Black Hawk Down
- Regie:
- Ridley Scott
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Kriegsfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Black Hawk Down
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19.11.2002 | 12:06Mit seinem Film „Der Soldat James Ryan“ hat Spielberg eine Kriegsfilm-Welle gestartet. Einer der jüngsten Vertreter dieser Welle ist Ridley Scotts „Black Hawk Down“. Im Gegensatz zu Spielberg nimmt sich Scott aber nicht eines so einfachen, weil kaum umstrittenen Szenarios wie dem 2. Weltkrieg an. Vielmehr nimmt er sich den Einsatz amerikanischer Elite-Truppen in Somalia, der in einem Desaster endete, zum Vorbild.
Am 3. Oktober 1993 planen die US-Militärs einen Schlag gegen den feindlichen somalischen Clan unter Rebellenchef Aidid, der die UN-Hilfsgüter für sich beansprucht. Sie wollen einige seiner ranghöchsten Politiker bei einem Meeting in der somalischen Hauptstadt Mogadischu kidnappen. Um nicht zuviel Aufmerksamkeit zu erregen, soll ein Elite-Trupp ohne Unterstützung schwerer Gerätschaft ins Zentrum der Stadt vordringen und den Auftrag ausführen. Dort allerdings stoßen sie auf erheblichen Widerstand. Als dann auch noch zwei Blackhawk-Hubschrauber abgeschossen werden entwickelt sich der Einsatz zu einem Fiasko, das erst Stunden später durch die Unterstützung von UN-Truppen wieder unter Kontrolle gebracht werden kann. Es sterben 18 US-Soldaten und schätzungsweise 1000 Somalis.
Der Film beginnt mit einem kurzen Überblick über die politischen Hintergründe der Geschehnisse. Es werden Bilder hungernder Somalis gezeigt, die Verteilung von Lebensmitteln durch die UN und auch die Gewaltanwendung durch Aidids Truppen gegen somalische Zivilisten, bei denen die US-Soldaten nur machtlos zuschauen können. Insgesamt erschöpft sich die Hintergrundinformationen auf ein Minimum, das allenfalls einen spärlichen Rahmen für das Gezeigte zu liefern vermag. Scott ist nämlich eher an der Darstellung der Kampfhandlungen selbst interessiert und macht es sich dadurch ziemlich leicht, indem er die Schwierigkeiten, die das Portrait eines derart umstrittenen Einsatzes mit sich bringt, einfach umschifft. Zwar gibt es einige dezente Seitenhiebe gegen die US-Führung, die sind aber angesichts der Vereinfachung der komplexen politischen Situation ungenügend. So bleiben beispielsweise die Beweggründe und Ziele von Aidids Milizen den ganzen Film über im Dunkeln. Die zwei Somalier, die in dem Film tatsächlich etwas sagen, sind nicht viel mehr als Klischee-Figuren und nach zwei bis drei Sätzen auch schon wieder von der Leinwand verschwunden.
Anderes als Einseitigkeit war aber auch nicht zu erwarten gewesen. Schließlich handelt es sich ja um einen amerikanischen Film, und es sind die Amerikaner, die eine demütigende Niederlage aufzuarbeiten haben, auch wenn die Anzahl der Verluste auf beiden Seiten vielleicht anderes vermuten ließe. Viel interessanter ist daher, wie gut die Charakterzeichnung der Amerikaner gelungen ist. Das stellt bei Kriegsfilmen für gewöhnlich ein Problem dar, da man es mit einer Fülle von Personen zu tun hat und für ausschweifende Dialoge oder Monologe selten Platz ist. Scott versucht das Problem zu lösen, indem er die Truppen vor den Kampfhandlungen bei ihrer Freizeitbeschäftigung zeigt, ab und an kurze Dialogfetzen einstreut oder auch mal kurz in die Heimat Amerika abdriftet. Was bleibt, ist eine Vielzahl von Männern, die nur recht oberflächlich gezeichnet werden und die man infolge dessen nur schwerlich unterscheiden kann. Die menschlichen Tragödien werden letztlich nur angedeutet. Vermutlich fiel eine tiefer gehende Betrachtung der Menschen und deren Schicksalen den Kampfszenen zum Opfer, die für den durchschnittlichen Kinobesucher wohl weitaus interessanter sind.
Diese sind dafür aber auch umso beeindruckender ausgefallen. Mit großem Aufwand und einem hohen Maß an Realismus nahezu perfekt inszeniert, machen sie den Großteil des Films aus. Und durch den rasanten Schnitt, einige technische Tricks und die beachtliche Kameraarbeit von Slavomir Idziak werden sie zu einem echten Highlight. Als Zuschauer wird man regelrecht vom Geschehen mitgerissen. Ohne Zweifel zählen sie zu den besten Kampfszenen, die man je in einem Film bewundern durfte.
Lobend erwähnen möchte ich noch, dass in einigen kurzen Szenen auf die Tatsache hingewiesen wird, dass in diesem Krieg auch Frauen und Kinder Feinde sind. Als politisch-geschichtliche Aufarbeitung des Einsatzes ist der Film dennoch nur bedingt geeignet, aber die großartige Darstellung der Kämpfe macht einiges wieder wett.
- Redakteur:
- Andreas Fecher