Masters Of Horror: Larry Cohen - Pick Me Up
- Regie:
- Larry Cohen
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Masters of Horror 1.11: Pick Me Up
1 Review(s)
18.12.2006 | 13:27Hintergrund
Mick Garris, der u.a. bei "Critters 2" Regie führte, erstellte 2005 für den amerikanischen Kabelfernsehsender „Showtime Cable Network“ ein besonderes TV-Format: "Masters of Horror". Diese Serie besteht aus 13 Episoden, die je eine Spieldauer von 60 Minuten umfassen. Der Clou dieses Formats ist, dass jede Episode von einem anderen, namenhaften Genreregisseur gedreht wurde. So beinhaltet die Serie sowohl Episoden von John Carpenter ("Das Ding aus einer anderen Welt", "Christine" etc.) und Dario Argento ("Tenebrae", "Suspiria"), als auch von Japans Kultregisseur Takashi Miike ("Ichi the Killer", "Izo") und zehn weiteren Genregrößen.
"Pick me Up" ist die vierte Episode der Reihe und wurde von Larry Cohen ("Q", "It’s Alive") gedreht.
Cohens bisherige Arbeit lässt sich nur schwer zusammenfassen. Er arbeitet sowohl als Autor, Produzent und Regisseur, wobei sich seine Regietätigkeiten größtenteils im B- und C-Movie-Bereich ansiedeln lassen. Der 2002-er Hit "Nicht auflegen", bei dem er das Drehbuch schrieb, und die dreiteilige Horrorreihe "Maniac Cop", bei der er als Produzent tätig war, dürften Cohens bekanntesten Werke sein
Handlung
Ein Reisebus bleibt im Nirgendwo Amerikas liegen. Mitten auf einer verlassenen Landstraße warten die Businsassen und ihr Fahrer auf Hilfe. Zwei der Reisenden nutzen das Angebot eines Truckers (Michael Moriarty, "Taken") in die nächste Stadt mitzufahren. Während die restlichen Businsassen beim Fahrer bleiben, macht sich die frisch geschiedene Stacia (Fairuza Balk, "American History X") alleine auf den Weg in die nächste Stadt - ein kluger Zug, wie sich später rausstellt. Kurze Zeit später kommt ein einsamer Wanderer (Warren Kole) auf den Bus zu, das Unheil im Gepäck. Nach Opfern lüsternd, sucht der Wanderer Mitfahrgelegenheiten, um seinen Blutdurst zu stillen. Doch auch der Trucker handelt nicht aus Nächstenliebe ... Zwischen den beiden Serienmördern entsteht ein blutiger Wettkampf in dessen Mitte nur allzu schnell Stacia steht.
Kritik
"Pick me Up" ist ein Film gewordenes Klischee. Ein Bus bleibt im Nirgendwo stecken, die einzige Straße der Gegend führt durch einen nicht enden wollenden Wald und die nächste Stadt ist Meilen entfernt. Die mürrische Einzelgängerin verlässt die Gruppe und versucht allein ihr Glück, während zwei andere mit einem Trucker trampen. Die Übriggebliebenen werden von einem Serienkiller niedergerafft, der aus einem Western entsprungen sein könnte, und der Trucker stellt sich zu allem Überfluss auch noch als Serienmörder heraus.
Im Grunde ist das Konzept dieser Episode nicht das schlechteste: Aus der Konstellation zweier Serienkiller, der eine Trucker (Moriarty), der andere Tramper (Kole), die im selben Revier auf die Jagd gehen und gegenseitig ihr Territorium verteidigen, hätten sich durchaus interessante Handlungszweige ergeben können. Leider bleibt der Film nahezu jegliche Handlung schuldig. Das Geschehen stagniert ab dem Punkt des Liegenbleibens des Busses. Zügig zeigen sich beide Mörder, die in unspektakulärer Weise ihre ersten Opfer fordern. Und das war es auch schon. Ungeachtet des Realitätsanspruchs der Handlung wäre eine Entwicklung im Stile von "Freddy vs. Jason" wünschenswert gewesen, das direkte Aufeinandertreffen, der „Wettkampf“, reizvoll. Regisseur Cohen bleibt uns dies aber schuldig und inszeniert einen einfachen Slasher, der mit vielen Klischees leben muss und wenig aus der an sich interessanten Grundkonstellation macht.
Dennoch hat "Pick me Up" auch seine Stärken. Als erstes sei der gelungene schwarze Humor zu nennen, welcher der zähen Handlung eine schmackhafte Würze verleiht. Als zweites - und wesentlich wichtiger - ist jedoch das gute Schauspiel des ersten Antagonisten Michael Moriarty. Er mimt den nuschelnden und eiskalt mordenden Trucker perfekt und verleiht dieser "Masters of Horror"-Episode einige gelungene Minuten. Viel mehr ist zu dieser Episode auch nicht zu sagen.
Die DVD
Das Bild (1.78:1 anamorph) ist überaus gut. Sowohl die Schärfe, als auch der Schwarzwert und der Kontrast sind auf einem hohen Niveau. Die Farben sind sehr natürlich gehalten und geben dem Bild eine bodenständige Note. Defekte oder Verschmutzungen sucht man vergebens, einzig ein leichtes Hintergrundrauschen stört das ansonsten ausgezeichnete Bildergebnis.
Der Ton (Deutsch/Englisch DD5.1) kann da leider nicht mithalten. Das tonale Geschehen beschränkt sich fast komplett auf die Front, zeigt sich dort aber recht dynamisch. Die Dialoge sind sehr gut verständlich, in der Synchro aber wie gewohnt „drauf gesprochen“. Vereinzelt verirrt sich das eine oder andere Geräusch auf die Rears, wobei dies meistens Töne des Scores sind. Eine wirkliche räumliche Klangkulisse entsteht auf diese Art natürlich nicht.
Die Extras entsprechen dem Seriendurchschnitt. Interviews mit den Beteiligten, B-Roll Material und kurze Making Ofs füllen die 90 Minuten des Bonusmaterials. Die Qualität schwankt dabei von brauchbar bis völlig unnütz. Die Vielfalt ist dennoch löblich.
Fazit
"Pick me Up" ist sicherlich nicht die beste "Masters of Horror"-Episode. Dafür gestaltet sich dieser Slasher zu simpel, wenn nicht gar einfältig. Aus der reizvollen Idee der entgegengesetzten Serienmörder wird viel zu wenig gemacht, ein wirklicher Handlungsfluss will nicht entstehen. Letzten Endes inszeniert Larry Cohen einen Slasher, wie man ihn schon unzählige Male gesehen hat. "MoH"-Fans und Slasherfreunde, die schon alles gesehen haben, können einen Blick riskieren - die große Genreoffenbarung wird bei ihnen aber höchstwahrscheinlich ausbleiben.
- Redakteur:
- Martin Przegendza