Rebel
- Regie:
- Michael Jenkins
- Jahr:
- 1985
- Genre:
- Drama
- Land:
- Australien
- Originaltitel:
- Rebel
1 Review(s)
12.01.2007 | 20:27Wie sehr die Kombination Liebesdrama und Zweiter Weltkrieg in die Hose gehen kann, haben u. a. "The English Patient" (eines der größten Oscar-Missverständnisse der Filmgeschichte) und "Pearl Harbor" (trotz der üblichen Viel-Lärm-um-nichts-Ballerei von Michael "Totalausfall" Bay eine eklige Seifenoper von Rosamunde-Pilcher-Format) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Diese Schinken eignen sich nur als Anschauungsmaterial, wie man ganz große Gefühle unter gar keinen Umständen inszenieren darf. Einen positiven Nebeneffekt haben sie dennoch: Wenn man sie einmal gesehen hat, ist man hinterher abgehärtet und kann jede Menge schmierigen Kitsch ertragen. Und da ich mich zur Gruppe derer zählen muss, die beide über sich haben ergehen lassen, konnte mir der australische "Rebel" auch nicht viel anhaben.
Regisseur Michael Jenkins tischt dem Zuschauer eine total uninteressante Geschichte auf, die zwar im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Katastrophen nur jedes zweite Fettnäpfchen mitnimmt, aber zu keiner Minute Spannung erzeugen oder irgendeine emotionale Verbindung zwischen den Figuren und dem Publikum herstellen kann. Die Liebelei zwischen dem bei einem Fronturlaub in Sydney desertierten und von der Militärpolizei gesuchten Ami-Sergeant "Rebel" (aua!) und der Varieté-Sängerin/Tänzerin Kathy ist allerhöchstens Stoff für einen siebenminütigen Kurzfilm. Allerdings wird das Techtelmechtel mit Hindernissen durch deplatzierte Moulin-Rouge-für-Reeperbahnbesucher-Einlagen und ausgelutschte Glückskeks-Dialoge künstlich in die Länge gezogen (die Bonusszenen im O-Ton hätte man sich deshalb auch gerne schenken können). Und in Fällen akuter "Handlungs"-Aufblähung gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird die ganze Angelegenheit unglaublich langweilig oder unfreiwillig komisch. "Rebel" ist mal das eine, mal das andere.
Als positiv erweist sich die Tatsache, dass der Film öfter zum Schmunzeln als zum Gähnen einlädt. Das fängt bei den wenigen Szenen an, in denen der Hauptdarsteller vor zwei Militärpolizisten auf schicken Mopeds flüchtet (schlechte Kameraführung, schlechte Hinterhof-Kulissen, schlechtes Licht, kein Tempo), geht über die spritzigen Tanz- und Gesangseinlagen in einer Bar mit dem einladenden Namen "B-17" und endet bei den ausbaufähigen schauspielerischen Darbietungen. Während Debra Byrne ihre Rolle noch recht routiniert, aber lustlos spielt, scheitert "Rebel" Matt Dillon sogar auf ganzer Linie. Man nimmt ihm weder den aufbrausenden James-Dean-Verschnitt (das ist allerhöchstens die Abteilung "frustrierter Sparkassenangestellter") noch den sensiblen und Krieg verabscheuenden Aussteiger ab. Dass er zumindest den ersten Part auch damals schon besser hinbekam, hatte er zwei Jahre zuvor in Francis Ford Coppolas "The Outsiders" unter Beweis gestellt; davon ist hier weit und breit nichts zu sehen.
Die Konflikte der Handlung bleiben aufgrund des entbehrlichen Schnickschnacks über die gesamte Länge des Films oberflächlich und sind teilweise reiner Selbstzweck. So wird gegen Ende kurz das Problem des Denunziantentums angerissen, allerdings nur deshalb, um danach wieder 'ne Ladung Schmalz über dem Zuschauer abwerfen zu können. Und in diesen Momenten vorgegaukelter Emotionalität wird es entsetzlich peinlich. Den Höhepunkt markiert in dieser Hinsicht das Ende (ein Meisterstück der Plotauflösung!): In der letzten Szene stimmt Kathy mit Tränen in den Augen ein rührseliges Liedchen an, das tatsächlich die Textzeilen "You are my hero / And I love you / You'll be sailing across the sea / I will always be thinking of you / You're a hero to me" enthält (Kai Pflaume schleimt glücklicherweise nicht um die Ecke; der war damals noch zu jung und in der DDR gefangen). Wer sich bis zu diesem Punkt durch den Streifen kämpfen konnte, lacht ein letztes Mal laut; betrachtet man die Sequenz isoliert, ist man zuerst angewidert und lacht dann laut.
Unterm Strich wird in "Rebel" so gut wie alles falsch gemacht – ein völlig zu Recht in Vergessenheit geratener Film, der keinen Reiz, keine Ausstrahlung und letztlich auch keinen Sinn hat.
- Redakteur:
- Oliver Schneider