Tamara
- Regie:
- Jeremy Haft
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Tamara
1 Review(s)
08.06.2006 | 14:00Was kommt raus, wenn man einen unerfahrenen TV-Regisseur (Jeremy Haft) ein Drehbuch von Jeffrey Reddick ("Final Destination 1-3") verfilmen lässt? Genau das, was man erwartet…
Handlung
Tamara (Jenna Dewan) ist ein typischer Highschool-Loser. Das unattraktive Mädchen wird gehänselt, beleidigt und von den „coolen“ Mitschülern regelrecht niedergemacht. Zu allem Überfluss hat sich Tamara auch noch in ihren Englischlehrer Mr. Natolly (Matthew Marsden) verliebt. Nachdem dieser einen Aufsatz Tamaras in der Schülerzeitung veröffentlicht, der dem Schulsportteam Dopingmissbrauch vorwirft, ist es für sie völlig vorbei mit der Herrlichkeit. Anstatt durch die Veröffentlichung Selbstvertrauen zu bekommen, bekommt sie den puren Hass der Sportler zu spüren, die Tamara leiden sehen wollen. So denkt sich die Clique rund um Shawn (Bryan Clark) einen gemeinen Plan aus, um Tamara zu demütigen: Er gibt sich als Mr. Natolly aus, der in einem Motelzimmer angeblich auf sie wartet, um eine leidenschaftliche Liebesnacht mit ihr zu verbringen. Die nichts ahnende Tamara macht sich voller Vorfreude auf, um ihre Liebe im Motel anzutreffen. Während sie sich entkleidet, stürmt Shawn, mit einer Videokamera in der Hand ins Zimmer, um die völlig verschämte und gedemütigte Tamara zu filmen. Im Zimmer nebenan steht der Rest der Clique, der sich das Spiel auf einem Fernseher anschaut. Wutentbrannt stürmt Tamara ins Nachbarzimmer, um dort ihren Frust an den anderen Streichspielern auszulassen. Nach einem Handgemenge stürzt sie unglücklich und stirbt. Die schockierte Clique beschließt, sie zu vergraben und das Passierte zu vergessen. Doch die in Okkultismus bewanderte Tamara kehrt von den Toten wieder, um sich an ihren Peinigern zu rächen und ein für alle Mal ihre Liebe, Mr. Natolly, für sich zu gewinnen.
Kritik
Besonders originell klingt die Geschichte nicht - das hässliche Entlein wird gehänselt, ist unglücklich verliebt und stirb „zufällig“ nach einem widerwärtigen Streich, nur um als sexy Racheengel von den Toten wiederzukehren und sich zu rächen. Viel mehr als das gibt die Story auch nicht her. Klischees wohin das Auge blickt, Stereotype und nichts, was man nicht vorher schon einmal gesehen hätte. So wirken Teile des Films wie eine auf über 90 Minuten gestreckte Episode von "Buffy - Im Bann der Dämonen". Der eigentliche Plot wirkt, als wäre er direkt vom 1976-er Brian de Palmas Meisterwerk "Carrie" übernommen, und der Rachefeldzug, inklusive des Auslösers, weist frappierende Ähnlichkeit zu "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" auf. Kennt man diese Filme (bzw. Serie) und mischt die genannten Zutaten, kann man sich ausmalen, wie "Tamara" rüberkommt. Trotz dieser „Parallelen“ handelt es sich aber keinesfalls um einen schlechten Film! Sicherlich fehlt hier jegliche Originalität und wer mit den üblichen amerikanischen Teenie-Klischees nichts anfangen kann, wird hier nie und nimmer glücklich. Als normaler Horrorfan bekommt man aber leicht überdurchschnittliche Kost geboten, die vereinzelt sogar wirklich überzeugen kann.
So ist als erstes festzustellen, dass der erwartete, blutige Rachefeldzug ausbleibt, da die Titel gebende Tamara psychologischer als erwartet vorgeht. Sie spielt die Clique gegeneinander aus, bedient sich (durch ihre Hexenkräfte) der Ängste der Peiniger und spielt mit ihren Reizen, um ans Ziel zu kommen. Das ist die größte Stärke des Films, da ein direkter Rachefeldzug á la "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" den Todesstoß für jegliche Eigenständigkeit bedeutet hätte. Daher fiebert man in gewisser Weise mit, wie sich Tamara ihren Weg durch die fünf Peiniger bahnt, ohne dabei ihren Schwarm Mr. Natolly außer Acht zu lassen. Weiterhin muss man auch festhalten, dass Jenna Dewan in ihrer ersten Filmrolle eine durchaus beeindruckende Leistung abliefert. Sicherlich schränkt das mittelprächtige Drehbuch ihr Spiel ein wenig ein, den Wandel vom unterdrückten, misshandelten Mauerblümchen zum attraktiven, mörderischen Vamp nimmt man ihr aber sofort ab. Zwar ist der Wandel sehr dubios vonstatten gegangen (ein wenig Make Up, ein Minirock, Highheels und ein Push Up und fertig ist der Vamp), was aber angesichts der weiteren Klischees nicht wirklich stört. Die weiteren Rollen sind alle recht gut besetzt, ohne dabei brillante Leistungen aufzuzeigen.
Was den Rest des Films angeht (Kamera, Schnitt, Musik): purer Durchschnitt, aber oberhalb eines simplen TV-Films. Am ehesten könnte man das Gesehene mit den späteren Staffeln der Erfolgsserie "Buffy - Im Bann der Dämonen" vergleichen, da sich die Bildsprache hier recht deutlich bei Joss Whedon bedient. Glücklicherweise muss man aber eine miese Kameraführung nicht beklagen. Viel eher sei hier das doch recht enttäuschende Drehbuch von "Final Destination"-Macher Jeffrey Reddick zu nennen: Über die bei der Konkurrenz geklauten Ideen kann man ja noch streiten, die Klischees gehören wohl in einen Teenie-Horrorfilm dieser Machart, das verkorkste und völlig unlogische Finale (inklusive offenem Ende) ist aber nicht zu entschuldigen. In einem vorher belebten Krankenhaus sind auf einmal alle Ärzte, Patienten und Polizisten verschwunden, nur um ein Katz-und-Maus-Spiel-Finale zu ermöglichen - aua! Was dem Drehbuch wieder zu Gute zu halten ist, sind die durchdachten Racheaktionen Tamaras, die mit einem erstaunlich hohen Grad an Gore verblüffen (wobei die Effekte hier von mäßig bis gut reichen). Von Selbstverstümmelung bis hin zu literweise erbrochenem Blut bekommt man hier einiges zu sehen, was bei der ansonsten braven Handlung nicht zu erwarten ist. Außerdem wird in dem Film sehr viel Sex angedeutet, jedoch niemals in einem Maße, dass die amerikanischen Sittenwächter erröten lassen würde. Was dem Drehbuch noch vorgehalten werden kann, ist das über weite Strecken komplette Fehlen an Spannung und Dramatik. So steht die Art der Rache Tamaras im Vordergrund, nicht der spannende Kampf ums Überleben. Dies ändert sich erst zum Ende hin, was jedoch wie oben beschrieben nicht besonders gelungen ist.
So bleibt alles in allem ein leicht überdurchschnittlicher Teenie-Horrorfilm.
Die DVD
Hut ab Koch Media! Das anamorphe Bild (1.78:1) gefällt mit seinen kräftigen Farben, einem guten Kontrast und einem satten Schwarzwert. Ein leichtes Hintergrundrauschen ist zwar wahrzunehmen, stört aber nicht sonderlich. Leider gibt es recht viele Dropouts zu beobachten, die man bei einem Film aus dem Jahre 2005 nicht antreffen sollte. Insgesamt ist das Bild zwar weit weg von der Referenz, liegt aber dennoch solide im 'guten' Bereich.
Gleiches gilt für den Ton (Deutsch: DTS6.1 Deutsch, Englisch: DD5.1). Hier ist die DTS-Spur eindeutig die beste Wahl. Deutlich lauter als die beiden Dolby-Pendants, bietet die DTS-Spur eine sehr schöne Räumlichkeit, die neben dem Score, (in den Action Sequenzen) auch reichlich direktionale Effekte über die Rears jagt. Zudem gesellt sich ein mächtiges Bassgewitter. Dieser Dynamik können die beiden Dolby-Spuren (die sich bis auf eine leicht aufgesetzte Stimmwiedergabe im Deutschen kaum voneinander unterscheiden) keineswegs folgen. Kaum Dynamik, schwacher Bass und sehr wenige Surroundeffekte bringen diese beiden Spuren mit sich. Man sollte zwar kein Soundfeuerwerk erwarten, dafür war das Budget dieses Films einfach zu gering, im Rahmen gesehen wird hier aber wirklich was geboten, weshalb auch der Ton mit 'gut' zu bewerten ist.
'Ungenügend' sind hingegen die Extras. Außer einer Trailershow ist hier nichts auf der DVD zu finden, so dass man das animierte Menü und die deutschen Untertitel für Hörgeschädigte als Extras bezeichnen muss - schade!
Fazit
"Tamara" erfindet keineswegs das Genre des Teenie-Horrors neu, weiß aber bei oberflächlicher Betrachtung durchaus zu gefallen. Wenn man Filme wie "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" und vor allem "Carrie" mag und dabei den Stil der TV-Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" mochte, kann definitiv einen Blick auf "Tamara" werfen. Man wird hier keinen Film vorfinden, der einem lange im Gedächtnis bleibt, bekommt aber solide Unterhaltung geboten, die in 94 Minuten schöne Menschen in einer unoriginellen Handlung zeigt. Für Genrefans empfehlenswert.
- Redakteur:
- Martin Przegendza