden Musikeinlagen zweier Südstaatler heraus, die in ihren Liedern dezente Hinweise auf die weitere Filmhandlung liefern.
Bei "2001 Maniacs" geht es einzig um den Kurzweil.
Passend zum Genre bekommt man keine Oscar-reifen Darsteller zu sehen, glücklicherweise bleibt aber der Supergau aus. Alle machen ihre Sache ordentlich, wurden passend gecastet und fallen nicht negativ auf. Das Casting der weiblichen Rollen verdient ein besonderes Lob, sind die meisten Darstellerinnen doch eine Augenweide, die einen Großteil des Filmreizes ausmacht.
Als darstellerisches Highlight entpuppt sich erwartungsgemäß "Freddy Krueger"-Darsteller Robert Englund, der hier, wie schon in "Nightmare on Elm Street", den Sadisten geben darf, was ihm auch wunderbar gelingt. Seine Szenen beinhalten die besten Momente des Films, die mit bissigem, schwarzen Humor glänzen und den herrlich überzeichneten Charakter des Mayor Buckman perfekt aufzeigen. Hier zeigt sich "2001 Maniacs" sehr überzeugend.
Leider verliert sich der Film ein ums andere Mal in groben Unlogiken, die gerade zur Mitte des letzten Drittels ein unschönes Ausmaß annehmen - selbst für dieses Genre! Zudem hätten zehn weitere Minuten Handlung wahre Wunder bewirkt.
Sieht man davon ab, wird man gut unterhalten.
Die DVD
Das Bild (16:9 (1.85:1) anamorph) ist durchweg gut, leistet sich aber in allen Punkten leichte Schwächen. So ist die Schärfe allgemein genommen gut, zeigt sich in Totalen aber von einer schwächeren Seite. Der Kontrast ist sehr weich und vermittelt zusammen mit den warmen, kräftigen Farben ein herrliches Südstaatenfeeling. Der Schwarzwert ist ein wenig zu hoch und sorgt dafür, dass Details in dunklen Szenen verloren gehen. Ein permanentes Hintergrundrauschen liegt zudem auch vor, stört aber nicht weiter - die häufiger auftretenden Dropouts schon eher. Dennoch ein gutes Ergebnis.
Der Ton ist auf Augenlinie mit dem Bild. Deutsch in DD5.1 und DTS sowie englischer Originalton in DD5.1 lesen sich schon mal gut. Leider ist der DTS-Track im Vergleich zu seinen Dolby-Digital-Pendants lediglich lauter, jedoch nicht wuchtiger oder räumlicher. Direktionale Effekte gibt es selten, vereinzelte Umgebungsgeräusche sind aber immer wieder zu vernehmen. Hauptsächlich dröhnt aber der sehr gute Score aus allen fünf Boxen, der sich schön räumlich ausbreitet.
Und auch die Extras können sich sehen lassen:
Ein 42-minütiges Making-of ("Inside the asylum") bildet hier das Kernstück, liefert viel "behind the scenes"-Material, zeigt schön den Verlauf der Produktion auf und lässt einige am Film beteiligte Personen zu Wort kommen.
Leider ist aber nur dieses Making-of untertitelt, alle weiteren Extras müssen ohne Untertitel auskommen. Das wiegt für weniger in Englisch Bewanderte besonders schwer, da der 37 Minuten lange Menüpunkt "Deleted Scenes", der sowohl der Schere zum Opfer gefallene als auch verpatzte Szenen zeigt, so kaum zu gebrauchen ist. An dieser Stelle sei aber generell vor dem omnipräsenten Südstaatenakzent im Originalton zu warnen, dessen Verständnis sehr gute Englischkenntnisse verlangt.
Hinter dem Punkt "Casting" verbergen sich sechs Minuten Probeaufnahmen der Darsteller, der Trailer ist selbsterklärend. Außerdem hat Sunfilm dem Streifen zwei Audiokommentare spendiert - sehr löblich!
Fazit
Wer Anspruch oder Innovation sucht, ist bei "2001 Maniacs" total falsch. Hier werden schwarzer Humor, viel nackte Haut und Splatter geboten, wie ihn Genrefans lieben. Wirklich gute Splattereffekte, hübsche Darsteller und ein groß aufspielender Robert Englund zeichnen diesen Film aus. Handlung, Dramatik, Spannung sowie Angst und Schrecken sollte man dagegen eher nicht erwarten.
"2001 Maniacs" ist (70er Jahre Splatter-)Kurzweil pur, nicht mehr und nicht weniger.
- Redakteur:
- Martin Przegendza
The south will rise again! Die Niederlage im Sezessionskrieg gegen die Yankees hat das Selbstbewusstsein vieler Südstaatler nachhaltig erschüttert. Noch heute beschwören sie mit martialischen Slogans die Stärke der konföderierten Streitkräfte. Nachgestellte Schlachten erfreuen sich im Süden größter Beliebtheit, ermöglichen sie es doch, den Hass auf den Norden auf halbwegs elegante Weise zu kanalisieren. Zum Unglück unserer Helden – drei nordamerikanische Studenten – existieren allerdings einige unbelehrbare Exemplare, die sich nicht mit einer harmlosen Simulation zufrieden geben.
Auf dem Weg zum alljährlichen Spring Break folgen die partyfreudigen Studierenden (und einige weitere Quotenopfer) einer Umleitung und landen im etwas antiquiert anmutenden Pleasent Valley. Obwohl die Einheimischen keinen Hehl aus ihrer Verachtung gegen den Norden machen, laden sie die Reisenden zu ihrem gerade stattfindenden Volksfest ein. Unsere Helden bleiben. Es ist allerdings weniger der kulturelle Wert dieser Veranstaltung, sondern vielmehr die Aussicht auf eine nähere Begegnung mit einer der zahlreichen Dorfschönheiten, die sie davon überzeugt, das Angebot anzunehmen. Alles läuft zunächst nach Plan. Bier und Schnaps fließen in Strömen; die ländliche Jugend, ob nun männlich oder weiblich, ist überaus offen für jegliche Art von Perversion. Ungemütlich wird es erst, als man den Gästen aus dem Norden die Rechnung präsentiert. Denn diese soll – ganz im alttestamentarischen Sinne – mit Augen und anderen Körperteilen beglichen werden.
”2001 Maniacs” ist eine knallige Horrorachterbahnfahrt mit slashertypischen Schwächen. Bis auf Nightmare-Darsteller Robert Englund gehören die Schauspieler allesamt zur Kategorie Dekoration, sodass man ihr Ableben zumeist mit einem müden Schulterzucken quittiert. Die Dramaturgie ist mies und dient lediglich dazu, die einzelnen Tötungsszenen ordentlich zu exponieren. In mancher Hinsicht hebt sich das Remake des 1964 gedrehten ”Two Thousand Maniacs!” jedoch von anderen Genrevertretern ab. So ist das Setting überaus liebvoll gestaltet und strotzt geradezu von unzähligen witzigen Details. Einige skurrile Einfälle, so z.B. zwei ortsansässige Musiker, die in hübscher Countrymusic-Manier den Verlauf der Handlung kommentieren, zeugen davon, dass es den Machern nicht nur darum ging, scheußliche Morde und nackte Haut auf Zelluloid zu bannen, sondern den Zuschauer auch zu unterhalten.
Co-Produzent ist Eli Roth, der sich mit ”Cabin Fever” und ”Hostel” einen Namen machte. Anders als die beiden Hardcore-Horrostreifen, deren Gewaltsequenzen sogar in den Feuilletons namhafter Tages- und Wochenzeitungen analysiert werden und ernst gemeinte Diskurse forcieren, zieht ”2001 Maniacs” allzu brutale Szenen durch klamaukartige Einlagen ins Lächerliche. Dadurch gewinnt der Film, veranschaulichen doch die Blödeleien recht eindrucksvoll, was ”2001 Maniacs” de facto ist: eine erfrischend geschmacklose Horrormär, die vor allem Freunde des gepflegten Trash-Kinos anspricht.
- Redakteur:
- Marco Pütz
In den Semesterferien zieht es drei taugenichtsige Studenten an die Strände Floridas. Auf dem Weg dorthin durchqueren sie die Südstaaten der USA, wo sie den unseligen Entschluss fassen, eine "Abkürzung" zu nehmen. Diese bringt sie zu einer Umleitung und dann in das äußerst abgelegene Dörflein Pleasant Valley. Einen schwulen Junghengst und seine zwei attraktiven Begleiterinnen (!) verschlägt es ebenso wie den schwarzen Biker Malcolm und Lederbraut Kat hierher, wo die acht jungen Männer und Frauen mit altmodischer Südstaatenfreundlichkeit vom leutseligen Bürgermeister Buckman zum berühmten alljährlichen Barbecue von Granny Boone eingeladen werden.
Da die Neuankömmlinge primär geil, vor allem aber dumm sind, lassen sie sich von den angebotenen Köstlichkeiten ebenso verführen wie von der knackigen Dorfjugend beiderlei Geschlechts. Aber diese Gastlichkeit hat ihren Preis, wie der Zuschauer inzwischen weiß: Pleasant Valley ist buchstäblich eine Geisterstadt, bewohnt von den Phantomen seiner 2001 Einwohner, die während des Bürgerkriegs 1862 in toto von den Unionstruppen der Nordstaaten niedermetzelt wurden. Seither erheben sie sich zum Jahrestag ihres Todes aus den Gräbern und warten rachedurstig - bzw. hungrig - auf unvorsichtige Yankees, die sich zu ihnen in die Einöde verirren. Sie bilden dann den Hauptgang für besagtes Grillfest.
Bis das endlich als böser Verdacht in die pubertär schwer geschädigten Resthirnwindungen unserer Urlauber durchgesickert ist, haben sich deren Reihen bereits stark gelichtet. Unter Einsatz von Pferdestärken, Bratspießen oder wahrhaft mörderischem "Selbstgebrannten" schalten die Bürger von Pleasant Valley einen "Gast" nach dem anderen aus, deren Überreste anschließend in die große Dorfküche kommen. Auf niemanden möchten sie beim großen Fressen verzichten, was die Fluchtversuche der endlich erwachten Überlebenden sehr schwierig werden lässt und zum Einsatz recht drastischer Methoden der Gegenwehr zwingt ...
Die Rache ist ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt. Dieses alte chinesische Sprichwort nehmen die Bewohner von Pleasant Valley (fast) wörtlich. Der Gegner von einst ist die Wurst von jetzt. Das ist ein hübscher, geschmackloser, politisch unkorrekter Witz, der sich als grundsätzliche Idee für einen Film, der von vornherein als überdrehte Horrorkomödie der groben Art geplant ist, durchaus eignet. So wie hierzulande die "Bayern" über die "Preußen" (und umgekehrt) lästern, werden von den Yankees im Norden der USA über die vernagelten Rednecks der hinterwäldlerischen, rassistischen, inzestuösen, sodomitischen, aufgeblasenen etc. Südstaaten böse Scherze gerissen, die sich hier im Drehbuch wunderbar aufwärmen und drastisch verstärken lassen. Das sorgt vor Ort verständlicherweise nicht für freundschaftliche Gefühle und fordert trotzigen Widerspruch heraus. "The South Will Rise Again" lautet denn auch ein für diesen Film grandios trashig verrockter Ohrwurm, der von verbitterten Revangisten nach dem Ende des für den Süden verlorenen Bürgerkriegs 1865 gern angestimmt wurde.
Es hätte also etwas werden können aus "2001 Maniacs", zumal auch die Darsteller gute Arbeit leisten, wie wir weiter unten noch lesen werden. Tatsächlich ist dieser filmische Versuch schwarzhumoriger Blut-und-Eingeweide-Komik gründlich schiefgegangen. Um im Bild zu bleiben: Die Zutaten für ein schmackhaftes Gore-Grillfest waren da, doch leider hat der Koch sie zu einem faden, dünnen Brei verkochen lassen. Es fehlt einfach zu viel von dem Gewürz namens "Irrwitz". Drehbuch und Regie beschwören es geradezu verzweifelt herauf, aber da ist nichts bzw. es reicht nicht. Da mag schieres Unvermögen die Schuld tragen, womöglich ist es aber auch Hollywoods angstvolles Kleben am größten gemeinsamen Nenner, was zur Herstellung von Filmen führt, die möglichst vielen Zuschauern gefallen und möglichst niemanden vor den Kopf stoßen sollen. Man sollte meinen, dass Gekrösespäße wie "2001 Maniacs" vor solchen Bemühungen sicher sind. Weit gefehlt - und es ist zu merken!
Beispielsweise an den so hymnisch angekündigten Splatterszenen. "Keine Jugendfreigabe", lockt die deutsche Version, die anscheinend von der Zensorenschere verschont blieb. Bei näherer Betrachtung sind die "eindeutigen" Sequenzen sowohl rar als auch dezent in Szene gesetzt, was gut ist, denn sie sind ziemlich schlecht inszeniert. Wirklich Drastisches wird man nur sehen, wenn man die Augen am Bildschirm kleben lässt, da sofort ausgeblendet wird.
So etwas lässt sich verschmerzen, wird es durch das sonstige Geschehen aufgefangen. Doch auch da hapert es gewaltig: "2001 Maniacs" fällt im Mittelteil vor allem durch gewaltige Längen auf. Bizarre Südstaatler-Typen und verdruckster US-"Sex" bilden eine Kette, der entlang sich die Darsteller planlos durch die dünne Handlung sowie eine wahrlich üble Filmkulisse hangeln. "2001 Maniacs" wurde aus Kostengründen offenbar in einem Museumsdorf gedreht. Gerät die Kamera in Bewegung, fürchtet man stets im Hintergrund neugierige Besucher oder den Parkplatz auftauchen zu sehen.
Für "2001 Maniacs" gilt auch oder sogar ganz besonders, was sich über viele Horrorfilme sagen lässt, die einfach nur unterhalten sollen: Schauspielerische Sonderleistungen sind kein Muss und womöglich hinderlich, da sie dem eigentlichen Vehikel in die Quere kommen. Auch in unserem Fall ist die Liste der Männer und Frauen, die sich um die diversen Blutspritzeffekte kümmern, länger als die der Darstellerriege. Dennoch muss man ein wenig subtiler urteilen als sonst, wo es einfach ist, sich über die talentfreie Brut lustig zu machen, die in den 2001-Versionen von Filmchen des Schlages "Irrer Killer metzelt knackige Teenys" das Kanonenfutter für diverse Monster und Meuchelmörder mimt: "2001 Maniacs" ist ein Film, der schauspielerische Übertreibung quasi fordert. Die grelle Story verträgt keinerlei Ernst. Zumindest das ist den Beteiligten klar gewesen. Sie geben dem Affen deshalb kräftig und hemmungslos Zucker.
Das trifft vor allem auf den "Star" dieser obskuren Produktion zu: Robert Englund hat in viel zu vielen unterirdisch schlechten Gruselklamotten mitgewirkt, als dass er sich noch irgendwelche Zurückhaltung auferlegte. Als bisher achtmaliger Freddy Krueger in den "Nachtmare on Elm Street"-Filmen weiß er zudem, wie man einen klamaukigen Oneliner setzt, um mit dem Entsetzen möglichst viel Scherz zu treiben. Auch in "2001 Maniacs" gehen die einzigen Wortspiele, die sich wohlwollend als "witzig" bezeichnen lassen, gänzlich an ihn.
Pech für Lin Shaye, die wie Englund eine Veteranin des Film- und Fernsehgeschäfts ist. Schauspieler ihrer Art bezeichnet die Branche gern als "Charakterdarsteller". Sie leisten jene Kärrnerarbeit im Hintergrund, die den eigentlichen Star leuchten lässt. Shayes cineastischer Lebenslauf ist von eindrucksvoller Länge, doch wird sich wohl kaum ein Zuschauer ihrer wirklich erinnern. Das ist schade, denn auch dieses Mal liefert sie einen anständigen Job und wirkt in ihrer Rolle entsprechend gleichermaßen altmodisch wie großmütterlich wie grässlich.
In etwa einem Jahrzehnt wird eine interessante Bilanz möglich: Welcher der männlichen und weiblichen Nachwuchstalente, die sich in "2001 Maniacs" testosteronspuckend bzw. wippbusig die Ehre geben, werden es "geschafft" haben in dem Sinn, dass sie in Filme auftreten, die nicht ausschließlich als DVD-Premieren auf den Markt gebracht werden? Dieses Rennen ist völlig offen, denn "2001 Maniacs" liefert keinerlei Hinweise. Zu stark werden alle Beteiligten unter 20 (nun gut: unter 25; Hollywoods "Jugendliche" sind in der Regel deutlich angewelkt) in ihre eindimensionalen Rollen gepresst. Dabei ziehen die pittoresken Bewohner von Pleasant Valley die besseren Karten, denn den Yankees bleiben nur die Klischees der im Dauer-Sexstress gefangenen Debilteenys. (Einigkeit herrscht indes in einem horrorfilmtypischen Nebenbei: Weibliche Darsteller jüngeren Jahrgangs entledigen sich mindestens einmal ihres BHs; dabei ist es völlig unerheblich, ob sie zu den "Guten" oder zu den "Bösen" gehören.)
Anhang: Die fruchtlose Exhumierung einer obskuren Klassikerleiche
Remakes sind im Horrorfilm zur Zeit mehr als in; sie sind vor allem lästig. "Texas Chainsaw Massacre", "Dawn of the Dead", "The Hills Have Eyes" (dt. "Hügel der blutigen Augen"): Man nenne derzeit einen Genreklassiker und wird ihn beinahe garantiert als Neuverfilmung finden. Auch "2001 Maniacs" bildet da keine Ausnahme. "2000 Maniacs" heißt ein C-Movie, das im Jahre 1964 ein Brachialfilmer namens Herschel Gordon Lewis auf Zelluloid bannte. Er war auf die eigentlich nahe liegende Idee gekommen, dass sich billigst gemachte und objektiv jämmerlich anzuschauende Filme besser verkaufen lassen, wenn man die beiden Schrauben "Sex" und "Gewalt" ein wenig fester anzieht als die Konkurrenz. Da Lewis zu den ersten gehörte, die diesen Weg konsequent gingen, wird er heute nicht mehr mit Steinen beworfen, sondern als "Kultregisseur" verehrt (was sich in der Regel legt, sieht man sich eines seiner "Werke" an). Nichtsdestotrotz gehört "2000 Maniacs" zu den Klassikern des Splatterfilms - dies in dem Sinn, dass dieser Film a) zu den frühen Beispielen seiner Gattung gehört, b) für seine Entstehungszeit in der Tat starken Tobak liefert und c) aufgrund seiner zeitbedingt schlichten Machart heutzutage vor allem für Heiterkeit sorgt und der einstigen Verteufelung enthoben ist.
"2001 Maniacs" wird sich diesen Status sicherlich nicht erobern können. Die Zeiten haben sich geändert, Provokation ist schwierig geworden und wird hier auch gar nicht versucht. Doch wirklich guter Trash ist genauso schwierig zu drehen wie ein "richtiger" Film; in der Regel entsteht er unfreiwillig. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Was die Zuschauer gerade noch amüsierte, langweilt sie wenig später schon wieder. Sie lassen sich nicht zwingen. Je intensiver man es versucht, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit des Misslingens. "2001 Maniacs" führt diese den Produzenten dieser Welt ebenso bekannte wie verhasste Erkenntnis einmal mehr deutlich vor Augen. Als Zuschauer muss man sich von dieser Lektion nicht unbedingt persönlich überzeugen.
Daten
Originaltitel: 2001 Maniacs
USA 2005
Regie: Tim Sullivan
Kamera: Steve Adcock
Schnitt: Michael Ross
Musik: Nathan Barr
Darsteller: Robert Englund (Bürgermeister "Bucky" Buckman), Lin Shaye (Granny Boone), Giuseppe Andrews (Harper Alexander), Jay Gillespie (Anderson Lee), Marla Malcolm (Joey), Dylan Edrington (Nelson), Matthew Carey (Cory), Mushond Lee (Malcolm), Bianca Smith (Leah), Brian Gross (Ricky), Gina Marie Heekin (Kat), Adam Robitel (Lester), Brendan McCarthy (Rufus), Christa Campbell (Milchmädchen), Wendy Kremer (Peaches), Kodi Kitchen (Hester), Cristen Beavers (Glendora), Ryan Fleming (Hucklebilly), Peter Stormare (Prof. Ackerman) uva.
Anbieter: Sunfilm Entertainment
Erscheinungsdatum: 12. April 2006 (Verleih-DVD) bzw. 19. Mai 2006 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16:9 (1.85 : 1)
Audio: Dolby Digital 5.1 (deutsch u. englisch); DTS (deutsch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge ca. 84 min.
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Die Verleih-Version von "2001 Maniacs" beschränkt ihre "Extras" auf einen "Internationalen Trailer" und die wie üblich überflüssigen Werbungen für andere DVDs. Ganz anders dagegen die Kauf-DVD, für die "deleted scenes" und Outtakes (irgendwie ein Widerspruch; enthält denn dieses krude Filmchen überhaupt gelungene Szenen?) und eine alternative Anfangssequenz angekündigt sind. Angeblich tritt hier sogar Regisseur John Landis auf, der ja vor 25 Jahren einige recht gute Filme wie "An American Werewolf in London" gedreht hat. Darüber hinaus enthält die Kauf-DVD Aufnahmen vom Casting, ein Making-of sowie Audiokommentare von Regisseur Tim Sullivan und Hauptdarsteller Robert Englund bzw. von Sullivan, Drehbuchautor Chris Kobin und Produzent Chris Tuffin.
- Redakteur:
- Michael Drewniok