Bad Brains - Cut
- Regie:
- Ivan Zuccon
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Bad Brains
1 Review(s)
31.01.2007 | 13:01Hintergrund
Der italienische Film ist nicht nur wegen seiner Spaghettiwestern bekannt. Regisseure wie Mario Bravas ("The Girl Who Knew Too Much") und vor allem Dario Argento ("Suspiria", "Tenebrae") prägten das sogenannte Giallo Genre. Diese Giallos waren in den frühen 60-er Jahren billige Groschenromane, die kitschig und reißerisch Kriminalgeschichten erzählten. Ihren Namen verdanken sie den gelben Einbänden der Bücher („giallo“ ital. für „gelb“). Die filmischen Giallos wurden im Laufe der Zeit zu ziemlich derben Thrillern, die weder mit dem Brechen von Tabus, noch mit der drastischen Darstellung von Gewalt geizten. Meist handeln die Geschichten von maskierten Serienmördern, die gnadenlos und überaus blutig ihrem Trieb nachgehen. Oft geizen die Werke auch nicht mit einer Prise Sex, was jedoch kein direktes, genretypisches Merkmal ist. Ivan Zuccon ("Armee des Jenseits") liefert mit "Bad Brains" einen modernen „Giallo“ ab, der Sex & Gore zu einem alptraumhaften Trip vereint.
Handlung
In einem abgelegenen Landhaus geschehen schreckliche Dinge. Das Pärchen Davide (Emanuele Cerman) und Alice (Valeria Sannino) treibt dort ihr Unwesen. Sie quälen ihre Opfer und treiben bestialische Spiele mit ihnen, um sie letztendlich auszuweiden, um nach „inneren Werten“ zu suchen. Die Lust am Töten ist dabei nebensächlich - weltliche Dinge sind für ihr Morden nicht direkt verantwortlich. Eines Tages taucht der mysteriöse Mirco (Matteo Tosi) auf und bringt ihre mörderischen Pläne durcheinander. Davide und Alice werden unmittelbar in seinen Bann gezogen. Wo kommt Mirco her und warum weiß er mehr über sie als sie über sich selbst? Mirco scheint unmittelbar mit dem zusammen zu hängen, was sie suchen ...
Kritik
Genrekino objektiv zu bewerten, fällt immer schwer. Stärker als sonst teilen sich die Lager in die „Lover“ und „Hater“. Was dem einen die Freudentränen in die Augen treibt, löst beim anderen nur stillschweigendes Kopfschütteln aus. "Bad Brains" dürfte hier kein bisschen anders sein.
Der Film spielt nur an einem Schauplatz,nämlich in einem verlassenen Landhaus. Die heruntergekommene Baracke eignet sich hervorragend, um eine eigene, intensive und schaurige Atmosphäre aufzubauen. Hinter jeder Ecke lauert der Tod, als Zuschauer kann man ihn förmlich riechen. Die bizarren und sehr drastisch dargestellten Morde werden von Beginn an einem tieferen Sinn untergeordnet, der sich erst später im Verlauf der Handlung offenbart. Bis dahin zerpflücken viele wirre und mit Rauschfiltern hinterlegte Flashbacks die ohnehin schon unkonventionelle Handlung, was Zusehens für Verwirrung sorgt.
Doch nicht nur die Flashbacks sorgen für reichlich Irritation. Immer wieder streut Regisseur Zuccon unnötige und deplatzierte Sexszenen ein, die weder der Geschichte, noch der Stimmung dienlich sind. Eine einzelne Szene wäre durchaus vertretbar gewesen, vier sind jedoch deutlich zu viel!
Dennoch wird durch die schleierhafte Inszenierung ein mittlerer Spannungspegel gehalten, der sich hauptsächlich aus dem Mangel an Informationen und dem Wunsch nach Auflösung ergibt. Den beiden Protagonisten droht während der 80-minütigen Spielzeit keinerlei direkte Gefahr, weder durch die Polizei, noch durch den mysteriösen (und gefesselten) Mirco.
Der Ausgang der gut gemachten Splatterszenen stellt ebenfalls keine Überraschung dar, die Inszenierung kommt auch hier sehr geradlinig daher. Die Kamera hält selten voll drauf, der größte Teil bleibt der Imagination des Zuschauers überlassen. Dieser Umstand zeigt sich auch als die größte Stärke des Films, da sich in Verbindung mit der schleierhaften Handlung eine brauchbare, subtile Horroratmosphäre entwickelt.
Leider kann "Bad Brains" diese Atmosphäre nicht länger als 40 Minuten halten, da spätestens hier auch dem Letzten klar sein müsste, in welche Richtung sich das Treiben in den verbleibenden 40 Minuten entwickeln wird. Die anfangs wirren und bruchstückhaften Flashbacks und Informationen ergeben viel zu früh ein einheitliches und genretypisches Bild, das man in dieser Form schon des Öfteren gesehen hat. Ein möglicher „mind fuck“ bleib völlig aus.
Visuell ist das Ganze recht stimmig ausgefallen. Viele Farbfilter verleihen dem Film einen kalten und dreckigen Look, was der Atmosphäre zugute kommt. Die Kameraarbeit ist zweckmäßig, aber fern ab von dem, was Altmeister wie Dario Argento zu leisten im Stande sind. Gleiches kann man auch über die Musik und die Darsteller sagen.
Die DVD
Das Bild ist für eine Independent Produktion gut, bewegt sich im Mittel aber im breiten Mittelfeld. Die Schärfe ist recht ordentlich, überzeugt aber nur vereinzelt in der Detailzeichnung. Gleiches gilt für den Kontrast, der zusammen mit dem Schwarzwert stellenweise in den vielen dunklen Szenen absackt. Die Farben sind sehr stark verfremdet, weshalb man hier keine eindeutige Bewertung abgeben kann. Defekte sind keine vorhanden, ein recht deutliches Hintergrundrauschen ist aber zu jeder Zeit störend wahrzunehmen.
Der Ton siedelt sich ebenfalls im Mittelfeld ein. Die vier Tonspuren (Deutsch & Italienisch je DD2.0 und DD5.1) unterscheiden sich kaum voneinander, wobei die Zweikanal-Spuren im Vergleich zu den Surround-Spuren überraschenderweise dynamischer klingen. Generell beschränkt sich das Geschehen auf die Front, Hintergrundgeräusche oder gar direktionale Effekte sind nur äußerst vereinzelt wahrzunehmen. Dafür darf der Subwoofer umso mehr arbeiten, da hier eine sehr bassorientierte Mischung vorliegt.
Die Extras zeigen sich da facettenreicher. Neben einem Making Of und einer Doku zu den Special Effects, befinden sich auch noch Deleted Scenes und der knapp zehnminütige Kurzfilm "Bad Brains" auf der DVD. Zum obligatorischen Trailer gesellen sich noch eine Bildergalerie und die typische Label Trailershow. Insgesamt ein sehr schönes Paket.
Fazit
Wie schon weiter oben erwähnt, stellen Genrefilme immer eine besondere Herausforderung für den Rezensenten dar. Fans der alten italienischen Horrorschule dürften durchaus ihren Spaß mit dem blutigen Treiben haben. „Normale“ Konsumenten werden sich aber mit diesem B-Movie schwer tun. Eine wirr inszenierte, wirre Handlung, die weder mit Blut, noch mit Sex geizt, dürfte bei vielen auf wenig Gegenliebe stoßen. Abschließend sei noch zu erwähnen, dass der Film Cut vorliegt. Im Gegensatz zur 83-minütigen Kinofassung läuft "Bad Brains" nur 80.27 Minuten. Abzüglich des sogenannten PAL-Speed-Ups dürften die Schnitte im 20-Sekunden-Bereich liegen.
- Redakteur:
- Martin Przegendza