AD Police
- Regie:
- Takamasa Ikegami & Akira Nishimori
- Jahr:
- 1990
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- AD Police Files
1 Review(s)
21.09.2006 | 09:32"AD Police" ist ein Klassiker im Anime-Bereich und wurde bereits 1990 von den beiden Regisseuren Ikegami Takamasa und Nishimori Akira produziert. Es handelt sich hierbei um eine dreiteilige Mini-Serie, die gleichzeitig als Vorläufer zur populären "Bubblegum Crisis" gilt. Panini Video haben die Reihe nun auch für den deutschen Markt lizensiert, so dass man die OVA von nun an auch regulär und nicht über den teuren Importweg erwerben kann.
Inhalt
Tokio, 2027 A.D. Mega-Tokio leidet schwer unter den Folgen eines Erdbebens, welches die gesamte Stadt verwüstet hat. Überall herrscht Chaos und in den Slums der Stadt wüten die Voomer, eine künstliche Lebensform, die infolge eines fehlgeschlagenen biotechnologischen Experiments existieren. Weil es sich hierbei um eine verbrecherische Spezies handelt, hat die Polizei eine Spezialeinheit ins Leben gerufen, die sogenannte Advanced Police, die sich fortan mit der künstlichen Intelligenz herumschlagen muss. In den drei Episoden werden verschiedene Fälle geschildert, in denen die vom Volke auch 'AD Police' genannte Truppe an ihre Grenzen gehen muss:
Episode 1: "Voomer Wahnsinn"
Gena und der AD Police-Neuling Leon stoßen auf Spuren, die nachweisen, dass Vommer auf illegalem Wege wiederbelebt werden. Gerade eine spezielle Form der roboterähnlichen Spezies ist den beiden Ermittlern dabei ins Auge gestoßen, weil sie nach außen hin ein schier perfektes Auftreten zeigt. Da es sich bei diesem Voomer um eine höchstseltene A-Form der künstlichen Lebensformen handelt, ist sie besonders gefährlich. Leon trifft später zufällig auf die gesuchte Gestalt und erinnert sich wieder an sie zurück; denn schon einmal stand er ihr gegenüber und genau wie damals wünscht sich der Voomer nichts sehnlicher, als wieder vom Polizisten niedergestreckt zu werden.
Episode 2: "Paradise Loop"
Die alte U-Bahn von Mega-Tokio ist zu einem der verrufensten Orte der ganzen Stadt geworden. Niederträchtiges Gesindel, Prostituierte und Drogendealer treiben sich hier herum und beschmutzen den einst so guten Ruf des "Paradise Loop". Seit einiger Zeit wird die U-Bahn zudem noch von einer Mordserie erschüttert, deren Opfer ausschließlich junge Prostituierte sind, denen der brutale Attentäter bislang nie eine Chance ließ. Gemeinsam mit der normalen Polizei begibt sich die AD Police auf die Suche nach dem Mörder, denn auf beiden Seiten ist man sich nicht sicher, ob nun ein Mensch oder ein Voomer für die Verbrechen verantwortlich ist.
Episode 3: "Ich möchte Medizin..."
Billy Fornward hat einen Kampf mit einem Voomer nur schwer verletzt überlebt; seine Lebensfunktionen konnten von Wissenschaftlern erhalten werden, jedoch mit der Einschränkung, dass Billy fortan im Körper eines Cyborgs gefangen ist. Lediglich seine Zunge ist noch dazu in der Lage, menschliche Empfindungen aufzunehmen. Gena ist erschrocken, als sie ihren alten Kollegen in dieser Verfassung wiederfindet; sie ist sich nämlich ziemlich sicher, dass Billy nicht nur 'repariert', sondern auch zu illegalen Zwecken der Wissenschaft missbraucht wurde. Niemand will ihr Glauben schenken, bis der Anti-Voomer-Cyborg plötzlich Amok läuft.
Meine Meinung
"AD Police" ist sicherlich keine Serie im herkömmlichen Sinne, denn in den drei hier geschilderten Szenarien dreht sich im Grunde genommen alles um Erfahrungsberichte der AD Police, aufgezeigt mit Hilfe festgelegter Charaktere wie Gena und Leon und insgesamt sehr losgelöst von einer zusammenhaltenden Storyline. Somit könnte jede der drei enthaltenen Folgen auch ganz für sich alleine stehen, wenngleich das Ganze erst in der hier angeordneten Kombination richtig Sinn ergibt.
Trotzdem sind die Geschichten recht komplex und haben allesamt einen tieferen Sinn, der sich erst bei genauerer Betrachtung der Details herauskristallisiert. In der ersten Folge ist dies vor allem die fatale Begierde nach Schmerz, mit der sich der neue Polizeischützling Leon auseinandersetzen muss. Tief in seinem Inneren ist noch sein erster und einziger Kontakt mit einem Voomer gespeichert, der für die künstliche Lebensform tödlich endete, doch ist dies schon so lange her, dass dieses Begegnung für Leon schon fast unerheblich ist. Doch der Voomer, eine junge aufreizende Dame, hat diesen Vorfall nicht vergessen und sehnt sich nach der illegalen Wiederbelebung erneut nach der brutalen Gewalt, die Leon damals anwenden musste. Hierbei keimen erschreckende, fast abstoßende Gefühle auf, denen der Polizist schließlich selber ein Ende setzt, indem er der unmenschlichen Lust mit Waffengewalt nachkommt.
Gewalt ist auch ein Thema der zweiten Episode, und auch hier spielt das unkonventionelle Betreiben der eigenen Sexualität eine große Rolle. Eine Person nimmt Rache für ihre Vergangenheit und möchte so ihren größten Fehler kaschieren - die Entmenschlichung mittels synthetischer Organe. Ein fataler Fehler, von dem auch eine junge Polizistin Wind bekommt, die ebenfalls nach künstlichen Organan trachtet. Auf der Suche nach der Mörderin begibt sich die Ermittlerin nicht nur in Gefahr, sondern auch in einen argen Zwiespalt. Dem Wunsch nach Perfektion steht nämlich gleichzeitig die Angst vor der Maschinisierung ihres Körpers entgegen. In Mega-Tokio zählt man nämlich schon ab 70 künstlicher Organe als Voomer und ist damit zum Abschuss freigegeben.
Der letzte Fall treibt die vorab geschilderte Entwicklung der menschlichen Tragödie dann auf die Spitze; betroffen ist dieses Mal ein Angestellter der AD Police, der dem Tod nur unter der Bedingung entrinnen kann, dass sein Körper von einem maschinellen Ersatzteillager vollkommen erneuert wird. Zunächst fühlt sich dies auch entsprechend gut an, weil der Überlebenswunsch so gesichert werden konnte. Doch der Mann trägt weiterhin menschliches Leben in sich, und die Schmerzen, die ihn befallen, können irgendwann nur noch mit harten Drogen bekämpft werden. Das Drama beginnt, und irgendwann ist der Wille zu sterben größer als alles andere, was er sich vorstellen kann - notfalls greift er nach diesem Ziel auch mit Gewalt.
"Ad Police" greift ein nicht sonderlich abnormes Thema auf, nämlich die Entwicklung vom Menschen zur Maschine bzw. den Missbrauch der modernen Technik. Das Team Akira/Takamasa geht dabei überhaupt nicht zimperlich mit der Materie um und bemüht sich, teils sicher auch wegen der Wirkung überzogener Effekte, um eine sehr aggressive, feindselige Atmosphäre innerhalb der 75 Minuten Sendezeit. Die Serie überschreitet nicht selten Tabus, sei es nun bei der blutigen Darstellung der Kampfszenen oder bei den nicht nur dezent angedeuteten Sex-Szenen, die zwar kurz sind, dafür aber dennoch einen sehr bleibenden Eindruck hinterlassen.
Sowohl hinsichtlich der Umsetzung als auch im Bezug auf die grundlegende Story ist "AD Police" damit auch eine sehr gewönungsbedürftige Serie, aber ebenfalls eine echt sehenswerte. Abgesehen von den überdrehten Gewaltdarstellungen (die zugehörige DVD erhielt dementsprechend auch keine Jugendfreigabe) könnte lediglich die für heutige Standards etwas dürftige graphische Umsetzung in die Kritik geraten, doch berücksichtigt man das Produktionsjahr, geht das dann doch in Ordnung. Was bleibt mir anders, als die via Panini Video erscheinende DVD dringend weiterzuempfehlen, gerade eben, wenn man "Bubblegum Crisis" zu seinen Favoriten zählt und bereits positive Erfahrungen mit einem der beiden Erfolgsregisseure gemacht hat.
- Redakteur:
- Björn Backes