Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert
- Regie:
- Will Tremper
- Jahr:
- 1966
- Genre:
- Erotik
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
04.06.2006 | 17:09Hintergrund
Im Zuge der "Filmpalast - Kinohits von Gestern" präsentiert e-m-s den 1966er Skandalfilm "Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert". Der von Will Tremper produzierte, geschriebene und inszenierte Film machte aus der völlig unbekannten Eva Renzi einen international gefeierten Star. Ihr Ruhm brachte sie sogar nach Hollywood, wo sie neben diversen Filmen auch in TV-Serien mitwirkte. Aufgrund seiner Freizügigkeit und der "verruchten" Thematik wurde der Film seinerzeit sogar mit einer FSK18-Freigabe bedacht.
Handlung
Alexandra Borowski (Eva Renzi) ist ein junges, hoch bezahltes Topmodel. In ihren jungen Jahren hat sie schon einiges gesehen, einige Männer verschlungen und für ihre Zeit recht exzessiv gelebt. Alexandra lebt den Jet-Set, egal ob in New York, Mailand, oder sonst wo.
In Berlin angekommen, schmeißen sich ihr gleich zwei Männer vor die Füße, der Lokalbesitzer Bogdan (Narziß Sokatscheff) und der italienische Fotograf Timo (Umberto Orsini).
Auch in Berlin gibt es einiges für Alexandra zu erleben, von Theaterbesuchen zu Partys, inklusive dem Herumstreifen im nächtlichen Berlin. Doch die Begegnung mit Siegbert Lahner (Harald Leipnitz) verändert ihr Leben. Trotz einiger Streitereien und Meinungsverschiedenheiten raufen sich die beiden immer wieder zusammen. Vielleicht findet Alexandra ihn ihm den Mann fürs Leben …
Kritik
Playgirl ist sicherlich einer der besseren Filme aus der "Filmpalast"-Reihe. Durch seine recht unbekümmerte Art, die offenherzige Thematik und Darstellung und die klasse Schauspielleistung Eva Renzis weiß der Film durchaus zu gefallen. Sicherlich muss man bei einigen Szenen aus heutiger Sicht ein Auge zudrücken oder gleich den zeitlichen Bezug aufgeben - in den 40 Jahren zwischen diesem Film und Heute hat sich doch einiges getan - innerhalb des zeitlichen Kontexts funktioniert der Film nämlich erstaunlich gut.
Natürlich hat sich nicht nur zeitlich etwas getan, sondern auch politisch und gesellschaftlich. So wirkt es aus unserer Sicht mehr als verwunderlich und befremdlich, dass dieses Filmwerk als Skandalfilm und FSK18 eingestuft wurde. Versucht man sich aber die damalige Zeit in Erinnerung zu rufen, kann man auch dies relativ schnell nachvollziehen.
Und genau das ist es, was den Großteil des Reizes von "Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert" ausmacht: die völlig andere Weltanschauung, die gesellschaftlichen Unterschiede und das komplett verschiedene Selbstverständnis im Vergleich zu unserer heutigen Zeit. Man kann diesen Film wunderbar zur Retrospektive nutzen, sich die alte Zeit in Erinnerung rufen oder aber (wenn man der jüngeren Generation angehört) einen Einblick in die Jugend unserer Eltern bekommen.
Betrachtet man den Film aus einer reinen Unterhaltungssicht, stößt vor allem die grandiose darstellerische Leistung der Hauptakteurin Eva Renzi ins Auge. Sie spielt ihren vielseitigen Charakter mit einer Leichtigkeit und Anmut, wie man es zu dieser Zeit selten gesehen hat. Sie zeigt die komplette Bandbreite menschlicher Emotionen, von liebreizend zu herzlos, von zärtlich zu rücksichtslos hin zur Launenhaftigkeit. So ist es ihr Spiel, das den Film vereinnahmt, ihre Person, die den Film ansehnlich macht.
Darin liegt sowohl die größte Stärke als auch die größte Schwäche des Films, da das Gefallen des Films völlig abhängig von der Sympathie/Antipathie zur Hauptdarstellerin ist. Gefällt einem also Eva Renzi in darstellerischer Sicht nicht, findet man auch keinen Gefallen an dem Film, der völlig auf seine Hauptdarstellerin zugeschnitten ist.
Sieht man weiter von der Thematik und Offenherzigkeit des Films ab, bleibt ein guter Pop-Art-Film der 60er übrig, der in visueller Hinsicht alle Tugenden seiner Zeit innehat und demnach allen Fans dieser Filmepoche wärmstens zu empfehlen ist.
Die DVD
Wie von der e-m-s "Filmpalast"-Reihe gewohnt, kommt die DVD sehr liebevoll ausgestattet daher. Wie bei den anderen Titeln dieser Reihe, liegt auch "Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert" neben einem umfangreichen Booklet, welches interessante Informationen zu Cast & Crew und dem Jahr der Veröffentlich des Films (1966) im Allgemeinen liefert, ein Nachdruck des original Kinoprogramms bei. Gerade aus nostalgischer Sicht also sehr lobenswert.
Das Bild hat leider keinen anamorphen Transfer spendiert bekommen und erscheint lediglich im Vollbild (1.33:1 Letterbox). Der Schwarzweiß-Film wartet mit einem guten Schwarzwert auf, auch die Schärfe zeigt sich erstaunlich gut, was gerade angesichts des Alters positiv hervorzuheben ist.
Leider zeigt sich das Bild allgemein sehr grobkörnig und auch stehende Rauschmuster sind zu erkennen. Dies liegt wahrscheinlich an einem nicht ganz so gelungenen Transfer. Dropouts und Verunreinigungen sind zwar während der gesamten Filmlänge immer wieder zu sehen, stören aber nicht weiter, so dass man insgesamt von einem guten Bild sprechen kann.
Der Ton ist leider deutlich schlechter. Der DD2.0(Mono)-Ton rauscht sehr stark und klingt stellenweise dumpf und blechern, so dass die Sprachverständlichkeit nicht immer bei hundert Prozent liegt. Verzerrungen treten leider auch ab und an auf, weshalb es hier deutlichere Abzüge gibt. Wenn man so möchte, kann man den Ton unter den Punkt der Nostalgie fassen, wodurch er deutlich annehmbarer wird.
Die Extras sind erwartungsgemäß nicht gerade üppig, damals gab es auch schlicht und ergreifend keine Zusatzaufnahmen zu den Filmen. Dennoch hat e-m-s ein nettes Paket zusammengestellt, das neben dem o.g. Printmaterial auch noch einen Trailer zum Film, den Menüpunkt "Nostalgiereklame" (drei Werbespots der damaligen Zeit) und die von den anderen Filmen der Reihe bekannte Musikbox (Filmausschnitte mit Liedern aus anderen Filmen der "Filmpalast" Serie) enthält. Zieht man auch hier die Nostalgiebrille auf, kann man sich durchaus am Gebotenen erfreuen.
Fazit
"Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert" zelebriert aus heutiger Sicht förmlich die 60er Jahre. Der Film zeigt wunderbar das Lebensgefühl der Menschen dieser Zeit und überzeugt mit einer groß aufspielenden Eva Renzi.
Wer also einen Einblick in die Jugendzeit seiner Eltern gewinnen möchte oder sich gar in die damalige Zeit flüchten möchte, darf hier bedenkenlos zugreifen. Dem normalen Filmfreund sei von dem Konsum dieses Films abzuraten, sofern er nicht filmhistorische Interessen verfolgt. Den Vergleich mit heutigen Produktionen kann dieses Werk natürlich nicht bestehen.
- Redakteur:
- Martin Przegendza