Hanzo The Razor - Sword Of Justice
- Regie:
- Kenji Misumi
- Jahr:
- 1972
- Genre:
- Action
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Goyôkiba
1 Review(s)
06.01.2007 | 13:53Hintergrund
In den 60-er und 70-er Jahren war das Jidaigeki-Genre die dominante Stilrichtung des japanischen Kinos. Diese „Epochendramen“ waren meistens in der Edo-Epoche angesiedelt. Das Leben der Samurai, Kaufleute und Farmer stand im Mittelpunkt, es galt ihre Lebensumstände aufzuzeigen. Häufig beinhalteten die Filme ausgedehnte Schwertkämpfe, weshalb man sie auch als „chambara-Filme“ bezeichnete. Die wohl bekanntesten Filme dieses Genres dürften Akira Kurosawas "Yojimbo" und "Die Sieben Samurai" sein. Über dies gehört Quentin Tarantinos "Kill Bill"-Vorlage "Lady Snowblood" diesem Genre an. Shintaro Katsu war wohl der bedeutendste Darsteller dieses Genres. Er spielte in 26 "Zatoichi"-Filmen die Hauptrolle und bewies sein Können zudem in vier Staffeln der gleichnamigen TV-Serie. Dieser Shintaro Katsu war auch Hauptdarsteller der drei "Hanzo The Razor"-Filme, die - wie auch "Lone Wolf & Cub" - auf einem Manga von Kazuo Koike basieren.
Handlung
Hanzo (Shintaro Katsu) ist ein unbestechlicher, aufrichtiger und kompromissloser Gendarm. Er lebt treu nach seinen moralischen Vorstellungen und schreckt nicht davor zurück, sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Aufgrund seiner Einstellung hat er es nie über den niedrigsten Rang des Gendarms hinaus geschafft. Als er eines Tages erfährt, dass sein Vorgesetzter Onishi die ehemalige Geliebte des berüchtigten Auftragsmörders Totenfluss Kanbei zu seiner Mätresse gemacht hat und Kanbei auch noch aus der Haft fliehen konnte, wittert Hanzo einen Komplott, der in die höchsten Kreise reicht. Mit seinem unbändigen Willen und ungewöhnlichen Verhörmethoden versucht er, die Verschwörung aufzudecken.
Kritik
Der Filmtitel "Hanzo The Razor - Sword Of Justice" verspricht dem Zuschauer weit mehr, als er halten kann. Schauplatz ist das feudale Japan der Edo-Epoche (1603 bis 1867), der sehr stimmig umgesetzt wurde. Die Kulissen sind liebevoll gestaltet, die Kostüme und Frisuren der damaligen Zeit sitzen perfekt.
Von Beginn an mutet der Film wie eine "Dirty Harry"- oder "Shaft"-Version im mittelalterlichen Japan an, was durch die funkige Musik auch noch unterstützt wird. Hanzo wird im 17 Minuten langen Intro als sehr Prinzipien treuer Beamter vorgestellt, wobei schon früh klar wird, dass er vor nichts und niemandem zurückschreckt. Dem Zuschauer werden die sozialen Umstände und die Leitmotive der Hauptfiguren näher gebracht, wobei die Handlung kaum in Gang kommt. Langsam baut sich die Verschwörung auf, wobei schnell klar wird, in welche Richtung das Ganze laufen wird.
Nach langen Minuten des Handlungsvakuums offenbart sich nach einer halben Stunde der eigentliche Kern des Films: Während eines Verhörs vergewaltigt der Protagonist eine Verdächtige, um an wichtige Informationen zu kommen. Die aufgrund Hanzos Männlichkeit sichtlich erfreute Verdächtigte plaudert im Anschluss freudig die essenziellen Details, ohne Rücksicht auf Freund und Fein, aus. Dieses Spiel wiederholt der Protagonist noch einige weitere Male, wobei die Szenen inszenatorisch unnötig in die Länge gezogen werden. Der eigentliche Schwertkampf kommt erst nach guten 50 Minuten ins Spiel, bleibt dabei aber hölzern und wenig spektakulär. Besonders heftig oder gar blutig geht es dabei jedoch nicht zur Sache, weshalb man die „keine Jugendfreigabe“ eindeutig und ausschließlich auf die Verhör-Vergewaltigungsszenen schieben kann.
Viel Handlung darf man im Fortlauf nicht mehr erwarten, da die spärliche Handlung nur dem Zweck dient, weitere Sexszenen zu zeigen. Diese gestalten sich überaus befremdlich, da sie der Protagonist folterartig und ohne mit der Wimper zu zucken absolviert, während sich die „Opfer“ freudig dem Ganzen hingeben. Bei diesem Fokus verwundert es auch nicht weiter, dass der geplante Antagonist nach einer Stunde keinen großen Auftritt hat und sein weiteres Verbleiben von absolut peripherer Bedeutung ist. Im weiteren Verlauf plätschert die restliche Handlung ohne Höhepunkte oder Überraschungen vor sich hin und bleibt dabei vieles schuldig.
Außer zwei kurzen Kämpfen und einigen uninspirierten und wenig anregenden Sexszenen hat "Hanzo The Razor - Sword Of Justice" absolut nichts zu bieten, was diesen Film für den Zuschauer interessant macht. Lediglich Exploitation-Fans kommen dank der Vergewaltigungen auf ihre Kosten, sind es doch diese Szenen, die einen Film für diese Klientel ausmachen.
Die DVD
REMs NIPPON CLASSICS-Reihe bürgt mittlerweile für Qualität. Das Bild ist für einen 34 Jahre alten Film überragend, zeigt eine konstant gute Schärfe, ist rauscharm und weiß auch beim Kontrast und den Farben zu gefallen. Dropouts sind selten, Verschmutzungen kaum auszumachen. Sicherlich hinkt das Bild modernen Produktionen ein wenig hinterher, besticht für sein Alter aber durch seine Qualität!
Der Ton kann da erwartungsgemäß nicht mithalten. Die DD2.0 Mono Spur im Originalton ist gut verständlich, neigt in den Höhen zu starkem Übersteuern, zeigt sich aber verhältnismäßig rauscharm. Die optionalen deutschen Untertitel sind stimmig und gut lesbar.
Wie auch bei den anderen Titeln der Reihe sind Extras rar gesät. Außer einer Bildergalerie ist lediglich die übliche Trailershow vorhanden. Dafür liegt dem hübschen Digipak das Filmposter bei.
Fazit
"Hanzo The Razor - Sword Of Justice" ist einer dieser Filme, die im Vorfeld einiges versprechen und im Nachhinein wenig halten. Wer sich durch den Titel oder die Vorgeschichte des Hauptdarstellers blenden lässt, wird mit einem eigenartigen, auf gewaltsamen Geschlechtsverkehr fokussierten Film stoßen, der wenig „chambara“ (Schwertkampf) bietet. Handlungsarm und inszenatorisch mau macht der Film keinen Hehl daraus, dass die sexuellen Handlungen der Hauptfigur der Hauptfilminhalt sind. Wer sich damit begnügen kann, wird einen gefälligen Jidaigeki-Exploitationfilm vorfinden. Alle anderen sollten einen großen Bogen um den Film machen - "Sword Of Justice" meint mehr das beste Stück des Protagonisten als sein Katana ...
- Redakteur:
- Martin Przegendza