Tanz der Glühwürmchen - Fireflies: River Of Light
- Regie:
- Hiroshi Sugawara
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Drama
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Hotaru no hoshi
1 Review(s)
19.01.2007 | 13:07Hintergrund
Japaner sind für ihre Disziplin und ihren Willen weltweit bekannt. Die strenge Erziehung beginnt schon in der Schule, in der in erster Linie durch Prinzipientreue Zucht und Ordnung beigebracht werden. Individualismus wird größtenteils unterdrückt und aus der Schule ferngehalten. Die sturen Prinzipien bleiben seit Jahren erhalten, die Strenge und die widerstandslose Assimilierung der Schüler an das System stehen im Vordergrund. Nur denen, die sich durch die Schule dem allgemeinen gesellschaftlichen System anpassen, wird beruflicher Erfolg in Aussicht gestellt. Die Pflicht, Schuluniformen zu tragen, ist Sinnbild hierfür. Der autoritäre Unterricht unterscheidet sich sehr stark von unserem, Leistungsgrenzen müssen strikt eingehalten werden.
Regisseur Hiroshi Sugawara hat sich dem Thema angenommen und die japanische Pädagogik von einer anderen Seite beleuchtet. Sein Film "Tanz der Glühwürmchen - Fireflies: River Of Light" zeigt, wie in diesem System Freundschaft und Zusammenhalt wachsen können und wie es das gemeinsame Lernverständnis beeinflussen kann.
Handlung
Hajime Miwa (Yukiyoshi Ozawa) hat nach langem Überlegen seinen Job in einem Kraftwerk in Tokio an den Nagel gehängt, um auf dem Land einen Job als Lehrer anzutreten. Dort angekommen, stößt er in seinem ersten Lehrjahr auf eine sehr aktive, unbändige Klasse, die sich wenig sagen lässt. Schnell wird der Schuldirektor auf Miwas Klasse aufmerksam und fordert mehr Disziplin und Strenge. Durch Zufall stellt Miwa ein interessantes Projekt in den Raum, das die Schüler umgehend begeistern wird: die Aufzucht von Glühwürmchen! Der schwierige und lang andauernde Prozess der Aufzucht reißt die Schüler mit und weckt tiefes Interesse bei ihnen. Für ihren Traum eines Meeres aus Glühwürmchen bringen sie viele Opfer und zeigen großes Engagement. Doch der Schulleitung missfällt Miwas Lehrstil, weshalb das Projekt auf sehr wackeligen Beinen steht.
Kritik
Selten hat ein Film soviel kindliche Freude und Unbekümmertheit ausgestrahlt! Hiroshi Sugarawa inszeniert seinen "Tanz der Glühwürmchen" mit viel Liebe und sehr viel Ruhe. Zu Anfang steht der große Konflikt zwischen der Millionenmetropole Tokio und dem schönen, fast besinnlichen Lande. Im Gegensatz zum hektischen und lärmenden Alltag in der Großstadt geht das Leben auf dem Land viel ruhiger und vor allem langsamer vonstatten. Sugarawa illustriert dies mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen, welche die ganze Pracht der Küstenregionen Japans zeigt.
Die Charakterzeichnung von Sugarawas Protagonisten wird von Anfang an stark in den Mittelpunkt gerückt. Zu Beginn eher unsicher und der Aufgabe nicht gewachsen, mausert sich Hajime Miwa mit jedem Tag des „Glühwürmchen Projekts“ mehr und mehr zum Musterlehrer, der seinen Schülern schon früh wichtige Lektionen fürs Leben auf den Weg gibt. Wunderbar eingebettet zeigt eine Flashback-Szene Miwas Beweggründe für seinen Weggang aus Tokio und seine Liebe für die Lehrertätigkeit. Spätestens an diesem Punkt erreicht der Protagonist die Herzen der Zuschauer!
Doch nicht nur das Innere des Protagonisten wird beleuchtet. Auch die Schüler und das japanische Lehrsystem werden ausführlich während der knapp 100-minütigen Handlung behandelt. Die Schulklasse macht einen ähnlichen Wandel wie der Hauptdarsteller durch, wandelt sich vom zanklustigen Haufen zu einem Kollektiv, das für die gemeinsame Aufgabe zusammenhält und dabei auch größere Hürden aus dem Weg räumt.
Es geht um Mut, Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch um Willen und das Überwinden eigener Ängste. Das Ganze ist sicherlich nicht in die originellste Handlung eingebettet, verfehlt seine Wirkung aber keinesfalls. Lehrer, die Probleme mit ihrer Klasse haben, Raufereien untereinander und der typische Außenseiter sind bekannte Elemente, der Ausgang der Handlung fällt wenig überraschend aus - und dennoch begeistert "Tanz der Glühwürmchen - Fireflies: River Of Light"! Regisseur Hiroshi Sugarawa schafft durch seine wunderschöne Inszenierung einen tollen roten Faden, der seinen Lehrcharakter perfekt zur Geltung bringt. Sowohl die Landschaftsaufnahmen, als auch die sehr gute akustische Untermalung machen den Film zu einem wahren Vergnügen, das Jung und Alt gleichermaßen fesseln sollte. Die Botschaft ist für alle verständlich und lässt sich auch auf andere Felder des Lebens übertragen. Eine Lehrstunde, die Spaß macht!
Abschließend sei noch zu erwähnen, dass die überwiegend aus Kindern bestehenden Darsteller ihre Sache hervorragend machen. Selten haben zwei Dutzend Kinder ein so tolles Spiel abgeliefert, dass nahezu fehlerfrei von der Bühne geht. Kein Kind tanzt aus der Reihe, Emotionen werden wunderschön auf den Schirm gebracht und gerade als Kollektiv zeigen die jungen Japaner, wie Kinderdarsteller vor der Kamera zu agieren haben - Magie, die bei Haley Joel Osment ("The Sixth Sense") und Dakota Fanning ("Krieg der Welten") völlig auf der Strecke bleibt!
Die DVD
Das Bild (1,78:1) erstrahlt in kräftigen Farben, die die wunderschönen Landschaftsaufnahmen wunderbar unterstützen. Die Detailschärfe ist gut, lediglich Weitwinkelaufnahmen verwischen leicht. Ein konstantes Rauschen ist erkennbar, stört aber nicht besonders. Schwarzwert und Kontrast sind in Ordnung und bieten keinen Anlass zur Kritik. Defekte sucht man vergebens. Ein guter Transfer.
Der Ton (Deutsch und Japanisch DD5.1) reißt erwartungsgemäß keine Bäume aus. Das Geschehen ist sehr frontlastig, nur selten streuen sich Geräusche auf die hinteren Kanäle. Der Bass arbeitet sehr moderat und kommt lediglich während der Filmmusik zur Geltung.
Die Extras sind durchschnittlich. Kernstück bilden die enthaltenen Interviews, die ein wenig Hintergrundinformationen zum Dreh und zu den Intentionen des Films liefern. Weniger brauchbar sind da die Aufnahmen der Filmpremiere und unkommentierte Szenen bei den Dreharbeiten. Die weiterhin enthaltene Bildergalerie und der Originaltrailer dürften zum DVD-Extras-Standard gehören.
Fazit
"Tanz der Glühwürmchen - Fireflies: River Of Light" ist ein wunderschöner Film über Mut, Freundschaft und Zusammenhalt geworden, der jedem Einzelnen in einer sehr gefühlvollen Weise aufzeigt, was wirklich wichtig im Leben ist. Die recht einfache Handlung wird ruhig und besinnlich vorgetragen, fasziniert aber durch ihre Liebe zum Detail und die tollen Darsteller. Ein Erlebnis für Jung und Alt, in tollen Bildern eingefangen und musikalisch perfekt ergänzt. Ein jeder wird die Botschaft verstehen und sich nach dem Film besser fühlen. Eine klare Empfehlung für einen Film mit Herz!
- Redakteur:
- Martin Przegendza