Simon Templar (Collector's Box I)
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 1967
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
11.06.2006 | 12:06Noch bevor Roger Moore seine legendäre Rolle als Geheimagent James Bond antrat, überzeugte der britische Schauspieler bereits in der TV-Serie "Simon Templar", deren insgesamt sechs Staffeln in mehr als 70 Ländern weltweit übertragen wurde und damit nach wie vor zu den wichtigsten und erfolgreichsten Produktionen von der Insel zählt. Die Geschichte der in den Sechzigern als Serie produzierten Sendung reicht jedoch schon bis in die 1920er zurück, in denen der britische Autor Leslie Charteris bereits mehrere Romane um den betrügerischen Gesetzeshüter schrieb, denen kurze Zeit später auch einige Verfilmungen folgten. Erst später entdeckte man das Thema dann wieder und entschloss sich dazu, eine kurze Serie um Simon Templar zu produzieren. Der Rest ist Geschichte; es folgten insgesamt sechs Seasons, die ersten vier in schwarz/weiß, die nachfolgenden dann in Farbe.
Koch Media hat sich unlängst auch dieses Themas angenommen und veröffentlicht nun die erste Collector's Box, in der aber nicht dem Namen entsprechend die erste Staffel zu sehen ist. Die Firma beginnt die Serie nämlich erst mit den farbigen Episoden, sprich nach der 71.Folge, und das ist mitunter ein bisschen schade, schließlich will man das Ganze ja auch von Anfang an mitverfolgen. Aber wer weiß, vielleicht folgen die übrigen Staffeln ja noch...
Story
Simon Templar ist in der High Society berühmt berüchtigt; nicht erst einmal hat er sich unter die gehobene Klasse gemischt, diese beraubt und betrogen und ihre fiesen Machenschaften im Anschluss aufgedeckt. Trotzdem aber genießt Templar nicht die Anerkennung, die ein normaler Gansterjäger verdient. Aufgrund seiner zweifelhaften Methoden zur Verbrechensbekämpfung würde Chefinspektor Teal ihn am liebsten ebenso hinter Gittern sehen wie die Gannoven, denen er hinterjerjagt. Doch der gewitzte Templar, Markenzeichen Strichmännchen mit Heiligenschein, ist seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus und greift ihnen sogar noch unter die Arme. Dass er wegen seines betörenden Charmes auch noch die Frauenwelt verrückt macht, bringt manche seine Widersacher schließlich komplett in Rage...
Meine Meinung:
Diese Rolle ist Roger Moore wie auf den Leib geschneidert. Als cooler, gewiefter Trickbetrüger - und damit als modernes Pendant zu Robin Hood - hat er für sich eine Paradeposition entdeckt, die insgeheim auch als die Vorlage für so manchen 007-Thriller gewertet werden darf. Auch hier agiert Moore als cleverer Agent, kann bei den hübschesten Damen landen und strahlt obendrein noch ein Stück der Arroganz und Extravaganz aus, die Mr. Bond über die Jahre zur Ikone des überladenen Films hat avancieren lassen. Aus diesem Grund war Moore auch schon von Anfang an für die Rolle des James Bond vorgesehen, schlug dieses Angebot jedoch zugunsten einer weiteren TV-Produktion ("Die 2") ab und machte erst später als Geheimagent in Auftrag ihrer Majestät Karriere.
Im direkten Vergleich würde ich "Simon Templar" aber den Vorzug geben; Moore ist hier noch nicht dazu gezwungen, in ein bestimmtes, vorgegebenes Schema zu passen und kann viel freier agieren. Außerdem laufen die einzelnen Episoden ebenfalls nicht nach einem bestimmten Strickmuster ab und bedürfen auch nicht immer derselben Elemente wie das berühmtere Gegenstück. Selbst einzelne Längen wie in den meist überlangen Kinofilmen treten hier nicht auf, da die einzelnen Folgen wegen der deutlich knapperen Spielzeit relativ straff erzählt werden und viel gezielter auf einen erkennbaren Höhepunkt zusteuern.
Trotzdem wurde "Simon Templar" aber einst nicht für den deutschen Markt zugelassen; zu brisant, zu provokant und auch zu gewagt war der Zensurbehörde der Inhalt der Serien. Darüber aber jetzt zu diskutieren ist ebenso müßig wie einst bei den DVD-Packages zu "Jason King" und "Department S". Wichtig ist schließlich nur, dass die einzelnen Episoden, wenngleich hier nur erst ab Staffel fünf, nun endlich auch für den deutschen Markt freigegeben und von Koch Media in gewohnt überragender Form bearbeitet wurden. Selbst einzelnen Störfaktoren wie zum Beispiel die fehlenden deutsche Tonspur in ganzen sieben der 26 enthaltenen Episoden, fallen da weniger ins Gewicht. Auch wenn sie ärgerlich sind...
DVD-Aufarbeitung
Der "Simon Templar"-Box merkt man das Alter des Originalinhalts an; das Bild weist zwischendurch immer mal wieder einzelne Verschmutzungen auf, jedoch sind die Kontraste immer noch relativ angenehm und damit auch annehmbar gestaltet worden. Man merkt hier auch, dass sich die Macher der DVD alle Mühe bei der Restaurierung des Bildes gegeben haben, aber auch nur dort Schönheitsfehler beseitigen konnte, wo die ursprüngliche Fassung Raum zur Verbesserung hergab. Und das ist leider nicht in allen Passagen der Fall gewesen. Andererseits: Betrachtet man die Tatsache, dass die Serie schon über 40 Jahre alt ist, kann man selbst etwas grobere Fehler leicht hinnehmen.
Der Ton hingegen ist ebenfalls nur durchschnittlich, wenn auch immer gut verständlich und nicht ganz so dumpf wie nach dem Erklingen der Titelmelodie befürchtet. Es ist jedoch schon festzustellen, dass die Qualität der Audiospur von Folge zu Folge bedenklich schwankt und eigentlich nur bei der englischen Spur wirklich überzeugend ist. Ein Vergleich mit dem im Bonusmenü befindlichen Trailer reicht allerdings, um Sicherheit darin zu gewinnen, dass man hier mit allen möglichen Mitteln gearbeitet hat, um das Bestmögliche aus der digitalen Variante herauszuholen.
Apropops Extras: Hier gibt es neben dem opulenten Booklet nicht viel zu bieten. Zwar verfügt jede Folge über einen individuellen Trailer, aber außer diversen Bildergalerien und einem Audiokommentar zur 14.Episode hält man sich hier (leider) vornehm zurück.
Fazit
Kenner werden sagen "Das wurde ja auch mal Zeit", Frischlinge, die genauso wie ich Roger Moore für den besten James Bond-Mimen halten, werden begeistert von dieser Box sein. Bei weitem nicht so routiniert wie in seiner späteren Rolle, dafür aber mindestens ebenso cool und charismatisch, verkörpert die britische Schauspiel-Legende hier den etwas anderen Agenten Simon Templar und schrieb in dieser Position bereits vor seinem offensichtlichen Paradestück TV-Geschichte. Fans sollte daher auch der hohe, bei insgesamt 8 DVDs aber auch gerechtfertigte Anschaffungspreis von ungefähr 65€ nicht abschrecken, denn mit über 21 Stunden Inhalt hat man mit diesem tollen Digipak für mehrere Wochen ausgesorgt. Und daher kann ich jetzt auch meine Kritik mit einer beliebten Phrase beenden: Wer James Bond mag, wird Simon Templar lieben!
- Redakteur:
- Björn Backes