Rampo Noir
- Regie:
- Akio Jissoji, Atsushi Kenko, Hisayasu Sato, Suguru
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Ranpo Jigoku
1 Review(s)
15.06.2006 | 10:42Edogawa Rampo, gebürtig Taro Hirai, ist so etwas wie der Edgar Allan Poe Japans. In den 1920ern prägte der Mystery-Autor mit seinen exzessiven Wahnwelten die Phantasie einer ganzen Generation. Viele Regisseure wagten sich an Rampos Werke, nun versuchen gleich vier Filmemacher, dem die Krone aufzusetzen. Akio Jissoji, Atsushi Kenko, Hisayasu Sato und Suguru Takeuchi kreieren einen hypnotischen Albtraum in Form vierer Kurzfilme, die den Zuschauer immer tiefer hinab reißen.
Schon der erste, kürzeste Film "Mars's Canal" von Suguru Takeuchi schafft es innerhalb weniger Minuten, den Zuschauer zu verwirren: Der langhaarige Shootingstar Tadanobu Asano taumelt nackt und verwirrt über ein Wiese, bis er an einen Dümpel kommt. Als er hineinblickt, durchleidet er dieselben Qualen, die er einer Frau angetan hat…
Im zweiten Kurzfilm "Mirror Hell" von Akio Jissoji ermittelt Tadanobu Asano als Detektiv in einer mysteriösen Mordserie: Frauen, die in altertümliche Spiegel sehen, kommen ums Leben. Alle Spiegel wurden von dem jungen Künstler Toru hergestellt. Während Asano den Fall untersucht, ergeben sich zwischen ihm und Toru philosophische Diskussionen: Ist das, was wir erleben, die Realität oder das, was wir im Spiegel sehen…?
Dann wird's abartig: Ein Leutnant hat seine Arme, Beine und seine Sprache verloren. Seine Frau "pflegt" ihn ebenso hingebungsvoll wie sadistisch, während der junge Taro die suspekte Szenerie beobachtet. Nicht nur eine Sexszene sorgt in "Caterpillar" für ein kräftiges Rumoren in der Magengegend…
Atsushi Kaneko will Hisayasu Sato abschließend in nichts nachstehen und bringt noch einmal Tadanobu Asano auf die Leinwand: Als schüchterner Chauffeur einer Schauspielerin, in die er unsterblich verliebt ist. Er besucht wegen krankhafter Juckreize einen Therapeuten und bringt seine Chefin um, damit sie für immer sein ist. Umgeben von einer farbfrohen Traumwelt, beginnt seine tote Geliebte aber, von Würmern zerfressen zu werden. Asano versucht mit recht unkonventionellen Mitteln, der Verfall aufzuhalten…
"Rampo Noir" ist eine 134-minütige Belastungsprobe für die Magengegend und das Gemüt. Während den ersten beiden Kurzfilmen noch ein philosophischer Tiefgang nicht abzusprechen ist, spielen vor allem "Caterpillar" und "Crawling Bugs" mit dem Ekelgefühl der Zuschauer. Trotz intensiver Bilder schaffen es die beiden Folgen aber nicht ganz so wie beispielsweise "Vital" mit Tadanobu Asano Ekelszenen und kunstvolle Aufnahmen zu einer morbiden Oper zu vereinen – es überwiegt doch der Ekelreiz. Anderseits schaffen es die Regisseure damit vielleicht am nächsten an Edogawa Rampo's Horror-Szenarien heranzukommen. Letztlich muss das aber jeder Zuschauer mit seinem eigenen Magen vereinbaren.
- Redakteur:
- Carsten Praeg