Italienische Verführung
- Regie:
- Sue Heel
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- School For Seduction
1 Review(s)
15.05.2006 | 14:00Britischer Humor mal anders. "Italienische Verführung" ist auf den ersten Blick eine Schnulze, bei genauerem Hinsehen dann aber doch eher eine Komödie, letzten Endes aber ein sehr skurilles Drama, in dem es um Emanzipation und andere männerfeindliche Dinge geht. Oder um es kurz zu sagen: Ein Film, dessen Inhalt gänzlich und beinahe ausschließlich für das weibliche Publikum angedacht ist. Ein Grund mehr auch als Mann mal hineinzuschauen. Schließlich wollen wir ja emanzipiert bleiben...
Story
Claire, Irene, Donna und Kelly führen ein überaus tristes Leben und sind in ihren jeweiligen Beziehungen auch alles andere als glücklich. Claire zum Beispiel hasst den schrecklichen Auto-Tick ihres Mannes und wünscht sich mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie er seinem ALfa Romeo Spider widmet. Kelly hingegen hat keine Lust auf die billigen Anmachen ihres Vorgesetzten Brian. Viel lieber würde sie den freien Posten der Geschäftsleitung im Supermarkt annehmen, um ihrer Tochter und sich selbst ein angenehmeres Leben zu ermöglichen. Doch ausgerechnet Brian ist ihr Konkurrent. Donna, Kellys Schwester, ist ihr Job eigentlich ziemlich egal. Sie sucht nach wie vor die perfekte Liebe und glaubt sie auch gefunden zu haben. Nur spielt ihr angehimmelter Mark nicht sofort mit. Letzterer ist der Sohn von Irene, der Frau eines Pommesbuden-Besitzers, die ebenfalls unter mangelndem Zuspruch ihres Gatten leidet. Dabei sieht sie gar nicht, dass dieser sich in seiner Rolle als Mann ebenfalls nicht Ernst genommen fühlt. Um ihre Miseren zu überwinden, melden sie sich auf ein Inserat hin bei einem Kurs namens "Italienische Verführung" an - und lernen dabei mit Hilfe der italienischen Leiterin Sophia Rosselini, die Reize ihrer Weiblichkeit auszuspielen. Alles entwickelt sich bestens, bis das Selbstbewusstsein der vier Teilnehmerinnen durch eine eigenartige Enthüllung arg getrübt wird...
Meine Meinung
Very British indeed! "Italienische Verführung" ist definitiv ein sehr eigenartiger Streifen, und wenn man sich den sonderbaren Humor mal näher zu Gemüte führt, wird man unwiderruflich erkennen, dass ein solcher Film wahrscheinlich nur aus einem Land stammen kann, nämlich aus England.
Erzählt wird die Geschichte von vier verdammt unglücklichen Frauen, die allesamt ein komplett anderes Charakterbild abgeben, durch ihre privaten Problemfälle aber wunderbar miteinander harmonieren. Die eine fällt mit einer großen Klappe auf, die nächste ist einfach nur verzweifelt, dann wiederum ist die dritte sexbesessen und die letzte möchte einfach nur Anerkennung und einen besseren, wohlhabenderen Status. Eigentlich kämpfen sie für dieselben Ziele, die da wären, die Rechte der Frauen durchzusetzen und ihren sozialen Rang innerhalb der eigenen Familie zu stärken. Doch sie sind allesamt zum Scheitern verurteilt!
Kelly ist von Selbstzweifeln geplagt, weil sie ihre eigene Tochter ohne zwei Jobs nicht durchbringen kann. Doch sie hat keine andere Wahl, es sei denn, sie wird befördert. Doch da steht ihr ausgerechnet der Mann im Wege, der schon immer ein Auge auf sie geworfen hat.
Claire ist hingegen einfach nur schwach. Ihr Mann behandelt sie wie das fünfte Rad am Wagen seines Alfa Romeos, verlangt aber gleichzeitig auch, dass sie ihren Job aufgibt, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Obwohl er kein Recht hat, sich in diesem Maße gegen sie zu stellen und sie indirekt auch noch zu verhöhnen, gelingt es Claire nicht, sich und ihre Bedürfnisse zu verteidigen.
Irene rennt indes blind durchs Leben. Ihr Mann ist der Besitzer eines Fish & Chips-Schnellimbisses und wohnt in ihrem Haus. Ab und zu soll er auch für den Beischlaf herhalten. Was er wirklich will? Irene weiß es nicht und bringt sich so immer mehr in die kontrastierende Rolle des im Film dargestellten Männerbildes. Und dies ist mitunter ziemlich komisch.
Donna ist die Letzte im Bunde und keinesfalls auf den Mund gefallen. Nach außen hin gibt sie sich selbstsicher, hat ihr Leben im Grunde genommen aber absolut nicht im Griff. Ziele hat sie keine, würde sie aber gerne haben. Aber ohne festes Standbein kann dies nicht funktionieren. Und ausgerechnet dann zweifelt Mark auch noch an ihrer Intelligenz... böser Fehler!
Sophia Rosselini ist das genaue Gegenteil dieser zerstreuten Ladys. Mit straffer Körperhaltung und gewaltiger Ausstrahlung verzaubert sie ihre Umwelt, wo sie nur auftritt. Sie ist das ersuchte Ideal der Weiblichkeit und möchte ihr selbstbewusstes Auftreten an ihre Klientinnen (plus einer herrlich schrägen Drag-Queen) weitergeben. Nur ahnt von diesen noch keine, dass das südländische Temperament nur Fassade ist und wie ähnlich Sophia ihnen eigentlich ist.
Es passieren sehr viele sehr eigenartige Dinge in "Italienische Verführung" und trotzdem sind die geschilderten Situationen und Persönlichkeiten direkt aus dem Leben eines jeden weiblichen Normalbürgers gegriffen. Dabei wirken manche Darstellungen ein wenig überzeogen, sind es letztendlich aber doch nicht, denn schließlich soll es ja tatsächlich Leute geben, die mit ihrem Auto mehr anfangen können als mit ihren Frauen. Oder bei denen die abendliche Portion Pommes Frites einem mehr bedeutet als die Kurven seiner Gattin. Klar, es sind schon Extreme, die Regisseurin Sue Heel hier aufzeigt, jedoch bekommt man zu keiner Sekunde den Eindruck, als wären die verschiedenen Beziehungen zum maskulinen Geschlecht unrealistisch inszeniert worden. Lediglich am männerfeindlichen Gesamtbild störe ich mich (als Mann) ein wenig. Männer sind Schweine, das ist die Grundaussage von "Italienische Verführung". Und um dem entgegenzutreten, reicht nicht nur Frauenpower, sondern vor allem kompromissloses, entschlossenes Auftreten und einige andere rabiate Mittel. Schön, das sind die Klischees, und sie werden in diesem Streifen auch pausenlos offenbart. Doch es ist witzig und die eingebauten Gags sind ziemlich cool, weswegen ich eigentlich kaum Kritik an dieser Produktion loswerden kann, außer vielleicht, dass es im zweiten Drittel ein paar vereinzelte Längen gibt. Aber das sollte "Sex And The City"-Verehrer auch nicht stören.
In Sachen Aufarbeitung hält "Italienische Verführung" auch kaum Wünsche offen. Das Bild ist sehr farbenfroh und im Vergleich zu weiteren britischen Produktionen überraschend scharf. Beim Ton verhält es sich dann so wie in den meisten Komödien: Die Dialoge stehen im Vordergrund, soll heißen, die Frontbox wird fast ausschließlich als einziges Wiedergabe-Medium gewählt, und wenn die Surround-Anlage doch mal gefordert wird, steht sie ihren Mann. Oder wie in diesem Fall ihre Frau... Dazu gibt es ein kurzes Featurette, bei dem man die bildhübsche Kelly Brook ("The Italian Job") und ihre Kolleginnen bei den Dreharbeiten (plus Interviews) bestaunen kann, sowie die immerzu vorhandenen Bonus-Menüpunkte wie Trailer und Bildergalerie.
Fazit
Ich bin zwar ein Mann, habe aber über diesen durch und durch feministischen Film immer mal wieder lachen können. Das liegt viel weniger am Inhalt als an den tollen Schauspielerinnen und der feinen Situationskomik in unheimlich vielen Szenen. Vergleichbaren Hollywoodproduktionen kann "Italienische Verführung" zwar nicht das Wasser reichen, aber für kurzweilige Abendunterhaltung taugt dieser skurille Streifen allemal. Also, Frauen an die Macht... zumindest für 100 Minuten!
- Redakteur:
- Björn Backes