Fluch der Karibik 2 - Special Edition
- Regie:
- Verbinski, Gore
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Pirates Of The Caribbean - Dead Man's Chest
1 Review(s)
20.01.2007 | 13:40Es dürfte sich beim zweiten Abenteuer in der Karibik um den verschrobenen Captain Jack Sparrow nach dem wenig überraschenden und -ragenden Kinoerfolg 2006 um eine der heißersehntesten DVD-Releases des letzten Jahres handeln. Disney/Buenavista ließ sich auch nicht lumpen und haute den wieder mal mit ordentlich Bonusmaterial vollgestopften Doppel-Silberling pünktlich zum vorweihnachtlichen Geschäft auf den Markt. Man weiß ja, was man dem Nikolaus schuldig ist. Der Kunde jedenfalls berappt derzeit zwischen 22 und 27 Euro für die Special Edition. Die abgespeckte Single-Disk Ausgabe ist für rund 18 Euro zu haben.
Zur Story
Der minder sympathische Vertreter der britischen "East India Trading Company" (offizieller Anstrich für berufsmäßige Piratenjäger) Lord Beckett verhagelt Will und Elisabeth das Hochzeitsfest, verhaftet die beiden und belegt sie obendrein mit Todesurteilen, da sie dem Renegaten Jack Sparrow seinerzeit geholfen haben, zu entkommen. Wie sich herausstellt, ist Beckett scharf auf Jacks eigenartigen Kompass und Will soll ihm eben diesen besorgen - im Tausch für deren Leben und eine Generalabsolution sowie einen Kaperbrief seiner Majestät für Jack.
Der hat derweil ein nicht weniger lebensbedrohliches Problem. Damals hatte er die "Black Pearl" und das Kommando auf etwas ungewöhnliche Weise erhalten, um die Isla de la Muerte aufzustöbern. Er bekam sie nämlich von Monsterkapitän Davy Jones gestellt. Es ist nun 13 Jahre her, dass er mit dem herzlosen (das ist wörtlich zu verstehen) Tintenfischgesicht Jones diesen Deal eingegangen ist - und der fordert nun seine Schulden ein. Es geht nur um Jacks Seele und die Kleinigkeit von mindestens 100 Jahren Verdammnis an Bord der "Flying Dutchman" - Jones' kampfstarkes Flaggschiff - mehr nicht.
Da Jack diesen Preis alles andere als bereit ist zu bezahlen und sich lieber wieder geschickt rauswinden will, lässt der nun erst recht stinkige Davy sein gefürchtetes Kraken-Meeresungeheuer auf ihn los, seiner Forderung den nötigen Nachdruck zu verleihen: Beitritt in Jones' groteske Monster-Armee oder der Kraken holt die "Pearl" samt ihrer Mannschaft wieder zurück auf den Meeresgrund, von dem Jacks schwarzes Ex-Geisterschiff nämlich ursprünglich stammt. Überflüssig zu erwähnen, dass der vielarmige, gigantische Kopffüsser nicht grade zimperlich mit seiner Beute umgeht und so eine ausgewachsene Brigg lediglich einen besseren Snack für ihn darstellt.
Der Schlüssel zum Problem beinahe aller Beteiligten ist ein ebensolcher. Ein ganz spezieller. Er öffnet eine Truhe, in der sich Davy Jones' schlagendes Herz befindet, welches er sich vor langer Zeit aus Liebeskummer selbst aus der Brust riss und dort einschloss. Wer sein Herz in die Hände bekommt, hat die Kontrolle über ihn, die "Flying Dutchman", seine Monsterhorde und natürlich auch über den Kraken. Für die einen ein unwiderstehlicher Machtfaktor, die Erlösung für die anderen. Doch getreu dem Motto "No risk - no fun" hat die Beschaffung der beiden Gegenstände so ihre Tücken: Der renitente Jones rückt weder Seelen, Schlüssel noch Versteck der Truhe freiwillig raus.
Eindrücke
Schon alleine der (Original)-Untertitel "Dead Man's Chest" ist gelungen, denn nicht nur assoziiert man damit fast reflexartig das alte Seeräuberlied aus Stevensons "Schatzinsel", wo 17 Mann auf des "toten Mannes Kiste" herumturnen, "Chest" heißt bekanntlich ja nicht nur "Kiste", sondern ebenso "Brustkorb". Diese Mehrdeutigkeit ist eine höchst treffende und wörtliche Anspielung auf die wieder einmal übernatürlich angelegte Piraten-Story. Zum einen geht es um des toten Mannes (Jones) Brustkorb, denn dort ist so ein Herz ja nunmal eigentlich beheimatet, wenn es sich nicht grad in einer verborgenen Truhe/Kiste des toten Mannes befindet. Klar soweit?
Nun ist das mit Fortsetzungen von erfolgreichen Blockbustern immer so eine Sache. Man wagt zu hoffen, dass der Nachleger nicht gar so grottig ausfällt, wie es bei den meisten ja leider oft der Fall ist. Dass es durchaus auch Ausnahmen von der Regel gibt, ist erfreulich. Es schien schon bei Teil 1 so, dass es genügend Ideen und Stoff für mindestens ein weiteres Stück Seemannsgarn vorhanden ist. Zudem waren da einige logische Lücken zu schließen bzw. Erklärungen zu präsentieren. Etwa was aus Wills Daddy "Stiefelriemen-Bill" wurde, nachdem Barbossa ihn hat über die Planke gehen lassen. Tot konnte er ja kaum sein, dem Azteken-Fluch sei Dank. Antwort: Davy Jones nahm ihn in seine Crew auf. Natürlich schippern sich Vater und Sohn über den Weg.
"FdK 2" setzt in erster Linie auf den bewährten Cast um den wieder unvergleichlich spielenden Johnny Depp, der hier nahtlos weitermacht, wo er 2003 aufhörte. So überzeugend kann wohl niemand den durchtriebenen, kauzigen und manchmal tuntig wirkenden Jack Sparrow verkörpern. Etwas farbloser wirken hingegen Orlando Bloom und Keira Knightley, die als ausgewiesene Mit-Haupt-Charaktere gegen das stark Sparrow-lastige Script anfechten. Sie können aber durchaus punkten und Depp zumindest hier und da ein wenig den Schneid abkaufen. Miss Knightley wirkt gelegentlich lustloser als in Teil 1, hat allerdings zum Ausgleich mehr Actionszenen spendiert bekommen, welche sie recht gut ausfüllt.
Die fast ausschließlich CGI-generierte Figur des Davy Jones ist vielschichtiger, als die von Käp'n Barbossa aus dem vorangegangenen Spektakel. Er hat was von Jules Vernes Kapitän Nemo. Bezeichnenderweise spielt auch Davy Jones Orgel und das musikalische Leitmotiv, welches ihm Komponist Hans Zimmer in seinem wieder mal bombastisch ausgefallenen Score widmet, klingt auch in den ersten Takten sehr nach der Melodie, die der Misanthrop im (Auch-Disney-)Klassiker "20.000 Meilen unter dem Meer" an Bord seiner Nautilus in die Tasten haut. Nicht zu vergessen, dass der schmierige und undurchsichtige Lord Beckett auch noch mitmischt - ganz ohne untot oder verflucht zu sein. Diesmal sind's also zwei Fronten, an denen Ungemach droht. Doch: Keine strahlenden Helden ohne ordentliche Bösewichte.
Schön, dass auch die Crew der "Black Pearl" wieder fast vollzählig mit von der Partie ist, ebenso das Duo Pintel & Raggerti. Letzteres sorgen mit ihrem üblichen Gezänk im Stile von Laurel & Hardy für das Comic-Relief. Das Rezept ging schon im Vorgänger ganz prächtig auf, hier wurden die Rollen noch ein wenig weiter ausgebaut und aufgepeppt, was sich in mehr Leinwandzeit für die beiden Ex-Untoten niederschlägt. Ein paar neue Gesichter gibt's - neben vielen alten (teils überraschenden) - selbstverständlich auch. Teil 2 ist insgesamt düsterer geworden als sein Vorgänger, wenn auch mit guten Gags wieder nicht gegeizt wird. Da mag man "FdK 2" ein paar klitzkleine Längen verzeihen, die der Streifen bei gut zweieinhalb Stunden Laufzeit schon fast zwangsläufig mitbringt.
DVD und Bonusmaterial
Disney präsentiert ein sauber produziertes und üppig ausgestattetes Doppel, bei dem Bild und Tonqualität gewohnt exzellent ausfallen. Beim reichhaltigen Bonusmaterial findet die Zielgruppe das, weswegen sie vermutlich auch zur SE statt zur simplen Kinofassung gegriffen hat. Eine ganze Reihe unterhaltsamer Making-Of Beiträge nämlich. Wer sich sämtliches Zusatzmaterial inklusive Regiekommentar rein pfeift, braucht Sitzfleisch für lockere 6 Stunden und gute Englischkenntnisse obendrein, denn die deutschen Untertitel sind nicht besonders akkurat, sodass der eine oder andere nette Gag dabei auf der Strecke bleibt. Tipp am Rande: In den insgesamt zwei Menübildschirmen der Bonusdisk verstecken sich zu den sichtbaren Optionen noch einmal je zwei kurze Hidden Features.
Fazit
Ein Film, den man sich immer wieder gern anschaut und dabei trotzdem immer noch neue Nuancen entdeckt. Gore Verbinski hat es geschafft, sich selbst mindestens ebenbürtig zu sein und kann sich teilweise sogar noch übertreffen. Man nimmt ihm den hinterhältigen Cliff-Hanger zu Teil 3 nicht wirklich übel, schließlich wurde man die ganze Zeit über sehr gut unterhalten. Dabei werden auch hier wieder jede Menge blitzsauberer Tricks und Stunts aus der Kiste gekramt, doch ordnen sich die Spezialeffekte der Story unter - und nicht umgekehrt, wie es sonst leider oft der Fall ist. Technisch und ausstattungsseitig genießen Disney-DVDs zurecht einen guten Ruf. Auch diese Doublette ist wieder ihr Geld wert und rechtfertigt die Mehrinvestition gegenüber der Single.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Pirates Of The Caribbean: Dead Man's Chest"
Actionkomödie, USA 2006
Walt Disney Home Entertainment, 2006
Lauflänge: ca. 145 Minuten + ca. 180 Minuten Bonusmaterial
DVD-Art: 2-Disk Special Edition, Regio-Code 2 / FSK 12
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85 : 1 anamorph)
Tonformat: DD 5.1 (Englisch und Deutsch), DTS (Deutsch)
Bonusmaterial:
Audiokommentar, Outtakes (Disk 1)
Diverse Making Of Featurettes (Disk 2)
Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: Ted Elliott und Terry Russio
Produktion: Jerry Bruckheimer
Musik: Hans Zimmer
Darsteller u.a.: Johnny Depp (Jack Sparrow), Orlando Bloom (Will Turner), Keira Knightly (Elizabeth Swann), Stellan Skârsgard (Bootstrap Bill), Bill Nighy (Davy Jones), Kevin R. McNally (Joshamee Gibbs), Stuart Baillie (Mr. Cotton natürlich samt Papagei), Lee Arenberg (Pintel), McKenzie Crook (Raggerti), Jack Davenport (Norrington), Jonathan Pryce (Governor Swann)
- Redakteur:
- Jürgen Pern