Im Staub der Sonne
- Regie:
- Bruno Corbucci
- Jahr:
- 1968
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien/Frankreich
- Originaltitel:
- Spara, Gringo, Spara!
1 Review(s)
19.05.2006 | 09:40Immer, wenn Koch Media mit einer neuen Veröffentlichung aus dem Western-Bereich aufwarten kann, beginne ich insgeheim bereits zu jubeln, denn bislang hat sich die Firma mit ihren DVD-Reproduktionen nicht einen Ausfall geleistet bzw. bei der Auswahl der wieder veröffentlichten Streifen aus dem Italo-Sektor immer ein sehr feines Händchen bewiesen. Mit “Im Staub der Sonne“ hat sich die Firma nun das wohl beste Werk von B-Movie-Regisseur Bruno Corbucci herausgesucht, das den Mann allerdings definitiv nicht als Filmemacher der zweiten Reihe entlarvt. Andererseits ist Corbucci in der Sparte der Westernfilme auch meistens nur als Drehbuchautor aufgetreten, wohingegen sein Hauptfaible als Regisseur Actionfilmen und Komödien galt – ohne jedoch sonderlich erfolgreich damit zu sein. Vielleicht hätte er sich ja besser auf den Wilden Westen beschränken sollen, denn was er in diesem Metier anpackte – unter anderem “Leichen pflastern seinen Weg“ – hatte meist Hand und Fuß.
Story
Indem er seinen Bewachern vorspielt, er sei an Lepra erkrankt, gelingt es dem gewieften Stark, aus dem Gefängnis von Yuma zu entfliehen. Geradewegs steuert er auf die Behausung eines alten Kontrahenten zu und bringt nicht nur ihn, sondern auch mehrere Gefolgsleute aus seiner Stadt um. Doch wiederum wird Stark von den Helfershelfern des mächtigen Quintana gefasst, bekommt aber, kurz bevor er gehängt werden soll, noch eine Chance. Unter der Bedingung, dass er Quintanas Sohn wieder zurück zu dessen Hazienda bringt, darf Stark wieder auf freien Fuß. Und tatsächlich gelingt es ihm, den gesuchten Fidel recht schnell zu finden. Um sein Vertrauen zu gewinnen, schließt er sich der Bande des Bürgerkriegsveteranen ’Major’ an, gaukelt diesem von einem großen Clou vor und zieht daraufhin mit Fidel los. Dieser hat ihn aber längst durchschaut, und so hat Stark mit dem immer wieder aus seiner Obhut ausbüchsenden Sohn Quintanas’ alle Mühe. Als Fidel dann aber die Wahrheit über seine tatsächliche Herkunft erfährt, ändert sich die Lage schlagartig...
Meine Meinung
Die in “Im Staub der Sonne“ erzählte Geschichte ist sicherlich keine außergewöhnliche, schließlich bedient sich Regisseur Corbucci weitestgehend bei bekannten Elementen des Westernfilms. So gleicht der coole Stark zum Beispiel sehr stark dem klassischen Bild der “Django“-Hauptdarsteller, weil er einerseits gutmütig ist, andererseits aber auch kompromisslos vorgeht. Sein Freund und Gegenspieler in Personalunion hingegen, der ungezogene Fidel, spielt die Rolle des tolpatschigen Halunken, der zwar recht zielstrebig agiert, gegen das oftmals dominante Erscheinungsbild von Stark allerdings absolut nichts ausrichten kann. Dass sie sich im Verbund sehr gut ergänzen, ist indes nicht verwunderlich, denn durch ihre manchmal gegensätzlichen Eigenschaften bilden sie ein klassisches Team von Streithähnen, von denen es nicht nur im Italo-Western zahlreiche gab. Und grob betrachtet könnte man sie sogar mit dem Duo Terence Hill & Bud Spencer vergleichen, wobei dieser Vergleich nicht auf ihre Charaktere selber gemünzt sein soll.
Die Handlung profitiert im Übrigen auch sehr von ihren sehr gut aufspielenden Hauptakteuren. Brian Kelly ist in der Rolle des Stark eine sehr gute Besetzung, leider aber auch seine einzige Rolle in diesem Genre. Hauptsächlich war der Mann als allein erziehender Vater Porter Ricks bekannt geworden, bis ihn dann die Folgen eines Motorradunfalls dazu zwangen, den Schauspieljob an den Nagel zu hängen und sich stattdessen als Produzent zu versuchen. Erfolge wie “Blade Runner“ gaben ihm in seiner Entscheidung Recht. Kelly verstarb im letzten Jahr dann kurz vor seinem 74.Geburtstag, bleibt aber nicht zuletzt dank solch guter Auftritte wie in “Im Staub der Sonne“ in sehr, sehr guter Erinnerung. Für Fabrizio Moroni, der hier den Fidel mimt, ist dieser Streifen vermutlich der Paradeakt. Obwohl er seine Charakter- und Actionrolle in “Im Staub der Sonne“ sehr gut spielt, bekam er nachher nur noch minderwertige Angebote und verschwand relativ zügig wieder von der cineastischen Bildfläche.
Doch noch mal zur Story, die manchmal eine ziemlich überraschende Entwicklung vollzieht. Sind die humorvollen Auseinandersetzungen zwischen Fidel und Stark noch Standardprogramm, gefällt vor allem die zweite Hälfte mit ihrer teils emotionalen, teils (natürlich) bis zum finalen Showdown actiongeladenen Seite, in der sich in den Gemütern der beiden Hauptfiguren einiges tut. Das Ergebnis ist schließlich ein ziemlich spannender Western, der – nachdem er zwischen den vielen anderen 1968 entstandenen Italo-Western untergegangen war – nun vielleicht endlich den Zuspruch findet, den er schon vor knapp vier Dekaden verdient hätte.
Bezüglich der Aufarbeitung ist die zugehörige DVD wirklich topp! “Im Staub der Sonne“ glänzt durch (für damalige Verhältnisse) bestechende Bildqualität, deren besonderes Charakteristikum die ausgewogenen Kontraste sind. Zum Ton gibt es nicht ganz so viel zu sagen; das Gros der Handlung wird über die Fontbox wiedergegeben und dies sehr gut verständlich. Auch ein spezielles Extra-Feature kann der Silberling vorweisen, nämlich eine im gleichen Jahr produzierte, amerikanische Dokumentation mit dem Titel “Western, Italian Style“, in der wichtige Protagonisten des Italo-Genres zu Worte kommen und zudem die Entstehungsgeschichte von Klassikern wie “Spiel mir das Lied vom Tod“ und “Leichen pflastern seinen Weg“ kurz angeschnitten wird. Stark!
Fazit
“Im Staub der Sonne“ hatte im Entstehungsjahr 1968 sehr starke Konkurrenz aus dem eigenen Land und wurde seinerzeit daher auch nur bedingt gewürdigt. Dass es nicht an der Qualität der Handlung gelegen haben kann, wird einem klar, wenn man diese erneut toll aufgemachte DVD angeschaut hat. Und damit schließe ich mein persönliches Fazit mit einem an dieser Stelle gerne gewählten Zitat: Auf Koch Media ist einfach Verlass!
- Redakteur:
- Björn Backes