Robin Hood – Die 1. Staffel
- Regie:
- Ian Sharp
- Jahr:
- 1984
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
22.01.2007 | 11:04Serien sind naturgemäß ein zweischneidiges Schwert. Zwar mangelt es den wenigsten Projekten an originellen Ideen und ambitionierten Filmemachern, doch schaffen es letztere nur in den seltensten Fällen, alles Potential auszuschöpfen. Zu häufig unterfordern Serien ihre Zuschauer mit schablonenhaften Charakteren, vorhersehbaren Konflikten und einem sich ständig wiederholenden Spannungsbogen. Umso erfreulicher ist es hingegen, dass sich immer wieder Ausnahmen auf dem Markt durchsetzen, die sich von der leicht konsumierbaren Massenware abheben. Was heutzutage ”Battlestar Galactica” oder ”Rome” gelingt, nämlich durch eine kluge Geschichte und eine konsequente Umsetzung zu überzeugen, vollbrachte in den frühen 80-ern die Serie "Robin Hood".
Innovationen gehen in der Regel Visionen voraus. Als sich Drehbuchautor Richard Carpenter und Produzent Paul Knight des Robin-Hood-Stoffes annahmen, beabsichtigten sie nicht nur, die englische Legende an einigen Stellen neu zu interpretieren, sondern auch, mit der homogenen Heldenglorifizierung bisheriger Verfilmungen zu brechen. Anstatt aus Robin und seinen Gefolgsmännern stilisierte Kämpfer für Recht und Freiheit zu machen, die spielend über die Unterdrücker triumphieren, war man bestrebt, die Charaktere möglichst ambivalent zu gestalten. Man gestand ihnen das gesamte Spektrum menschlicher Eigenschaften zu, was bedeutete, dass die Vogelfreien aus Sherwood Forest auch mal verzweifelt, zornig oder gar intrigant sein durften.
Ähnlich komplex fiel das Mittelalterbild aus. Carpenter und Knight entschieden sich gegen ein romantisiert-verklärtes Mittelalter und entwarfen stattdessen eine realistischere Variante. Abgesehen davon, dass Wert auf authentische Schauplätze und originalgetreue Kulissen gelegt wurde, hat man sich auch inhaltlich mit den damaligen Lebensumständen auseinandergesetzt. Robin Hood und seine Mannen sind dementsprechend nicht nur kühne Idealisten, sondern zugleich unnachgiebige Überlebenskämpfer, die eher aus Verzweiflung und weniger aus Überzeugung gegen die kirchlichen bzw. feudalen Strukturen aufbegehren.
Die vorliegende erste Staffel besteht aus sechs Episoden. Wie es von einer überdurchschnittlichen Serie zu erwarten ist, lassen sich die ersten Folgen hübsch viel Zeit, die unterschiedlichen Charaktere und Handlungsstränge einzuführen. Insbesondere der zweiteilige Pilotfilm dient dazu, die jeweiligen Hintergründe der Protagonisten und deren Beziehung zueinander herauszuarbeiten. Erstaunlich ist hierbei, dass sich die Verantwortlichen der Serie mit Vorliebe den diversen Antagonisten widmen und sich nicht davor scheuen, gleich zu Anfang den einen oder anderen Sympathieträger abtreten zu lassen. Den Höhepunkt der ersten Staffel markiert zweifelsohne die sechste und letzte Folge, als Robin Hood auf Richard Löwenherz trifft. Geradezu symptomatisch sprengen Richard Carpenter und Paul Knight auch hier alle Konventionen und stellen den König von England als machthungrigen Despoten dar, der dann Gnade walten lässt, wenn er sich daraus einen Vorteil verspricht.
Zum filmischen Vergnügen tragen zweifelsohne die ganz hervorragenden Schauspieler bei. Insbesondere die Rolle des Sheriffs wurde mit Nickolas Grace ausgezeichnet besetzt. Seine despektierliche und selbstgefällige Art, unter der vor allem der intellektuell unterlegene Guy von Gisburne zu leiden hat, hat so manch skurrile Szene zur Folge. Trotz gelegentlicher komischer Einschübe gleitet die Serie nie ins Lächerliche ab und bewegt sich geschickt zwischen den Extremen. Ein wenig irritierend ist allerdings die mystische Metaebene, mit der die Geschichte unterfüttert wird. Dadurch bindet sich die Serie zu sehr an Moden und Lebensanschauungen der frühen 80-er Jahre und verliert etwas an Zeitlosigkeit.
Besondere Erwähnung verdient die schön gestaltete Box. Dieser liegt ein Heftchen bei, das ausführlich über die Serie informiert. Auf einer separaten DVD befindet sich das umfangreiche Zusatzmaterial. Neben einem rund 60-minütigen Making-Of, das vor allem aus aktuelleren Interviews mit den Darstellern und Verantwortlichen besteht, laden unzählige weitere Aufnahmen, unveröffentlichte Szenen, Outtakes und Audiokommentare zum stundenlangen Stöbern ein. Die Bild- (1.33:1) und Tonqualität (Deutsch 2.0 / Englisch 2.0) ist naturgemäß ziemlich überholt, was sich auf Atmosphäre und Inhalt allerdings kaum negativ auswirkt. Dass man überdies die ungeschnittenen Folgen verwendet – und nicht die für die ZDF-Fernsehausstrahlung geschnittenen –, setzt der Sache im positiven Sinne die Krone auf. Eine wunderbare Serie, und eine wunderbare Aufbereitung!
- Redakteur:
- Marco Pütz