Lakshya
- Regie:
- Farhan Akhtar
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- Indien
1 Review(s)
26.12.2006 | 13:03Story
Karan Shergill ist ein verwöhnter Jüngling. Aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie ist er kaum mit den harten Seiten des Lebens in Kontakt gekommen. Umso überraschender ist sein Entschluss, sich nach dem Schulabschluss für eine Karriere beim Militär zu bewerben. Während Karans Eltern die Entscheidung ganz und gar nicht gutheißen, ist seine Freundin von Karans Wagemut überzeugt. Selber ehrgeizig und zielstrebig, unterstützt sie ihn bei seinem Vorhaben und sieht schließlich zu, wie Karan seine Offizierslaufbahn einschlägt.
Allerdings ist sein Weg bei der Armee beschwerlicher und konfliktreicher, als Karan sich dies vorgestellt hatte. Immer wieder erleidet er Rückschläge, die seine Beziehung zu Romi nicht nur gefährden, sondern ihr auch ein Ende bereiten. War Karan zwischendurch nicht mehr schlüssig, ob er den richtigen Entschluss gefasst hatte, ist er sich nun, wo Romi auch noch einem anderen Mann die Treue schwört, sicher, dass das Militär seine einzige sichere Bestimmung ist. Mitten im Kaschmir-Konflikt bewegt sich Karan an der Grenze zwischen Leben und Tod; seine Gefährten sterben an seiner Seite und die Motivation des Krieges erscheint ihm immer zweifelhafter. Lediglich die Gedanken an Romi, die er während all dieser Zeit dennoch geliebt hat, ermutigen ihn, nicht aufzugeben.
Meine Meinung
Eines vorweg: "Lakshya" hat mit den handelsüblichen Bollywood-Streifen nur partiell etwas gemeinsam. Sicher liegt auch der Handlung dieses Films eine herzzereißende Liebesgeschichte zugrunde, doch mit dem üblichen Herzschmerzkino, mit dem Leute wie Shah Rukh Khan derzeit wöchentlich das Abendprogramm der Privatsender füllen, ist "Lakshya" nicht zu vergleichen.
Stattdessen findet in diesem indischen Streifen aus dem Jahr 2004 eine deutliche Orientierung zum amerikanischen Pendant aus Los Angeles statt - und das inhaltlich teilweise auf sehr tragische Art und Weise.
Erzählt wird die Geschichte vom jungen Karan, der gerade erfolgreich seine Schullaufbahn beendet hat und sich nun um einen Job bemühen muss. Weil ihm bislang immer alles in den Schoß gefallen ist, steht er nun vor einer ziemlich schweren Aufgabe, die er dadurch löst, dass er einem Freund bei dessen Plänen folgt. Karan ist jedoch auch bemüht, sich der steten Obhut seiner Eltern zu entziehen und endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Außer seiner Freundin Romi traut ihm niemand diesen Schritt zu, weshalb das gesamte Umfeld auch entsetzt ist, dass Karan eine solch verheerende Entscheidung getroffen hat. Genau dies ermutigt ihn aber, der niedrigen Erwartungshaltung zu trotzen und sich durch die harte Schule des Militärs zu kämpfen. Es folgen zahlreiche Hürden und nach einzelnen Rückschlägen die Trennung von Romi. Diese hat sich inzwischen in einen anderen verliebt und Karan sich selbst überlassen. Dieser Schritt schmerzt Karan ungemein, zwingt ihn jedoch auch dazu, jetzt erst recht seinen eigenen Weg zu gehen. Sein Einsatz im Krieg dient ihm als Prozess der Seelenheilung, bis er dann realisiert, wie brutal die Realität der Schlacht ist, die ihn einholt, als einige seiner liebsten Kameraden ihren Patriotismus mit dem Leben bezahlen. In diesen Zeiten begegnet er auch wieder Romi, die mittlerweile als Reporterin beim Fernsehen arbeitet und ihren Sender mit Berichten von der Front versorgt. Dieses Aufeinandertreffen erfüllt Karan wieder mit Lebensmut; seine Liebe wird neu erweckt, war unbewusst aber nie erloschen. Doch die Zeit ist an beiden nicht vorübergegangen, und eine erneute Partnerschaft scheint unmöglich...
Mit "Lakshya" hat sich Regisseur Farhan Akhtar ein ganzes Stück von den genreüblichen Klischees der Bollywood-Blockbuster distanziert, wenngleich natürlich die grundlegenden Elemente nicht wegzudenken sind. Eine Romanze ist jedenfalls ebenso Teil des Plots wie die feine musikalische Untermalung, die sich richtig schön dem dramatischen Unterton der Geschichte anpasst. Dennoch ist die Vermischung von Liebes- und Kriegsfilm in diesem Fall nicht ganz so gut gelungen, weil diese beiden Aspekte zu stark aneinander vorbeischreiten. Nachdem nämlich auf bewährte Art und Weise die tragenden Charaktere detailliert und umfassend eingeführt werden, geht "Lakshya" urplötzlich in ein ständiges Kriegsszenario über, welches nur noch wenige Zusammenhänge zu den üppigen Anfangssequenzen aufweist. Abgesehen davon, dass Karans Werdegang bzw. die Folgen seines Entschlusses, sich der Armee im Krieg gegen Pakistan anzuschließen, ein stets erkennbares Grundgerüst für den Film bilden, sind die Verbindungen nur äußerst müßig erkennbar und wirken bei der späteren Zusammenführung eher gekünstelt als glaubwürdig. Es ist sicherlich keine schlechte Idee, die ständig beschrittenen Pfade mit frischen Ideen zu verlassen und derartig verschiedene Genres miteinander zu verbinden, doch kann dies nur funktionieren, wenn die entsprechenden Verbindungen bestehen. Und genau dies ist hier nur bedingt der Fall.
Ein weiteres sehr negatives Element ist meines Erachtens nach die arg patriotische Ader, die in "Lakshya" ausgestrahlt wird. Es ist zwar noch nicht so weit, dass der Krieg in irgendeiner Art und Weise verherrlicht wird oder aber typische Züge eines patriotischen Hollywood-Blockbusters durchschimmern, aber so manche eindeutige Szene rechtfertigt schon Bedenken ob des politischen Gehalts dieser Produktion.
Rein inhaltlich ist die Geschichte um Romi und Karan indes eigentlich ganz anständig. Lediglich der Aufbau von "Laksyha" sowie einige zweifelhafte Inhalte stehen dem Prädikat 'uneingeschränkt empfehlenswert' im Wege. Zu loben ist sicherlich das eigenständige Erscheinungsbild des Films, welches in Zukunft aber sicherlich noch auszubauen sein wird.
Verlorenen Boden können die Aufarbeitung und das Bonusmaterial wieder gutmachen. "Lakshya" erscheint in einem edlen Digipack samt großem Filmposter und Extra-DVD. Hierauf enthalten sind unter anderem ein recht ausführliches Making Of, recht viele ungezeigte Szenen und eine etwas nähere Betrachtung des Songs 'Main Aisa Kyon Hoon'. Wie gehabt kann man übrigens alle Songs, die im Film auftauchen, auch noch einmal separat anwählen. In dieser Hinsicht erntet die DVD also schon mal ein dickes Plus, welches durch die kontrastreiche Bild-Bearbeitung und das gelungene Klangbild sogar noch erweitert wird. Keine Mängel in diesem Bereich!
Fazit
Wer Bollywood-Kino einmal anders erleben will und dem Genre des Kriegsfilms offen gegenübersteht, wird bestimmt Gefallen an der Story finden. Kritische Fans hingegen sollten sich die Anschaffung noch einmal durch den Kopf gehen lassen, weil nicht alles bis ins letzte Detail durchdacht wurde. Insgesamt betrachtet hinterlässt "Lakshya" also einen immer noch guten Eindruck, dem aber ein kleiner, bitterer Beigeschmack anhaftet. Zu einer echten Empfehlung kann ich mich deshalb auch nicht durchringen.
- Redakteur:
- Björn Backes