Fighter In The Wind
- Regie:
- Yun-ho Yang
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Barumai Fighter
2 Review(s)
28.05.2006 | 18:59Viele Eastern-Movies ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Tausende wirre Kampfszenen, viel Lärm und eine dünne Story. Manchmal fragt man sich als Zuschauer, ob denn die Handlung nur dazu dient, eine Rechtfertigung dafür zu liefern, die Kung-Fu- und Karate-Künste der Hauptdarsteller in Szene zu setzen. In dieser Hinsicht hat die koreanische Produktion "Fighter In The Wind" (Originaltitel: "Baramui Fighter") vielen sogenannten Martial-Arts-Filmen eine ganze Menge voraus: Der Film hat eine durchgehend schlüssige Handlung, die auf der wahren Lebensgeschichte des unbesiegbaren Kämpfers Masutatsu Oyama basiert, und diese Handlung ist dem Regisseur auch offensichtlich wichtiger als das Wuchern mit spektakulären Kampfszenen. Diese gibt es natürlich auch in stattlicher Anzahl, doch sie sind nicht Selbstzweck und sie sind stets extrem stilvoll in Szene gesetzt. Obwohl der Film durchaus etliche humorige Momente aufweisen kann, ist er im Grunde genommen ein sehr ernsthafter und ästhetischer Film, der sich Eastern-typische Albernheiten und Übertreibungen komplett verkneift.
Die Geschichte, die "Fighter In The Wind" erzählt, gibt vor, die wahre Lebensgeschichte des koreanischen Bauernsohnes Choi Bae-Dal (geboren 1923) zu sein, der in bescheidenen Verhältnissen aufwächst und schon in früher Kindheit erste Erfahrungen mit der chinesischen und koreanischen Kampfkunst macht. Zur Zeit der japanischen Besatzung in Korea wandert er 1938 illegal nach Japan ein, um dort an einer Militärschule zum Piloten ausgebildet zu werden. Als er sich im Zweiten Weltkrieg mit einigen weiteren Koreanern weigert, einen Kamikaze-Einsatz für die Japaner zu fliegen, soll er hingerichtet werden. Der japanische Offizier Kato gibt ihm jedoch die Chance zur Begnadigung, wenn er ihn im Zweikampf besiegt. Obwohl Bae-Dal gegen Kato keine Chance hat, verschont der Offizier sein Leben; überschüttet ihn jedoch mit Hohn. Nach dem Ende des Krieges schlägt sich der gedemütigte Koreaner im fremden Land mit Gelegenheitsjobs durch und muss mit dem Spott der Japaner und weiteren Demütigungen durch lokale Schlägerbanden leben. Er beginnt nur langsam wieder Selbstvertrauen zu fassen, als sein Lehrmeister ermordet wird. Er begibt sich für 18 Monate in die Berge und perfektioniert in der Einsamkeit seine Kampfeskunst, um als Masutatsu Oyama zurückzukehren und eine Kämpferschule nach der anderen herauszufordern und zu besiegen. Dies erregt das Misstrauen des einstigen Offiziers Kato, der inzwischen der Vorsitzende des japanischen Kampfsportverbandes ist und Angst davor hat, dass der Koreaner die japanische Kampfkunst demütigen könnte. Er ersinnt ein Komplott zur Beseitigung Oyamas.
Kritiker des Films betonen, dass der Streifen in vielen Punkten stark von der wahren Geschichte Oyamas abweiche und teilweise zu stark von anti-japanischen Ressentiments seiner koreanischen Macher geprägt sei. So werden viele der japanischen Protagonisten tatsächlich als arrogant, rassistisch und überheblich dargestellt, und das eher philosophische Streben des historischen Oyama nach der Perfektion seiner Kampfkunst wird in eine Art koreanischen Patriotismus umgedeutet, was vermutlich nicht ganz der historisch belegten Realität entsprechen dürfte.
Das ändert nichts daran, dass wir es hier mit einem durchaus spannenden, in erster Linie aber sehr ästhetisch in Szene gesetzten Film zu tun haben, der neben Oyamas Lebensgeschichte (bzw. seinen jungen Jahren) auch einen Einblick in die sozio-kulturellen Probleme der koreanischen Minderheit im Japan der späten Vierziger- und frühen Fünfziger-Jahre gewährt. Auch wenn die Authentizität der Erzählung in vielen Punkten leicht zweifelhaft erscheint, bleibt im Endeffekt ein sehr überzeugender Film mit durchaus beachtlichen schauspielerischen Leistungen des Hauptdarstellers Dong-kun Yang und seiner japanischen Kollegin Aya Hirayama. Ich hätte mir gewünscht, dass die Beweggründe und Gefühle von Oyamas Gegenspieler Kato noch deutlicher herausgearbeitet worden wären, so dass auch Schauspieler Masayo Kato die Chance gehabt hätte, seiner Rolle mehr Tiefgang zu verleihen, doch im Endeffekt kann ich mit der Storyline sehr gut leben, wenn man sich auch bewusst machen muss, dass hier Fiktion und Realität eben nicht ganz sauber getrennt werden.
Die schauspielerischen Leistungen sind nicht zu beanstanden und die filmtechnische Umsetzung durch Regisseur Yun-ho Yang überzeugt mit fantastischen Bildern, toller Kameraführung und intensiven Eindrücken, welche der teilweise richtig hardrockig-metallische Soundtrack (u.a. mit EPICA) schön unterstreicht. Echten Kung-Fu-Freaks sind die eigentlichen Kampfszenen vielleicht zu nebensächlich geraten, doch für meinen Geschmack stimmt die Mischung absolut. So bleibt als Fazit für mich ein vom cineastischen Standpunkt rundum gelungener Film, der für mich zu den definitiv besten Genrefilmen gehört, die ich bisher gesehen habe; über die Fragen der Authentizität mögen sich die Gelehrten streiten.
Ausstattung und technische Daten:
DVD
Tonformat: DTS, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch, Koreanisch/Japanisch mit deutschen Untertiteln
Bild: 16:9
RC2 / PAL
FSK: 16
Bonus: Textbiographie, Dreharbeiten, Trailer
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle
Story
Als Koreaner hat Choi Bae-Dal in der japanischen Armee schlechte Karten. Sein Volk wird von den Männern aus Nippon als Menschen zweiter Klasse angesehen und kann sich dementsprechend nur schwer durchsetzen. Dies wird auch dem jungen Auszubildenden sehr deutlich bewusst, als er sich als angehender Militärpilot weigert, an einem Kamikazefeldzug teilzunehmen. Als Feigling abgestempelt, bekommt Choi Bae-Dal eine letzte Chance in einem hinterhältigen Kampf gegen einen japanischen Offizier, in dem er jedoch gegen die unfairen Mittel seines Gegners chancenlos verliert.
Choi ist geplagt von Hass und Verzweiflung. Doch der koreanische Bauersjunge hat seinen gesamten Stolz verloren und kann nur noch in der Zurückgezogenheit der Berge rehabilitiert werden. Dort arbeitet er hart an sich selber und lässt sich in der Kunst des Kampfsports unterrichten. Nach jahrelanger Ausbildung und mit eiserner Selbstdisziplin gestählert, kehrt er zurück, um aller Welt zu zeigen, dass er jeglichen Anforderungen gewachsen ist. Zahlreiche erfahrene Martial-Arts-Spezialisten kann er unter seinem neuen Pseudonym Masutatsu Oyama besiegen, doch nur der Kampf gegen einen kann ihm die ersehnte Befriedigung verschaffen. Und so beginnt die Suche nach jenem Offizier, der ihn damals unter ungleichehn Voraussetzungen gedemütigt hat...
Meine Meinung
"Fighter In The Wind" bruht auf einer wahren Geschichte und arbeitet in knapp zwei Stunden die Biografie des legendären Kampfsportkünstlers Masutatsu Oyama auf und das gänzlich ohne Pathos oder heroische Übertreibungen. Dabei würde die Lebensgeschichte des gepeinigten Koreaners durchaus genügend Stoff hergeben, um aus dem jungen Auszubildenden eine rachsüchtige Kampfmaschine zu kreieren, die nach bester "Rambo-Machart" bei seiner Rückkehr all seine Kontrahenten nicht nur besiegt, sondern wahrlich fertigmacht. Aber wir sind hier in Asien, und nicht in den United States of Hollywood...
Der Werdegang des Kämpfers wurde definitiv sehr würdig portraitiert, wirft diesen natürlich auch immer in ein äußerst positives Licht. Oyama alias Choi Bae-Dal ist ein Mann, dem das Leben seit jeher übel mitspielt. Die Hindernisse, die ihm in den Weg gelegt werden, beruhen immerzu auf Ungerechtigkeiten, denen er gerade als Kind und Jugendlicher nicht gewachsen ist. Er ist zwar von Haus aus eine Kämpfernatur, doch gegen die unfairen Mittel seiner mächtigen Widersacher, so zum Beispiel die Obersten der japanischen Armee, hat er keine Chance.
Viele stolze Asiaten würden eher den Tod wählen, als sich derart demütigen zu lassen wie dieser Mann, doch ihm erscheint das Leben und dessen Kraft zu wichtig, um sich von verletztem Stolz in die endgültige Niederlage treiben zu lassen. Doch auch Rache ist nicht sein vordergründiges Motiv, um die gekränkte Ehre zu kaschieren. Er wählt die Isolation, die völlige Abgeschiedenheit der Natur, um ganz zu sich zu finden und seine Insinkte neu auszurichten. Er findet schließlich seinen Weg über den Kampfsport und erweist sich als unheimlich begabtes Talent in den verschiedensten Martial-Arts-Sparten - und wird schließlich zum gefürchtetsten Kämpfer der Nation, dem sogenannten "Fighter In The Wind".
Nun gut, diese Entwicklung scheint nicht neu zu sein, darf jedoch auch nicht als mangelnd innovativ oder vorhersehbar eingeordnet werden, denn dafür hat dieser Streifen zu viele zusätzliche Seiten, die auf den vielfältigen emotionalen Nebenschauplätzen abgehandelt werden. Masutatsu Oyama muss erst einmal seine Vergangenheit bewältigen und sich mit seinem Schicksal als Koreaner arrangieren. Er muss einsehen, dass er in dieser ungerechten Welt als Volksmann seines Landes benachteiligt leben muss, zumindest in seiner auferlegten Heimat Japan, was ihm jedoch nachher wieder zum Schicksal werden soll. Es ist eine Zeit des schweigenden Krieges, der zwar im Bezug auf die Rassentrennung öffentlich ausgetragen wird, aber insgeheim auch wieder als nebensächlich abgedrängt wird. Es ist eine Zeit, in denen Menschen sich gegen die Ungerechtigkeiten widersetzen, für ihre Ehre eintreten, dafür aber noch heftiger mit Füßen getreten werden. Und es ist schließlich auch eine Zeit, in der Leute wie Masutatsu Oyama zu Helden werden, weil sie mental stärker sind und ihre Gegner mit Waffen bekämpfen, die sich von den brutalen Werkzeugen der Feinde dadurch unterscheiden, dass sie nicht vom direkten Hass getrieben sind.
Wie Regisseur Yun-ho Yang diesen Zwiespalt innerhalb der Entwiclung des Hauptcharakters darstellt, ist wirklich überaus sehenswert und zudem sehr authentisch. Der Film ist schonungslos ehrlich, die Geschichte grausam und hart. Und doch kann man viel Positives aus "Fighter In The Wind" herausziehen, und dies auch über die schonungslose Kampfsport-Action hinaus. Besonders die philosophische Selbstbetrachtung des Protagonisten und seine Gedankenzüge verdienen Beachtung und bieten tolle Kontraste zu den knallharten Fight-Szenen. Und außerdem sorgen sie dafür, dass die Dialoge gehaltvoller gestaltet sind und nicht in bloßen Prügel-Phrasen enden.
"Fighter In The Wind" ist durchaus ein Film, der begeistert; knallhart in der Action, eindringlich in der Dramaturgie, herrlich in der Darstellung des Helden. Martial-Arts, die auch mal gerne über den Hau-Drauf-Tellerrand schauen, werden hier alle geliebten Ideale wiederfinden.
Ansehnlich ist der Streifen aber auch wegen der sehr gelungenen Aufarbeitung. Wie eigentlich bei der Cine Magic Asia-Reihe üblich, ist das Bild bestechend scharf und der Ton glasklar und mit superbem Raumklang gesegnet. Kritik? Nein, hier nicht. Die knapp 20-minütige Dokumentation zu den Dreharbeiten, deren Fokus jedoch ganz klar auf der Kampfsport-Action liegt, ist ebenfalls äußerst sehenswert und gliedert sich prima ins äußerst positive Gesamtbild ein. Den übrigen Extrateil beschließen übliche Features wie Trailer und Biografien (in diesem Fall ein kurzer Text zur hier geehrten Legende).
Fazit
Spitzenkino aus Asien! "Fighter In The Wind" ist mehr als ein normaler Martial-Arts-Film, nämlich das Vermächtnis eines Künstlers und streng disziplinierten, geachteten Individuums, dessen Hommage kaum besser hätte ausfallen können. Der Streifen ist spektakulär ohne Spektakel zu sein und nicht zuletzt deswegen unglaublich sehenswert - selbst für Fans asiatischer Dramen. Überzeugt euch umgehend selbst!
- Redakteur:
- Björn Backes