Colosseum - Arena des Todes
- Regie:
- Tilman Remme
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Colosseum : A Gladiator's Story
1 Review(s)
22.05.2005 | 09:46Dass die sagenumwobenen Gladiatorenkämpfe im alten Rom viele Filmemacher aller Generationen beeinflusst haben, ist sicherlich nichts Neues. Aus der Faszination an diesen entstanden so erfolgreiche Filme wie Kubricks "Spartacus" (1960) und jüngst "Gladiator" (2000) von Ridley Scott. Dessen immenser Erfolg ließ das Interesse an den altrömischen Unterhaltungsveranstaltungen wieder richtig aufleben und sorgte wohl in der Folge dafür, dass man sich beim britischen Sender BBC dafür entschied, den aufwendigen Dokumentarfilm "Colosseum – Arena des Todes" zu diesem Thema zu produzieren.
Dieser Film handelt vom Aufstieg des Sklaven Verus zum gefeierten Gladiator im ersten Jahrhundert nach Christus. Dabei hielt man sich an Überlieferungen durch Chroniken und literarische Werke wie die des Dichters Martial.
Nach einem niedergeschlagenen Aufstand wird Verus festgenommen und als Sklave zur Arbeit in einem Steinbruch gezwungen. Als eines Tages der Besitzer einer Gladiatorenschule diesen Steinbruch aufsucht, um neue Gladiatoren zu rekrutieren, erringt Verus dessen Aufmerksamkeit, indem er mit dem Sklaven Priscus eine Schlägerei beginnt. In der Folge nimmt der Gladiatorenausbilder sowohl Verus als auch Priscus mit sich und beginnt, diese in der Kampfkunst auszubilden. Während dieser Ausbildung werden die beiden Freunde, bis Priscus schließlich an eine andere Gladiatorenschule verkauft wird.
Unterdessen ist der Bau des Kolosseums in Rom in vollem Gange. Im Auftrage Vespasians wird dieses als ein gigantisches Bauwerk geplant, das dessen Beliebtheit im Volk untermauern soll. Dank der geglückten Plünderung des Tempels von Jerusalem stehen ihm auch mehr als genug Mittel zur Verfügung. Nach Vespasians Tod im Jahre 79 n. Chr. übernimmt dessen Sohn Titus nicht nur das Amt des Kaisers, sondern führt auch das begonnene Bauvorhaben fort – nicht zuletzt, weil er merkt, dass langsam sein Ansehen bei der Bevölkerung schwindet.
Als der Bau im Jahre 80 n. Chr. fertiggestellt ist, beginnt eine hunderttägige Einweihungsfeier mit beim Volk beliebten Tierhatzen, Hinrichtungen und natürlich Gladiatorenkämpfen. Als ein Höhepunkt des Eröffnungstages ist auch ein Kampf angesetzt, an dem der mittlerweile zu Ruhm gekommene Verus teilnehmen soll. Doch als er die Arena betritt, trifft er dort als seinen Gegner seinen alten Freund Priscus. Damit beginnt ein Kampf, der die Zeitgenossen so beeindruckt, dass er unter anderem von Martial minutiös überliefert worden ist.
"Colosseum – Arena des Todes" unterscheidet sich von anderen Fernseh-Dokumentationen vor allem darin, dass dieser vollständig aus nachgestellten Spielszenen besteht und weder historische Aufnahmen – die es im Falle des alten Roms sowieso nicht gibt – noch aktuelle Aufnahmen der im Film vorkommenden Gebäude gezeigt werden. Vielmehr versuchte man das damalige Zeitgefühl und das Alltagsleben zu rekonstruieren. Anders als in Spielfilmen werden diese Spielszenen durch einen dokumentarischen Kommentar durchgehend erläutert. Dafür wurden zwei Sprecher eingesetzt, von denen der eine die historischen Zusammenhänge der Geschehnisse aufzeigt, während der andere aus der Ich-Perspektive des Verus spricht und damit dem Film einen autobiographischen Touch gibt. Die Darsteller in den Spielszenen sprechen selten und falls doch, dann nur einige Brocken Latein, die allerdings nicht übersetzt werden.
Dabei versuchte man, den Film in einem Gleichgewicht aus Unterhaltung und Information zu halten. Vor allen Dingen zur Unterhaltung sind wohl die zahlreichen, relativ gut inszenierten Kämpfe zu zählen, die aber wohl auch historisch korrekt in Szene gesetzt wurden – soweit man natürlich Überlieferungen dazu hat. Das Ganze wird von einer beeindruckenden orchestralen Komposition von Ilan Eshkeri begleitet, so dass der Film dem Zuschauer in den besten Momenten vorkommt wie ein großer Hollywood-Film und nicht wie eine Fernseh-Dokumentation. Diese wirklich großen Momente sind aber selten und meist wirklich nur auf die Kampfszenen beschränkt. Ansonsten fällt vor allem die mangelnde Schauspielerleistung negativ ins Gewicht, wodurch man oft den Eindruck hat, dass die Szenen nur zur Bebilderung des Kommentars dienen, aber keine eigenständige Atmosphäre aufbauen können. Dass man sich von Zeit zu Zeit dann doch ins alte Rom zurückversetzt empfindet, liegt vor allem an der gelungenen Ausstattung, die anhand von Statuen, Fresken und Mosaiken rekonstruiert wurden, an den meist guten CGI-Gebäuden und -Städten, mit denen man die altrömische Architektur in die Gegenwart holte, und auch an der gelungenen Kameraarbeit von Peter Greenhalgh.
Auf der Unterhaltungsseite kann der Film also nur bedingt punkten. Was die vermittelten Informationen angeht, beruft sich der Film auf die neuesten historischen Erkenntnisse zu der Zeit. Für jemanden, der die Gladiatorenzeit nur aus Spielfilmen kennt, dürfte unter anderem verwundern, dass damals in Wirklichkeit nur relativ wenige Gladiatoren ihr Leben ließen, weil nur selten ein Kampf mit dem Tod eines der Kämpfer endete. So wird berichtet, dass Schätzungen zufolge ca. neunzig Prozent ihr Gladiatorendasein überlebten, um in einen verdienten Ruhestand zu gehen.
Ansonsten gibt es auch eine Menge Fakten zu der Gladiatorenausbildung, zum Bau des Kolosseums und anderen historischen Zusammenhängen, die aber Kennern der Materie schon längst bekannt sein dürften. Daher richtet sich "Colosseum – Arena des Todes" wohl eher an ein Publikum, das sich zwar für Gladiatoren interessiert, sich aber noch nicht näher mit dem Thema befasst hat. Diesem werden auf unterhaltsame Weise zumindest die Grundkenntnisse vermittelt.
"Colosseum – Arena des Todes" ist eine aus kommentierten Spielszenen bestehende Fernseh-Dokumentation, die auf eine ganz gelungene Art Grundwissen zu vermitteln weiß. Die vorrangige Bemühung, den Zuschauer in die Zeit des alten Rom zu versetzen, gelingt in einigen Szenen, wird aber in den meisten durch das hölzerne Agieren der Schauspieler zunichte gemacht. Für thematisch Interessierte ohne viel Vorwissen ist sie auf jeden Fall geeignet, ein Muss stellt sie allerdings nicht dar.
Die DVD von Polyband präsentiert den Film im fernseh-unüblichen 16:9-Format, bei dem die schönen Kameraaufnahmen erst richtig zur Geltung kommen. Dem Kommentar darf man wahlweise in Deutsch oder Englisch lauschen, und sechs sehr kurze Interviews mit Mitgliedern des Produktionsteams sowie eine Doku über die Filmmusik sorgen für einige Hintergrundinformationen zum Dreh.
- Redakteur:
- Andreas Fecher