Bangkok Haunted
- Regie:
- Oxide Pang, Pisut Praesangeam
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Horror
- Land:
- Thailand
1 Review(s)
17.06.2006 | 09:56Hintergrund
Bei "Bangkok Haunted" handelt es sich um einen Episodenfilm, bestehend aus drei Kurzgeschichten, die sich drei Frauen in einem Bangkoker Cafe erzählen. Die Geschichten haben keine Verbindung zueinander, abgesehen von dem unterschwelligen Thema der düsteren Liebe, die immer im Unglück endet. Die ersten beiden Geschichten wurden von Pisut Praesangeam gedreht, die letzte von Oxide Pang ("The Eye", "Bangkok Dangerous").
Geschichte 1: "Der Fluch der Trommel"
Eine verwunschene Trommel verbreitet bei jedem, der mit ihr in Kontakt kommt, Angst und Schrecken. Durch Zufall gerät diese Trommel in den Bestand der Antiquitätenhändlerin Jib, die Anfangs nicht so recht weiß, was sie mit dem guten Stück anfangen soll. Schnell wird sie von grausamen Alpträumen und Visionen gequält, die ihr Bilder aus der Vergangenheit zeigen. Jib macht sich auf, den Ursprung der Trommel zu ergründen, um das schreckliche Geheimnis zu lüften…
Kritik
"Der Fluch der Trommel" spielt auf zwei Ebenen, einerseits im Hier und Jetzt, andererseits im Jahre 1917. Während in der Gegenwart der Schrecken, den die Trommel verbreitet, aufgezeigt wird, zeigen die Bilder aus der Vergangenheit vage die Vorgeschichte, die zum Fluch geführt hat. Leider grenzen sich die Ebenen dabei zu stark voneinander ab und nehmen viel zu wenig Bezug aufeinander. Gerade der Geist der Trommel verkommt dadurch zu einem unbefriedigenden Spuk, der nie wirklich Angst auslöst. Viel zu schnell hat man die komplette Geschichte beisammen, die im Verlauf arg vorhersehbar bleibt und kaum mit Überraschungen versehen ist. Zudem kränkelt diese Geschichte (wie allgemein dieser Episodenfilm) am langsamen Erzähltempo. Es bleibt also eine Episode, die trotz ihrer kurzen Laufzeit von ungefähr 40 Minuten mit Längen aufwartet und (was bei einem Ju-On Horrorfilm besonders schwer wiegt) keine wirklichen Schrecken seitens des Fluchs liefert. Auf eine mangelhafte Charakterentwicklung, oder fehlende Hintergründe werde ich bei einer Kurzgeschichte nicht aufmerksam machen, da die Spielzeit kaum Raum für ausschweifende Charakterdarstellungen liefert. Nichtsdestotrotz weiß dieser Einstieg in "Bangkok Haunted" nicht zu gefallen, da schlicht der Horror (sowohl subtil als auch explizit) fehlt.
Geschichte 2: "Black Magic Woman"
Pan lebt ein einsames Leben ohne Mann an ihrer Seite. An ihrem 25. Geburtstag beschließt sie ihr Leben zu ändern und versucht endlich den Mann ihrer Träume zu finden - was sich in einer Metropole wie Bangkok schwieriger als erwartet herausstellt. Abhilfe verspricht sich Pan von der Essenz "Black Magic Woman", die Männer sofort anziehen und willenlos machen soll. Ähnlich wie das Licht die Motten zieht Pan nun reihenweise die Männer an und lebt endlich das erfüllte Leben, dass sie sich immer erhofft hatte. Leider hat ihr niemand etwas von den Nebenwirkungen der Essenz erzählt…
Kritik
Auch "Black Magic Woman" weiß nicht so recht zu überzeugen. Zwar gibt es hier (erwartungsgemäß) deutlich mehr zu sehen (ja, es geht in Richtung Mystery und Sex), jedoch geschieht auch dies in einem sehr langsamen Erzähltempo. Trotz des schnellen Einsatzes der Essenz dauert es eine ganze Weile, bis man die Konsequenzen dieses Handelns sieht. Leider bleibt zum Ende hin kaum Zeit, die Hintergründe zu beleuchten, weshalb der Ursprung von "Black Magic Woman" ebenso im Dunkeln bleibt wie das Ende der Geschichte. Wahrlich stümperhaft kommt zudem eine Hommage an Kubricks "The Shining" rüber, die die Episode zum Ende hin zu bieten hat - das hätte man sich auch gut und gerne sparen können. So kommt auch bei dieser Episode Langeweile anstatt von Spannung auf. Zudem bleiben die Charaktere blass, ohne dass man jemals mit ihnen mitfiebern würde- was man auch nicht muss, da ja keine Bedrohung vorliegt. Man sollte jedoch beachten, dass in dieser Episode einiger Ekel durch auslaufende Körperflüssigkeiten verursacht wird - daher sollten Menschen mit einem schwachen Magen (trotz der geringen Nervenbelastung) stellenweise wegschauen.
Geschichte 3: "Die Rache"
Die Polizei findet eine aufgehängte Frauenleiche, alles sieht nach Selbstmord aus. Doch Nop, ein Polizist aus der Mordkommission, glaubt nicht daran. Er widersetzt sich seinem Vorgesetzten und versucht den Fall auf eigene Faust zu lösen. Mit der Hilfe eines befreundeten Gerichtsmediziners und einer geheimnisvollen Gestalt kommt Nop Stück für Stück auf die Spur des wahren Verbrechens. Nicht nur der Ehemann des Opfers ist in den Fall verstrickt, auch ein Liebhaber und eine weitere Person sind tief in diesen Mordfall verwickelt.
Doch der Fall endet anders, als Nop anfangs glaubte…
Kritik
Nach 80 Minuten (unter-)durchschnittlicher Kost kommt der Zuschauer endlich auf seine Kosten! Oxide Pang liefert mit "Die Rache" einen waschechten Mysterythriller, der von der ersten Minute an fesselt. Sicherlich kommen Querdenker direkt am Anfang der Geschichte auf des Rätsels Lösung (wie in Episode 2 wird hier eine Urbane-Legende verwertet), was aber im Verlauf immer weiter zerstreut wird. Ständig dreht sich das Blatt, unerwartete Wendungen treten ein, neue Schlüsselcharaktere tauchen auf und das Verhältnis der einzelnen Charaktere untereinander wird immer wichtiger. Auch hier wird wenig Horror geboten, das Ganze wirkt eher wie eine verwunschene "CSI"-Folge. Doch gerade das zeichnet "Die Rache" aus: der Wunsch nach des Rätsels Lösung. Man fiebert mit dem Protagonisten mit und stellt eigene Vermutungen an, die alle kurzer Hand durch die Filmhandlung wieder über den Haufen geworfen werden. In diesen 40 Minuten wird man für die vorherigen 80 öden Minuten entlohnt, man bekommt eine sehr unterhaltsame und spannende Geschichte geboten. Sehr schön ist nach dieser finalen Episode auch der Übergang zu den Rahmen bildenden Freundinnen im Cafe, deren Geschichte sich auch völlig anders auflöst als erwartet.
Die DVD
Das Bild dieser I-ON-Veröffentlichung weiß leider nicht so recht zu gefallen. Allgemein vermisst man kräftige Farben, von einer Bildschärfe kann man größtenteils nicht reden (man muss eher das Wort Blässe benutzen!) und der Schwarzwert ist auch nicht gerade optimal gewählt. Viele Bildinhalte in dunklen Szenen gehen völlig verloren, Konturen sind nur schwer zu erkennen. Zudem gibt es viele Dropouts und ein dezentes Blockrauschen (hervorgerufen durch die mittelprächtige Kompression) ist auch störend zu vermerken. Das Bild ist somit unterer Durchschnitt (für eine asiatische Produktion).
Beim Ton dürfen sich besonders OmU-Gucker freuen: Auf der DVD befinden sich zwei DD5.1 Spuren, eine in deutsch und eine in der thailändischer Originalsprache. Während die deutsche Spur durch das nahezu komplette Ignorieren der Rears glänzt, kaum Bassdruck aufbaut und zu laut abgemischte Dialoge bietet, überzeugt das thailändische Pendant durch eine wunderbare Räumlichkeit, differenzierte Surroundeffekte und einen sich schön ausbreitenden Score. Der Subwoofer bekommt zudem reichlich zu tun und rundet das überaus gute Klangbild der Originalspur ab. Alleine auf Grund des Originaltons kann man hier von einem guten Ergebnis beim Ton sprechen.
Die Extras sind ordentlich - nicht mehr, nicht weniger. Kernstück ist ein 30-minütiges Making Of, welches mehr den Charakter eines TV-Specials als den eines typischen Making Ofs hat. Ein Moderator führt durch diesen interessanten Menüpunkt, der sich mit Geistern im Allgemeinen beschäftigt und dabei immer wieder auf den Film und die daran beteiligten Personen zurückkommt. Kurzweilig und sehenswert. Im Gegensatz zu diesem guten Extra stehen alle anderen Menüpunkte. Hinter dem Punkt „Promotial Art“ verbergen sich Filmposter und Trailer zum Film und die „Filmpremiere“ beinhaltet zwei Minuten Lobhudelei auf den Film. Die obligatorische Label Trailershow von I-ON ist auch anwählbar.
Fazit
"Bangkok Haunted" hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl: Einerseits sind 2/3 des Films öde und unterer Durchschnitt, andererseits überzeugt die dritte Episode und der folgende Twist bei der Rahmenhandlung. Sieht man den Film engstirnig, könnte man von Etikettenschwindel sprechen, da lediglich die dritte Episode von den Pang-Brüdern stammt, oder genauer genommen alleine von Oxide Pang. Demnach ist der Covertext mehr als irreführend und könnte bei vielen Fans der Pang-Brothers für eine Enttäuschung sorgen. Wer sich 80 Minuten durch den Film prügelt, wird aber wenigstens am Ende mit einer überaus guten Episode belohnt, die hält, was der Covertext verspricht. Genrefans, die bereits alles kennen, können einen Blick riskieren, allen anderen sei der Gang in die Videothek ans Herz gelegt.
- Redakteur:
- Martin Przegendza