Douglas Sirk Collection
- Regie:
- Douglas Sirk
- Jahr:
- 1953
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- All I desire / There's always Tomorrow / Interlude
1 Review(s)
16.10.2008 | 14:49Drei Liebesfilme mit Herz und Grips
Die Douglas-Sirk-Sammlung enthält die Filme "All meine Sehnsucht" ("All I desire"), "Es gibt immer ein Morgen" ("There's always tomorrow") und "Der letzte Akkord" ("Interlude"). Zwei Titel erscheinen in weltweiter DVD-Erstveröffentlichung.
1) Barbara Stanwyck spielt in "All meine Sehnsucht" eine Revuetänzerin, die einst ihre Familie im Stich ließ und nun zu ihr zurückkehrt. Der Film gilt heute als das Werk, mit dem Sirk seine Sprache als Regisseur fand.
2) Mit "Es gibt immer ein Morgen" setzte er diesen guten Start fort, einem Film, den Sirk abermals mit Barbara Stanwyck in der Hauptrolle besetzte.
3) "Der letzte Akkord" entstand in München und erzählt von einer amerikanischen Urlauberin, die sich unglücklich in einen Stardirigenten verliebt. Hier tritt Marianne Koch als gemütskranke Wiedergängerin von Ludwig II. auf. (Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: All I Desire / There's Always Tomorrow / Interlude (USA 1953/1956/1957)
Deutscher Vertrieb: Koch Media (8. Februar 2008)
FSK: ab 12
Länge: ca. 76/84/88 Minuten
Regisseur: Douglas Sirk
Drehbuch: James Gunn & Robert Blees / Bernhard C. Schoenfeld / Daniel Fuchs & Franklin Coen
Musik: Herman Stein, Frank Skinner, Heinz Roemheld u. a.
Darsteller: Barbara Stanwyck, Fred MacMurray, June Allyson, Rossano, Brazzi, Marianne Koch u. a.
1) Handlung von "All meine Sehnsucht" (1953)
USA, um 1910. Vor Jahren hatte die verheiratete Naomi Murdoch (Stanwyck) eine Affäre mit dem feschen Dutch Heineman (Lyle Bettger) und lief davon, als der Skandal aufflog. Sie wurde eine Varietétänzerin, ließ aber ihre Familie in dem Eindruck, sie sei eine berühmte Shakespeare-Mimin. Nun erhält sie von ihrer mittlerweile erwachsenen Tochter Lili, die in ihre Fußstapfen treten will, eine Einladung: Lili tritt in der Abschlussvorstellung ihrer High School auf. Das bedeutet für Naomi, in ihre Heimatstadt Riverdale in Wisconsin zurückzukehren. Ihre beste Freundin rät ihr, hinzufahren.
Riverdale hat sich nicht verändert, sondern ist immer noch die langweilige ländliche Stadt, vor der es der lebenshungrigen Naomi damals graute. Kaum hat Naomi den Bahnhof verlassen, verbreitet sich die Nachricht von ihrer Rückkehr wie ein Lauffeuer und erreicht nicht zuletzt auch Dutch, bei dem ihr Sohn Ted als Gehilfe im Waffenladen arbeitet. Dutch will sehen, ob sie seinen Avancen noch widerstehen kann.
Die Karriere ihres Gatten Henry (Richard Carlson) hat gerade einen kritischen Punkt erreicht. Er ist Leiter der High School und könnte nun zum Schulinspektor bei der Behörde aufsteigen. In der Englischlehrerin Sarah hätte er sogar eine liebende Stütze bei dieser Aufgabe. Doch nun kommt die skandalöse Vergangenheit in Gestalt von Naomi zurück und die Beförderung steht auf der Kippe.
Henry weiß nicht, dass seine Tochter Lili ihre Mutter eingeladen hat und fällt aus allen Wolken, als diese plötzlich beim Abendessen auftaucht. Er reagiert entsprechend kühl, und seine Tochter Joyce wittert eine Rivalin im Haushalt, den sie leitet. Doch Lili, die angehende Schauspielerin, ist natürlich begeistert, dass ihre Mutter gekommen ist.
Der Abend der Schulaufführung kommt, und als Naomi neben ihrem Mann Henry in der ersten Reihe Platz nimmt, geht ein Raunen durch die Menge. Vor dem Ende des 1. Akts trifft auch Dutch Heineman ein und beginnt, seine Falle aufzustellen, in der er Naomi zu fangen gedenkt. Alles ist bereit für eine explosive Entwicklung. Die Hoffnungen der Bürger auf einen erneuten Skandal sollen nicht enttäuscht werden ...
Mein Eindruck
Dies ist jedoch weder Klamauk noch Komödie, sondern ein Drama der Herzen. Hier werden keine Zwerchfelle gekitzelt, sondern vielmehr die Tränendrüsen bis zum Überlaufen strapaziert. Zunächst scheint sich Naomi ins gemachte Nest setzen zu können, sobald sie sich mit Henry und Joyce zusammengerauft hat. Doch dann gilt es die Vergangenheit zu bewältigen. Sie muss ihre Lebenslüge gestehen und zugeben, dass sie beim Varieté bloß vor dem Pöbel die Beine geschwungen hat (siehe Titelbild: was für Beine!). Und dann muss sie noch mit Dutch abrechnen.
Insbesondere die Frage, wem ihre Liebe gehört, ist zu klären. Liebt sie ihren Mann und ihre Familie noch so, wie es sich für eine Mutter gehört? Oder liebt Henry die Lehrerin Sarah mehr? Und was ist mit dem jungen Ted, der sie gar nicht kannte, als sie davon lief? Naomi ist die interessanteste Figur des ganzen Films: Sie stammt "von der falschen Seite der Gleise", will heißen: aus dem ärmeren Stadtteil. Erst Henry hat sie auf einen höheren sozialen Status gehoben. Sie fiel wieder hinab, als sie zum Varieté ging statt zum Theater. Als Lili dies erfährt, ist sie natürlich todunglücklich.
Spannend wird das Drama, weil bis zum Schluss alles auf der Kippe steht. Naomi hat nach dem neuerlichen Skandal schon ihre Koffer gepackt, als Henry ein klärendes Gespräch mit Dutch führt - und sich nun endlich auf das besinnt, was er schon damals hätte tun sollen: Naomi zum Bleiben zu bitten. Als seine Frau, was sonst. Doch verzichtet er dafür auf seine Beförderung?
Barbara Stanwyck ist die überragende Darstellerin dieses Melos. Des Weiteren fallen die Kostüme auf, die sehr aufwändig sind, sowie die rätselhafte Epoche, in der die Handlung spielen soll. Dies dürfte das Jahr 1910 in Riverdale sein, aber es fahren immer noch keine Autos durch diese Idylle, sondern nur Pferdekutschen, wie in einem Western.
2) Handlung von "Es gibt immer ein Morgen" (1956)
Es ist ein regnerischer Tag im San Francisco des Jahres 1956, als der Spielzeughersteller Cliff Groves (MacMurray) von der Arbeit nach Hause zu Frau und Kindern zurückkehrt, um Marions Geburtstag zu feiern. Er hat zwei Theaterkarten ergattert und freut sich auf den Abend mit seiner Frau (Joan Bennett). Doch in Marions Leben haben stets die Kinder Vorrang. Alle fliegen aus und lassen Cliff trübsinnig zurück.
Da klingelt Norma Vale, seine Jugendliebe, an der Haustür. Sie ist in 20 Jahren zur bekannten Modedesignerin in New York City aufgestiegen und hat gerade geschäftlich in der Stadt zu tun. Er lädt sie sofort ins Theater ein, was sie gerne annimmt. Nach dem ersten Akt will sie aber erst einmal seine Fabrik sehen. Sehr romantische Erinnerungen werden geweckt, als sie den alten Leierkasten entdeckt, der immer noch die bekannte Romanze "Blue Moon" spielt. Die Zeit scheint stillzustehen. Und Cliff, der sich nach 20 Jahren Ehe wie einer seiner Roboter gefühlt hat, beginnt aufzublühen.
Marion streicht auch das geplante gemeinsame Wochenende. Und Cliff, der schon die Zimmer in einem Hotel in Palm Valley reserviert hat und dort einen Geschäftspartner treffen will, fährt allein hin. Der Geschäftspartner sagt ab, doch Cliff bleibt trotzdem - aus gutem Grund, denn Norma ist ebenfalls hier. Sie verbringen zwei wundervoll entspannende Tage miteinander.
Doch das Glück kann nicht von Dauer sein. Erste Störungen tauchen auf, als Cliffs erwachsener Sohn Vinnie seinen Vater im Hotel mit einem Besuch überraschen will. Das gelingt ihm vollkommen, doch statt sich vorzustellen, belauscht er die beiden Turteltäubchen lieber. Anders als seine Verlobte Anne hält Vinnie sehr wenig von der Ehrlichkeit der Menschen, selbst wenn es sich um seinen Vater handelt. Das Unglück nimmt seinen Lauf.
Mein Eindruck
Weder Gewalt noch Komik bestimmen dieses Gefühlsdrama, sondern mitunter heftige Emotionen und ein überraschender Lernprozess. Cliff hat Träume von einem aufregenden Neuanfang an Normas Seite, um nicht mehr Roboter sein zu müssen. Seine Frau Marion nimmt ihn nur noch als besseres Möbelstück wahr (aber woher kommen dann die Kinder?) und ahnt die ganze Zeit nichts davon, was hinter ihrem Rücken vor sich geht. (Daher erweckt das Titelbild einen falschen Eindruck.) Vinnie und seine Schwester Ellen schützen sie vor der offensichtlichen, aber unterstellten Untreue ihres Vaters.
Der Dreh- und Angelpunkt in dieser Dreiecksgeschichte ist natürlich Norma, wunderbar glamourös gespielt von Barbara Stanwyck. Aber Norma hat auch ein Herz, das auf dem rechten Fleck sitzt. Sie ist zwar geschieden und somit frei für eine weitere Verbindung, doch ausgerechnet mit einem Familienvater?
Selbst wenn das Liebesmotiv von "Blue Moon" immer wieder angeschlagen wird, so sagen ihr doch Herz und Verstand, was hier auf dem Spiel steht: Wie Vinnie und Ellen ihr gesagt haben, geht es um das Glück einer ganzen Familie. Aber sie dreht den Spieß um und gibt ihnen Bescheid, wie sehr sie ihrem Vater Unrecht getan haben, indem sie ihn erst für selbstverständlich genommen und ihn dann doch der Untreue verdächtigt haben. Der Trennungsschmerz ist zwar für Cliff und Norma groß, doch wenigstens habe alle etwas dabei gelernt. Diese Lektionen liefert Norma in wohlgesetzten Worten.
3) Handlung von "Der letzte Akkord" ("Interlude") (1957)
Die junge Helen Banning (June Allyson) stammt aus Phildadelphia, hat sich aber vorgenommen, etwas von der Welt zu sehen und Sprachen zu lernen. In München kann sie in der Bibliothek des Amerika-Hauses arbeiten und in der Pension ihrer Chefin Susan Kirk wohnen. Der Kardiologe Morley Dwyer will sich in München um sie kümmern, macht ihr Avancen, die sie charmant aufnimmt. Er gesteht ihr zu, sie sei smart.
In ihrem Job ist Helen auch mit der Organisation eines Konzertes befasst, den das Amerika-Hauses geben will. Der Dirigent ist der Deutschitaliener Tonio Fischer (Rossano Brazzi). Doch beim ersten Kennenlernen ist er abweisend und herrisch, geradezu launisch. Als er ohne Nachricht verschwindet, muss sie ihm nachreisen. Er logiert auf dem feudalen Gut der Gräfin Reinhardt am Starnberger See. Helen ahnt nicht, wer oder was ihn an diesen Ort fesselt. Er fertigt sie knapp ab: Er werde selbstverständlich kommen.
Das Konzert wird ein voller Erfolg, und Fischer ist wie verwandelt, ungeheuer charmant, als er ihr anbietet, sie nach Hause zu bringen. Helen sich, woher die Melancholie rührt, die er ausstrahlt. Am nächsten Tag treffen sie sich auf Schloss Nymphenburg, wo er sie nach Salzburg einlädt. Die Stadt Mozarts hat es ihm angetan, und er vergleicht sich mit dem unglücklichen Genie: "tragische Einsamkeit" sei ihrer beider Los. Auch dieses Konzert ist gelungen.
Zurück in München lädt er sie auf eine Fahrt ins Blaue ein. Das Picknick am Starnberger See muss wegen eines Gewitters in sein nahes Landhaus verlegt werden. Hier verbringen sie die Nacht, der Gipfel des gemeinsamen Glücks. Am nächsten Tag geht's zurück auf Schloss Reinhardt. Als Helen im Klavierzimmer auf ihn wartet, begegnet sie zum ersten Mal dem Grund für Tonios Melancholie: Seine Frau Reni (Marianne Koch) leidet seit drei Jahren an einer Geisteskrankheit. Und Reni macht keinen Hehl daraus, dass sie Angst um Tonio hat und ihn um keinen Preis verlieren will.
Nun hat Tonio einiges zu erklären. Kann ihre Liebe zu Tonio eine Zukunft haben? Oder nimmt sie doch lieber mit Dwyer vorlieb?
Mein Eindruck
Endlich einmal Farbe! Und was für tolle Farben! Münchens Königsplatz und der Starnberger See erstrahlen kaum je so prachtvoll wie hier - und das war in den fast autofreien Fünfzigern Nachkriegseuropas. Salzburg und das Nymphenburger Schloss sind noch kaum von Touristen überlaufen. Entsprechend romantisch sehen diese Postkartenansichten auch aus.
Aber dies ist nicht Heimatkitsch und auch kein Tränendrücker, sondern ein Liebesdrama ohne Klischees. Natürlich ist die Frau zwischen zwei Männern zerrissen, aber für Tonio trifft das gleichsam zu: Er hat seine Reni nicht verlassen, doch er kann auch Helen nicht haben, obwohl er sie braucht wie die Luft zum Leben. Der Gipfel des Glücks, den er mit ihr erlebt, basiert auf einer Unwahrheit. Vielleicht ist auch sonst das Glück nur eine Illusion, scheint der Film anzudeuten.
Aber es geht auch um Ehebruch, ob nur in Gedanken oder auch in Taten, bleibt unausgesprochen. Tonio verteidigt sich mit den Worten: "Ich bin kein Heiliger. Unsere Liebe war eine Sünde." Und die Amerikanerin in Europa muss einsehen, dass hier in Europa mit all diesen alten Bindungen und Moralvorstellungen andere Gesetze für die Liebe herrschen als daheim im guten alten Philadelphia. Am Schluss bittet sie Dwyer: "Bring mich nach Hause!" Und mit Zuhause meint sie Amerika.
Obwohl June Allyson nicht gerade die ansehnlichste Schauspielerin ist und ich sie gerade mal hübsch nennen würde, behauptet sie sich doch neben dem dominierenden Rossano Brazzo, der sie als Musikgenie und Latin Lover glatt an die Wand spielen könnte. Das schwächste Glied in der Riege ist für mich Marianne Koch. Sie hat als Reni eine Art Wiedergängerin von Ludwig Zwo zu spielen, inklusive Selbstmordversuch im See. Ihr Mienenspiel ist nicht immer überzeugend und passend. Die Koch war für diese Art Rollen nicht geeignet, finde ich.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1.33:1 (4:3) / 1.33:1 (4:3) / 2.35:1 (16:9)
Tonformate: Deutsch in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine (nur bei Plakaten o. ä.)
Extras:
- Bildergalerien mit seltenem Werbematerial
- 3 Poster
- Ein dreigeteilter Essay auf der Rückseite der Poster
- Originaltrailer
- Animiertes Menü mit Musik aus dem jeweiligen Film
Mein Eindruck: die DVD
Alle Filme wurden digital bearbeitet und liefern somit ein hervorragendes Bild. Das ist besonders bei den romantischen Postkartenansichten von München und Umgebung in "Der letzte Akkord" wichtig für die Wirkung aufs Publikum. Der Ton wurde ebenfalls verbessert, so dass die Synchronisation nicht mehr so blechern klingt, sondern dem Standard DD 2.0 näherkommt. Die Untertitel, die man zuschalten kann, beziehen sich nur auf Plakattexte und Ähnliches. Richtige Untertitel sucht man vergebens.
1) Bildergalerien mit seltenem Werbematerial
Die jeweiligen Bildergalerien umfassen Poster, Aushang- oder Filmfotos sowie Starporträts. Hier und da ist ein geschnittenes Motiv - Stanwyck im Fummel - oder eine Deleted Scene - ein Picknick der Familie Groves - zu erhaschen. Zu "Der letzte Akkord" findet sich ein Heft der "Illustrierten Filmbühne" mit vergrößerten Textausschnitten, die auf eine vollständigen Interpretation der Handlung hinauslaufen - sehr sehenswert.
2) Drei Poster
Jedes zeigt jeweils das schwarzweiße Titelbild, das auf der DVD-Box zu sehen ist, also nicht das farbige Poster, das die jeweilige DVD-Hülle ziert. Auf der Rückseite jedes Faltblatts ist ein Teil des dreiteiligen Essays "All that Hollywood allows" - eine Anspielung auf den Filmtitel "All that Heaven allows" - abgedruckt.
3) Ein dreigeteilter Essay auf der Rückseite der Poster
Der Autor Thomas Willmann hat es sich zur Aufgabe gestellt, den Regisseur Douglas Sirk dem deutschen Publikum näherzubringen. Dazu stellt er erst einmal die Aufnahme (Rezeption) von und das bisherige Urteil der Kritiker über Sirks Filme vor. Kollegen wie Godard, Truffaut und Rainer Werner Fassbinder waren jedenfalls von Sirk inspiriert und nahmen ihn zum Vorbild. Doch war Fassbinder politisch wesentlich deutlicher, wenn nicht sogar radikaler in seinen Aussagen, als es Hollywood jemals bei Sirk zugelassen hätte.
Sirks Melodramen für die Universal Studios richteten sich an die Arbeiter- und Mittelklasse, insbesondere an die Frauen, sozusagen das optische Pendant zu den entsprechenden Unterhaltungsromanen. Doch Sirk hatte seine Filmsprache in Deutschland gelernt, zu Zeiten des Expressionismus und in den USA zu Zeiten des Film noir. Daher sind seine Bilder voller Schattenspiele und Spiegelbilder, die Figuren werden durch Gitter, Geländer, Spiegel, alles mögliche von einander getrennt und entfremdet. Die Innenausstattung war Sirks ureigenes Metier, und das merkt selbst das ungeübte Auge seinen Bildern und Szenen an.
Nach einer biografischen Szene - Hans Detlef Sierck wurde 1897 in Deutschland geboren und starb 1987 in der Schweiz - analysiert der Autor die drei vorliegenden Filme Sirks der Reihe nach. Dabei weiß er einige Kuriositäten hinsichtlich ihrer Entstehung aufzuzeigen, so etwa die Beziehung zwischen "Interlude/Der letzte Akkord" und dem knallharten Krimi von James M. Cain, der die Vorlage lieferte.
Doch hätte mich eine eingehendere Untersuchung der Filmhandlung mehr interessiert. Der Autor stellt in seiner Interpretation viele Behauptungen auf, doch vielfach wurden die Belege dafür aus Platzgründen weggelassen. Man muss die Filme also schon gesehen haben, bevor man den Essay liest, sonst versteht man nur Bahnhof.
4) Originaltrailer
Die drei Originaltrailer liegen alle in Englisch vor und sind jeweils eine bis zweieinhalb Minuten lang. Die Schwarzweiß-Trailer sehen recht gut aus, doch die Bildqualität des Trailers zu "Der letzte Akkord" ist nur als "verwaschen" zu bezeichnen.
Unterm Strich
Man kann über Melodramen sagen, was man will, aber sie sorgen für eine willkommene Abwechslung im Einerlei aus Horror, Thriller und SciFi-Kram. Und wenn man es dann auch noch mit Douglas Sirks Werken zu tun hat, darf man sich an den intelligentesten und optisch ansprechendsten Werken dieses Genres erfreuen. Die vorliegende Sammlung enthält zwar nicht Meisterwerke wie "Imitation of Life" (1959) und "All that Heaven allows", aber es sind sozusagen verkannte Werke, die im Schatten jener bekannteren stehen. Und sie liegen hiermit erstmals digital überarbeitet vor.
Das Bonusmaterial umfasst einen dreiteiligen und ziemlich langen Essay eines Fachmanns sowie schwarzweiße Wandposter, die jedem Fan willkommen sein dürften. Originaltrailer und Bildergalerie sind obligatorisch. Die Diaschauen enthalten mitunter geschnittene Motive und Szenen. Genau hinsehen lohnt sich also.
Fazit: für den Sammler und Sirk-Fan ein Muss, für alle anderen wohl eher ein Kann. In jedem Falle aber ein Volltreffer.
HINWEIS: In der SZ-Cinemathek gibt es den Sirk-Film "In den Wind geschrieben" aus dem Jahr 1956, mit Rock Hudson und Lauren Bacall, zu erstehen.
- Redakteur:
- Michael Matzer