Asoka - Der Weg des Kriegers
- Regie:
- Santosh Sivan
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Drama
- Land:
- Indien
- Originaltitel:
- Asoka - The Big Fight
1 Review(s)
18.05.2006 | 10:35Bollywood macht glücklich! Das ist der Slogan, den Filmverleger Rapid Eye Movies seiner Serie mit indischen Filmen verpasst hat. Nun, da bin ich mir nicht so ganz sicher, hatte ich doch bisher ein eher gespaltenes Verhältnissen zu den Filmen vom indischen Subkontinent. Nicht, dass ich die indische Filmkunst nicht zu schätzen wüsste, aber irgendwie kann ich es normal nicht ausstehen, wenn die Leute in einem Film plötzlich anfangen zu singen. Das gehört aber eben zu Bollywood wie das Happy End zu Hollywood. So war ich entsprechend gespannt, wie sich diese spezielle Sitte denn nun mit einem Historienepos monumentalen Ausmaßes vertragen würde. Das überraschende Fazit: Es hat sich vertragen.
Doch dazu später noch ein wenig mehr. Widmen wir uns zunächst wichtigeren Dingen: "Asoka - Der Weg des Kriegers" mischt Geschichte und Fiktion. Titelheld ist Asoka (gesprochen "Aschoka", 299-237 v. Chr.), Enkel des Kaisers Chandragupta Maurya von Magadha und der größte Herrscher der bekannten indischen Antike. Über ihn ist bekannt, dass er als gefürchteter und unbarmherziger Kriegsherr ein großes Reich eroberte, bis er schließlich in einer gigantischen Schlacht den Nachbarstaat Kalinga unterwarf. Plötzlich jedoch schwor er der Gewalt ab, bekannte sich zum Buddhismus und sandte Missionare des Friedens im ganzen Reich aus. Ab diesem Zeitpunkt ist sehr viel über Asoka überliefert, doch nur wenig über die Zeit vor seiner Bekehrung und über die Gründe dafür.
Dies macht sich Regisseur Santosh Sivan zu Nutze, indem er eine spekulative Geschichte erzählt, in der der eitle Prinz Asoka - glänzend gespielt von Indiens Superstar Shah Rukh Khan - von seiner Mutter ausgesandt wird, um das bescheidene Leben eines einfachen Mannes kennen zu lernen. So begibt er sich inkognito auf die Reise und lernt die Prinzessin Kaurwaki (Kareena Kapoor) aus dem Nachbarreich Kalinga kennen, die sich auf der Flucht vor den Schergen der Putschisten befindet, die ihre Eltern ermordet haben. Wie könnte es anders sein - Asoka verliebt sich in sie. Die beiden heiraten insgeheim, bevor Asoka zurück an den Hof Magadhas gerufen wird.
Zum Abschied verspricht er Kaurwaki seine baldige Rückkehr, doch als er schließlich zurück kommt, erfährt er von Kaurwakis Leibwächter, dass seine Frau ermordet worden sei. Dadurch verliert er alle Lebensfreude und nur durch die Buddhistin Devi (Hrishitaa Bhatt) wird er davor bewahrt, sich selbst völlig aufzugeben. Obwohl er Devi zum Dank für die Lebensrettung heiratet und sie ein Kind von ihm erwartet, kann sie es nicht verhindern, dass Asoka zum blutrünstigen Rächer und Potentaten wird, der gnadenlos alle niedermetzelt, die sich ihm in den Weg stellen, bis er schließlich in der großen Schlacht gegen den Erzfeind Kalinga alles gewinnt und doch alles verliert.
Der Film spielt mit großen Emotionen und setzt diese auch eindrucksvoll in Szene. Verliebtheit, Liebe, Verlust, Rachsucht, Verzweiflung und Erkenntnis werden in einem knapp dreistündigen Epos opulent bebildert und erhalten die Zeit, die sie brauchen, um auf den Zuschauer zu wirken. "Asoka" rafft die Erzählung nicht zu sehr, sondern lässt es zu, dass sich die wechselnden Stimmungen lange ausbreiten und so mehr Tiefgang erhalten. So fügen sich sogar die für westliches Empfinden ungewohnten Musikelemente sehr schön in die Erzählung ein, die es so hervorragend schafft, einer historischen Figur einen menschlichen Hintergrund zu verleihen. Das ist klar eine Art der fiktiven Mythologisierung, und somit ganz sicher kein reinrassiges Historiendrama. Doch das will "Asoka" auch nicht sein. Es ist ein sehr gelungener Versuch, das Wenige, was über Asoka überliefert ist, mit Leben zu erfüllen. Dabei schaffen es Regisseur Sivan und seine Darsteller spielend, nicht nur ein indisches Publikum zu fesseln, das einen Bezug zu Asokas Geschichte und zum Mythos um Kaurwaki hat, sondern es gelingt auch, ein weltweites Publikum mit überzeugend gespielten Gefühlen sowie tollen Naturaufnahmen und Szenerien ein paar Stunden lang nach Indien zu entführen.
Filmtechnisch ist "Asoka" über jeden Zweifel erhaben und zeichnet neben der Gefühlswelt der Protagonisten auch eindrucksvolle Schlachtengemälde mit tausenden Komparsen, Pferden und Elefanten, welche eine der größten Schlachten der indischen Geschichte sehr dramatisch und aufwändig inszenieren. Dazu und zu vielen anderen Hintergründen enthält die beiliegende Bonus-DVD eine ganze Menge aufschlussreicher und informativer Hintergrundberichte, so dass "Asoka" nicht nur für eingefleischte Bollywood-Fans ein Pflichtkauf ist, sondern auch jeden Cineasten ansprechen sollte, der eine geglückte Synthese aus emotionalem Drama und imposantem Schlachtenepos zu schätzen weiß.
Ausstattung und technische Daten:
Doppel-DVD mit Poster
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Bild: 16:9
RC2 / PAL
FSK: 12
Bonus-DVD: Making-of, Hintergründe, Karaoke-Songs, Bildergalerie
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle