Dragon Squad
- Regie:
- Daniel Lee
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Action
2 Review(s)
14.01.2007 | 13:19Hintergrund
Ende der 80-er, Anfang der 90-er Jahre blühte eine Kinoindustrie regelrecht auf, was zur Entstehung eines eigenen Genres führte: das Hongkong Kino! Simple Gut-gegen-Böse-Geschichten wurden mit wilden und blutigen Schießereien vermischt und durch viele Kameratricks aufgewertet. Maßgeblich durch Regisseur John Woo und Hongkong (HK) Legende Chow Yun-Fat geprägt, erreichte das HK-Kino bald Hollywood.
Mit dem neuen Millennium brach in Hollywood ein neuer Trend los, ein Regiestil der sich an Musikvideos orientierte. Diese Videoclip-Ästhetik umfasst schnelle Schnitte, den reichlichen Einsatz von Filtern und wenig Tiefgang.
2005 machte sich Daniel Lee auf, diese beiden Filmtrends zu verschmelzen. Das Resultat nennt sich "Dragon Squad". Lee versammelte die angesagtesten Entertainer Asiens, darunter das Ex-Popsternchen Vanessa Wu und das Model Maggie Q. Durch diesen Cast und eine glatte Inszenierung sollte "Dragon Squad" das Massenpublikum ansprechen.
Handlung
Fünf Interpol Agenten sollen in Hongkong gegen Panther Duen, den Chef eines mächtigen Verbrechersyndikats aussagen. Auf dem Weg zum Gericht wird der Gefangenentransport jedoch überfallen und Panther Duen gewaltsam entführt. Die fünfköpfige Interpolgruppe macht sich daraufhin auf, um Panther zu befreien. Steckt sein Bruder Tiger Duen hinter dem Überfall, oder nutzt ein rivalisierendes Syndikat Panther als Druckmittel? Ohne Hilfe der örtlichen Polizei, stellen sich die Interpolagenten dem unbekannten Gegner, der wesentlich mächtiger ist, als sie anfangs vermuteten.
Kritik
Über das moderne Hollywood-Kino in MTV-Optik lässt sich vortrefflich streiten. Dem einen gefallen die rasant geschnittenen Actionorgien, dem anderen missfällt das Fehlen jeglichen Tiefgangs. Die Kombination aus MTV-Optik und klassischem HK-Kino dürfte demnach besonders polarisieren.
Für seine Vision eines massenkompatiblen HK-Actioners versammelte Regisseur Daniel Lee ein Best Of des asiatischen Entertainments um sich. Popsternchen, Models und bekannte Filmstars drücken sich bei "Dragon Squad" die Klinke in die Hand. Im Cast findet sich aber auch ein aus Hollywood bekanntes Gesicht: Michael Biehn ("Terminator").
Nimmt man also die Konzeption des Films und den Cast zusammen, stehen die Vorzeichen für einen guten Film nicht schlecht. Leider reicht das bei weitem nicht aus. Im Zentrum der Handlung stehen zwei fünfköpfige Gruppen, die im Verlauf mehrmals aufeinander treffen. Mangels echter Leader ergibt sich ein zehnköpfiger Charakterwust, der es dem Zuschauer schwer macht, Identifikationsfiguren zu finden. Jegliche Hintergründe werden in kurzen Rückblenden erzählt, die im Original durch chinesische Texteinblendungen ergänzt werden (die in der deutschen Synchro von einem Erzähler vorgelesen werden). Bei den Begegnungen der beiden Gruppen werden dann immer wieder die bekannten Rückblenden der einzelnen Charaktere gezeigt. Da im Verlauf der Handlung noch weitere wichtige Pro- und Antagonisten hinzukommen, fällt es dem Zuschauer zunehmend schwerer, den Überblick zu behalten. Mal für Mal fragt man sich, wer der gezeigte Darsteller und was seine genaue Rolle ist. Dadurch entstehen oberflächliche und austauschbare Charaktere, deren einzige Aufgabe es ist, zu schießen. Lediglich die „Bösen“ gewinnen ein wenig Tiefe. Hinter ihrem Handeln scheint eine Intention zu stecken, die sich jedoch nur ansatzweise während der Filmhandlung erschließt.
Das große Plus des Films sind seine vielen und gut choreographierten Actionszenen. Die wilden Schießereien sind bleihaltig und blutig umgesetzt, weswegen das rote „keine Jugendfreigabe“-Schild auf dem DVD-Rücken prangt. Man muss aber auch bei den Schießereien größere Abstriche machen. Bedenkt man, dass in "Dragon Squad" ein Eliteteam von Interpol und eine perfekt ausgebildete paramilitärische Gruppe aufeinander treffen, ist es nahezu grotesk, dass Scharfschützen ein stehendes Ziel auf zehn Meter nicht treffen. Die üblichen 250 Schuss Magazine lassen sich da bei einem HK-Actioner besser verschmerzen. Was jedoch viel schwerer wiegt, ist der viel zu hektische Schnitt, der gelungenen Einstellungen keinen Raum zur Entfaltung bietet. Während der Action steht die Kamera kaum eine Sekunde still, was stellenweise zur völligen Orientierungslosigkeit des Zuschauers führt. Handwerklich sind diese Szenen gut und originell gemacht, weswegen der Lapsus beim Schnitt besonders schmerzlich ist.
Betrachtet man also das Gesamtwerk, muss man von einer verpassten Chance reden. Der Cast ist gut, kann aber wegen des schwachen Drehbuchs kaum zeigen, was er kann. Optisch wirkt "Dragon Squad" ein wenig überladen, ein einheitliches visuelles Konzept lässt sich nur schwer ausmachen. Akustisch präsentiert sich der Film überaus gelungen, die angestimmten Töne wirken zu jeder Zeit passend und atmosphärisch. Leider verliert man bei über einem Dutzend Charakteren schnell den Überblick, wodurch sich eine holprige, schemenhafte Handlung ergibt. Dafür entschädigt dann aber die letzte halbe Stunde, in der sich alle Fäden zu einem großen und spannenden Showdown zusammen spinnen. Fein säuberlich aufgeteilt, stehen sich die jeweiligen Pro- und Antagonisten gegenüber, um ein letztes Mal bleihaltige Argumente auszutauschen.
Die DVD
Das Bild (1,85:1) überzeugt durch seine sehr gute Schärfe. Sowohl die Detail-, als auch die Hintergrundschärfe wissen zu überzeugen. In Verbindung mit dem guten Schwarzwert lassen sich somit in den überwiegend dunklen Szenen fast immer alle Bilddetails ausmachen. Der Kontrast schwankt erheblich, was stellenweise zu stark überstrahlenden Flächen führt. Dies ist jedoch, wie auch die Farbwiedergabe, auf Wunsch des Regisseurs geschehen. Die Farben wirken recht natürlich, werden jedoch des Öfteren durch einen Blaufilter verfremdet. Bildrauschen tritt nur (gewollt) in den Rückblenden auf, Dropouts sind nicht zu bemängeln. Leider lassen sich stellenweise Artefakte ausmachen. Gerade in hellen Szenen bilden sich an Übergängen unschöne Treppchenmuster. Dennoch ist das Bild überaus gut.
Beim Ton spielt die DVD groß auf. Neben je einer DD5.1 Spur in Deutsch und Kantonesisch befindet sich auch noch eine mächtige DTS-Spur in deutscher Sprache auf der Scheibe. Diese ist auch eindeutig die beste Wahl! Tiefe und kräftige Bässe, reihenweise Split-Surround-Effekte, präzise Direktionalität und eine wunderbare Räumlichkeit bringen das Geschehen mitten ins Wohnzimmer. Die beiden Dolby Digital Spuren können da nicht mithalten. Die deutsche Spur wirkt leiser und kann mit den grandiosen Dynamiksprüngen des DTS-Pendants nicht mithalten, wohingegen die Originalspur mangels Auflösung in einer wesentlich tieferen Liga spielt. Die Dialoge bleiben zu jeder Zeit gut verständlich, die Synchro ist zudem sehr gut gelungen. Wer das passende Equipment hat, wird mit dieser DVD große Freude haben!
Bei den Extras sieht es hingegen mau aus. Außer drei Texttafeln und dem Originaltrailer befindet sich nicht viel auf der DVD. Dafür liefert Sunfilm die Scheibe in einem hochwertigen Metallschuber.
Fazit
"Dragon Squad" ist ambitioniertes B-Actionkino, das gleichermaßen den asiatischen und den westlichen Markt ansprechen will. Während man die Logikfehler bei einem Genrefilm noch verzeihen kann, wiegen die Drehbuchschwächen und der wilde und viel zu hektische Schnitt bei den Schießereien zu schwer. Bei einem Dutzend Hauptcharakteren fällt es zudem alles andere als leicht dem Geschehen zu folgen, ohne immer wieder den Faden zu verlieren. Das Darstellerensemble macht seine Sache ordentlich, kann sich aber auf Grund des Drehbuchs kaum profilieren. Die Action ist gut gemacht, wird jedoch schlecht eingefangen. Durch den tollen Showdown reißt der Film aber noch einiges aus dem Feuer, was schon verloren zu sein schien. Wer 70 Minuten lang Fäden zusammenknüpfen und halten kann, wird am Ende für die Mühen belohnt (sieht man von der schwachsinnigen Endsequenz ab). Wahre Actionfans sollen sich an den wenigsten Kritikpunkten stören und können blind zugreifen. Alle anderen seien gewarnt.
- Redakteur:
- Martin Przegendza
Handlung:
Um gegen Obergangsterboss Panther Duen auszusagen, werden Interpo-Agenten aus der ganzen Welt zusammen gerufen. Doch kurz bevor der Angeklagte zum Gerichtssaal kommt, wird er entführt, und zunächst ist unklar von wem. Die jungen aussagefreudigen Interpols sind nun doch leicht enttäuscht und versuchen auf eigene Faust, den entführten Panther Duen aus den Fingern der Entführer zu befreien.
Film:
Die einleitenden Sätze sagen es bereits: Es ist nicht wichtig, warum die Kugeln fliegen, aber wenn sie so herrlich durch die Luft schneiden wie in diesem Film, kann es auch egal sein. Denn in den oft angenehm lang andauernden Feuergefechte, die den Hauptanteil der Actionszenen in diesem Film ausmachen, geht es taktisch und planend vor, wer hier aus der Deckung stürzt und alles in Rambo-Mainer platt walzen will, ist am Ende nur noch als Sieb zu gebrauchen. Hier wird sich noch richtig schön Feuerschutz gesucht und eine Deckung nach der anderen angesteuert, um ja nicht abgeknallt zu werden. Gut, die alles entscheidende Kugel kommt eh nie feige aus der Deckung geballert, aber es wirkt um einiges realistischer, wenn die Geschosse noch als gefährlich und nicht als Verursacher von Fleischwunden angesehen werden. Auch die oben angesprochene Dauer der Feuergefechte ist sehr angenehm. Da sowohl in der Gruppe der Entführer als auch bei den Interpol-Agenten für alles Spezialisten gibt, hat jeder so seinen persönlichen Gegner, angefangen mit dem Scharfschützen über den Pistolenschützen bis zum Schützen mit dem Auto unter dem Hintern.
Die anderen Kämpfe sind, wie in einem Hongkong-Film üblich, Handgemenge, die in den Restaurants und Hintergassen ausgetragen werden. Auch hierbei wurde erfreulicherweise an die Logik gedacht, und so gibt es keinen Gegner, der brav auf seinen Zug wartet, sondern schnelle, teils unkoordinierte Angriffe, in denen mit allem gekämpft wird, was einem zur Verfügung steht - sei es Stuhl oder Aschenbecher. In den Kämpfen geht es auch dementsprechend blutig zu, und so wird wie auch bei den Ballereien jeder Treffer mit einem anständigen Blutregen quittiert. Um auf den Punkt zu kommen: Die sehr spannenden und langen Kämpfe, egal welcher Art, bilden das Herzstück des Films und sind genau von der Art, die einem die Chips Tüte auf dem Schoss vergessen lässt.
Beim Drumherum gibt es jedoch wieder die gute Kleinigkeit zum Meckern. So ist es anfangs etwas schwer, die Interpolagenten aus aller Welt, die trotzdem alle wie Bewohner Hongkongs aussehen, auseinander zu halten. Gut, wir haben eine Frau und einen Typ mit Schnurrbart, aber die drei Kurzhaarigen zu unterscheiden, ist dann doch etwas schwerer und nur etwas fürs erfahrene Auge.
Auch sonst gibt es eine derart große Anzahl an Darstellern, dass es auch kaum Möglichkeiten zur Sympathieentwicklung gibt. Der eine mag seine Mutter, der andere hat einen Bruder im Krankenhaus, aber trotzdem wird das alles so kurz abgehandelt, dass an sich alle am Ende des Films hätten sterben können - gestört hätte es keinen. Dasselbe gilt für die Entführer, deren Ziel letzten Endes einfach nicht in Relevanz zum Aufwand steht. Und dann hätten wir auch die gute, alte Logik, deren Abwesenheit sich in Kopfschüssen ohne Löcher, unendlichen Patronen und Attentate im Kaufhaus, die am Ende irgendwie niemand mitkriegt, bemerkbar macht.
DVD:
Was das Äußere betrifft, so ist die DVD über jeden Zweifel erhaben. Mit einer herrlichen Steelbox versehen, sieht das Ganze doch um einiges edler und vor allen Dingen wertvoller aus. Das Innere allerdings ist sehr enttäuschend. Das einzige, was es neben der Originalsprache und ein paar Trailer gibt, sind drei Biografien der bekanntesten Schauspieler des Films, und zwar Michael Biehn, Steven Seagal (der das Ganze produzierte) und Maggie Q. Was leider auch negativ auffällt, ist die Tatsache, das sämtliche Schrifteinblendungen nicht mit Untertiteln oder anderen erklärenden Worten versehen worden ist. So gibt es so manch längere Szene, an der einige Informationen am PC eingeholt werden, die aber weder vorgelesen noch untertitelt werden, so dass man sich am Ende fragt, was gerade eigentlich passiert ist. Gut, wirklich wichtig für die Story ist das natürlich nicht, nur nervt es schon, sich minutenlang asiatische Schriftzeichen anzusehen.
Fazit:
Trotz kleinerer Schwächen sollte jeder Fan von fernöstlichen Actionfilmen ohne größere Bedenken zuschlagen, da die gewaltigen Actionsequenzen für wirklich alles entschädigen. Denn wenn die auf dem Bildschirm erscheinen, ist erstmal alles vergessen, und die Augen kleben gemütlich am Bildschirm, den sie erst widerwillig nach dem Ende der Sequenz verlassen. Ansonsten lohnt es sich allein schon, um Sammo Hung, dem Weggefährten von Jackie Chan und bekannt durch die Kung-Fu Serie "Martial Law" mal wieder in Aktion zu sehen.
- Redakteur:
- Lars Strutz